Ukraine macht weiter Druck auf IOC für Olympia-Sperre Russlands

Foto: Wikimedia Commons
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KIEW: Aus der Ukraine kommt scharfe Kritik am IOC. Dass Russen und Belarussen bald schon wieder bei internationalen Sportwettbewerben antreten könnten, sorgt für Empörung. Auch Thomas Bach wird angegangen.

Die Ukraine macht mit schweren Vorwürfen weiter Druck auf das Internationale Olympischen Komitee (IOC), Russland und Belarus wegen des Krieges nicht zu internationalen Wettbewerben zuzulassen. «Das IOC ist ein Promoter von Krieg, Mord und Zerstörung. Das IOC schaut mit Freude der Russischen Föderation zu, wie sie zerstört und bietet ihr dann eine Plattform an, um Völkermord zu promoten und ermutigt sie zum weiteren Töten», schrieb Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, am Montag beim Kurznachrichtendienst Twitter. «Offensichtlich hat russisches Geld, das die olympische Heuchelei kauft, nicht den Geruch von ukrainischem Blut. Richtig, Herr Bach?»

Ein IOC-Sprecher wies wenig später «diese und andere diffamierende Äußerungen aufs Schärfste zurück». Sie könnten «nicht als Grundlage für eine konstruktive Diskussion dienen», hieß es weiter: «Daher wird das IOC sie nicht weiter kommentieren.»

Scharfe Worte gab es auch vom früheren Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, der IOC-Präsident Thomas Bach direkt ansprach. «Heute haben die Russen die Goldmedaille für Kriegsverbrechen, Deportation von Kindern und Vergewaltigung von Frauen», schrieb Klitschko bei Twitter: «Du kannst dein olympisches Emblem nicht für diese Verbrechen hergeben.» Bach mache sich zum «Komplizen» der Russen, ergänzte der 46-Jährige.

IOC-Chef Bach hatte zuletzt eine Wiederzulassung von Athleten und Athletinnen bei internationalen Wettbewerben gegen harsche Kritik aus der Ukraine verteidigt. «Diese Überlegungen werden getragen - weltweit, durch eine riesengroße Mehrheit», sagte Bach am Samstag dem ZDF.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte das IOC und Bach dagegen am Wochenende mehrfach aufgerufen, Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus weiter zu verbannen. Die Ukraine sieht beide Länder als Kriegsparteien. «Russland muss die Aggression und den Terror stoppen, und erst dann wird es möglich sein, über Russlands Teilnahme im Kontext der olympischen Bewegung zu sprechen», sagte Selenskyj.

Das Nationale Olympische Komitee der Ukraine plant für den 3. Februar eine außerordentliche Generalversammlung, um einen möglichen Olympia-Boykott zu beschließen, sollten die Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus wieder an den Wettkämpfen teilnehmen.

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Jürgen Franke 04.02.23 17:30
Grundsätzlich bleibt es jedem Leser
nach wie vor unbenommen, seinen persönlichen Horizont zu erweitern und sich bei Wikepedia über die exakten Zahlen und Daten der Militärbudgets, Mannschaftsstärke etc. der einzelnen Länder zu informieren.
michael von wob 04.02.23 17:00
@ Norbert & alle Normalos
Daß ich zu 100% bei euch bin versteht sich von selbst :-))
Licht in dunkler Nacht 04.02.23 16:30
@Ender, von mir auch Daumen hoch,
wie immer wenn Fakten angeführt werden, kommt von den Erwachten nichts.
Ole Bayern 04.02.23 15:30
Herr Ender
.... auch Ihr Beitrag ein Volltreffer . Aus politischer und vorallem ökonomischer Sicht vollkommen richtig , klar verständlich dargestellt . Einen dicken Daumen hoch auch Ihnen ... zumindest von mir !!!!

VG Ole
David Ender 04.02.23 13:00
@ Michael
Wie meistens bei Kommentaren von Autokratenverehrern kommt viel Prosa, doch wenig an Fakten: Wie genau sollen die USA oder die EU oekonomisch mit dem Ruecken zur Wand stehen wenn 5 Chinesen nichtmal die Wirtschaftsleistung eines Amis erbringen? Sich 20 Chinesen das Vermoegen eines Amis teilen? Sich 7 Chinesen ein Auto "teilen"? China mit dem doppelten Personal nichtmal die Haelfte des BIPs von USA/EU erwirtschaftet? Chinesische Betriebe durchschnittlich (!) mit 156% ihres Umsatzes verschuldet sind? Wie und worin kann ein Schwellenland ueberhaupt den Verbund entwickelter Industrienationen "uebertreffen"? Wie Herr Michael kommen Sie auf die Fantasie der "US Waffenindustrie" als "einzige Hoffnung"? Bloss 1.8% der US Oekonomie basiert auf Waffen ... Autokratenpropaganda ist stets eine Ansammlung an erfundenen Behauptungen und vagen Hoffnungsszenarien: Dass China so wie Russland auf einer demografischen Bombe (1-Kind Politik, Brain Drain) sitzt, dass die Talente wie auch das Kapital zu Millionen aus diesen autoritaeren Schwellenlaendern gen Westen fliehen - all das ist Ihnen entgangen? Na da werden Sie aber demnaechst schwer enttaeuscht werden. Und zu Russland "stark wie nie": Na wenn die Sanktionen so hilfreich sind fuer die Russen, dann sollten wir noch viel mehr davon einfuehren, meinen Sie nicht? Warum heult dann Lawrow immer lautstark bei jeder neuen Runde? Fragen ueber Fragen. Aber am Ende ist ja Diktatur stets siegreich. Immer! (naja, in der Propaganda halt)
David Ender 03.02.23 09:20
Herr Schettler ...
... in unseren liberalen Gesellschaften steht es jedem frei seine Begeisterung fuer Fuehrer auf Lebzeit aller Coleur, fuer schneidige Eroberungskriege bei Nachbarn (Ukraine, Georgien, Moldawien, Tschetschnien, usw) und totalitaere Ideologien ganz toll zu finden. Ohne das persoenliche Risiko fuer derart "kritische" Wortmeldungen in einen Gulag gesteckt zu werden wie das im friedliebenden Russland ja so toll funktioniert. Wir Demokraten ertragen diese kleine lautstarke Minderheit eben, auch sie sind Teil des demokratischen Prozesses. Grippeviren trainieren unser Auoimmunsystem, Demokratiefeinde trainieren die Abwehrkraefte unserer wehrhaften Demokratie. So far so good. Was mich anwidert ist jedoch die Tatsache, dass derart offen zur Schau gestellte Autokratiebegeisterung in unserem Kulturkreis gut 15% der Mitbuerger erreicht. In anderen liberalen Demokratien sind das stets wenige Prozentpunkte. Was macht uns Deutsche derart anfaellig fuer die Heilsversprechen der Diktatoren? Warum ist unserem Kulturkreis kein einziges Mal in der Geschichte eine Revolution geglueckt? Schmerzhafte Fragen ... doch entgegen der verbreiteten und publizierten Realitaet ist die Autokratie sowieso weltweit auf dem Rueckzug. Daher sind Russland und China ja aktuell auch so aggressiv. Sie stehen mit dem Ruecken zur Wand und haben immer weniger zu verlieren. Gut so.
Ingo Kerp 31.01.23 15:30
Die Ukraine kommt sicherlich nur dann weiter, wenn sie dem macht- und geld-geilen Bach mit viel Geld von seinem Plan abbringen kann.