Nordkorea vermeldet Erfolg bei Raketentest

Südkorea widerspricht

Südkorea hält zum ersten Mal seit sieben Jahren Schießübungen auf einer Insel an der Grenze zu Nordkorea ab. Foto: epa/SÜdkoreanische Marine
Südkorea hält zum ersten Mal seit sieben Jahren Schießübungen auf einer Insel an der Grenze zu Nordkorea ab. Foto: epa/SÜdkoreanische Marine

SEOUL: Nordkorea will erfolgreich eine Rakete mit Mehrfachsprengkörpern getestet haben. Südkorea sieht das anders. Die USA, Südkorea und Japan beginnen unterdessen gemeinsame Militärübungen.

Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge Fortschritte bei der Entwicklung von Mehrfachsprengköpfen für atomwaffenfähige Raketen erzielt. Doch während die nordkoreanischen Staatsmedien am Donnerstag von einem erfolgreichen Test für eine «neue wichtige Technologie» sprachen, bezeichnete Südkoreas Militär die Darstellung als «Methode der Täuschung und Übertreibung». Die Testrakete, die Nordkorea tags zuvor abgefeuert habe, sei in der Frühphase des Flugs explodiert, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs vor Journalisten in Seoul. Das weithin isolierte Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen.

Der jüngste Raketentest des von Machthaber Kim Jong Un regierten Landes war vom südkoreanischen Militär erfasst worden. Demnach flog die Rakete etwa 250 Kilometer weit ostwärts in Richtung offenes Meer, bevor sie explodierte.

Nach den Berichten aus Nordkorea wurde für den Test die erste Stufe einer ballistischen Mittelstreckenrakete verwendet. Dabei seien auch mehrere mobile Gefechtsköpfe abgetrennt worden, die dann korrekt auf «drei koordinierte Ziele» gelenkt worden seien. Zudem sei ein Täuschungskörper abgestoßen worden. Der Test habe dazu gedient, sich die sogenannte MIRV-Technologie anzueignen, hieß es. MIRV steht für mehrfache, unabhängig auf Ziele programmierte Wiedereintrittskörper - das heißt, die Rakete kann mit mehreren Sprengköpfen bestückt werden, die auf verschiedene Ziele ausgerichtet werden können.

MIRV-Raketen lassen sich von Raketenabwehrsystemen nur schwer abfangen. Nur wenige Staaten verfügen über solche Raketen, darunter die Atommächte USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Indien hatte nach eigenen Angaben im März eine Interkontinentalrakete mit der MIRV-Technologie getestet.

Trotz der UN-Sanktionen treibt Nordkorea seit Jahren die Entwicklung von Raketen, vor allem atomwaffenfähiger Raketen, voran. Die kommunistische Führung sieht die USA und Südkorea als ihre Hauptfeinde. Das Raketenprogramm des Landes wird von den USA und ihren Verbündeten Südkorea und Japan als direkte Drohung gesehen.

Auf Anfrage mehrerer Länder - darunter die USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Südkorea - soll Nordkorea am Freitag auch Thema vor dem Weltsicherheitsrat sein. Speziell soll es um Exporte von Waffen nach Russland gehen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten.

Die USA, Südkorea und Japan begannen am Donnerstag in internationalen Gewässern südlich der südkoreanischen Insel Jeju ein gemeinsames mehrtägiges Manöver, das auch der Abschreckung Nordkoreas dienen soll. Nach Angaben des Indo-Pazifik-Kommandos der USA handelt es sich um eine sogenannte Multi-Domain-Übung, also das kombinierte Training für verschiedene Gefechtsfelder wie Luft, See und den Cyberraum, das die drei Ländern unter dem Codenamen «Freedom Edge» zum ersten Mal zu dritt unternehmen.

Im Mittelpunkt stehen demnach unter anderem die Abwehr von Raketen und U-Booten, ein Such- und Rettungstraining sowie die Cyber-Verteidigung. An der dreitägigen Übung beteiligen sich Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe, einschließlich des Flugzeugträgers «USS Theodore Roosevelt» und Zerstörer der drei Länder. Die trilaterale Übung solle in Zukunft erweitert werden, hieß es.

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