SEOUL: Die Gruppe Fighters for a Free North Korea schickt häufig riesige Ballons mit Propagandamaterial über die Grenze. Jetzt könnte eine neue Aktion auch wieder zu Gegenmaßnahmen Nordkoreas führen.
Eine von nordkoreanischen Flüchtlingen gegründete Gruppe in Südkorea hat eigene Angaben zufolge erneut Flugblätter gegen die autoritär geführte Regierung Nordkoreas über die militarisierte Grenze zwischen beiden Ländern versendet. Die Fighters for a Free North Korea (Kämpfer für ein freies Nordkorea) hätten in der Nacht zum Donnerstag zehn große Gasballons mit 200.000 Flugblättern aufsteigen lassen, sagte der Leiter der Organisation, Park Sang Hak, dem südkoreanischen Sender KBS. Demnach übergab die Gruppe dem Sender ein Video von der Propagandaaktion, bei der auch 2000 Ein-Dollar-Scheine sowie 5000 USB-Speichersticks mit Videos südkoreanischer Popmusik und Fernsehserien nach Nordkorea geschickt werden sollten.
Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap bestätigte ein Militärvertreter, dass einige Ballons die nordkoreanische Seite erreicht hätten. In Südkorea wird befürchtet, dass das von Kim Jong Un regierte Nachbarland wie angedroht Vergeltungsmaßnahmen ergreifen wird. Nordkorea reagiert auf jede Art von Propaganda, die gegen seine Führung gerichtet ist, empfindlich. In Südkorea selbst sind diese häufig unternommenen Propagandaaktivitäten mit Ballons umstritten.
Zuletzt hatte Nordkorea als Reaktion seinerseits reihenweise Ballons über die Grenze geschickt - mit Müll. Auch drohte Nordkorea, seine Ballonaktionen wiederaufzunehmen, sollten weiter Flugblätter aus Südkorea kommen. Südkoreas Militär warf dem abgeschotteten Nachbarland zudem vor, mehrfach Störangriffe auf das GPS-Navigationssystem in der Grenzregion unternommen zu haben.
Angesichts der wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beschloss Südkoreas konservative Regierung diese Woche, ein Militärabkommen mit Nordkorea von 2018 über vertrauensbildende Maßnahmen an der Grenze auszusetzen. Damit machte sie unter anderem den Weg für die Wiederaufnahme von Militärübungen nahe der militärischen Demarkationslinie sowie mögliche Propaganda-Beschallungen mit Lautsprechern in Richtung Norden frei.