Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

Schweres Unwetter sorgt für Überschwemmungen in Zagreb

ZAGREB: Ein schweres Unwetter hat die kroatische Hauptstadt Zagreb am Freitagabend unter Wasser gesetzt. Die Wassermassen sorgten für einen völligen Zusammenbruch des Verkehrs in der Stadtmitte, berichtete unter anderem die Zeitung «Jutarnji List». Fußgänger mussten sich im Zentrum durch knietiefes Wasser vorkämpfen, Autos versanken in Unterführungen in den Wassermassen, der Straßenbahnverkehr musste eingestellt werden. In einigen Straßen bildeten sich reißende Flüsse, berichtete das Nachrichtenportal «24sata».

Die Feuerwehr war im Dauereinsatz, da viele Kellerwohnungen unter Wasser standen. Hunderte von Anrufen sorgten für eine Überlastung des Notrufs. Über die Medien bat die Feuerwehr um Geduld und Nachsicht: «Wir können nicht gleich jeden Liter abpumpen.»


US-Medien: China hat Konsulat in Houston geräumt

WASHINGTON: Nach der angeordneten Schließung des chinesischen Konsulats in Houston sind US-Medienberichten zufolge Vertreter der US-Behörden in die einstige diplomatische Vertretung eingedrungen. Die Zeitung «Houston Chronicle» berichtete, 40 Minuten nach Ablauf der Frist zur Räumung am Freitag (Ortszeit) sei dafür eine Hintertür des Gebäudes aufgebrochen worden. Der Sender CNN meldete, Sicherheitskräfte seien auf das Gelände gefahren, nachdem die chinesischen Diplomaten von dort abgezogen seien.

Die US-Regierung hatte die Schließung des Konsulats am Dienstag angeordnet. US-Außenminister Mike Pompeo nannte das Konsulat in Houston ein «Drehkreuz der Spionage und des Diebstahls geistigen Eigentums». Es müsse geschlossen werden, um das amerikanische Volk zu schützen. Als Vergeltung verfügte die kommunistische Führung in Peking, dass das US-Konsulat in Chengdu im Südwesten des Landes geschlossen werden muss. Das chinesische Außenministerium teilte mit, dass die Lizenz zum Betrieb entzogen worden sei.


USA schicken Trump-Berater ins Rennen um OECD-Chefposten

WASHINGTON: Die USA wollen den ehemaligen Spitzenmanager und stellvertretenden Stabschef von Präsident Donald Trump, Chris Liddell, ins Rennen um den Posten des Generalsekretärs der OECD schicken. Das teilte ein hochrangiger US-Regierungsbeamter am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Washington mit. Liddell war von 2005 bis Ende 2009 Finanzchef beim Softwarekonzern Microsoft und hatte diese Position bis 2011 bei General Motors inne.

Der derzeitige Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Angel Gurría, hatte vor zwei Wochen angekündigt, sich nicht für ein weiteres Mandat bewerben zu wollen. Der gebürtige Neuseeländer Liddell verfüge über umfassende internationale Erfahrung und wesentliches Wissen in Kernbereichen der OECD, hieß es aus dem Weißen Haus.

Der OECD mit Sitz in Paris gehören entwickelte Industrieländer von Neuseeland über Deutschland bis Mexiko an. Der Auswahlprozess für einen neuen Generalsekretär beginnt im August, bis Ende Oktober können Kandidatinnen und Kandidaten vorgeschlagen werden. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird dann von den OECD-Mitgliedsländern für eine Amtszeit von fünf Jahren im Juni 2021 gewählt.


Wall Street: US-China-Konflikt und Hiobsbotschaft von Intel belasten

NEW YORK: Schlechte Nachrichten vom Chip-Riesen Intel und die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China sind den Anlegern kurz vor dem Wochenende aufs Gemüt geschlagen. Vor allem an der Technologiebörse Nasdaq purzelten am Freitag die in den vergangenen Wochen und Monaten teils stark gestiegenen Kurse. Beim Leitindex Dow fiel der Verlust mit 0,68 Prozent auf 26.469,89 Punkte geringer aus. Auf Wochensicht steht für den Index ein Minus von 0,76 Prozent zu Buche.

Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 0,92 Prozent auf 10.483,13 Punkte etwas stärker ab. Hier wie auch im Dow lagen die Aktien von Intel mit einem Einbruch von mehr als 16 Prozent weit abgeschlagen am Ende. Der Halbleiterhersteller muss die Einführung einer neuen Chip-Generation wegen technischer Probleme um weitere sechs Monate verschieben. Der breiter gefasste S&P 500 fiel um 0,62 Prozent auf 3215,63 Zähler.


Trump bedauert manche seiner Tweets

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump bedauert nach seinen Worten manche seiner kontroversen Tweets und Retweets. Trump sagte dem Gründer der Webseite «Barstool Sports», Dave Portnoy, in einem am Freitag veröffentlichten Interview auf eine entsprechende Frage, es geschehe «zu oft», dass er aufwache und denke, er hätte etwas lieber nicht auf Twitter verbreiten sollen. «Früher schrieb man einen Brief und sagte: «Dieser Brief ist wirklich schlecht». Und man legte ihn auf den Schreibtisch, ging am nächsten Tag zurück und sagte: «Oh, ich bin froh, dass ich das nicht abgeschickt habe».»

Trump sagte weiter: «Aber das machen wir bei Twitter nicht.» Stattdessen veröffentliche man Dinge dort sofort. Dann fühle man sich großartig, bis die Anrufe mit der Frage kämen, ob man das wirklich gesagt habe. «Ich sage: «Was ist daran falsch?», und man findet viele Dinge.» Trump fügte hinzu: «Es sind nicht die Tweets, es sind die Retweets, die einen in Schwierigkeiten bringen.» Auf die Frage, ob er Twitter liebe, sagte der Präsident: «Es gibt Zeiten, da liebe ich es. Manchmal zu sehr.» Trump folgen auf Twitter 84 Millionen Nutzer.


Nach Aufhebung langer Haftstrafe: Honduranische Ex-First-Lady frei

TEGUCIGALPA: Nach fast zweieinhalb Jahren Haft ist die frühere Präsidentengattin von Honduras, Rosa Elena Bonilla, freigelassen worden. «Mir ist Ungerechtigkeit widerfahren, ich bin ein Opfer des Systems geworden», sagte die 53-Jährige am Donnerstagabend vor Journalisten, nachdem sie ein Gefängnis in einem Vorort der Hauptstadt Tegucigalpa verlassen hatte.

Bonilla war vergangenen September zu 58 Jahren Haft verurteilt worden. Sie war schuldig gesprochen worden, während der Amtszeit ihres Ehemannes Porfirio Lobo zwölf Millionen Lempira (rund 410.000 Euro) aus dem Budget für soziale Projekte des Büros der First Lady auf ein persönliches Konto überwiesen zu haben. Lobo war von 2010 bis 2014 Präsident des mittelamerikanischen Landes.

Im März hob der Oberste Gerichtshof von Honduras das Urteil wegen Verfahrensfehlern auf und ordnete einen neuen Prozess an. Dieser steht noch aus. Am Donnerstag entschied schließlich ein Gericht, dass Bonilla nicht länger in Untersuchungshaft bleiben müsse, da diese nur für bis zu zwei Jahre vorgesehen sei. Bonillas persönlicher Sekretär, der eine 48-jährige Haftstrafe erhalten hatte, soll ebenfalls ein neues Verfahren bekommen.


Gesuchte Chinesin nach Flucht ins Konsulat festgenommen

WASHINGTON: Die US-Justiz hat eine chinesische Staatsangehörige festgenommen, die vorübergehend Zuflucht im chinesischen Konsulat in San Francisco gefunden hatte. Die Frau sollte am Freitag einem Gericht vorgeführt werden, wie ein hoher Beamter des Justizministeriums in Washington sagte. Das Ministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass der Frau Visa-Betrug vorgeworfen werde. Sie sei einer Strafverfolgung entgangen, indem sie sich in das chinesische Konsulat geflüchtet habe. Wie es zu der Festnahme kam, wurde nicht bekannt.

Drei weitere chinesische Staatsbürger waren wegen des Vorwurfs bereits im Juni und Juli festgenommen worden. Nach Angaben des Justizministeriums sollen alle vier über ihren Status als Mitglieder der chinesischen Volksbefreiungsarmee gelogen und Forschungsvisa beantragt haben.

Die Beziehungen zwischen China und den USA sind extrem angespannt. Die US-Regierung hatte am Mittwoch bekannt gegeben, die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston (Texas) verfügt zu haben. Als Vergeltung ordnete Peking am Freitag die Schließung des US-Konsulats in Chengdu im Südwesten Chinas an.


USA und Russland setzen Gespräche über Rüstungskontrolle fort

WASHINGTON: Vertreter der USA und Russland setzen kommende Woche in Wien Gespräche über die atomare Rüstungskontrolle fort. Die Beratungen seien für Dienstag bis Donnerstag angesetzt, erklärte das US-Außenministerium am Freitag. Die US-Delegation bestehe aus Vertretern des Außen-, Verteidigungs- und Energieministeriums sowie des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses. Bei den Treffen soll es auch um den Vorstoß der Amerikaner gehen, China für ein Abkommen zu gewinnen.

Am Montag beraten Vertreter beider Seiten bereits über Sicherheit im Weltraum, wie es hieß. «Wir hoffen, dass dieses Treffen uns ermöglicht, Wege zu erkunden, um die Stabilität und Sicherheit im Weltraum zu erhöhen und die Entwicklung von Normen für verantwortungsbewusstes Verhalten voranzutreiben», sagte ein Beamter des US-Außenministeriums am Freitag. Er nannte Russlands Aktivitäten im Weltraum «seltsam und gefährlich»: Moskau arbeite an der Entwicklung von Raketen, die Satelliten zerstören könnten. Erst am Donnerstag hatten die USA und Großbritannien erklärt, Russland habe ein Geschoss von einem Satelliten abgefeuert, das die Züge einer Waffe habe.

US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin hatten am Donnerstag über die Rettung eines der letzten großen Abrüstungsabkommen gesprochen. Konkret ging es bei dem Gespräch um den New-Start-Vertrag. Der Vertrag zur Begrenzung strategischer Atomwaffen zwischen den beiden Ländern läuft in gut einem halben Jahr aus. Die USA pochen schon lange darauf, China bei den Gesprächen um das New-Start-Abkommen mit an den Verhandlungstisch zu holen. Peking weigert sich aber bisher strikt, über sein relativ kleines, aber wachsendes Atomwaffenarsenal zu verhandeln. Gespräche zur Rettung des New-Start-Abkommens gab es bereits Ende Juni in Wien.


Motorradfahrer begeht in Wien 42 Verkehrsdelikte in acht Minuten

WIEN: Auf der Flucht vor der Polizei hat in Wien ein Motorradfahrer in nur acht Minuten 42 Verkehrsdelikte begangen.

Der 29-Jährige war am Donnerstagabend einer Polizeistreife aufgefallen, weil er nur auf dem Hinterrad über eine Kreuzung gefahren war. Nach Angaben der Polizei vom Freitag ignorierte er alle Versuche der Beamten, ihn anzuhalten. Stattdessen sei er teils mit mehr als Tempo 100 durch die Stadt gerast. Er habe aufgrund seiner Fahrweise zwei Fußgänger, die bei Grün die Straße queren wollten, gefährdet. Darüber hinaus habe er acht Mal eine rote Ampel missachtet, neun Mal das Tempolimit verletzt und diverse andere Delikte begangen. Das Motorrad war nicht zugelassen. Der Fahrer selbst war laut Polizei nicht alkoholisiert und stand auch nicht unter Drogeneinfluss.


Römische Schiffe verbrannt: Stadt Nemi will Geld aus Berlin

ROM: Der Bürgermeister des italienischen Städtchens Nemi verlangt von der deutschen Regierung eine Entschädigung für zwei alte römische Schiffe, die nach seinen Angaben von Nazi-Truppen zerstört wurden. Einen entsprechenden Beschluss zu einer Schadenersatzforderung habe der Rat der kleinen Stadt südöstlich von Rom gefasst, hieß es am Freitag in einer Presseerklärung. Die antiken Schiffe des Kaisers Caligula hätten lange am Grund des Nemi-Sees gelegen und seien zwischen 1928 und 1932 gefunden und in einem Museum ausgestellt worden.

In der Nacht vom 31. Mai 1944 seien sie von deutschen Einheiten, die das Gebiet besetzt hatten und sich auf dem Rückzug befanden, «absichtlich verbrannt» worden, schrieb die Stadt. Allerdings gibt es auch andere Theorien über das Feuer. Bürgermeister Alberto Bertucci erläuterte: «Wir fanden Berichte, umfangreiche Dokumente, Zeugnisse: Die Nazis vertrieben alle Bewohner und den Museumsverwalter. Sie beschlossen, diese Schätze in Brand zu setzen. Es gibt keinen Zweifel.»

Die riesigen Schiffe hatte der römische Kaiser im ersten Jahrhundert nach Christus zu Ehren der Göttin Diana bauen lassen. Über ihre Zerstörung in den Wirren des Zweiten Weltkriegs kursierten verschiedene Spekulationen. Auf der Internetseite der Stadt war von einem Angriff von US-Truppen und «mysteriösen Umständen» die Rede. In italienischen Medien hieß es, die Stadt habe sich wegen der Ansprüche an einen deutschen Anwalt in Florenz gewandt. Der wollte sich auf dpa-Anfrage dazu am Freitag nicht äußern.


Maas im Sicherheitsrat: Keine diplomatische Geduld beim Klimawandel

BERLIN/NEW YORK: Bundesaußenminister Heiko Maas hat vor dem UN-Sicherheitsrat einen stärkeren internationalen Fokus auf die Bekämpfung von Konflikten infolge des Klimawandels gefordert. Schon bald würden die Veränderungen durch den Klimawandel jeden Konflikt betreffen - das sehe man heute bereits in der Sahel-Region, im Pazifik oder der Karibik. Die Vereinten Nationen müssten deshalb «so bald wie möglich einen Sonderbeauftragten für Klima und Sicherheit ernennen», sagte Maas am Freitag bei einer virtuellen Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums.

Zusammen mit Partnerländern wolle Deutschland eine Sachverständigengruppe für Klima und Sicherheit berufen. «Unser Ziel ist es, dieses Thema zum festen Bestandteil der Arbeit des Sicherheitsrates zu machen - und zwar ein für alle Mal.» Die «Zeit der diplomatischen Geduld» sei abgelaufen, so Maas. Deutschland sitzt dem Sicherheitsrat als nicht-ständiges Mitglied in diesem Monat vor.

Eigentlich hatte Berlin gehofft, an diesem Freitag eine Resolution zur Einsetzung eines UN-Frühwarnsystems für Klimawandel-bedingte Konflikte verabschieden zu können. Dies verhinderte die Vetomacht USA Diplomaten zufolge jedoch, indem es den Vorstoß nicht unterstützte.


Prag: In Türkei verurteilte Tschechen wieder frei

PRAG: In der Türkei sind zwei wegen Terrorismusvorwürfen verurteilte Tschechen vorzeitig freigelassen worden. Die beiden wurden mit einem tschechischen Regierungsflugzeug nach Hause gebracht, wie Ministerpräsident Andrej Babis am Freitag in Prag mitteilte. Er sprach von schwierigen, aber korrekten Verhandlungen und dankte der türkischen Seite für ihr Entgegenkommen.

Die Frau und der Mann waren im November 2016 an der türkisch-irakischen Grenze festgenommen worden. Ein Gericht verurteilte sie später zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis. Ihnen wurde zur Last gelegt, die Kurdenmiliz YPG unterstützt zu haben.


FDP will Sondersitzung des Kontrollgremiums wegen Wirecard

BERLIN: Im Wirecard-Skandal hat die FDP-Fraktion im Bundestag eine Sondersitzung des für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums des Parlaments beantragt. Die geplante Sondersitzung des Finanzausschusses sei für die Aufarbeitung nicht ausreichend, sagte der Vize-Fraktionsvorsitzende Stephan Thomae am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er verwies zur Begründung auf die Berichte über angebliche Verbindungen des entlassenen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek zu ausländischen Nachrichtendiensten.

«Dass Marsalek trotz internationaler Fahndung und stark reduziertem Reiseverkehr in der Coronakrise untertauchen konnte, deutet darauf hin, dass er Helfer gehabt hat. Es muss dringend geklärt werden, welche Rolle insbesondere Russland hierbei gespielt hat», sagte Thomae. Dies könne der Finanzausschuss nicht leisten, sondern nur das Parlamentarische Kontrollgremium. «In diesem Zusammenhang sollte auch die Rolle des ehemaligen Geheimdienstbeauftragten der Bundesregierung, Klaus-Dieter Fritsche, erörtert werden.»

Der Finanzausschuss soll sich am kommenden Mittwoch mit der Affäre befassen. Die FDP schlug vor, erst diese Sondersitzung abzuwarten, bevor das Parlamentarische Kontrollgremium tagt, um die im Finanzausschuss gewonnenen Erkenntnisse nutzen zu können.


Drogenherstellung im «industriellen Maßstab» wird zur Umweltlast

BRÜSSEL: Die illegale Herstellung synthetischer Drogen im «industriellen Maßstab» wächst sich aus Sicht der EU-Kommission auch zum Umweltproblem aus. Jährlich würden tonnenweise chemische Abfälle illegal entsorgt, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Aktionsplan gegen Drogen in Europa. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Amphetamine fielen bis zu 30 Kilogramm Abfälle an. Hinzu kämen Chemikalien aus der Herstellung von Vorprodukten.

Insgesamt entwickle sich Europa vom Kontinent der Drogennutzer zum Exporteur von Rauschgiften, sagte die für Sicherheit zuständige EU-Kommissarin Ylva Johansson. «Wir produzieren synthetische Drogen (...) im industriellen Maßstab in der Europäischen Union.» Der Drogenhandel sei die wichtigste Geldquelle für die rund 5000 Verbrecherorganisationen in der EU, mit denen Korruption, Auftragsmorde und andere Straftaten finanziert würden. Die illegalen Umsätze werden auf 30 Milliarden Euro geschätzt. Allein 100 Tonnen Kokain seien im vergangenen Jahr beschlagnahmt worden, sagte Johansson.

Der neue Anti-Drogen-Plan soll helfen, die Bürger binnen fünf Jahren spürbar besser gegen die vielfältigen Gefahren des Drogengeschäfts zu schützen - von Gesundheitsrisiken, über Gewaltkriminalität, Korruption und Drogenmissbrauch in Gefängnissen bis hin zu den Umweltlasten. Die EU-Kommission kann dabei aber nur koordinieren. Sie stellte «strategische Prioritäten» vor, an denen sich die EU-Staaten ausrichten sollen, darunter der verstärkte Kampf gegen Drogenkartelle, der Ausbau von Gesundheitsvorsorge sowie Therapieplätzen.


Fahndung nach Gefängnisausbruch - Häftlinge geschnappt

JOHANNESBURG: Nach dem Ausbruch mehrerer Dutzend Häftlinge aus dem bei Kapstadt gelegenen Malmesbury-Gefängnis hat Südafrikas Polizei eine großangelegte Fahndung ausgerufen. Inzwischen seien 61 der 69 geflohenen Insassen wieder festgenommen worden, teilte die Strafvollzugsbehörde am Freitag mit. Die fehlenden acht Untersuchungshäftlinge würden weiterhin gesucht.

Die Insassen hätten die Wärter überwältigen können, als sie Übungen machten. Demnach nahmen sie die Schlüssel an sich, sperrten drei Wärter in eine Zelle und öffneten andere Zellen, bevor sie über den Haupteingang und das Dach flohen. Zu der Zeit habe es 451 Insassen und 20 Wärter in dem Gefängnis gegeben.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich den Häftlingen nicht in den Weg zu stellen, sondern umgehend die Behörden zu informieren. Über den Kurznachrichtendienst Twitter war ein Video zu sehen, auf dem Männer in Häftlingskleidung durch den kleinen Ort rannten. Nach offiziell unbestätigten Berichten sollen einige von ihnen zur Flucht einen Kleinlaster entführt haben.


Sexueller Missbrauch: Online-Dienste sollen Suchpflicht bekommen

BRÜSSEL: In der EU soll zukünftig deutlich mehr gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern unternommen werden. Es brauche dringend «schärfere Werkzeuge» im Kampf gegen die Gräueltaten, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Freitag zur Vorlage einer neuen Strategie für die Jahre bis 2025 in Brüssel. Sie sieht unter anderem vor, Anbieter von Online-Diensten durch eine neue Regelung dazu zu verpflichten, die Weitergabe von bekannten illegalen Inhalten aufzudecken und zu melden.

Zudem soll ein neues Europäisches Zentrum für den Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch aufgebaut werden. Dies könnte zum Beispiel Meldungen über Kindesmissbrauch von Unternehmen entgegennehmen, die Prävention unterstützen und den Opfern helfen, dass Bilder und Videos von ihnen nicht weiter verbreitet werden. Ebenso sollen die digitalen Fähigkeiten der Strafverfolgungsbehörden in den Mitgliedstaaten ausgebaut werden.

Ein Grund für das Vorgehen der EU-Kommission sind Schätzungen, nach denen jedes fünfte Kind in Europa Opfer einer Form von sexueller Gewalt wird. Die Brüsseler Behörde geht zudem davon aus, dass die Coronavirus-Krise das Problem für viele Kinder, die bei ihren Peinigern leben, noch verschärft hat. «Der organisierte sexuelle Kindesmissbrauch hat während der Pandemie zugenommen», sagte die EU-Innenkommissarin. Die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung hätten für Kinder das Risiko erhöht, dass sie zu Hause, online und in ihrem Umfeld Gewalt erfahren.


Neues aus dem Ausland am Freitag

Die bis 1430 angekündigte Meldung «EU-Kommission präsentiert Strategie für eine Sicherheitsunion» im Politik-Ressort entfällt. Bitte beachten Sie dazu die Berichterstattung im Ressort Panorama.

dpa vsr yyzz n1 cs

241418 Jul 20


Kreditkarten-Riese American Express erleidet Gewinneinbruch

NEW YORK: Hohe Rückstellungen für Kreditausfälle und mangelnde Ausgaben von Kreditkartenkunden haben den Gewinn von American Express in der Corona-Krise kräftig einbrechen lassen. Im zweiten Quartal ging der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um 85 Prozent auf 257 Millionen Dollar (222 Mio Euro) zurück, wie American Express am Freitag mitteilte. Die Ergebnisse hätten stark unter der Pandemie gelitten, so der Visa- und Mastercard-Rivale. Insgesamt sanken die Erlöse von American Express um 29 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar.

Immerhin habe mittlerweile eine Erholung eingesetzt, nachdem das Zahlungsvolumen im April einen Tiefpunkt erreicht hatte, sagte Vorstandschef Stephen J. Squeri. Wegen des schwachen wirtschaftlichen Ausblicks erhöhte American Express die Vorsorge für Kreditausfälle um 861 Millionen auf 1,6 Milliarden Dollar, was die Bilanz ebenfalls stark belastete. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit leichten Kursverlusten auf die Zahlen. Analysten hatten zwar mit einem Verlust, aber mit deutlich höheren Erlösen gerechnet.


Chicago holt Kolumbus-Statue vom Sockel

CHICAGO: Die US-Millionenmetropole Chicago hat eine umstrittene Statue des Entdeckers Christoph Kolumbus entfernen lassen. Das Denkmal wurde in der Nacht zum Freitag auf Anweisung von Bürgermeisterin Lori Lightfoot vom Sockel geholt, wie die Zeitung «Chicago Tribune» berichtete. Das Blatt sprach von einer Kehrtwende der demokratischen Politikerin. Bisher sei Lightfoot mit der Begründung, damit werde ein Stück Geschichte gelöscht, dagegen gewesen. Nun versuche sie, weitere Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstranten zu vermeiden.

Die Statue war zuletzt Schauplatz von Protesten, ähnlich wie in anderen US-Städten. Seit den landesweiten Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz wurden an vielen Orten Statuen und Erinnerungstafeln abgebaut. Oft bezogen diese sich auf historische Figuren oder Ereignisse im amerikanischen Bürgerkrieg. Doch auch mit Kolumbus verbinden Demonstranten Unterdrückung und Schmerz.

Der italienische Seefahrer (1451-1506) war einer der ersten Europäer in der sogenannten Neuen Welt und wird häufig als Entdecker Amerikas bezeichnet. Historiker und Bürgerrechtler kritisieren ihn für sein gewalttätiges Verhalten gegenüber den Ureinwohnern Amerikas und dafür, entscheidend zum Sklavenhandel beigetragen zu haben. In den vergangenen Wochen hatte die Stadtverwaltung von San Francisco bereits ein Kolumbus-Denkmal vom Sockel geholt.


Geiselnehmer in der Ukraine weiter auf der Flucht

POLTAWA/KIEW: Nach einer Geiselnahme in der Zentralukraine fehlt auch nach stundenlanger Suche vom flüchtigem Täter weiter jede Spur. Die Polizei setzte am Freitag Berichten zufolge eine Belohnung auf Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mannes aus, der zuvor einen lokalen Polizeichef in seine Gewalt gebracht hatte. Zudem wurden demnach bei der Suche nach dem 32-Jährigen Drohnen und Hubschrauber eingesetzt. Mit Wärmebildkameras suchten die Einsatzkräfte die Gegend ab - ohne Erfolg.

Der vorbestrafte Mann hatte sich am Vortag im etwa 300 Kilometer östlich von der Hauptstadt Kiew gelegenen Poltawa einer Festnahme widersetzt. Er bedrohte dabei einen Polizisten mit einer Handgranate und nahm ihn als Geisel. Diese wurde später gegen den Chef der örtlichen Kriminalpolizei ausgetauscht. Der Täter flüchtete daraufhin in einem Auto, das er als Fluchtwagen gefordert hatte. Den Polizeichef ließ er nach wenigen Stunden frei. Der Verdächtige setzte sich aber in einem Waldstück ab.

Erst am Dienstag hatte ein schwer bewaffneter Mann die Ukraine in Atem gehalten, als er 13 Menschen stundenlang in einem Bus als Geiseln in der Großstadt Luzk in der Westukraine festhielt. Erst als Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich in dem Fall intervenierte, gab der Mann auf. Es gab keine Verletzten.


Neues Massengrab im Sudan gefunden

KHARTUM: Im Sudan ist ein neues Massengrab mit mutmaßlichen Opfern aus der Zeit des ehemaligen Präsidenten Omar al-Baschir entdeckt worden. Das Massengrab befinde sich in Bergen nordwestlich der Hauptstadt Khartum, teilte der Generalstaatsanwalt am Donnerstagabend mit. Darin liegen demnach vermutlich die Leichen von 28 Offizieren, die 1990 hingerichtet wurden. Sie wurden beschuldigt, einen Putsch gegen Al-Baschir geplant zu haben. Erst im Juni wurde ein Massengrab mit bis zu 200 Leichen gefunden, die vermutlich von einem Massaker an Wehrpflichtigen 1998 stammen.

Al-Baschir kam 1989 durch einen Militärputsch an die Macht. Er regierte das Land im Nordosten Afrikas 30 Jahre lang mit harter Hand. Vergangenes Jahr wurde er nach monatelangen Massenprotesten selbst vom Militär gestürzt. Der 76-Jährige befindet sich derzeit im Arrest, nachdem er im Dezember wegen Korruption verurteilt wurde. Zudem wird ihm wegen des Putsches von 1989 der Prozess gemacht. Der Internationale Strafgerichtshof will ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt vor Gericht stellen.


Maas: Umwandlung der Hagia Sophia stört Dialog mit der Türkei

BERLIN: Außenminister Heiko Maas (SPD) hat die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee kritisiert. Das sei «kein Beitrag zur Völkerverständigung», sagte Maas der Düsseldorfer «Rheinischen Post» und dem Bonner «General-Anzeiger» (Samstag). «Es ist eine Entscheidung, die wir nicht nachvollziehen können.» Das einzigartige Gebäude habe als Weltkulturerbe «Bedeutung weit über die Türkei hinaus».

Die Entscheidung, die Hagia Sophia wieder zu einer Moschee zu machen, sei für den Dialog zwischen EU und Türkei nicht sehr hilfreich. Maas verwies darauf, dass die Unesco nun über den Weltkulturerbe-Status der Hagia Sophia entscheiden werde. «Ich hoffe aber, dass sich die Dinge in der nächsten Zeit so entwickeln, dass nicht noch dieser Status der Hagia Sophia gefährdet wird.»

Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert nach Christus als Kirche erbaut und nach der Eroberung Konstantinopels (heute Istanbul) durch die Osmanen in eine Moschee umgewandelt. Auf Anordnung des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk wurde das Gebäude 1934 zum Museum. Dies wurde nun rückgängig gemacht. Am Freitag nahmen nach Schätzungen Zehntausende an den ersten Gebeten seit Wiedereröffnung teil.


Maas: Entführte Deutsche Hella Mewis an deutsche Behörden übergeben

BAGDAD: Die im Irak verschleppte deutsche Kuratorin Hella Mewis ist sicher an die deutschen Behörden übergeben worden. «Ich bin sehr erleichtert, dass die am Montag in Bagdad entführte deutsche Staatsangehörige seit heute Morgen wieder in Freiheit ist», sagte Außenminister Heiko Maas am Freitag. «Sie wurde vor wenigen Minuten von den irakischen Behörden in die Obhut unserer Botschaft in Bagdad übergeben». Die irakischen Sicherheitsbehörden hätten entscheidend dazu beigetragen, dass der Fall ein gutes Ende genommen habe. Aus Diplomatenkreisen hieß es, dass die Betroffene den Umständen entsprechend wohlauf sei.

Am Freitagmorgen hatte ein irakischer Militärsprecher bestätigt, dass die deutsche Kulturvermittlerin befreit worden sei. Mewis war am vergangenen Montag von bislang unbekannten Tätern in Bagdad entführt worden.


De Masi fordert Nachbesserungen bei Scholz-Konzept für Finanzaufsicht

BERLIN: Der stellvertretende Linksfraktionschef Fabio De Masi hat das Konzept von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) zu Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal vorsichtig begrüßt - fordert aber weitere Schritte. So sei es gut, dass das Mandat der Finanzaufsicht Bafin alle finanznahen Geschäfte umfassen solle, erklärte De Masi am Freitag in Berlin. «Auch eine bessere Analyse von Informationen durch Hinweisgeber und eine häufigere Rotation der Wirtschaftsprüfer ist sinnvoll.»

Deutschlands «chronische Probleme bei der Finanzaufsicht» erforderten aber weitere Maßnahmen, so De Masi. So müsse etwa die so genannte Financial Intelligence Unit (FIU) beim Zoll, die sich mit dem Verdacht auf Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bei Finanztransaktionen befasst, stärker mit den Landeskriminalämtern zusammenarbeiten. Zudem müsse die Bafin mehr Kompetenzen beim Anlegerschutz bekommen.


Anschlag auf Weißes Haus geplant - Mann zu 15 Jahren Haft verurteilt

WASHINGTON: Ein 23-Jähriger ist wegen Anschlagsplänen auf das Weiße Haus von einem US-Bundesgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Zudem habe der Mann Angriffe auf die Freiheitsstatue in New York sowie auf das Washington Monument, das Lincoln Memorial und eine Synagoge in der Hauptstadt Washington geplant, teilte das Justizministerium am Donnerstag (Ortszeit) mit.

Nach einem Hinweis im März 2018, dass sich der Muslim radikalisiert habe, nahmen die Behörden Ermittlungen auf. Bei einem verdeckten Einsatz des FBI zeigte der Mann demnach Skizzen des Weißen Hauses und beschrieb die Arten von Waffen und Sprengstoffen, die er bei den Angriffen einsetzen wollte. Darunter befanden sich halbautomatische Waffen, improvisierte Sprengsätze, eine Panzerabwehrwaffe und Handgranaten.

Im Januar 2019 nahm das FBI ihn beim Versuch fest, sich entsprechende Waffen zu beschaffen. Im April dieses Jahres bekannte er sich den Angaben zufolge der versuchten Zerstörung von Regierungseigentum durch Feuer oder Sprengstoff schuldig.


Mehrheit der Deutschen nicht enttäuscht wegen Sportabsagen

BERLIN: Die Mehrheit der Deutschen hat für die Absagen und Verlegungen zahlreicher Sportereignisse wegen der Corona-Krise Verständnis. 55 Prozent der befragten Bundesbürger seien deswegen nicht wirklich enttäuscht, ergab eine am Freitag veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Wegen der Pandemie waren die für dieses Jahr geplante Fußball-Europameisterschaft und auch die Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 verlegt worden. Die Fußball-Bundesliga musste eine zweimonatige Zwangspause einlegen, eine Reihe weiterer Ligen-Wettbewerbe und Veranstaltungen war unterbrochen oder sogar gestrichen worden.

Die Zeit, in der sie ansonsten die Sportereignisse als Zuschauer im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgt hätten, verbrachte rund ein Drittel der Befragten stattdessen mit der Familie. Ein Viertel nannte verstärkte Aktivität an frischer Luft als Ersatz. Jeder Fünfte stieg stattdessen auf Fernsehserien und Spielfilme um, für die wegen der Sportübertragungen ansonsten keine Zeit gewesen wäre. Bei der Umfrage in zehn europäischen Ländern wurden von YouGov insgesamt 2031 Deutsche befragt.


Tesla plant eigene Batterieproduktion für Fabrik in Deutschland

GRÜNHEIDE: Der US-Elektroautohersteller Tesla will für seine geplante Fabrik in Deutschland die benötigten Batterien selbst am Ort herstellen.

«Es wird eine lokale Zellproduktion geben, die den Bedürfnissen der Berliner Fabrik gerecht wird», sagte Tesla-Chef Elon Musk nach Angaben des Unternehmens vom Freitag bei einer Online-Konferenz zu den Zahlen des zweiten Quartals. Tesla will vom Sommer 2021 an Elektroautos in Grünheide produzieren, das Ziel sind rund 500.000 Stück pro Jahr. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Großprojekte zur Batteriezellinnovation. Europa hinkt bei der Fertigung von Batteriezellen für E-Autos vor allem Asien hinterher.


Konsequenzen aus Wirecard-Skandal: FDP kritisiert Pläne der Regierung

BERLIN: Die FDP hat den Entwurf der Bundesregierung über einen Aktionsplan zu Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal kritisiert. Der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar sagte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur: «Der Aktionsplan dient vor allem dazu, die Bundesregierung nach ihren vielen Versäumnissen und Fehlern im Fall Wirecard politisch aus der Schusslinie zu bringen. Er enthält wenig wirklich Innovatives, sondern viel Selbstverständliches. Was soll schon dagegen einzuwenden sein, Hinweise von Whistleblowern besser auszuwerten oder Bilanzen besser zu analysieren?»

Die entscheidenden Punkte fehlten, so Toncar. Wenn die Finanzaufsicht Bafin sich erfolgreich um die großen Risiken der Finanzwelt kümmern solle, dürfe sie nicht mit immer mehr Detailsteuerung im Kleinen überladen werden. «Deshalb bräuchten wir gerade jetzt die längst versprochene Entlastung kleinerer und mittelgroßer Banken von Regulierung, die gar nicht für sie gedacht war.» Zudem müsse sich die Finanzaufsicht mehr für externes Personal öffnen und die eigenen Aufseher verstärkt mit ausländischen Aufsehern austauschen. Das würde die Fähigkeit der Aufsicht enorm verbessern, auf komplexe internationale Sachverhalte zu reagieren. «Fokussierung, Öffnung und Internationalisierung der Aufsicht - das sind die drei Ziele, die wir Freien Demokraten uns stärker wünschen.»

Für die Entscheidung, ob ein Untersuchungsausschuss des Bundestags erforderlich ist, sei der Aktionsplan ohne Bedeutung, sagte Toncar. Dies solle sich nach der Sondersitzung des Finanzausschusses am Mittwoch entscheiden. Dort sollen sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Fragen der Abgeordneten stellen.


Vermeidung von Zöllen - Airbus geht auf US-Seite zu

TOULOUSE: Im seit Jahren andauernden Konflikt um Subventionen vor der Welthandelsorganisation WTO hat der Flugzeugbauer Airbus einen Schritt zur Beilegung des Streits gemacht. «Airbus hat sich mit den Regierungen Frankreichs und Spaniens darauf geeinigt, Änderungen an den Verträgen über die rückzahlbare Startinvestition für die A350 vorzunehmen», teilte der Flugzeugbauer mit Sitz in Toulouse am Freitag mit. Dies sei der letzte Schritt, um den langjährigen Streit zu beenden und jegliche Rechtfertigung für US-Zölle zu beseitigen.

Die Zinssätze entsprächen nun dem, was die WTO als angemessen betrachte, so Airbus. «Wir haben alle Anforderungen der WTO vollständig erfüllt», so Guillaume Faury laut Mitteilung. Hintergrund ist ein seit rund 15 Jahren andauernder Streit, bei dem sich die USA und die EU gegenseitig illegaler Beihilfen für die Luftfahrtkonzerne Airbus und Boeing beschuldigen.


Westafrikanische Vermittlungsrunde in Mali endet ohne Ergebnisse

BAMAKO: Eine Vermittlungsrunde fünf westafrikanischer Staatschefs im Krisenstaat Mali ist in der Nacht zu Freitag ohne erkennbare Erfolge zu Ende gegangen. «Wir wollen einen detaillierten Bericht zu unserer Mission kommenden Montag beim Ecowas-Sondergipfel vorlegen», erklärte Nigers Präsident Mahamadou Issoufou, der dem regionalen Ecowas-Staatenbund vorsitzt. Er erklärte aber, die Rücktrittsforderungen gegen Malis Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta stellten rote Linie dar, die es nicht zu überschreitende gelte.

Die Opposition im Lande fordert den Rücktritt Keïtas, dessen Mandat in drei Jahren endet. Seine Popularität war angesichts von Vorwürfen rund um Korruption und Wahlmanipulationen stark gesunken. Nach gewalttätigen Protesten mit Toten und Verletzten hatten die Staatschefs eine Kompromisslösung auszuloten versucht und dabei auch das Gespräch mit Keïta und dem Anführer der Protestbewegung, Imam Mahmoud Dicko, gesucht. Er führt eine politisch-religiöse Oppositionsgruppierung an und meinte nach dem Treffen, nichts habe sich bewegt. Er wolle lieber als Märtyrer denn als Verräter sterben.

Eine Lösung des Konflikts gilt auch als wichtig für den Kampf gegen islamistische Terrorgruppen im Norden des Landes. In Mali - sowie anderen Ländern der Sahelzone - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv, einige haben den Terrorgruppen Islamischer Staat (IS) oder Al-Kaida die Treue geschworen. In dem Land sind auch deutsche Soldaten als Teil der UN-Stabilisierungsmission Minusma sowie der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali im Einsatz, wegen der Pandemie ruht EUTM Mali aber praktisch. US-Präsident Donald Trump stufte Mali weiterhin als Risikogebiet ein, was der US-Regierung im Bedarfsfall zusätzlichen Handlungsspielraum verschafft. Die Lage stelle nach wie vor außergewöhnliche Gefährdungen für die Sicherheit der USA dar.


Freitagsgebet in Hagia Sophia begonnen

ISTANBUL: Mit Gebetsrufen von den Minaretten der Hagia Sophia hat in Istanbul das erste Freitagsgebet seit der Umwandlung des ehemaligen Museums in eine Moschee begonnen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, weitere hochrangige türkische Politiker und zahlreiche Gläubige versammelten sich in und um die Hagia Sophia zum Gebet. Erdogan selbst zitierte einige Koranverse.

Vor zwei Wochen hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei den Status der Hagia Sophia als Museum annulliert. Erdogan ordnete daraufhin die Nutzung als Moschee an. Die Umwandlung stieß international auf scharfe Kritik.


Euro hält sich nahe Höchststand seit 2018

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Freitag weiter in der Nähe seines höchsten Standes seit Herbst 2018 notiert. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung rund 1,16 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1569 Dollar festgesetzt.

Vor dem Wochenende standen wichtige Konjunkturdaten auf dem Programm. Das Institut Markit gibt die Ergebnisse seiner monatlichen Unternehmensumfrage in der Eurozone bekannt. Nachdem die Stimmung in der Corona-Krise beispiellos abgestürzt war, hat sie sich mittlerweile wieder deutlich erholt. Ökonomen warnen jedoch, daraus auf eine rasche und anhaltende konjunkturelle Erholung zu schließen. Zu drastisch seien die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.


99 Prozent weniger Ausländer in römischen Hotels im Juni

ROM: Der Zusammenbruch des Tourismus in Rom wegen der Corona-Pandemie dauert trotz Öffnung vieler europäischer Grenzen an: Bei den Hotels und Pensionen in Italiens Hauptstadt lag das Minus der Ankünfte im Juni bei über 99 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das zeigen regionale Statistiken (EBTL). Es wurden nur 6300 Ankünfte von Ausländern in den Hotels registriert. Etwa ein Viertel der Reisenden kam aus Deutschland. Ein Jahr zuvor hatten mehr als 773.000 internationale Gäste im Juni in Rom übernachtet.

Italien hat die Grenzen für Bürger zahlreicher europäischer Staaten seit 3. Juni wieder geöffnet. Das Land verzeichnet bisher durch die Pandemie mehr als 35.000 Tote - allerdings liegt der Schwerpunkt der Virusinfektionen in einigen Regionen im Norden.


Planet Plastik: Wie die Kunststoffwelle gestoppt werden kann

WASHINGTON/MÜNCHEN: Plastikmüll ist allgegenwärtig: Er findet sich in Ozeanen, Flüssen und Seen weltweit, und winzige Partikel sind auch in Menschen und Tieren nachweisbar. Eine Kombination verschiedener Maßnahmen könnte die Menge des weltweiten Plastikmülls in den kommenden zwei Jahrzehnten um fast 80 Prozent reduzieren, schreibt ein internationales Forscherteam im Fachblatt «Science». Doch selbst in diesem optimistischen Szenario würden bis zum Jahr 2040 noch 710 Millionen Tonnen Plastik in der Umwelt landen.

Allein in Deutschland gelangen nach einer Untersuchung von 2018 jährlich rund 446.000 Tonnen Kunststoff in die Umwelt. Nun berechnete das internationale Team um Winnie Lau von der US-Organisation Pew Charitable Trust fünf Szenarien dazu, wie sich die weltweite Menge an Plastikabfällen bis zum Jahr 2040 entwickeln könnte. Zu den Szenarien gehörten Einsammeln und Entsorgen, Recycling, Verringerung der Plastikmenge sowie ein umfassender Systemwechsel durch Anwendung all dieser Maßnahmen. Diese Kombination könnte demnach den Kunststoffmüll bis 2040 um 78 Prozent verringern.


Schweine lösen Probleme eigenständiger als Hunde

BUDAPEST: Minischweine, die als Haustiere gehalten werden, neigen eher dazu, Probleme eigenständig zu lösen als Hunde. Das berichten Wissenschaftler um Paula Pérez Fraga von der Budapester Universität ELTE in der Fachzeitschrift «Animal Cognition». In Versuchen testeten die Forscher bei etwa sieben Monate alten Minischweinen und ähnlich alten Hunden das Verhalten beim Lösen von Problemen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Dabei mussten die Tiere, die sämtlich in Familien aufgewachsen waren, in einem Raum eine zunächst leichte, dann aber schwerer zu öffnende Schachtel knacken, in der als Belohnung ein Leckerbissen enthalten war.

Bei den schwierigen Aufgaben kamen die Schweine schneller zum Erfolg als die Hunde. Und als das Problem unmöglich zu lösen war, blieben die Minischweine hartnäckiger, während die Hunde sich den Menschen in der Umgebung zuwandten. «Sie waren viel ausdauernder als die Hunde bei ihrem Bemühen, die Schachtel zu öffnen», wird Ko-Autorin Linda Gerencser in einer ELTE-Mitteilung zitiert. «Dies könnte eine Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung reflektieren.»

Minischweine sind kleine Hausschweine (Sus scrofa domesticus). Sie sind in vielen Ländern als Haustiere zunehmend beliebt und werden inzwischen unter ähnlichen Umständen gehalten wie Hunde.


Trump liegt in wichtigen Staaten hinter Biden zurück

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump liegt einer neuen Umfrage zufolge in drei Bundesstaaten, die für den Ausgang der Präsidentenwahl als ausschlaggebend gelten, deutlich hinter seinem Gegner Joe Biden. Eine am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichte Umfrage des Senders Fox News sieht den designierten Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten in Michigan mit neun Prozentpunkten vor Trump. 50 Prozent der Befragten in Pennsylvania gaben an, für Biden zu sein - 39 Prozent für Trump. In Minnesota sprachen sich lediglich 38 Prozent der Befragten für den republikanischen Amtsinhaber aus, 51 Prozent für Biden.

Minnesota, Pennsylvania und Michigan werden zu den «Swing States» gezählt - Staaten, die keiner Partei klar zuzuordnen sind. Florida ist mit Abstand der größte «Swing State». 2016 gewann Trump knapp in Michigan, Wisconsin und Pennsylvania.

Etwas mehr als drei Monate vor der Wahl steht Trump angesichts schlechter Umfragewerte unter Druck. Die Umfragen sind wegen des komplizierten Wahlsystems allerdings mit Vorsicht zu genießen. Bis zum 3. November kann außerdem noch viel passieren. Die Umfragen im Vorfeld der Wahl 2016 hatten nicht erwarten lassen, dass Trump als Gewinner hervorgehen wird.

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