Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

USA verlängern Kreuzfahrt-Verbot bis Ende September

WASHINGTON: Angesichts der erneuten Corona-Eskalation in den Vereinigten Staaten bleiben Kreuzfahrten von US-Häfen aus noch länger tabu.

Die Gesundheitsbehörde CDC verlängerte ihre «No Sail Order» am Donnerstag (Ortszeit) bis Ende September. Als Grund gibt die Behörde die beispiellose Art der Covid-19-Pandemie und das hohe Risiko von Virusausbrüchen auf Kreuzfahrten an. Die Branche war durch massenhafte Infektionen an Bord einiger Schiffe schon früh negativ in die Schlagzeilen geraten. Der Verband CLIA, in dem alle großen Anbieter vertreten sind, hatte im Juni angekündigt, dass die Branche ihre pandemiebedingte Auszeit freiwillig bis Mitte September verlängert.


Verhaftungen im Iran wegen geplanter Proteste

TEHERAN: Iranische Sicherheitskräfte haben einem Pressebericht zufolge mehrere Menschen im Nordosten des Landes im Zusammenhang mit geplanten Protesten verhaftet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim waren die Verhafteten im Kontakt mit «antirevolutionären Gruppen» im Ausland und hatten versucht, am Donnerstagabend Proteste in der Chorasan-Razawi-Provinz zu veranstalten. Tasnim gab keine weiteren Details bekannt. Eine amtliche Bestätigung zu den Verhaftungen lag zunächst nicht vor.

In den sozialen Netzwerken gab es am Donnerstag diverse Posts über geplante Protestdemonstrationen in mehreren iranischen Städten, auch in der Hauptstadt Teheran. Dabei sollte unter anderem gegen die Todesurteile gegen drei junge Iraner, den geplanten langfristigen Kooperations- und Sicherheitsvertrag mit China sowie die katastrophale Wirtschaftslage im Land nach der Corona-Krise protestiert werden. Bislang gab es in den iranischen Medien jedoch keine Berichte über solche Proteste.

In den sozialen Netzwerken kursieren allerdings Videos von einer kleinen Protestveranstaltung in der Stadt Behbahan in der südwestiranischen Provinz Chusestan. Auf den Videos sind Dutzende Demonstranten zu sehen, die Kritik an der iranischen Nahostpolitik und Teherans Unterstützung für arabische Bewegungen üben. Auf einigen Videos sind auch Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten zu sehen. Diese Videos sind jedoch nicht verifiziert.


Suriname: Ex-Diktator Bouterse übergibt an Neu-Präsident Santokhi

PARAMARIBO: Der ehemalige Militärdiktator Desi Bouterse hat die Macht in Suriname abgegeben. Bei der Amtseinführung seines Nachfolgers in der Hauptstadt Paramaribo übergab Bouterse am Donnerstag die Schärpe in den Landesfarben Grün und Rot an Neu-Präsident Chan Santokhi. Das Parlament eines der kleinsten Länder Südamerikas mit rund einer halben Million Einwohner hatte Santokhi am Montag zum Präsidenten gewählt, nachdem seine Partei aus der Parlamentswahl im Mai als Sieger hervorgegangen war. Es wird angenommen, dass die Stabsübergabe der Abschied Bouterses aus dem öffentlichen Leben der ehemaligen niederländischen Kolonie war. Er hatte die surinamische Politik über Jahrzehnte bestimmt.

Suriname wurde 1975 unabhängig. Nachdem Bouterse 1974 kurzzeitig als Feldwebel im deutschen Seedorf (Niedersachsen) stationiert war, hatte er das Land an der Nordküste Südamerikas nach einem Militärputsch von 1980 bis 1987 regiert. 2010 wurde er bei demokratischen Wahlen zum Präsidenten bestimmt. In den Niederlanden wurde er 1999 in Abwesenheit wegen Drogenhandels zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, in Suriname im November während eines Staatsbesuchs im Ausland wegen der Beteiligung an der Ermordung Oppositioneller zu 20 Jahren Haft. Die Untersuchung leitete Santokhi. Auch wenn Bouterse seine Immunität verliert, ist unklar, ob er die Strafe absitzen wird.


Italien spricht mit Libyen über Migrantenlager

ROM: Vor dem Hintergrund wieder steigender Zahlen von Bootsmigranten intensiviert Italien die Kontakte mit Libyen. Innenministerin Luciana Lamorgese führte am Donnerstag in Tripolis Gespräche mit dem libyschen Regierungschef Fajis al-Sarradsch und anderen Kabinettsmitgliedern. Im Anschluss erklärte ihr Ministerium in Rom, Lamorgese habe die Notwendigkeit der Räumung von Flüchtlingszentren in dem Bürgerkriegsland bekräftigt. Dafür könnten UN-Organe Hilfestellung leisten. Die Lage von Geflüchteten aus anderen Staaten in den Lagern gilt als höchst prekär. Unlängst hatte auch Papst Franziskus unmenschliche Zustände dort beklagt.

Die Gespräche in Tripolis stünden in engem Zusammenhang mit einer EU-Konferenz mit nordafrikanischen Ländern - darunter Libyen - zur Bekämpfung des Menschenhandels Anfang dieser Woche, erläuterte das Ministerium in Rom.

Außerdem habe Italien über eine Rückkehr italienischer Unternehmen nach Libyen gesprochen. Rom hat als frühere Kolonialmacht und durch die geografische Nähe enge Verbindungen nach Libyen. Italienische Energiefirmen haben dort geschäftliche Interessen. Das afrikanische Küstenland spielt im Zusammenhang mit der Migration nach Europa eine wichtige Rolle, weil viele Menschen von dort in Boote übers Mittelmeer steigen. Nach einem starken Absinken wegen der Corona-Pandemie begeben sich jetzt wieder mehr Menschen auf die oft gefährliche Fahrt Richtung Europa.


Nach Hackerangriff: Ausschuss fordert Unterrichtung durch Twitter

WASHINGTON: Nach dem beispiellosen Hackerangriff auf prominente Twitter-Accounts hat der Vorsitzende eines Ausschusses des US-Senats eine Unterrichtung durch Mitarbeiter des Unternehmens gefordert. «Es kann nicht genug betont werden, wie beunruhigend dieser Vorfall ist, sowohl angesichts seiner Auswirkungen als auch angesichts des offensichtlichen Versagens der internen Kontrollmechanismen von Twitter, um ihn zu verhindern», schrieb der Vorsitzende des Handelsausschusses, der Republikaner Roger Wicker, am Donnerstag in einem Brief an Twitter-Chef Jack Dorsey.

«Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass künftige Angriffe dazu benutzt werden, Desinformationen zu verbreiten oder anderweitig Zwietracht mithilfe von berühmten Accounts zu säen.» Wicker forderte Dorsey auf, dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter den Ausschuss spätestens bis kommenden Donnerstag ausführlich über den Vorfall und die folgenden Schritte von Twitter informieren.

Am Mittwoch hatten Unbekannte eine Reihe von Konten prominenter Twitter-Nutzer wie Ex-US-Präsident Barack Obama und Amazon-Chef Jeff Bezos gekapert und einen Betrug mit digitaler Währung beworben. Twitter versprach Aufklärung darüber, ob die Angreifer sich auch Zugang zu Informationen der betroffenen Accounts verschaffen konnten. Der Hackerangriff dürfte nicht ohne Folgen für das Vertrauen in die Plattform bleiben - zumal von der Attacke verifizierte Accounts betroffen waren und der Angriff offenbar von innen heraus erfolgte.


Polizeien in San Francisco bekommen «Black Lives Matter»-Plakate

SAN FRANCISCO: In Polizeistationen in San Francisco sollen künftig Plakate zur Unterstützung der «Black Lives Matter»-Bewegung hängen. Poster mit dem entsprechenden Schriftzug sollen binnen 30 Tagen angebracht werden und müssten «an einem Ort sein, der für die Öffentlichkeit, die die Wache besucht, sichtbar ist», heißt es einem Beschluss, den die Leitung der Polizei in der US-Westküstenstadt übereinstimmenden Medienberichten zufolge am Mittwochabend (Ortszeit) verabschiedete. Die lokale Gewerkschaft der Polizei kritisierte die Aktion dem TV-Sender «ABC7» zufolge als politisch motiviert.

Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis ist es in den USA landesweit zu Protesten gegen Polizeigewalt durch die «Black Lives Matter»-Bewegung (etwa: Schwarze Leben zählen) gekommen. Viele Amerikaner sind der Meinung, dass Schwarze von den Einsatzkräften systematisch benachteiligt werden und befürworten Reformen. Die Poster in San Francisco sollen nach dem Willen der Leitung der Polizei die Solidarität der Beamten ausdrücken.


US-Demokrat Joe Biden wirbt mit Twitter-Hack um Wahlkampfspenden

WASHINGTON: Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, hat den Hack seines Twitter-Accounts zum Einwerben neuer Wahlkampfspenden genutzt. Er werde seine Anhänger nie um Bitcoins bitten, schrieb er am Donnerstag in Anspielung auf den am Mittwoch von Unbekannten in seinem Namen veröffentlichten Aufruf zu Spenden in der Kryptowährung. «Aber wenn Sie mithelfen wollen, sicherzustellen, dass Donald Trump nur eine Amtszeit haben wird, können Sie das hier tun», schrieb er und verwies auf eine Spendenseite für seinen Wahlkampf. Biden will Präsident Trump am 3. November herausfordern.

Der Twitter-Account des früheren Vizepräsidenten war eines von zahlreichen Konten Prominenter, die am Mittwoch zeitweise gehackt worden waren. Auch Ex-Präsident Barack Obama, Amazon-Chef Jeff Bezos, Microsoft-Gründer Bill Gates sowie mehrere Unternehmern, darunter Apple und Uber, waren betroffen. Unbekannte hatten in ihrem Namen für dubiose Kryptowährungs-Deals geworben. Wie genau der in seinem Ausmaß beispiellose Hack passieren konnte, blieb zunächst unklar.


New Yorks Gouverneur: Sorgen wegen Hacker-Attacke vor US-Wahl

SAN FRANCISCO: Nach der beispiellosen Hacker-Attacke auf den Kurznachrichtendienst Twitter hat der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo Sorge über die digitale Sicherheit bei den anstehenden US-Präsidentschaftswahlen geäußert. «Der Twitter-Hack und die Übernahme vieler verifizierter Twitter-Konten sind zutiefst beunruhigend und werfen Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit unserer Kommunikationssysteme auf, die bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen von entscheidender Bedeutung sind», ließ Cuomo am Donnerstag mitteilen.

Twitter sei Nachrichtenquelle für viele Menschen und könnte unter anderem auch von ausländischen Mächten dafür eingesetzt werden, Falschnachrichten zu streuen. Cuomo kündigte eine umfassende Untersuchung des Angriffs an. Es blieb zunächst unklar, auf welcher Grundlage die New Yorker Behörden diese ausführen sollen.

Am Mittwoch hatten Unbekannte eine Reihe prominenter Twitter-Nutzer wie Ex-US-Präsident Barack Obama und Amazon-Chef Jeff Bezos gekapert und einen Betrug mit digitaler Währung beworben. Twitter versprach Aufklärung darüber, ob die Angreifer sich auch Zugang zu Informationen der betroffenen Accounts verschaffen konnten. Der Hackerangriff dürfte nicht ohne Folgen für das Vertrauen in die Plattform bleiben - zumal von der Attacke verifizierte Accounts betroffen waren und der Angriff offenbar von innen heraus erfolgte.


Probleme mit der Motorkühlung - Volvo ruft fast 370.000 Autos zurück

STOCKHOLM: Der Autobauer Volvo Cars hat rund 367.000 Wagen in die Werkstätten zurückgerufen. Grund dafür sei, dass bei Modellen der Produktionsjahre 2012 bis 2016 ein Problem mit der Motorkühlung behoben werden müsse, teilte eine Volvo-Sprecherin am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur mit. Berichte über Personenschäden im Zusammenhang mit dem Problem lägen Volvo nicht vor.

Zunächst hatte das Fachportal «kfz-betrieb» über die Rückrufaktion berichtet. Nach Angaben des Online-Portals sind insgesamt fast 36.000 Dieselmodelle in Deutschland von der Maßnahme betroffen.

Erst Anfang Juli hatte Volvo wegen möglicher Probleme mit dem Sicherheitsgurt des Fahrersitzes weltweit rund 2,2 Millionen Autos zurückgerufen. Darunter waren fast 180.000 Fahrzeuge in Deutschland.


Festnahmen bei Ermittlungen gegen rechtsextremistische Vereinigung

KARLSRUHE: Die Bundesanwaltschaft hat zwei Männer festnehmen lassen, die eine rechtsextremistische Vereinigung angeführt haben sollen. Zudem wurden die Wohnungen der beiden Männer sowie von sechs weiteren Beschuldigten durchsucht, wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte. Eine der Festnahmen sei in Berlin erfolgt, die andere in Heerlen in den Niederlanden. Weitere Durchsuchungen gab es demnach in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Männer zu den Rädelsführern der kriminellen Vereinigung gehören. Der in Heerlen Festgenommene soll die Vereinigung «Goyim Partei Deutschland» im August 2016 gegründet haben. Die Gruppierung habe zum Ziel gehabt, über eine Internetseite massenhaft und systematisch rechtsextremistisches Gedankengut sowie die nationalsozialistische Weltanschauung zu verbreiten. Auf der Webseite sei der Holocaust geleugnet und Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes verharmlost worden. Auch sei zur Tötung jüdischer Menschen aufgerufen worden.

Der zweite Festgenommene habe sich der Gruppe 2018 angeschlossen. Am Freitag soll über eine mögliche Untersuchungshaft für ihn entschieden werden. Für den anderen Mann betreibt die Bundesanwaltschaft ein Auslieferungsverfahren.


Außenminister Maas kritisiert Yücel-Urteil

ISTANBUL: Für Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bestätigt die Verurteilung des «Welt»-Journalisten Deniz Yücel in der Türkei die bestehenden Differenzen beim Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit. «Das heutige Urteil gegen Deniz Yücel sendet das absolut falsche Signal, und die Ankündigung weiterer Ermittlungsverfahren ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar», sagte der SPD-Politiker laut einer Mitteilung des Außenministeriums. «Darin zeigt sich, dass wir weiterhin erhebliche Differenzen beim Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit haben. Diese Entwicklung trägt auch nicht dazu bei, Vertrauen in die Anwendung rechtsstaatlicher Grundsätze in der Türkei aufzubauen», sagte Maas demnach weiter.

Yücel war am Donnerstag in Istanbul zu fast zwei Jahren und zehn Monaten Haft wegen Terrorpropaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verurteilt worden. In anderen Punkten wurde er freigesprochen. Allerdings wurden neue Strafanzeigen gegen Yücel gestellt. Von Februar 2017 bis Februar 2018 war der Journalist ohne Anklageschrift im Hochsicherheitsgefängnis Silivri westlich von Istanbul inhaftiert. Sein Fall hatte die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei schwer belastet.

«Wir dürfen nicht vergessen, dass sich immer noch zahlreiche deutsche Staatsangehörige in türkischer Haft befinden. Dabei sind in mehreren Fällen mindestens die Strafvorwürfe nicht klar nachvollziehbar», sagte Maas nun. «Wir wollen, dass diese Fälle alle gelöst werden. Solange das nicht der Fall ist, steht das entgegen einer Normalisierung des Verhältnisses der Türkei gegenüber uns wie auch der Europäischen Union insgesamt.»


Auch slowakischem Regierungschef Matovic wird Plagiat vorgeworfen

BRATISLAVA: Der slowakische Regierungschef Igor Matovic hat sich laut einem Medienbericht seinen Studienabschluss durch ein Plagiat erschwindelt. Das berichtete die liberale Tageszeitung «Dennik N» am Donnerstag online. Demnach hatte Matovic 1998 seinen Magistertitel für eine Diplomarbeit erhalten, die er aus Abschriften aus zwei anderen Publikationen zusammengestellt hatte, ohne diese zu zitieren. Matovic räumte Fehler ein, wollte aber vorerst nicht zurücktreten. Sein Fall ist der bisherige Höhepunkt einer Serie von Plagiatsskandalen in der slowakischen Politik.

«Ich weiß ehrlich nicht, ob ich vor 22 Jahren in meiner Diplomarbeit etwas nicht zitiert habe. Falls das so ist, habe ich etwas gestohlen, das mir nicht gehörte, ich bin in dieser Angelegenheit also ein Dieb und das ist traurig», schrieb der 47 Jahre alte Gründer der populistisch-konservativen Wahlplattform «Gewöhnliche Leute und unabhängige Persönlichkeiten» auf Facebook. Matovic entschuldigte sich «bei allen ehrenwerten Studenten, die es geschafft haben, ohne Abschreiben und Schwindeln zu studieren. Ich bewundere Sie aufrichtig!» Es sei wohl richtig, wenn er wegen seines Betrugs seinen Magistertitel verlieren sollte.

Matovic hatte die Parlamentswahl Ende Februar mit dem Versprechen gewonnen, die herrschende Korruption zu beenden. Als Oppositionspolitiker hatte er den damaligen nationalistischen Parlamentspräsidenten Andrej Danko und andere eines Plagiats überführte Regierungspolitiker zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Inzwischen sind aber auch der neue Parlamentspräsident Boris Kollar, Bildungsminister Branislav Gröhling und andere Vertreter der Regierung Matovic unter Plagiatsverdacht geraten.


Mann unter Drogen gesetzt, missbraucht und getötet - Prozessbeginn

HAMBURG: Ein 46-Jähriger, der einen Mann unter Drogen gesetzt, sexuell missbraucht und ermordet haben soll, muss sich von Freitag (9.00 Uhr) an vor dem Hamburger Landgericht verantworten.

Dem Angeklagten, der die italienische und die französische Staatsbürgerschaft besitzt, bestreitet die Tat von September 2019. In seiner Wohnung in der Hamburger Neustadt hatten die Ermittler im Januar die stark verweste Leiche eines 28-Jährigen gefunden - fast vier Monate nach dem Verschwinden des Brasilianers. Dem 46-Jährigen wird noch ein zweiter Fall vorgeworfen: In der Nacht zum 14. Juli 2018 soll er bei einer Open-Air-Party einem Mann ein Getränk mit K.-o.-Tropfen gegeben haben, den Bewusstlosen sexuell missbraucht und davon Fotos und Videos gemacht haben.


«Schwulen-freie Zone»: Holländische Stadt kündigt Polen Freundschaft

NIEUWEGEIN: Die niederländische Stadt Nieuwegein hat der polnischen Stadt Pulawy wegen deren schwulenfeindlicher Haltung die Freundschaft gekündigt. Pulawy hatte sich zuvor wie andere Kommunen zur «schwulen-freien Zone» erklärt. Damit sei eine Grenze überschritten, entschied das Stadtparlament von Nieuwegein bei Utrecht am Dienstagabend. Die freundschaftlichen Beziehungen würden mit sofortiger Wirkung beendet. «LGBT-freie Zonen wie in Pulawy sind, was uns angeht, echt unakzeptabel», erklärte die zuständige Beigeordnete Marieke Schouten.

Nieuwegein mit seinen rund 60.000 Einwohnern bezeichnet sich selbst als «Regenbogen-Stadt». Der Regenbogen ist das Symbol der LGBTI-Bewegung. LGBTI steht für Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle. Schouten klebte symbolisch einen entsprechenden Aufkleber auf das Ortsschild und bedeckte damit den Namen der Partnerstadt in Polen.

Die Niederländer hatten zunächst im März der Partnerstadt in Polen einen Brief geschrieben und um ein Gespräch gebeten. Darauf habe die Partnerstadt aber nicht reagiert.


19 Ziesel aus Nürnberger Tiergarten in Tschechien ausgewildert

NÜRNBERG: In Deutschland gelten europäische Ziesel außerhalb von Zoos als ausgestorben. Jetzt haben Experten einige der putzigen Erdhörnchen in Tschechien ausgewildert. Ein Teil davon stammt erneut aus dem Nürnberger Tiergarten. Die elf Männchen und acht Weibchen seien in diesem Jahr geboren worden, teilte die Stadt am Donnerstag mit. An einem Flugfeld nahe der Elbe im Böhmischen Mittelgebirge setzten Naturschützer die kleinen Nager in Erdlöchern und kleinen Gehegen aus.

Die 200 bis 400 Gramm leichten Ziesel lieben sonnige und niedrig bewachsene Lebensräume - dazu gehören auch Golfplätze und Flugfelder. Seit 2017 hat der Nürnberger Tiergarten etwa 50 Tiere in Tschechien ausgewildert. Das Ziel ist, die räumlich voneinander getrennten Kolonien dadurch zu vernetzen, so dass sie sich genetisch wieder mischen. Möglicherweise könnten dann auch wieder Ziesel über die Grenze nach Deutschland wandern, wo sie bis in die 80er Jahre im Erzgebirge vorkamen.


Russland warnt vor möglicher Verlegung von US-Atomwaffen nach Polen

MOSKAU: Russland hat vor einer mögliche Verlegung von US-Atomwaffen von Deutschland nach Polen gewarnt. Dies wäre ein Schlag gegen die Grundakte des Landes mit der Nato von 1997, sagte Vize-Außenminister Alexander Gruschko der Agentur Interfax am Donnerstag. In der Grundakte gebe es eine genaue Verpflichtung der Länder, die Lage der Atomwaffen nicht zu ändern. Es sei nicht sicher, wie sich die US-Regierung entscheide. «Wenn wir sehen, dass es konkrete Pläne gibt oder eine entsprechende Vorbereitung, dann werden wir auch von unserer Seite alle notwendigen Vorkehrungen treffen.»

US-Präsident Donald Trump hatte unlängst angekündigt, 9500 der gegenwärtig rund 34.500 US-Soldaten in Deutschland abzuziehen. Einige der Soldaten sollen demnach nach Polen und an andere Standorte in Europa verlegt werden - wie viele, ist aber noch unklar. In der Vergangenheit kam immer wieder auch eine Verlegung der US-Atomwaffen aus Deutschland zur Sprache.

Auf der Kippe steht zurzeit eines der letzten großen atomaren Abrüstungsabkommen zwischen Russland und USA. Der New-Start-Vertrag zur Begrenzung des nuklearen Potenzials der USA und Russlands läuft in gut einem halben Jahr aus. Gruschko warf Washington vor, unter anderem mit dem Ausstieg aus Abrüstungsverträgen und dem Open Skies-Abkommen zur Luftraumüberwachung Chaos zu stiften.


US-Polizist demütigt Obdachlosen in öffentlicher Toilette - Haft

HONOLULU: Weil er einen Obdachlosen in einer öffentlichen Toilette gedemütigt hat, ist ein früherer US-Polizist im US-Bundessstaat Hawaii zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 44-jährige damalige Beamte habe den Mann im Januar 2018 gezwungen, ein Urinal abzulecken, teilte die Staatsanwaltschaft in Honolulu am Mittwoch (Ortszeit) mit. Er wurde Medienberichten zufolge aus dem Polizeidienst entlassen.

Vor Gericht hatte sich der frühere Polizist für schuldig bekannt, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Der Mann habe Gerichtsunterlagen zufolge bereits in einem früheren Fall einen Menschen gedrängt, den Kopf in eine öffentliche Toilette zu halten, um damit einer Festnahme zu entgehen, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit.

Bei dem Vorfall am Urinal war ein weiterer Polizist dabei. Ein Urteil gegen ihn steht noch aus. Medienberichten zufolge wird ihm vorgeworfen, den Fall nicht gemeldet zu haben.


Gericht: Paar kann Leihmutter-Kind nicht als leibliche Tochter melden

STRAßBURG: Frankreich hat einer Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichts (EGMR) zufolge einem Ehepaar zurecht die Eintragung ihrer von einer Leihmutter geborenen Tochter als leibliches Kind verweigert. Das Ehepaar habe durch eine Adoption die legale elterliche Beziehung zu dem Mädchen herstellen können, erklärte der Gerichtshof in Straßburg am Donnerstag die Entscheidung. Dies sei ausreichend und deshalb das Recht auf Privat- und Familienleben des Ehepaars nicht verletzt.

Leihmutterschaft ist in Frankreich - genau wie in Deutschland - illegal. Das Mädchen war EGMR-Unterlagen zufolge 2012 von einer ukrainischen Leihmutter geboren worden. Genetisch ist das Kind die Tochter des französischen Ehepaars. Dieses wollte das Mädchen als leibliches Kind bei den französischen Behörden eintragen lassen, die das wegen der Leihmutterschaft aber ablehnten. Die Eltern zogen vor Gericht. Die französischen Gerichte entschieden, dass das Paar das Kind adoptieren könne, als leibliche Mutter aber auch die Leihmutter eingetragen werden müsse.

Der EGMR mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat und ist kein EU-Gericht.


Kanu-Olympiasieger Dittmer kehrt als Bundestrainer zum Verband zurück

DUISBURG: Der dreimalige Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer kehrt zum Deutschen Kanu-Verband (DKV) zurück. Der 48 Jahre alte Neubrandenburger wird ab 1. Oktober neuer Bundestrainer im Bereich Canadier-Herren im Kanu-Rennsport und tritt perspektivisch die Nachfolge von Bundestrainer Ralph Welke an.

«Nach fast drei Jahren im Ausland freue ich mich sehr, wieder in meine Heimat zurückzukehren», sagte Dittmer, der zuletzt im kanadischen Verband als Nationaltrainer gearbeitet hatte. «Wir arbeiten intensiv an der personellen Neuaufstellung für die Vorbereitung der Olympischen Spiele 2024. Ich kenne Andreas inzwischen über 30 Jahre und weiß, mit welcher professionellen Einstellung er als Sportler für den Erfolg arbeitete und welche Expertise er im Kanu-Rennsport hat», sagte DKV-Sportdirektor Jens Kahl. Präsident Thomas Konietzko bezeichnete Dittmer als «wichtigen Baustein einer neuen Trainergeneration».

Dittmer war seit März 2018 in Kanada tätig. Davor arbeitete er zehn Jahre für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Während seiner sportlichen Karriere gewann der Canadier-Spezialist in Atlanta 1996, vier Jahre später in Sydney und 2004 in Athen olympisches Gold. Zudem holte er acht WM-Titel im Einer- bzw. Zweier-Canadier. 2018 wurde der Kanute in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.


Deutsche Bordelle werben mit Tag der offenen Tür

KARLSRUHE: In ganz Deutschland haben Bordelle mit einem Tag der offenen Tür auf ihre schwierige Lage wegen der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Die Einrichtungen für erotische Dienstleistungen könnten nach Überzeugung der Organisatoren unter Einhaltung strenger Hygieneregeln wieder öffnen.

Laura, Mitbetreiberin von «Lauras Girls» in Karlsruhe sagte am Donnerstag, sie müsse spätestens im September wieder öffnen, um wirtschaftlich überleben zu können. Ihren vollständigen Namen nennt die Unternehmerin nicht. Ihr Haus sei seit dem 14. März geschlossen. Durch die Schließung der konzessionierten Einrichtungen werde die Prostitution wieder in den illegalen Bereich gedrängt. Die Unternehmerin forderte die Politik zu Gesprächen auf.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele Menschen in Deutschland in der Sex-Branche arbeiten. Im Rahmen des Prostituiertenschutzgesetzes hatten sich bis Ende 2018 rund 32.800 Menschen offiziell angemeldet. Dort meldeten sich nach Angaben von Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen allerdings nur diejenigen an, die es müssen, weil sie in Bordellen, Laufhäusern, Domina-Studios, Sauna-Clubs oder ähnlichen Einrichtungen arbeiten. Deutschland ist für seine liberalen Regelungen der Prostitution bekannt.


Drägerwerk erweitert Produktionskapazität für Schutzmasken

LÜBECK: Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk erweitert im Zuge der Corona-Krise seine Produktionskapazität für Schutzmasken. Zudem baut das Unternehmen in Großbritannien eine Produktion für die Lieferung von Atemschutzmasken für die britische Regierung auf, wie Drägerwerk am Donnerstag in Lübeck mitteilte. Da der Konzern im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie den Zuschlag für die Lieferung von FFP3-Masken erhalten habe, werde er eine entsprechende Maskenproduktion aufbauen, hieß es weiter. Die Lieferung soll 2020 beginnen und sich bis Ende 2021 erstrecken. Drägerwerk erhofft sich daraus einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

Die Produktion in Großbritannien soll zusätzlich zu dem bereits bestehenden Produktionsverbund in Schweden und Südafrika sowie den ebenfalls neuen Standorten in Frankreich und den USA erfolgen. Für die Erweiterung der dann fünf Produktionsstandorte rechnet Drägerwerk im Geschäftsjahr 2020 mit Investitionen in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags.


Vergewaltigungsprozess: Anklage fordert mehrjährige Haftstrafen

FREIBURG: Im Prozess um die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg hat die Staatsanwaltschaft mehrjährige Haftstrafen für einige Angeklagte gefordert. Für die acht Beschuldigten in Haft seien Freiheitsstrafen zwischen drei und fünfeinhalb Jahren sowie Jugendstrafen zwischen knapp drei und viereinhalb Jahren beantragt worden, sagte ein Sprecher des Landgerichts am Donnerstag.

Bei einem weiteren Angeklagten, der nicht mehr in Haft ist, plädierte die Staatsanwaltschaft für einen Freispruch. Für zwei weitere Angeklagte auf freiem Fuß forderte sie eine Verurteilung wegen unterlassener Hilfeleistung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten beziehungsweise zu sieben Monaten Jugendstrafe auf Bewährung. Die Verteidiger hatten überwiegend Freispruch für ihre Mandanten gefordert.

Der Prozess hatte Ende Juni 2019 begonnen. Angeklagt sind elf Männer im Alter von zur Tatzeit 18 bis 30 Jahren, die meisten Flüchtlinge. Ihnen wird vorgeworfen, Mitte Oktober 2018 die 18-Jährige nachts vor einer Disco in einem Gebüsch vergewaltigt oder ihr nicht geholfen zu haben. Sie bestreiten dies oder schweigen zu den Vorwürfen (Az. 6 KLs 181 Js 1138/19 AK 2/19 und 6 KLs 181 Js 35640/18 AK 3/19).


Handelsboom in Corona-Krise beschert Morgan Stanley Rekordergebnisse

NEW YORK: Die Finanzmarktturbulenzen im Zuge der Corona-Pandemie haben der US-Investmentbank Morgan Stanley im zweiten Quartal Rekordwerte bei Gewinn und Erträgen beschert. Das Nettoergebnis stieg im Jahresvergleich um rund 45 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro), wie der Finanzkonzern am Donnerstag in New York mitteilte. Die Erträge - die gesamten Einnahmen der Bank - legten um 30 Prozent auf 13,4 Milliarden Dollar zu.

Morgan Stanley profitierte vom Handelsboom an den Finanzmärkten, wo viele Portfolios umgeschichtet wurden und Unternehmen hohen Finanzbedarf decken mussten. Zwar wappnet sich auch Morgan Stanley in der Krise mit Rückstellungen für Zahlungsausfälle, wegen des relativ überschaubaren Kreditgeschäfts aber in geringerem Ausmaß als Großbanken wie JPMorgan oder Citigroup. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen klar, die Aktie reagierte vorbörslich mit Kursgewinnen.


Heiratsantrag per Maisfeld - Landwirt sät Liebesbotschaft in Acker

ACHEL: Mit akribischer Planung hat ein Landwirt in Belgien seiner Geliebten einen Heiratsantrag in ein Maisfeld gesät. Im April bestellte Joost Roothans in der Nähe der Kleinstadt Achel sein Feld so, dass die Botschaft langsam gen Himmel gedeihen konnte, wie belgische Medien jetzt berichteten. Zuvor habe er zu Hause einen Entwurf gemacht und seine Maschine so programmiert, dass sie an den entscheidenden Stellen die Aussaat stoppte.

«Anneke wil je met me trouwen» (Anneke willst du mich heiraten?) war am Ende aus der Luft zu lesen. Vor dem entscheidenden Überflug mit seiner Anneke kontrollierte Roothans per Drohne, ob sein Liebesbeweis aus der Luft gut sichtbar war. Beim Überflug soll Anneke die Buchstaben erkannt haben. Zurück am Boden nahm sie Roothans' Antrag schließlich an.


Deutschland vertieft militärische Zusammenarbeit mit Bulgarien

SOFIA: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will die militärische Zusammenarbeit mit Bulgarien ausbauen.

Offiziere der bulgarischen Armee könnten künftig an deutschen Generalstabslehrgängen teilnehmen, sagte die CDU-Chefin am Donnerstag bei einem Treffen mit ihrem Amtmkollegen Krassimir Karakatschanow in Sofia. Über weitere gemeinsame Ausbildungen werde gesprochen. «Wir wollen auch die Zusammenarbeit im Bereich der Rüstungskooperationen und der Rüstungsprojekte verstärken», sagte sie. Bulgarien werde dazu Experten nach Berlin schicken. Kramp-Karrenbauer bereist vier Tage lang Staaten im Osten der EU und wollte im Anschluss weiter nach Ungarn fliegen.


Viel Polizei am «Ballermann» nach Zwangsschließung von Lokalen

PALMA: Nach der Zwangsschließung von Lokalen am «Ballermann» in Folge von Partys ohne Maske und Sicherheitsabstand wacht die Polizei der spanischen Urlaubsinsel nun über die Einhaltung. Am Donnerstagmittag herrschte im betroffenen Herzstück der vor allem bei deutschen Touristen beliebten Feiermeile an der «Bier-» und «Schinkenstraße» gähnende Leere. Neben Polizisten waren dort nur wenige Menschen zu sehen. Alle Lokale, die normalerweise oft schon mittags voll sind, waren zu. Das galt auch für die vom Dekret der Regionalregierung ebenfalls betroffene Party-Straße Punta Ballena in der Briten-Hochburg Magaluf westlich der Insel-Hauptstadt Palma.

Die Anordnung war am Mittwoch in Kraft getreten und gilt zunächst für zwei Monate. Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela erklärte, sowohl eine Verkürzung als auch eine Verlängerung der Zwangsschließungen seien je nach Verhalten der Menschen nicht auszuschließen. Seine Aussagen über die sogenannten «Sauftouristen» waren am Donnerstag auf den Titelseiten vieler Regionalblätter zu sehen: «Wir wollen diese Touristen nicht. Sie sollen nicht kommen.»

Das Verhalten einiger weniger Urlauber und Lokalbesitzer dürfe nicht die riesigen Anstrengungen der Menschen auf den Balearen im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, so der Minister. Er bezog sich auf Fotos und Videoaufnahmen, die gezeigt hatten, wie Hunderte - mutmaßlich Touristen aus Deutschland und Großbritannien - am Wochenende an der Playa de Palma sowie in Magaluf getrunken, getanzt und gefeiert hatten. Sie waren unterwegs, ohne Schutzmaske zu tragen und ohne den in ganz Spanien vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern einzuhalten.


EU-Kommission will Saisonarbeitskräfte besser schützen

BRÜSSEL: Die EU-Kommission hat in der Corona-Krise zu einem besseren Schutz von Saisonarbeitskräften aufgerufen. Die Pandemie habe ein Schlaglicht auf die teils prekären Wohn- und Arbeitsbedingungen ausländischer Saisonarbeiter geworfen, die das Entstehen von Infektions-Hotspots begünstigten, sagte EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit am Donnerstag in Brüssel. Hunderttausende Saisonarbeiter unterstützten jährlich wichtige Bereiche der europäischen Wirtschaft, etwa in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie. Aufgabe der EU-Mitgliedsländer sei es, sich um diese unerlässlichen, aber schutzlosen Arbeiter zu kümmern.

Die EU-Kommission rief die Mitgliedsländer dazu auf, angemessene Unterbringungs- und Gesundheitsstandards für Saisonkräfte zu gewährleisten und deren Einhaltung intensiver als bisher zu kontrollieren. Insbesondere kleineren Arbeitgebern müsse dabei praktische Hilfe gewährt werden. Die EU-Kommission kündigte eine Studie zu den Hauptproblemen beim Einsatz von Saisonkräften an, einschließlich der Frage von Leiharbeit und Werkvertragsarbeitern. In einer Umfrage sollten außerdem besonders sensible Arbeitsbereiche identifiziert werden.


Polens Oppositionspartei kritisiert nach Duda-Sieg unfairen Wahlkampf

WARSCHAU: Polens größte Oppositionspartei hat nach dem knappen Wahlerfolg von Präsident Andrzej Duda das Vorgehen im Wahlkampf massiv kritisiert. Die Abstimmung selbst sei zwar gut verlaufen, sagte der Parteichef der liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO), Borys Budka, am Donnerstag in Warschau. Aber der Einfluss von öffentlichen Geldern und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern habe ungleiche Voraussetzungen geschaffen. Deshalb sei die Wahl «unfair» gewesen. Die Partei wolle beim Obersten Gericht Protest einlegen.

Der europafreundliche Herausforderer von der KO, Rafal Trzaskowski, unterlag bei der Wahl am Wochenende nur knapp dem Amtsinhaber Andrzej Duda. Trzaskowski räumte bereits seine Niederlage ein und gratulierte Duda zum Sieg.

«Wenn wir jetzt nicht laut diese Unregelmäßigkeiten anprangern, wird die nächste Wahl noch verzerrter sein», sagte Budka. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte kritisiert, dass öffentlich-rechtliche Fernsehsender wie ein Teil der Kampagne des Amtsinhabers agiert hätten. Beobachter gehen nicht davon aus, dass der Protest erfolgreich sein wird. Selbst Stimmen aus der KO schätzen die Erfolgschancen gering ein.


Norwegen einigt sich mit Polen auf Änderungen bei Justizprogramm

OSLO: Trotz der Sorgen um die Rechtsstaatlichkeit in Polen hat sich Norwegen mit dem EU-Land auf ein überarbeitetes Abkommen zu einem Justizprogramm geeinigt. Nach dem Rückzug der norwegischen Gerichtsverwaltung aus der Kooperation werden das Justizministerium und die Strafvollzugsbehörde weiter an der Zusammenarbeit beteiligt sein, wie das Außenministerium in Oslo am Donnerstag mitteilte. Das geänderte Programm hat nun einen Umfang von 58 Millionen Euro und wird aus Mitteln des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) finanziert.

Norwegen und Polen pflegten eine gute Zusammenarbeit, darunter auch im Justizsektor, erklärte das Ministerium. Man sei aber weiterhin besorgt über die Schwächung der Unabhängigkeit polnischer Gerichte und Richter. Beim Strafvollzug und im Kampf gegen häusliche Gewalt wolle man dennoch weiter kooperieren, auch wenn die Zusammenarbeit zwischen den Gerichten ende.

Aus Protest gegen die umstrittenen rechtsstaatlichen Reformen in Polen hatte sich die norwegische Gerichtsverwaltung Ende Februar aus dem Justizprogramm zurückgezogen. Die norwegische Regierung hatte darauf ein entsprechendes Abkommen nicht unterzeichnet und die Kooperation neu bewertet. Zunächst waren für das Programm knapp 70 Millionen Euro an EWR-Mitteln vorgesehen gewesen.


Ukraine setzt Banker Schewtschenko als neuen Zentralbankchef ein

KIEW: In der Ukraine übernimmt der Banker Kirill Schewtschenko den Posten des Zentralbankchefs. Das Parlament in Kiew stimmte am Donnerstag mit deutlicher Mehrheit für den von Präsident Wolodymyr Selenskyj vorgeschlagenen Kandidaten. Er wolle sich für die finanzielle Stabilität der Ukraine, die zu den ärmsten Ländern Europas zählt, einsetzen, sagte Schewtschenko bei seiner Vorstellungsrede. Der Zentralbankchef wird für sieben Jahre ernannt. Der 47 Jahre alte Banker arbeitet seit den 1990er Jahren für unterschiedliche ukrainische Geldinstitute.

Die Ex-Sowjetrepublik hatte zuletzt den für die Kreditvergabe wichtigen Leitzinssatz auf sechs Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit der Unabhängigkeit 1991 gesenkt. Möglich wurde das auch durch eine mit 2,4 Prozent auf ein sechsjähriges Rekordtief gesunkene Inflationsrate. Der IWF hatte dem pleitebedrohten Land erst Anfang Juni einen neuen Kredit über 2,1 Milliarden US-Dollar (1,875 Mrd Euro) gewährt.


Firmen dürfen Sozialabgaben nicht mit Vertrag in anderem Land drücken

LUXEMBURG: Unternehmen dürfen Sozialstandards im eigenen Land nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht unterlaufen, indem sie Beschäftigte formell über eine Firma in einem EU-Land mit weniger Abgaben einstellen. Auch bei international tätigen Beschäftigten sei maßgeblich, welchem Arbeitgeber diese tatsächlich unterstehen, wer in Wirklichkeit die Lohnkosten trägt und wer tatsächlich befugt ist, den Arbeitnehmer zu entlassen, urteilte der EuGH in Luxemburg am Donnerstag. (AZ: C-610/18)

Formell unterlägen international tätige Angestellte, die überwiegend nicht in ihrer Heimat arbeiten, zwar den Vorschriften des Landes, in dem der Arbeitgeber seinen Sitz hat. Dies dürfe aber nicht zu rein künstlichen Konstruktionen führen, mit denen Unternehmen Unterschiede zwischen den Sozialsystemen der EU-Länder ausnutzten, stellte der EuGH klar. Ansonsten würde das Recht auf Freizügigkeit der Arbeitnehmer - das heißt das Recht von EU-Bürgern, in jedem Mitgliedsland Arbeit anzunehmen - zur Verlegung des Sitzes des Arbeitgebers rein auf dem Papier missbraucht, um daraus Vorteile für das Unternehmen zu ziehen.

Im konkreten Fall ging es um international tätige Lkw-Fahrer aus den Niederlanden, die von ihren Arbeitgebern seit einigen Jahren über eine in Zypern ansässige Vermittlungsfirma eingesetzt werden. Zwar erhielten sie ihre Lohnabrechnung aus Zypern, die Bezahlung erfolgte aber aus Holland. Die niederländische Sozialversicherungsanstalt war der Auffassung, dass die Mitarbeiter in den Niederlanden der Sozialversicherungspflicht unterliegen - und erhielt nun in Luxemburg Recht. Die in Zypern ansässige Vermittlungsfirma AFMB wirbt damit, dass bei einer Beschäftigung über sie die Lohnkosten für Fahrer 25 Prozent geringer ausfallen, was die Konkurrenzsituation gegenüber osteuropäischen Speditionen verbessere.


Sommerunwetter setzt Palermo unter Wasser - Suche nach Opfern

PALERMO: Ein schweres Sommerunwetter hat Teile der sizilianischen Stadt Palermo unter Wasser gesetzt. Der stundenlange Regen verwandelte ab Mittwoch Straßen in Flüsse. Das Wasser ließ Tunnel volllaufen und schloss Menschen zeitweise in gefährlichen Lagen ein. Nachdem ein Augenzeuge ein im Auto gefangenes Paar gesehen haben wollte, suchte die Feuerwehr bis Donnerstag nach möglichen Opfern. «Taucher, die die ganze Nacht in der überfluteten Unterführung zugange waren, haben keine Menschen gefunden», berichteten die Retter am Morgen auf Twitter.

Italienischen Medien hatten schon von Todesopfern gesprochen. Zwei kleine Kinder seien wegen Unterkühlung ins Krankenhaus gekommen, hieß es zudem. Helfer hätten sie mit ihren Eltern aus einem vom Wasser eingeschlossenen Wagen geborgen. Die Feuerwehr registrierte mehrere hundert Einsätze in der Hafenstadt am Mittelmeer. Das Fernsehen zeigte Autos, die wie Spielzeug im trüben Wasser trieben.

Es werde noch drei oder vier Tage dauern, bis eine große Unterführung außerhalb des Zentrums leer gepumpt sei, sagte ein Feuerwehrsprecher der Nachrichtenagentur Adnkronos. Erst dann werde wohl geklärt sein, ob die «Wasserbombe» in der sizilianischen Hauptstadt wirklich zwei Menschen in den Tod gerissen habe.


Afghanistan verurteilt militärischen Vorfall an pakistanischer Grenze

KABUL: Afghanistan hat einen militärischen Zwischenfall mit Toten und Verletzten an der Grenze zu Pakistan scharf verurteilt. Angriffe durch die pakistanische Armee seien inakzeptabel, hieß es in einer Mitteilung des afghanischen Außenministeriums am Mittwochabend (Ortszeit). Pakistans Außenministerium und Streitkräfte äußerten sich zunächst nicht.

Am Mittwoch waren afghanische Stellungen an der Grenze zu Pakistan nach Angaben aus Kabul mit Raketen beschossen worden. Afghanische Sicherheitskräfte in der östlichen Grenzprovinz Kunar erwiderten das Feuer. Sechs Zivilisten auf afghanischer Seite seien getötet, weitere sieben verletzt worden. Zwei Häuser wurden zudem beschädigt.

Die 2430 Kilometer lange afghanisch-pakistanische Grenze entstand 1893 zwischen dem damaligen Britisch-Indien und dem Emirat Afghanistans. Gefechte zwischen den Nachbarstaaten entlang der als «Durand-Linie» bekannten faktischen Grenze passieren selten, die Beziehungen gelten jedoch als angespannt. Beide Länder liegen im Streit darüber, ob die Grenze offiziell anerkannt ist.


Aufklärungsflugzeug in Südosttürkei abgestürzt - sieben Tote

ISTANBUL: Bei dem Absturz eines Aufklärungsflugzeugs der Polizei in der Südosttürkei sind alle sieben Insassen getötet worden. Dabei handele es sich um zwei Piloten und fünf Techniker, schrieb Innenminister Süleyman Soylu am Donnerstag auf Twitter.

Bei dem Aufklärungsflug sei die Maschine in der Provinz Van gegen einen Berg geprallt und zerschellt. Die Polizeidirektion teilte mit, das Flugzeug sei gegen 21.45 Uhr MESZ vom Radar verschwunden.

Die Türkei geht im Südosten des Landes immer wieder militärisch gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Die Organisation steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste.


Suche nach bewaffnetem Schwarzwald-Mann geht weiter

OPPENAU: Die deutsche Polizei hat am Donnerstagmorgen weiter mit einem Großaufgebot nach dem bewaffneten 31-Jährigen von Oppenau im Schwarzwald (Baden-Württemberg) gesucht. Von dem Mann fehle nach viertägiger Suche jede Spur, teilte die Polizei am Morgen mit.

Der vorbestrafte Mann ohne festen Wohnsitz war am Sonntag nach einer Polizeikontrolle in den Wald geflohen. Zuvor hatte er vier Beamte, die ihn in einer Hütte am Waldrand aufgesucht hatten, unvermittelt mit einer Waffe bedroht und ihnen die Dienstwaffen abgenommen. Seither ist der 31-Jährige verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass er sich sehr gut in dem unwegsamen Gelände auskennt.


Kastration für Sexualstraftäter - Debatte um Gesetz in Kaschmir

ISLAMABAD: In Pakistan ist nach einer Gesetzesänderung in der teilautonomen Himalayaregion Kaschmir eine Kontroverse um die Bestrafung von Sexualverbrechen entbrannt. Sexualstraftätern droht bei der Vergewaltigung von Minderjährigen künftig Kastration. Auch die Todesstrafe, lebenslange Haft und hohe Geldbußen sind vorgesehen. Die Gesetzesänderung wurde bereits am 2. Juli einstimmig vom Parlament im pakistanischen Teil Kaschmirs beschlossen.

Ansar Burney, einer der führenden Menschenrechtsaktivisten in Pakistan, kritisierte das Gesetz als unmenschlich. «Das Schlimmste ist, dass es missbraucht werden kann, weil das Strafverfolgungs- und Justizsystem in Pakistan schwach ist und manipuliert werden kann», so der 62-Jährige. Auch Anwälte in Pakistans Hauptstadt Islamabad äußerten Kritik.

Doch Politiker in Kaschmir verteidigen die Verschärfung des Strafrechts. «Dieses Gesetz ist hart, aber es richtet sich gegen ein sehr abscheuliches Verbrechen, und für uns macht es Sinn, dass ein Pädophiler keine Sympathie oder eine zweite Chance verdient», sagte Ahmed Raza Qadri, Co-Autor der Gesetzesänderung und Minister in der Himalayaregion.


Ein Bund Edel-Trauben für 10.000 Euro versteigert

TOKIO: In Japan hat ein Bund der berühmten «Ruby Roman»- Trauben bei einer Auktion den Rekordpreis von 1,3 Millionen Yen erzielt - umgerechnet sind das gut 10.000 Euro. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, konnte der Vorjahresrekord bei der Versteigerung in der Stadt Kanazawa zum traditionellen Auftakt der Saison um 100.000 Yen übertroffen werden. Ruby Roman ist eine Rebsorte, die ausschließlich in der Präfektur Ishikawa angebaut und vermarktet wird. Sie ist rot und hat eine starke Süße. Mit einem Durchmesser von je rund drei Zentimetern ist eine Frucht ungefähr so groß wie ein Tischtennisball. Das rund 900 Gramm schwere Bund, das den Rekordpreis erzielte, bestand aus rund 30 einzelnen Früchten.

Die Auktionen werden als feierlicher Beginn der Auslieferung der edlen Früchte abgehalten, die der Stolz der Präfektur Ishikawa sind und für deren Anbau Landwirte einen entsprechend hohen Aufwand treiben. Die hohen Investitionen, die bei den Auftakt-Auktionen gezahlt werden, lohnen sich für die Händler: Denn das Ganze ist eine geschickte PR-Aktion, über die die Medien des Landes berichten. Nirgendwo bekommt Obst eine derartige mediale Aufmerksamkeit wie in Japan - ein Marketing-Trick, der auch beim Thunfisch angewendet wird.


Hongkong verweigert «New York Times»-Journalisten die Zulassung

HONGKONG: Hongkongs Behörden verweigern einem Korrespondenten und China-Experten der «New York Times» die Arbeitserlaubnis. Dem 52-jährigen Chris Buckley sei keine Erklärung gegeben worden, berichtete die Zeitung. Die Entscheidung stieß am Donnerstag auf scharfe Kritik. Die Journalistenorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) sah einen Verstoß gegen die Pressefreiheit in Hongkong. Die Entscheidung «untergräbt den freien Fluss der Informationen, die für den Erfolg Hongkongs entscheidend ist».

Der langjährige Korrespondent war bereits zuvor praktisch aus China ausgewiesen worden, indem seine Akkreditierung nicht verlängert wurde. Die Verweigerung der Arbeitserlaubnis erfolgt auf den Erlass des Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Es richtet sich gegen Separatismus, Untergrabung der Staatsgewalt, Terrorismus und «geheime Absprachen» mit Kräften im Ausland, die Peking als chinafeindlich betrachtet.

Als Reaktion auf das Gesetz will die «New York Times» einen Teil ihres in Hongkong ansässigen Nachrichtenbetriebs nach Seoul verlegen.


IOC-Chef Bach zu Vorgänger Brundage: «Geschichte nicht umschreiben»

LAUSANNE: Das Internationale Olympische Komitee will keine Neubeurteilung des umstrittenen früheren IOC-Präsidenten Avery Brundage vornehmen. «Die Rolle von Mr. Brundage war im Fokus vieler Studien. Seine Historie ist völlig klar und wir sehen keinen Grund, die Geschichte umzuschreiben», sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Das IOC habe zur Kenntnis genommen, das die Büste von Brundage im Museum für Asiatische Kunst in San Francisco als Reaktion auf die Rassismus-Debatte nach dem Tod von George Floyd entfernt wurde. «Jede Organisation kann seine eigene Entscheidung treffe.»

Das Museum hatte die Entfernung der Büste des US-Amerikaners Brundage, der von 1952 bis 1972 IOC-Präsident gewesen war, damit begründet, dass er rassistische und antisemitische Ansichten unterstützt und gegen Schwarze agitiert habe. 1968 hatte das IOC unter seiner Führung die schwarzen US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos von den Olympischen Spielen in Mexiko ausgeschlossen, nachdem beide auf dem Siegerpodest die Faust zum Protest und als Symbol der «Black-Power-Bewegung» nach oben gestreckt hatten.

Brundage war Mäzen des Museums in San Francisco. «Es hat die Büste des Gründers entfernt, aber die von ihm gestiftete Kollektion behalten», sagte Bach. Dies geschehe in Verantwortung des Museums.


Twitter-Chef verspricht nach Hack von Prominenten Aufklärung

SAN FRANCISCO: Nach dem Hack von Twitter-Accounts zahlreicher Prominenter hat der Gründer und Chef des Unternehmens, Jack Dorsey, Aufklärung versprochen. Sobald die Firma «ein besseres Verständnis» von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlichkeit so ausführlich wie möglich darüber informieren, erklärte Dorsey am Mittwochabend (Ortszeit) über Twitter. «Wir alle bedauern, dass dies passiert ist», schrieb er. «Ein harter Tag für uns bei Twitter.»

Unbekannten war es am Mittwoch gelungen, Werbung für dubiose Kryptowährungs-Deals über Twitter-Profile von Prominenten wie Ex-Präsident Barack Obama, Präsidentschaftskandidat Joe Biden und Amazon-Chef Jeff Bezos zu verbreiten. Auch Accounts von Firmen wie Apple und Uber waren betroffen. Wie genau der in seinem Ausmaß beispiellose Hack passieren konnte, blieb zunächst unklar. Viele der Accounts wurden zeitweise gesperrt und waren kurze Zeit später ohne die offensichtlich betrügerischen Nachrichten wieder online.

Betroffen waren auch Twitter-Profile des früheren New Yorker Bürgermeisters und Multimilliardärs Michael Bloomberg, des Rappers Kanye West, des Microsoft-Gründers Bill Gates sowie des Tesla-Chefs Elon Musk. In der über die Accounts verbreiteten Botschaft wurde versprochen, eingeschickte Bitcoins doppelt zurückzuzahlen.


Japan will Straßenrüpel ausbremsen - Taxis kooperieren mit Polizei

TOKIO: Dränglern und Rasern soll es in Japan an den Kragen gehen. Da sich in den vergangenen Jahren die Fälle gehäuft haben, bei denen sich Autofahrer in teils gefährlicher Weise als Rüpel aufführten, wurde das Verkehrsgesetz verschärft. Der Kampf der Polizei gegen Drängler und Raser geht dabei soweit, dass in einem beliebten Ausflugsgebiet der Tokioter Nachbarprovinz Saitama jetzt Taxi-Unternehmer bei der polizeilichen Aufklärung solcher Fälle kooperieren wollen. Wie die japanische Tageszeitung «Sankei Shimbun» am Donnerstag berichtete, haben sich die Betreiber in Chichibu bereit erklärt, Aufnahmen von in Taxis installierten Sicherheitskameras der Polizei bereitzustellen. Solche eine Kooperation sei ungewöhnlich.

Im Zuge einer kürzlichen Verschärfung der Verkehrsgesetze will der japanische Staat verstärkt gegen gefährliches Verhalten von Auto- und Motorradfahrern sowie Fahrradfahrern vorgehen. Wer mit seinem Auto aggressiv fährt, etwa weil er drängelt, rast oder andere Autos ausbremst oder blockiert, muss mit einem Führerscheinentzug von mindestens zwei Jahren rechnen. Wer auf diese Weise Unfälle mit Todesfolge verursacht, dem drohen künftig bis zu 20 Jahre Gefängnis.


Früherer Mini-Flugzeugträger jetzt Bar an der Küste von New York

NEW YORK: Ein früherer Mini-Flugzeugträger ist an der Küste von Manhattan zur Bar umfunktioniert worden.

Der «Baylander», auf dem jahrzehntelang US-Hubschrauberpiloten geübt hatten, sei seit kurzem der «Baylander Steel Beach», teilten die Betreiber mit. Derzeit darf auf dem Schiff, das auf der Westseite Manhattans im Hudson River vor der Küste Harlems liegt, aufgrund der Corona-Beschränkungen nur der Außenbereich genutzt werden. Später soll es auch einen Innenbereich für Getränke und einige Snacks geben. Der Ende der 60er Jahre in Betrieb genommene «Baylander» war 2011 aus dem Dienst des US-Militärs entlassen und verkauft worden, danach hatte er zunächst als Museumsschiff gedient.


DESG-Athleten wussten nichts von Bouwman-Kündigung durch Große

BERLIN: Die Kündigung von Eisschnelllauf-Bundestrainer Erik Bouwman ist ohne Rücksprache mit den meisten Aktiven erfolgt. «Wir haben das aus der Presse erfahren», sagte Moritz Geisreiter, Athletensprecher der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag). Sein Kollege Leon Kaufmann-Ludwig ergänzte, dass dies seiner Meinung nach kein Zufall gewesen sei. Dem kommissarischen DESG-Präsidenten Matthias Große müsse klar gewesen sein, «dass es dafür keine Zustimmung der Athleten gab. Es waren ja nur Claudia Pechstein und Matthias Große, die einen öffentlichen Streit mit Bouwman hatten.»

Große hatte zu Monatsbeginn in Berlin verkündet, dass Bouwman schriftlich das Ende seines Arbeitsverhältnis zum 31. Juli mitgeteilt worden sei. Der Niederländer kündigte rechtliche Schritte an. Hintergrund ist das seit einem Jahr anhaltende Zerwürfnis zwischen Großes Lebensgefährtin Pechstein und Bouwman, seit dieser erklärt hatte, er habe «null Bock», die fünfmalige Olympiasiegerin zu trainieren. Daraufhin hatte es eine monatelange Schlammschlacht zwischen beiden Seiten gegeben.

«Athleten, die mit mir sprechen, sagen, sie sehen keinen anderen Profiteur als Pechstein und Große. Sie würden gerne mit Bouwman weiterarbeiten», sagte nun Geisreiter. Zudem sprach der 32-Jährige von einem sich zum Negativen verändernden Klima im Verband. «Seit der kommissarischen Präsidentschaft kommen Sportler auf mich zu und sagen - ungefragt - dass sie Bedenken haben, ihre Meinung zu äußern, weil sie nicht wissen, ob sie dann ihren Kaderstatus behalten», sagte Geisreiter. «Wir erleben gerade eine unangenehme Phase der Kontroversen. Ich bin aber optimistisch, dass das bald wieder in eine bessere Richtung geht.»

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