PATTAYA: Als sich die Sandaufschüttung des 2,8 Kilometer langen Stadtstrandes an Pattayas Beach Road gegen Ende letzten Jahres – beziehungsweise vor vier Monaten – in der Zielgeraden befand, überschlugen sich das Marine Department, der Stadtrat Pattaya und das Sport- und Tourismusministerium fast. Von einem „Vorzeigemodell für andere Städte“ oder gar „Meilenstein für Thailand“ war die Rede. Das Lob hallte weit, Sorgen über die Beständigkeit des umstrittenen 500-Millionen-Baht-Projekts wurden belächelt. Selbstherrlichkeit und Überschwang wurden mit einem Schlag zunichte gemacht, als am 2. April ein nur knapp zweistündiger Starkregen große Teile des gerade erst fertiggestellten, 30 Meter breiten Strandes zerstörte. Auf anmaßende folgten lange Gesichter. Mit den Wassermassen verschwanden nicht nur der kostspielige, aufgeschüttete Sand, sondern auch mehrere Millionen Baht im dreistelligen Bereich im Meer.
Vom Prestigeobjekt zum Schandfleck
Wo man vor wenigen Wochen noch Delegierte aus chinesischen Partnerstädten stolz das von Menschenhand Geschaffene präsentierte, stoßen nun hässliche Kraterlandschaften, tiefe Rinnen und mit Wasser gefüllte Löcher sowie hin und wieder ein paar vergilbte Sandsäcke ins Auge, die von den Wassermassen freigelegt wurden. Das neue Prestigeobjekt verwandelte sich in nur 120 Minuten zum Schandfleck der Stadt.
Einen Tag nach der Katastrophe erinnerte der Pattaya Beach eher an einen Abenteuerspielplatz als an einen Strand. Ausländische Urlauber hüpften über breite Rinnen von einer Sandbank auf die nächste und schossen hier und da mal ein Foto. Trotz ihres vergnügten Auftretens konnte man ihnen ihr Entsetzen im Gesicht ablesen. Zwar war Pattaya nie für lupenreine Strände bekannt, doch einen Nachmittag am Meer hatten sie sich doch ein wenig anders vorgestellt. Besonders schlimm traf es den Strandabschnitt auf der Höhe zur Soi 6, der von den Wassermassen komplett auseinandergerissen wurde.
Auch wenn nur wenige Stunden nach dem zerstörerischen Hochwasser die ersten Radlader der Stadtverwaltung am Strand anrückten und die ganze Nacht im Einsatz waren, um zu retten, was noch zu retten ist, stellt sich nun natürlich die Frage, wie es weitergehen soll. Denn es war nicht das erste Mal, dass eine von der Beach Road kommende Sturzflut aus dem Hinterland Pattayas nach heftigen Regenfällen für Schäden am Strand sorgte, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Und im Hinblick darauf, dass die regenreiche Monsunzeit erst noch vor der Tür steht, wohl auch nicht das letzte Mal. Dementsprechend angespannt scheint auch die Stimmung zwischen der Stadt und den beteiligten Behörden zu sein. Statt mit Lösungsvorschlägen zu glänzen, scheinen sie sich nun gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen.
Hochwasserschutz kläglich versagt
Jatuporn Buruspat, Generaldirektor der Abteilung für natürliche Ressourcen und Umwelt, der dem Strand persönlich inspizierte, um das Ausmaß der Schäden aus nächster Nähe zu betrachten und einzuschätzen, warf der Stadtverwaltung schlechtes Hochwassermanagement vor. Er forderte Antworten darauf, was die City Hall zu tun gedenke, dass sich Schäden in dieser Größenordnung nicht wiederholen. Jatuporn verzichtete nicht darauf hinzuweisen, dass das von ihm begutachtete Ausmaß der Zerstörung das Ergebnis von nur zwei Stunden Dauerregen sei.
Die Strand-Katastrophe von Pattaya erweckt den Anschein, dass man sich bei der Stadt scheinbar ausschließlich darauf konzentriert hatte, die auf Erosion zurückzuführenden Schäden am Strand zu beheben oder – anders ausgedrückt – zu überschminken, indem man den vom Meer abgetragenen Sand einfach durch neuen ersetzte und diesen aufschüttete. Dass die größere Gefahr nicht im Meer, sondern auf dem Land lauert, wenn nach stundenlangen Regenfällen die Wassermassen aus den höherliegenden Stadtgebieten zum Strand abfließen und sich – verstärkt durch die marode Infrastruktur der Kanalisation – zu reißenden Flüssen entwickeln, schien nicht Teil des Projektes „Strandwiederherstellung“ gewesen zu sein. Letztendlich war es Pattayas neuer Bürgermeister Sontaya Khunpluem, der es sich zu einer seiner ersten Amtshandlungen machte, Teilstücke der Strandpromenade absenken zu lassen, um kanalähnliche Abflüsse für die Ableitung der bei Starkregen auf die Beach Road treffenden Wassermassen aus dem Umland ins Meer zu schaffen. Dem Umstand, dass die Absenkungen nicht zum erhofften Erfolg geführt haben, sondern das Maß der Zerstörung sogar erhöht haben, will die Stadtverwaltung nun durch Hochwasserbarrieren aus übereinandergestapelten Sandsäcken und der Auslegung von großflächigen Planen an den Stellen am Strand begegnen, an denen das aus den Absenkungen strömende Wasser ins Meer abfließt, um zu verhindern, dass es den neu aufgeschütteten Sand mitreißt. Und wenn auch dies nicht klappt, hat man ja immer noch die Radlader!