Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

Continental im dritten Quartal mit milliardenschweren Belastungen - Verlust

HANNOVER: Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental verzeichnet trotz einer allmählichen Erholung nach dem Corona-Einbruch auch im dritten Quartal einen Verlust. Wertminderungen wegen des absehbar schwächeren Geschäfts in den kommenden Jahren sowie Umbaukosten für das Sparprogramm schlagen im dritten Quartal mit zusammengenommen gut 1,3 Milliarden Euro zu Buche, wie das Dax-Unternehmen überraschend am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte. Daher werde Conti trotz eines besser verlaufenen Tagesgeschäfts auch im dritten Quartal einen Verlust beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie unter dem Strich ausweisen, hieß es.

Im dritten Quartal erzielte Conti laut vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 10,3 Milliarden Euro nach 11,1 Milliarden vor einem Jahr. Um Sonderkosten bereinigt betrug die Marge des operativen Ergebnisses im abgelaufenen Dreimonatszeitraum 8,1 Prozent und damit 2,5 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Diese Werte lägen besser als die durchschnittlichen Analystenschätzungen, hieß es von Conti. Der Zufluss finanzieller Mittel vor Zukäufen und Kosten für die Abspaltung des Antriebsgeschäfts lag bei 1,8 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es nur 343 Millionen Euro gewesen.


Tesla liefert fünften Quartalsgewinn in Folge - Jahresziele bestätigt

PALO ALTO: Der US-Elektroautobauer Tesla hat im fünften Quartal in Folge schwarze Zahlen geschrieben und seine ambitionierten Jahresziele bestätigt. In den drei Monaten bis Ende September wurde ein Nettogewinn von 331 Millionen Dollar (279 Mio Euro) erzielt, wie der Konzern des Tech-Milliardärs Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Palo Alto mitteilte. Damit steigerte Tesla das Ergebnis gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 131 Prozent. Der Umsatz kletterte um 39 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. Tesla übertraf die Markterwartungen klar, die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit einem deutlichen Kursanstieg.

Tesla bekräftigte zudem, trotz Belastungen durch die Corona-Krise am ehrgeizigen Vorhaben festzuhalten, in diesem Jahr eine halbe Million Fahrzeuge auszuliefern. In den ersten drei Quartalen wurden knapp 320.000 Autos an die Kundschaft gebracht, 139.593 davon im vergangenen Vierteljahr. Das Jahresziel von 500.000 Auslieferungen zu erreichen, sei allerdings schwieriger geworden, räumte Tesla im Geschäftsbericht mit Blick auf die Pandemie ein. Mit den überraschend starken Quartalszahlen baut das Unternehmen seine Erfolgsserie aus - an der Börse ist Tesla schon länger der wertvollste Autobauer der Welt.


Wechsel an der Spitze von Arte - Patino löst Boudgoust ab

STRAßBURG: Der Vorstandsvorsitz des deutsch-französischen Fernsehkanals Arte wird neu besetzt. Zum 1. Januar 2021 übernimmt der Präsident von Arte France, Bruno Patino (55), den Posten des Präsidenten des Vorstands. Das teilte der Kultursender am Mittwoch in Straßburg nach der Mitgliederversammlung mit. Der Vorstandsvorsitz wird im Wechsel von Deutschland und Frankreich besetzt. Zurzeit hat der frühere SWR-Intendant Peter Boudgoust das Amt inne. Die Amtszeit dauert vier Jahre.

Patino war im Verlauf seiner Karriere in mehreren Medienhäusern tätig, darunter bei der Gruppe Le Monde, Radio France, France Télévisions (öffentlich-rechtlich) und nun bei Arte France.

Es gibt zudem einen neuen Vorsitzenden der Mitgliederversammlung von Arte, die als Aufsichtsorgan des Senders fungiert: Zum 1. Januar 2021 übernimmt der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow den Vorsitz von Nicolas Seydoux, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates von Gaumont. Seydoux wird künftig Vizepräsident der Versammlung sein, wie es weiter hieß.


Trudeau-Regierung übersteht Misstrauensvotum - keine Neuwahlen

OTTAWA: Die liberale kanadische Regierung von Premier Justin Trudeau hat ein Misstrauensvotum wegen eines von der konservativen Partei verlangten Untersuchungsausschusses überstanden. Damit wird es nicht zu vorgezogenen Neuwahlen in dem nordamerikanischen Land kommen. Die Konservativen hatten ein Komitee zur Untersuchung angeblicher Korruption der Regierung verlangt - Trudeaus Regierung hatte die Entscheidung darüber zum Votum über die Zukunft der Administration erhoben.

Die linksliberale «Neue Demokratische Partei» und die Abgeordneten der Grünen stimmten aber nicht gegen die Regierung, sodass der Antrag abgelehnt wurde. Die Liberalen hatten bei der Wahl vor einem Jahr ihre absolute Mehrheit verloren und sind als Minderheitsregierung stets auf Stimmen der Opposition angewiesen.

In den vergangenen Monaten war Trudeau wegen der Vergabe eines millionenschweren Regierungsauftrags an eine Wohltätigkeitsorganisation, zu der er enge familiäre Kontakte hat, unter Druck geraten. Vor einer Ethik-Kommission sprach der Premier später von einem Fehler.


Neue Gespräche im EU-Haushaltsstreit enden ohne greifbares Ergebnis

BRÜSSEL: Im Streit über die künftige Ausstattung des EU-Haushalts ist auch nach der jüngsten Verhandlungsrunde zwischen dem Europäischen Parlament und den Regierungen der Mitgliedstaaten keine Einigung in Sicht. Die für die Regierungen verhandelnde deutsche EU-Ratspräsidentschaft teilte am Mittwochabend mit, keine Seite habe sich substanziell von ihren Positionen wegbewegt. Immerhin gebe es aber die Bereitschaft, nach alternativen Lösungen für die bestehenden Streitpunkte zu suchen. Die Chefunterhändler wollten sich nun am kommenden Montag unter sich treffen, hieß es. Am Mittwoch solle es dann wieder eine Verhandlungsrunde im Vollformat geben.

Das Europaparlament fordert in den Verhandlungen vor allem 39 Milliarden Euro zusätzlich für ausgewählte EU-Programme wie Erasmus (Jugend & Bildung) und Horizon (Forschung). Zudem will es erreichen, dass eingeplante, aber nicht genutzte Haushaltsmittel künftig für unvorhergesehene Ereignisse genutzt werden können. Normalerweise fließen diese an die Mitgliedstaaten zurück - ebenso wie zum Beispiel Einnahmen aus EU-Wettbewerbsstrafen, die das Parlament ebenfalls für EU-Ausgaben nutzen will.

Um zu verhindern, dass die EU ab Januar nur noch einen Nothaushalt hat, ist wegen des aufwendigen Ratifizierungsprozesses eigentlich eine sofortige Einigung über das derzeit rund 1,8 Billionen Euro schwere Finanzpaket für die kommenden Jahre erforderlich. Es umfasst neben dem mehrjährigen Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 auch Corona-Hilfen im Umfang von 750 Milliarden Euro. Die Staats- und Regierungschefs hatten sich im Juli darauf verständigt, dass sie für den mehrjährigen Haushalt nicht mehr als 1074 Milliarden Euro bereitstellen wollen. Der Streit könnte nun auch die Auszahlung der Corona-Hilfen verzögern.


Dax mit weiterem Dämpfer

FRANKFURT/MAIN: Auch zur Wochenmitte hat der deutsche Aktienmarkt an Boden verloren. Börsianer verwiesen auf enttäuschende Unternehmenszahlen und negative Kommentare. Zusätzlich gebe es politische Unwägbarkeiten. Der Dax fiel am Nachmittag um 0,77 Prozent auf 12.639,20 Punkte. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel fiel um 1,27 Prozent auf 27.341,67 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,9 Prozent auf 3198 Punkte. Der Euro legte zu auf den höchsten Stand seit einem Monat und wurde zuletzt mit 1,1861 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1810 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,63 am Vortag auf minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 146,28 Punkte. Der Bund-Future büßte 0,02 Prozent auf 175,65 Punkte ein.


Konkurrenz setzt Netflix zu - Kundenwachstum flaut stark ab

LOS GATOS: Nach dem coronabedingten Abo-Boom im ersten Halbjahr hat der Kundenandrang beim Online-Videodienst Netflix stark nachgelassen. Unterm Strich kamen im dritten Quartal nur 2,2 Millionen Bezahlabos dazu, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Wettbewerb im Streaming-Geschäft macht dem Marktführer zu schaffen. Hatten Serienhits wie «Tiger King» in Kombination mit der erhöhten Streaming-Nachfrage in der Corona-Pandemie in den beiden Vorquartalen mit 15,8 Millionen beziehungsweise 10,1 Millionen neuen Nutzern noch für einen großen Ansturm gesorgt, flaute das Wachstum nun kräftig ab.


Firmen können weitere Corona-Hilfen beantragen

BERLIN: In der Corona-Krise können besonders belastete Unternehmen ab sofort weitere Überbrückungshilfen beantragen. Dabei geht es um Zuschüsse zu betrieblichen Fixkosten wie Mieten - und zwar für die Monate September bis Dezember. Voraussetzung ist, dass ein Unternehmen hohe Umsatzausfälle hat. Mit den Hilfen solle vor allem Firmen geholfen werden, die durch behördliche Anordnungen oder Hygiene- und Abstandsregeln weiter geschlossen seien oder nur mit halber Kraft fahren könnten, hieß es am Mittwoch im Bundeswirtschaftsministerium. Bund und Länder haben bereits beschlossen, die Überbrückungshilfen um ein halbes Jahr bis zum 30. Juni 2021 zu verlängern. Für die Überbrückungshilfen hatte der Bund 25 Milliarden Euro eingeplant. Davon sind nach aktuellem Stand laut Wirtschaftsministerium erst 1,2 Milliarden Euro bewilligt worden.


Regierungsterminal am neuen Hauptstadtflughafen in Betrieb

BERLIN/SCHÖNEFELD: Mit der Ankunft von Agrarministerin Julia Klöckner aus Luxemburg ist am Mittwoch das Regierungsterminal am neuen Hauptstadtflughafen BER in Betrieb genommen worden. Ab sofort werden dort alle Flüge des Bundespräsidenten, der Kanzlerin und ihrer Minister mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr abgefertigt und Gäste der Bundesregierung aus dem Ausland empfangen. 26 Jahre lang waren die VIP-Maschinen der Luftwaffe in Tegel gelandet, um Regierungsmitglieder und ihre Delegationen abzuholen oder wieder nach Berlin zurückzubringen. Von dort werden ab sofort nur noch die Hubschrauber der Bundeswehr-Flugbereitschaft fliegen. Der Heimat-Flughafen der Flugzeuge bleibt noch Köln/Bonn. Der Umzug nach Berlin wird voraussichtlich erst Ende der 2020er Jahre erfolgen.


Tesla bekommt grünes Licht für Einstieg bei Neuwieder Autozulieferer

NEUWIED/PRÜM: Nach dem Kauf der Firma Grohmann beteiligt sich der US-Elektroautobauer Tesla an einem weiteren rheinland-pfälzischen Unternehmen. Der kalifornische Konzern bekam grünes Licht für den Einstieg beim Autozulieferer ATW mit Sitz in Neuwied, wie ein Sprecher des Bundeskartellamts sagte. ATW gehörte dem kanadischen Hersteller ATS Automation Tooling Systems. Dieser kündigte kürzlich die Schließung seines Standorts in Rheinland-Pfalz an. Tesla-Chef Elon Musk, der in Grünheide bei Berlin eine Fabrik für Elektroautos baut, rettet so Jobs bei dem Autozulieferer. Dieser zählt mit rund 210 Beschäftigten Konzerne wie BMW, Daimler und VW zu seinen Kunden.


EU-Staaten bei Agrarreform einig: Klöckner sieht «Systemwechsel»

LUXEMBURG: Die EU-Staaten haben sich auf eine Reform der milliardenschweren Agrarpolitik geeinigt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sprach am Mittwochmorgen nach fast zweitägigen Verhandlungen in Luxemburg von einem «Systemwechsel». Für eine grünere Landwirtschaft sollen künftig vor allem «Öko-Regelungen» sorgen. Für die sogenannten Direktzahlungen, die den größten Teil der Milliarden-Subventionen ausmachen und sich hauptsächlich nach der Fläche richten, gebe es neue Auflagen für mehr Umweltschutz. Für zusätzliche Leistungen für Umwelt und Klima könnten Landwirte über die sogenannten Eco-Schemes entlohnt werden. Mindestens 20 Prozent der bisherigen Direktzahlungen sollen künftig für solche Aufgaben reserviert sind, allerdings mit der Möglichkeit, Mittel zu verschieben. Umweltverbände halten die Auflagen für zu schwach.


EU-Kommissar: Corona-Anleihen ein Vertrauensvotum in die EU

BRÜSSEL: EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn sieht in der erfolgreichen Platzierung der ersten Corona-Anleihen ein Vertrauensvotum in die EU. Wie Hahn am Mittwoch in Brüssel bestätigte, wurden am Vortag zwei Anleihen im Gesamtwert von 17 Milliarden Euro ausgegeben, darunter eine 10-Milliarden-Anleihe mit zehn Jahren Laufzeit und eine 7-Milliarden-Anleihe mit 20 Jahren Laufzeit. Die Nachfrage von Investoren war ungewöhnlich hoch. Insgesamt habe es Gebote für 233 Milliarden Euro gegeben, die beiden Anleihen seien damit mehr als 13 Mal überzeichnet gewesen, hieß es.

«Der erfolgreiche Launch ist ein Vertrauensvotum in die Europäische Union als Kreditnehmer und als Emittent», sagte Hahn. Mit dem Geld soll das sogenannte SURE-Programm der EU-Kommission finanziert werden. Es ist Teil des Corona-Aufbaupakets und soll vor allem der Finanzierung von Kurzarbeit in den Mitgliedstaaten dienen. Die Wertpapierform, mit der sich die EU für SURE refinanziert, nennt sich «Social Bonds».

Das Geld gehe nun an die Länder, in denen der Bedarf am größten sei, sagte Hahn. 17 Mitgliedsstaaten hätten Interesse angemeldet. Noch im Laufe dieses Jahres solle sich das Ausgabevolumen auf mindestens 30 Milliarden Euro erhöhen.


Schulze zur EU-Agrarpolitik: Umweltschutz muss national stattfinden

BERLIN/LUXEMBURG: Nach der Einigung der EU-Staaten auf Bausteine einer Agrarreform sieht Bundesumweltministerin Svenja Schulze die einzelnen Staaten in der Verantwortung, Umweltschutz voranzubringen. «Nach den Entscheidungen im Agrarrat zeichnet sich vor allem eins ab: Die dringend notwendige Ausrichtung der Agrarförderung an Umwelt-, Naturschutz und Tierschutzstandards muss auf nationaler Ebene stattfinden», teilte die SPD-Politikerin am Mittwoch mit. Umweltverbände hatten sich zuvor sehr enttäuscht über das Ergebnis gezeigt.

Das konkrete Mindestbudget für Umwelt und Naturschutz, auf das Mitgliedsstaaten, EU-Kommission und EU-Parlament sich nun in weiteren Verhandlungen einigen dürfen, sei «nur dann ein Gewinn, wenn die Mitgliedstaaten ehrgeizige Maßnahmen ergreifen», mahnte Schulze. «Dafür gilt es jetzt in Deutschland, die Weichen zu stellen.» Am Ende müsse es deutlich weniger Pestizide und mehr Artenvielfalt auf den Feldern geben. «Zugleich müssen wir sicherstellen, dass die Landwirte, die mehr Umwelt- und Naturschutz betreiben als andere, auch mehr Geld verdienen», sagte die Umweltministerin.


Klöckner verteidigt Agrarreform: Kein Geld mehr ohne Umwelt-Auflagen

BERLIN/LUXEMBURG: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Einigung der EU-Staaten auf Grundzüge einer Agrarreform gegen Kritik von Umweltschützern verteidigt. Es werde ein Systemwechsel eingeläutet, sagte die CDU-Politikerin, die die Marathon-Verhandlungen geleitet hatte, am Mittwoch in Berlin. Es werde «keinen Euro» an Subventionen mehr geben, der nicht an höheren Umwelt-Leistungen hänge: «Keine Leistung mehr ohne Gegenleistung.» Für die sogenannten Direktzahlungen, die den größten Teil der Milliarden-Subventionen ausmachen und sich hauptsächlich nach der Fläche richten, gebe es neue Auflagen für mehr Umweltschutz.

Zusätzlich könnten Landwirte für zusätzliche Leistungen für Umwelt und Klima nun über die sogenannten Eco-Schemes, also Öko-Aufgaben, entlohnt werden. Mindestens 20 Prozent der bisherigen Direktzahlungen sollen künftig für solche Aufgaben reserviert sind, allerdings mit der Möglichkeit, Mittel zu verschieben. Klöckner verwies angesichts der Kritik von Umweltverbänden, die die Auflagen für viel zu schwach halten, auf die Notwendigkeit eines Kompromisses. Litauen habe mit nein gestimmt, Lettland, Bulgarien und Rumänien hätten sich enthalten, sagte sie.


Bauernverband zur Agrarreform: «Tragbarer europäischer Kompromiss»

LUXEMBURG/BERLIN: Der Bauernverband hat sich mit der Einigung der EU-Staaten auf Grundzüge einer Agrarreform weitgehend zufrieden gezeigt. Das Ergebnis sei «ein notwendiger und letztendlich auch tragbarer europäischer Kompromiss», teilte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch mit. «Der Weg zu einer grüneren Agrarpolitik geht weiter und bringt für die Landwirte neue Herausforderungen, denen wir uns stellen.» Die bisherige Struktur der Agrar-Subventionen werde «deutlich verändert», Kritik von Naturschützern, die ein «Weiter so» beklagten, entbehre «jeder Grundlage».

Für Deutschland bedeuteten die Beschlüsse, dass sich die Mittel für Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft mehr als verdoppelten «auf eine Größenordnung von rund 1,8 Milliarden Euro», sagte Rukwied. «Gleichzeitig bleibt ein Mindestmaß an Einkommensstützung für die Landwirtschaft bestehen.» Wichtig seien verbindliche europäische Vorgaben, damit die Umsetzung nicht zu einem Flickenteppich führe. Landwirte, aber auch Bund und Länder bräuchten für die nationale Umsetzung schnell endgültige Klarheit.


Habeck: Agrar-Beschlüsse «reichen hinten und vorne nicht»

LUXEMBURG/BERLIN: Grünen-Chef Robert Habeck hat die Einigung der EU-Staaten auf Grundzüge einer Agrarreform scharf kritisiert. Die Beschlüsse «reichen hinten und vorne nicht, um die selbstgesteckten Ziele der EU zu erreichen und den Bäuerinnen und Bauern Sicherheit zu geben», sagte Habeck am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. «Das klare Ziel sollte sein: Direkte Zuschüsse für die Fläche, egal was auf dem Acker passiert, werden abgeschafft.» Stattdessen müssten Bauern Geld bekommen, die gesellschaftliche Leistungen erbringen. Eine solche «Gemeinwohlprämie» müsse jetzt schrittweise und mit klaren Etappenzielen eingeführt werden.

Diese «Weitsicht und Konsequenz» fehle, sagte Habeck mit Blick auf die Einigung, derzufolge künftig unter anderem ein Fünftel der bisherigen Direktzahlungen an die Landwirte an strengere Öko-Vorgaben gekoppelt werden soll. «Es ist absolut enttäuschend, wie wenig politische Konsequenzen die gesellschaftliche und wissenschaftliche Debatte hat.» Ende der Woche will das EU-Parlament seine Position endgültig festlegen, dann folgen weitere Verhandlungen.


Ölpreise geben nach

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 42,79 US-Dollar. Das waren 36 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 32 Cent auf 41,38 Dollar.

Daten des Industrieverbands American Petroleum Institute (API) deuten auf einen weiteren Anstieg der US-Rohölvorräte hin. Sollten die im Tagesverlauf erwarteten offiziellen Regierungs-Zahlen dies bestätigen, wäre es der zweite Anstieg innerhalb von drei Wochen. Steigende Ölvorräte werden als Indiz für eine schwache Nachfrage oder ein überhöhtes Angebots betrachtet. Sie lasten daher zumeist auf den Preisen.

Daneben gibt es an den Finanzmärkten weiter Hoffnung auf ein US-Konjunkturpaket noch vor der Wahl im November. Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte am Dienstagabend, sie hoffe auf eine Einigung in dieser Woche.


Euro auf einmonatigem Höchststand

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Mittwoch weiter zugelegt. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,1850 US-Dollar und damit so viel wie seit einem Monat nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,1810 Dollar festgesetzt.

Ausschlaggebend für die Euro-Gewinne ist der schwächelnde US-Dollar. Anleger fragen die Weltreservewährung weniger nach, weil sie immer noch auf ein neues Konjunkturpaket in den USA hoffen. Das hellt die Marktstimmung auf und lockt Anleger aus dem sicheren Hafen Dollar. Die Gespräche zwischen Republikanern und Demokraten laufen seit mehreren Wochen, ohne dass bisher eine große Annäherung erzielt wurde.

Konjunkturdaten stehen zur Wochenmitte nur sehr wenige auf dem Kalender. Allerdings äußern sich mehrere hochrangige Zentralbanker. Dazu zählen EZB-Präsidentin Christine Lagarde, ihr Stellvertreter Luis De Guindos sowie EZB-Chefvolkswirt Philip Lane.

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