Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Collage: DER FARANG
Collage: DER FARANG

Nach Sabotage: Moskau bestätigt Einsatzbereitschaft von Nord Stream 2

MOSKAU: Der mutmaßliche Sabotageakt gegen die Nord Stream Pipelines hat nach Angaben aus Moskau offenbar die von Russland präferierte Leitung Nord Stream 2 verschont. «Was Nord Stream 2 betrifft, so ist diese Pipeline bisher nach vorläufiger Einschätzung tatsächlich in technisch geeignetem Zustand», sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak am Mittwoch im Staatsfernsehen. Er bot an, durch diese Leitung Gas nach Europa zu liefern. Zugleich forderte er eine Beteiligung Russlands an den Ermittlungen zur Sabotage.

Ende September kam es zu Explosionen unter Wasser an der Ostseepipeline. Dabei wurden beide Stränge der Pipeline Nord Stream 1 und ein Strang von Nord Stream 2 leck geschlagen. Experten gehen von einem staatlichen Sabotageakt aus. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt Briten und US-Amerikaner des Anschlags auf die Gasleitung beschuldigt. Diese seien die Profiteure des Sabotageakts, behauptete er. Nord Stream 1 wurde dabei seit Anfang September von Russland nicht mehr mit Gas bepumpt - angeblich aus technischen Gründen, die wegen der Sanktionen nicht zu beheben seien.

Stattdessen hat Moskau Nord Stream 2 als Ausweichvariante angeboten, deren Zertifizierung allerdings von Deutschland im Februar endgültig gestoppt wurde. Nach der Liquidierung von Nord Stream 1 hat Nowak nun erneut Nord Stream 2 ins Spiel gebracht. Gaslieferungen seien möglich, wenn erforderlich, betonte der Minister.


US-Regierung enttäuscht über Entscheidung der Opec+ zur Ölförderung

WASHINGTON: Die US-Regierung hat die Entscheidung der Öl-Allianz Opec+, die Ölproduktion zurückzufahren, als «kurzsichtig» und einen «Fehler» bezeichnet. US-Präsident Joe Biden sei darüber enttäuscht, erklärten Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese, am Mittwoch. In einer Zeit, in der die Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, nannte das Zurückfahren der Ölproduktion «fehlgeleitet» und einen «Fehler». Die Öl-Allianz habe eine Entscheidung getroffen, die nur dem eigenen Interesse diene. «Es ist klar, dass sich OPEC+ mit der heutigen Ankündigung mit Russland verbündet», sagte Jean-Pierre.

Angesichts der geplanten Verknappung des Angebots wolle Biden auch mit dem Kongress über zusätzliche Instrumente und Befugnisse beraten, um die Kontrolle der OPEC über die Energiepreise zu verringern, hieß es weiter. Zuletzt waren die Benzinpreise in den USA wieder etwas gesunken. Für Bidens Demokraten war das kurz vor den Kongresswahlen im November besonders wichtig. Die hohe Inflation im Land hat der Partei des US-Präsidenten in Umfragen besonders zugesetzt.


Tschechiens Präsident Zeman warnt vor nuklearem Konflikt in Ukraine

PRAG: Der tschechische Präsident Milos Zeman hat vor dem «ernsten Risiko» eines nuklearen Konflikts im russischen Krieg gegen die Ukraine gewarnt. Seiner Ansicht nach sollte der Westen den Kreml warnen, dass er in einem solchen Fall nicht nur mit einer diplomatischen Reaktion, sondern mit einer «entschiedenen militärischen Antwort» rechnen müsse. «Mit allen Folgen, die das haben kann», fügte der 78-Jährige am Mittwoch in Prag hinzu.

Zeman machte seine Bemerkung am Rande eines Treffens mit dem Emir von Katar, Tamim Bin Hamad Al Thani. Die beiden Staatsoberhäupter unterzeichneten ein Abkommen über eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit. In Tschechien hofft man auf mögliche Lieferungen von Flüssiggas (LNG) aus dem Emirat, um weniger abhängig von russischen Erdgaslieferungen zu werden. Katar gilt als weltweit führender LNG-Exporteur.

Derweil wurde bekannt, dass aus Tschechien in diesem Jahr Rüstungsgüter im Wert von 47 Milliarden Kronen, umgerechnet knapp 1,9 Milliarden Euro, in die Ukraine exportiert wurden. Das sagte Verteidigungsministerin Jana Cernochova nach Angaben der Agentur CTK in Prag. Die Summe liegt um ein Vielfaches höher, als bisher bekannt war. Der tschechische Staat hat demnach einen Anteil von mehr als 170 Millionen Euro davon finanziert.


Neue politische Gemeinschaft in Europa startet mit Treffen in Prag

PRAG: Die Staats- und Regierungschefs von mehr als 40 europäischen Ländern werden an diesem Donnerstag (13.00 Uhr) zu dem ersten Treffen einer neuen politischen Gemeinschaft in Prag erwartet. In dem von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron initiierten Format wollen die EU-Staaten die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern verbessern. Im Mittelpunkt der Gespräche der sogenannten Europäischen Politischen Gemeinschaft dürften Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen Folgen stehen.

Neben den 27 EU-Staaten wurden 17 weitere Länder zu dem Treffen eingeladen. Darunter sind etwa Großbritannien, die Ukraine, die Türkei, Norwegen, die Schweiz sowie die Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und das Kosovo. Die Ukraine wird durch Ministerpräsident Denys Schmyhal vertreten. Präsident Wolodymyr Selenskyj soll per Video zugeschaltet werden.

Für den Nachmittag ist geplant, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Kollegen sich in verschiedenen Gesprächsrunden etwa zu den Themen Frieden und Sicherheit, Energie und Klima und zur wirtschaftlichen Lage austauschen. Zudem sind bilaterale Gespräche zwischen Staats- und Regierungschefs sowie eine gemeinsame Abschlusssitzung mit Arbeitsabendessen vorgesehen.

Aus den eingeladenen 44 Ländern dürfte einzig die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen aus innenpolitischen Gründen nicht an dem Treffen im neuen Format teilnehmen. Für Freitag ist ebenfalls in der tschechischen Hauptstadt ein informeller Gipfel der 27 EU-Staaten geplant. Tschechien hat derzeit turnusgemäß den Vorsitz der EU-Staaten inne.


Ölallianz Opec+ kürzt Förderung um zwei Millionen Barrel am Tag

WIEN: Mit einer Verknappung des Angebots will die Öl-Allianz Opec+ den zuletzt deutlich gefallenen Preis für Rohöl zumindest wieder stabilisieren.

Von November an wird der Verbund aus 23 Staaten zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich weniger fördern, wie die Opec am Mittwoch in Wien mitteilte. Es ist die umfassendste Verringerung der Produktion seit langem. Aufgrund der Sorge vor einer weltweiten Rezession hatten die Preise seit Juni um bis zu 30 Prozent nachgegeben. Faktisch fällt die Kürzung allerdings geringer aus, da bereits jetzt einige Staaten wie Nigeria, Angola und Russland weniger fördern als die bisherigen Vereinbarungen erlauben. Das Ölkartell Opec+ hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent.


Peitzer Karpfen künftig durch EU-Recht geschützt

BRÜSSEL: Der Peitzer Karpfen wird künftig durch ein Herkunftssiegel der EU geschützt. Er muss ähnlich wie Champagner, Parmaschinken oder Parmesankäse künftig aus einer bestimmten Region - in diesem Fall in Brandenburg - stammen, wie am Mittwoch aus einer Mitteilung der EU-Kommission hervorging. Weiter hieß es, das Fleisch des Peitzer Karpfens besteche durch seinen charakteristischen Geschmack und seinen aromatischen Duft.

Die Produktion beruhe auf einer vor mehr als 100 Jahren in Gebieten der heutigen Landkreise Spree-Neiße und Dahme-Spreewald entstandenen Tradition, die in Verbindung mit günstigen geografischen und klimatischen Bedingungen eine hohe Qualität des Produkts garantiere und ihm einen besonderen Ruf verleihe. Zahlreiche Lebensmittel werden durch diese EU-Regelung geschützt, die Qualität garantieren und das Produkt vor Fälschungen schützen soll.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 0,9915

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9915 (Dienstag: 0,9891) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0085 (1,0110) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87340 (0,87273) britische Pfund, 143,18 (143,30) japanische Yen und 0,9756 (0,9767) Schweizer Franken fest.


Dax nach Daten vom US-Jobmarkt weiter im Minus

FRANKFURT/MAIN: Nach zwei starken Handelstagen hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch eine Verschnaufpause eingelegt. Am Nachmittag büßte der deutsche Leitindex Dax 1,05 Prozent auf 12.537,06 Punkte ein. Daten vom US-Jobmarkt sorgten zeitweise für zusätzlichen Abgabedruck bis auf 12.512 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank zuletzt um 1,72 Prozent auf 23.094,56 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,9 Prozent nach. Der Euro gab nach seiner Vortagesrally wieder etwas nach. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag zu 0,9919 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 0,9891 (Montag: 0,9764) Dollar festgesetzt.


Lkw-Käufer hoffen nach BGH-Urteil auf Schadenersatz

MÜNCHEN: Nach einem wegweisenden Urteil des Bundesgerichtshofs zu Sammelklagen sehen die Kläger im Lkw-Kartellprozess vor dem Landgericht München nun bessere Chancen auf Schadenersatz. Der Vorsitzende Richter Tobias Pichlmaier deutete zum Auftakt am Mittwoch an, «dass wir die Klage nicht als unzulässig abweisen werden». In dem Verfahren fordern die Käufer von annähernd 100.000 Lastwagen von MAN, Daimler, DAF, Iveco und Volvo/Renault 590 Millionen Euro Schadenersatz wegen Preisabsprachen. Die EU-Kommission hatte den Konzernen bis 2017 fast vier Milliarden Euro Bußgeld aufgebrummt, weil sie sich jahrelang in einem Kartell ausgetauscht hatten. Die EU-Kommission hatte allerdings offengelassen, ob den Lkw-Käufern überhaupt ein Schaden entstanden war.


Überraschende Wende: Elon Musk will Twitter nun doch kaufen

SAN FRANCISCO: Tech-Milliardär Elon Musk gibt seinen Widerstand auf und will die rund 44 Milliarden Dollar teure Übernahme des Online-Netzwerks Twitter nun doch vollziehen. Überraschend erklärte er sich bereit, den von ihm ursprünglich gebotenen Preis von 54,20 Dollar je Aktie zu bezahlen. Musk versuchte eigentlich seit Monaten, aus dem von ihm selbst angestoßenen Deal auszusteigen. Doch Twitter wollte ihn unter Verweis auf den bindenden Kaufvertrag nicht gehen lassen. Für Mitte Oktober ist eigentlich ein Gerichtsprozess in dem Streit angesetzt. Ob es dazu nun noch kommen wird, ist nach Musks plötzlichem Sinneswandel unklar.


Von der Leyen offen für generellen Gaspreisdeckel

STRAßBURG: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich offen für einen grundsätzlichen Preisdeckel auf Gas gezeigt. «Eine solche Obergrenze für die Gaspreise muss so gestaltet sein, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist», sagte die deutsche Politikerin am Mittwoch im Straßburger Europaparlament. Zudem müsse es eine vorübergehende Maßnahme sein, «bis wir einen neuen EU-Preisindex entwickelt haben, der ein besseres Funktionieren des Marktes gewährleistet». Ein Sprecher der EU-Kommission präzisierte später, dass damit ein Maximalpreis für in der EU gehandeltes Gas gemeint sei, bezogen auf den Großhandel. Details des Vorschlags würden noch ausgearbeitet.


Pilotenstreik bei Eurowings trifft etwa jeden zweiten Flug

KÖLN: Der für diesen Donnerstag geplante ganztägige Streik der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) wird bei Eurowings voraussichtlich jeden zweiten Flug lahmlegen. Die Lufthansa-Tochter werde jedoch alles tun, um die Auswirkungen der Streikmaßnahmen für Fluggäste so gering wie möglich zu halten, teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch mit. Betroffen von dem Streikaufruf seien ausschließlich Flüge von Eurowings Deutschland, nicht die von Eurowings Europe. Die Fluggesellschaft geht davon aus, «rund die Hälfte des normalen Flugprogramms durchführen zu können». Die Airline könne dabei auch auf Partner der Lufthansa Gruppe zurückgreifen.


Exporte ziehen an - Ein letztes «Aufflackern» vor dem Winter?

WIESBADEN: Nach einem schwachen Juli ziehen die deutschen Exporte wieder an. Die Ausfuhren legten im August gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Geliefert wurden Waren im Wert von 133,1 Milliarden Euro, das war ein Anstieg von 18,1 Prozent gegenüber August 2021. Hohe Energiepreise, Probleme in den Lieferketten und die Eintrübung der Weltwirtschaft belasten allerdings den Ausblick. «Das leichte Wachstum der Ausfuhren im August ist nur ein letztes Aufflackern vor einem kalten Exportwinter», sagte Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Insgesamt zeichne sich auch schon für das dritte Quartal im Außenhandel ein Minus ab.


Jeder Dritte hat kein Geld für plötzliche Ausgaben

WIESBADEN: Unerwartete größere Ausgaben übersteigen bei fast einem Drittel der Menschen in Deutschland die eigenen Finanzmittel. 31,9 Prozent der Bevölkerung hierzulande war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr nicht in der Lage, spontan 1150 Euro oder mehr aus dem vorhandenen Budget zu stemmen. Damit war diese Gruppe nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker in Deutschland größer als etwa in Frankreich (27,6 Prozent) und den Niederlanden (15,1 Prozent). In Rumänien, Kroatien, Griechenland, Zypern und Lettland verfügten nach Angaben der Behörde vom Mittwoch jeweils mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nicht über ausreichende finanzielle Rücklagen für ungeplante größere Ausgaben.


Ifo-Institut: Kein Ende der hohen Inflation in Sicht

MÜNCHEN: Die Preise in Deutschland werden nach Erwartung des Ifo-Instituts in den kommenden Monaten nahezu flächendeckend weiter steigen. Nach der monatlichen Unternehmensumfrage des Instituts wollen im Lebensmittelhandel alle Unternehmen durchgängig die Preise erhöhen. Auch Gas und Strom werden sich laut Einschätzung der Münchner Ökonomen weiter verteuern, ebenso wie die Preise in der Gastronomie. «Die Inflationswelle dürfte daher leider noch nicht abebben», sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch. Im September war die Teuerungsrate mit zehn Prozent erstmals seit den Nachkriegsjahren zweistellig.


Russen kaufen mehr Antidepressiva in Apotheken

MOSKAU: In Russland ist der Verkauf von Antidepressiva in Apotheken zuletzt deutlich gestiegen. In der Woche vom 19. bis 25. September sei der Absatz um 120 Prozent gestiegen, meldete die Staatsagentur Tass am Mittwoch unter Berufung auf Zahlen des Chemiekonzerns DSM. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 21. September die Teilmobilmachung angeordnet und will nach offiziellen Angaben 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die besetzten Gebiete zu halten.

Die Chefin der Allianz pharmazeutischer Verbände, Viktoria Presnjakowa, sagte der Staatsagentur, seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar sei die Nachfrage nach Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln in Russland gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. Sie führte das auf die «geopolitische und wirtschaftliche Lage» zurück.

Nach ihren Angaben gibt es viele Patienten, die sich zum ersten Mal solche Mittel verschreiben ließen. Die Bevölkerung kaufe aber auch nicht rezeptpflichtige Arzneimittel zur Beruhigung. Viele Medikamente, die etwa in Deutschland rezeptpflichtig sind, gibt es in Russland einfach in der Apotheke zu kaufen.


Weber kritisiert Bundesregierung für Alleingänge bei Gas

STRAßBURG: Der Europaabgeordnete Manfred Weber (CSU) unterstützt die Forderung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für einen koordinierten Energieeinkauf durch die EU-Staaten, sieht bisherige Alleingänge der Bundesregierung im Einkauf jedoch kritisch. «Neue Vorschläge für eine EU-Energie-Einkaufsgemeinschaft sind im Grundsatz richtig. Die EU muss ihre Marktmacht auf dem Energiemarkt einsetzen», sagte Weber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Mittwoch. «Leider passt das Handeln der Bundesregierung aber nicht zu ihrer eigenen Forderung. Man kann nicht ein gemeinsames EU-Vorgehen fordern und gleichzeitig eigene Deals, beispielsweise mit Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, anstreben.»

Es brauche endlich einen europäischen Binnenmarkt für Gas, sagte Weber. «Es sind gemeinsame Regeln notwendig, etwa wie die Gasspeicher bewirtschaftet werden, die teils große Bedeutung über Landesgrenzen hinweg haben.» So könnte man dem Vorsitzenden der christdemokratischen EVP-Fraktion zufolge in einer Krisensituation Verteilungskämpfe und Egoismen vermeiden. «Wenn die EU-Staaten nicht über den eigenen Tellerrand hinausschauen, dann könnten sie sich im Winter in eine schwierige Situation manövrieren.»

Die EU-Staaten haben sich bereits im März auf gemeinsame Gaseinkäufe geeinigt, eine gemeinsame Koordinierungsplattform hat jedoch erst wenig Konkretes geliefert.


Geld eingefroren: Erneute Vorfälle an Bankfilialen im Libanon

BEIRUT: Erneut haben Menschen im krisengeplagten Libanon versucht, in Bankfilialen mit Druck an ihre eingefrorenen Ersparnisse zu kommen. Eine Abgeordnete des Parlaments betrat am Mittwoch mit mehreren Mitarbeitern eine Bank nördlich der Hauptstadt Beirut und forderte 8500 US-Dollar von ihrem Sparkonto. «Ich bin hergekommen als libanesische Bürgerin und nicht als Abgeordnete», sagte Cynthia Sarasir, die nach eigenen Worten eine bevorstehende Operation bezahlen muss. Sie brauche das Geld «dringend», sagte ihr Anwalt.

Fast zeitgleich eröffnete ein Mann vor einer weiteren Bankfiliale außerhalb von Beirut das Feuer. Libanesische Medien berichteten, ihm sei mangels Termin kein Zutritt gewährt worden. Auf einem Video war zu sehen, wie der Mann mit einer Waffe auf den Eingangsbereich einer Bank zielt. Die Glasscheibe mindestens einer Tür ging Fotos zufolge zu Bruch. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.

Diese Art von Vorfällen nimmt in dem kleinen Land am Mittelmeer zu. Große Teile der Bevölkerung im Libanon sind in die Armut abgerutscht und zunehmend verzweifelt. Weil das libanesische Pfund früher fest an den Dollar gekoppelt war, haben viele Libanesen Konten in der US-Währung. Da dem Land jedoch die Devisen ausgehen, können sie nur noch sehr begrenzt Dollar von ihrer Bank abheben. Die nationale Währung hat im Zuge der schweren Wirtschaftskrise seit 2019 zudem mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.

Seit Mitte September gab es wiederholte - und teils erfolgreiche - Versuche von Kontoinhabern, mit Überfällen an ihr eigenes Geld zu kommen. Die libanesische Bankenvereinigung beschuldigte die Zentralbanken für die sich immer weiter verschlechternde Lage. Am Mittwoch versammelten sich auch Dutzende vor der Zentralbank in Beirut, zündeten Reifen an und riefen: «Wir wollen unser Geld.»


Frankreichs Gasspeicher aufgefüllt

PARIS: Frankreich hat seine Gasspeicher in Vorbereitung auf den Winter vollständig gefüllt. Wie die zuständige Regulierungsbehörde am Mittwoch mitteilte, sind die Speicher zu mehr als 99 Prozent voll. Mit etwa 130 Terawattstunden liege der Energievorrat damit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Gasmenge entspreche ungefähr zwei Drittel des Energiebedarfs aller Privatpersonen sowie kleinen und mittleren Unternehmen im Winter.

Neben dem gespeicherten Gas wolle Frankreich auch auf den Austausch von Energie mit Nachbarländern setzen, hieß es. Um über den Winter zu kommen, solle zudem Gas aus Norwegen importiert und Flüssigerdgas genutzt werden. Angesichts der hohen Energiepreise mahnte die Behörde zudem an, alle sollten sich anstrengen, um den Energieverbrauch zu senken.


Belgischer Atomreaktor Tihange 3 bleibt vorerst ausgeschaltet

BRÜSSEL: Der belgische Atomreaktor Tihange 3 wird nicht wie geplant an diesem Mittwoch wieder hochgefahren. Der Reaktor soll frühestens wieder am 15. Oktober eingeschaltet werden, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf den Betreiber Engie am Dienstagabend berichtete. Zusätzliche Wartungsarbeiten würden in den nächsten Tagen durchgeführt. Außerdem seien noch technische Analysen im Gange, erklärte Engie demnach.

Tihange 3 war am Montag unerwartet vom Stromnetz genommen worden. Grund war dem Betreiber zufolge ein Druckabfall in einem der drei Dampfgeneratoren. Engie hatte bekräftigt, die Abschaltung habe keine Auswirkung auf die Sicherheit der Anlagen oder für die Angestellten.

Tihange 3 liegt etwa 60 Kilometer entfernt von Aachen in Nordrhein-Westfalen. Der Meiler ist einer von zwei Atomreaktoren, den die belgische Regierung vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Energiepreise bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen lassen will, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Für die Umsetzung laufen Verhandlungen mit Engie. Ursprünglich hatte Belgien den Atomausstieg für 2025 vorgesehen.

In Deutschland gibt es seit langem Kritik an den belgischen Kraftwerken aus den 1970er und 80er Jahren. So wurden bei den Reaktoren im Nachbarland mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Die Stadt Aachen und die Bundesregierung haben deswegen in der Vergangenheit wiederholt gefordert, die AKWs stillzulegen.


Unternehmensstimmung im Euroraum fällt auf 20-Monatstief

LONDON: Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im September stärker eingetrübt und ist auf den tiefsten Stand seit Januar 2021 gefallen.

Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,8 Punkte auf 48,1 Zähler, wie die Marktforscher am Mittwoch in London nach einer zweiten Umfragerunde mitteilten. Das erste Umfrageergebnis wurde leicht nach unten korrigiert. Der Indikator liegt weiter unter der Marke von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt.


Erdgaspreise sinken merklich - Russland liefert wieder nach Italien

AMSTERDAM/FRANKFURT: Der Preis für europäisches Erdgas ist am Mittwoch merklich gefallen. Der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas sank am Vormittag um rund 6 Prozent auf 160 Euro für eine Megawattstunde. Mit 155 Euro erreichte er zeitweise den niedrigsten Stand seit Ende Juli. Der niederländische Terminkontrakt TTF ist in Europa eine Benchmark im Erdgashandel.

Russland will nach einem kurzen Lieferstopp wieder Gas durch Österreich nach Italien pumpen. Es sei mit den italienischen Abnehmern eine Lösung des Problems gefunden worden, teilte der russische Staatskonzern Gazprom am Mittwoch mit. Gazprom hatte am Wochenende die Gaslieferungen an Italien eingestellt. Der teilstaatliche italienische Konzern und größte Gasimporteur Eni sah «absolut keine geopolitischen Gründe» als Grund für den Lieferstopp. Vielmehr seien Probleme bei Bezahlungsdetails in Rubel oder Euro aufgetreten.

«Sorgen hinsichtlich Versorgungsengpässe diesen Winter könnten durch einen jüngsten Bericht der IEA gedämpft worden sein», schreiben die Rohstoffexperten der Commerzbank. Nur falls keine Energiesparmaßnahmen erfolgten sowie Flüssiggas nur in geringem Maße importiert werde, dürften laut IEA die Gasspeicher auf ein kritisches Niveau von 5 Prozent fallen. «Bei einer Verringerung des Gaskonsums um rund 10 Prozent unter den 5-Jahresdurchschnitt könnte jedoch bereits ein Gasspeicherstand von 25 Prozent erreicht werden», schreibt die Commerzbank.

Die Erdgaspreise befinden sich damit weiter im historischen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau. Allerdings war der TTF-Preis am 25. August zeitweise bis auf 311 Dollar gestiegen. Damals trieben die ausbleibenden Lieferungen über Nord Stream 1 die Preise nach oben.


Exporte ziehen im August an - Deutliche Zuwächse im US-Geschäft

WIESBADEN: Trotz der Abschwächung des Welthandels sind die deutschen Exporte im August gestiegen. Gegenüber dem Vormonat Juli legten die Ausfuhren um 1,6 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Geliefert wurden Waren im Wert von 133,1 Milliarden Euro, das war ein Anstieg gegenüber August 2021 von 18,1 Prozent. Die Importe nach Deutschland legten innerhalb eines Jahres um 33,3 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu.

Angeschoben wurden die Exporte vor allem vom Geschäft mit den USA. Die Unternehmen führten 12,0 Prozent mehr Waren in die größte Volkswirtschaft der Welt aus als im Vormonat Juli. Das Land ist der wichtigste Einzelmarkt für Waren «Made in Germany».

Von Januar bis einschließlich August summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 1024,9 Milliarden Euro. Das ist trotz der Verwerfungen in Folge des Krieges in der Ukraine ein Plus von 14,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Hohe Energiepreise, Probleme in den Lieferketten und ein insgesamt schwaches weltwirtschaftliches Umfeld belasten allerdings den Ausblick. Die Exporterwartungen der deutschen Wirtschaft sanken nach Angaben des Ifo-Instituts im September auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020.


Ölpreise sinken leicht - Ölallianz Opec+ berät über Förderstrategie

SINGAPUR: Die Ölpreise haben nach den deutlichen Kursgewinnen am Vortag etwas nachgegeben. Am Mittwoch kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 91,72 US-Dollar. Das waren 8 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 19 Cent auf 86,33 Dollar.

Zuletzt stützten Meldungen über eine bevorstehende Förderkürzung des Ölverbunds Opec+ die Ölpreise. Damit gerät am Mittwoch das Treffen dieses Ölkartells zur Festlegung der Strategie für den November in den Fokus. Im Raum steht eine Drosselung der Produktion, um die zuletzt gesunkenen Ölpreise zu stabilisieren. Wegen der Sorge vor einer weltweiten Rezession haben sie seit Juni um bis zu 30 Prozent nachgegeben. Nach Ansicht von Analysten ist daher ein deutliches Marktsignal zu erwarten.

Allerdings würde eine Kürzung faktisch viel geringer ausfallen als der Beschluss vermuten ließe. Denn eine Reihe von Ölförderstaaten wie zum Beispiel Angola, Nigeria und Russland produzierten bereits deutlich weniger, als es ihre bisherigen Vereinbarungen erlauben würden, sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. «Insofern wird die tatsächliche Kürzung geringer sein, als auf dem Papier steht.»


Euro wenig bewegt nach deutlichem Kursanstieg

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat nach seiner Vortagesrally eine Verschnaufpause eingelegt. Am Mittwochmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 0,9974 US-Dollar und damit in etwa so viel wie am Dienstagabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt auf 0,9891 (Montag: 0,9764) Dollar festgesetzt.

Als Antrieb für den Euro erwies sich zuletzt die gute Stimmung an den Finanzmärkten. Nach zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus den USA war die Erwartung gestiegen, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen weniger als bisher erwartet anheben könnte.

Laut Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verleiht insbesondere die Hoffnung auf ein Auslaufen der US-Zinserhöhungen im ersten Quartal 2023 der Gemeinschaftswährung Rückenwind. Der Euro zeige ein beeindruckendes Comeback. Die Parität, also das Tauschverhältnis 1 zu 1, sei wieder in Reichweite.

Im Handelsverlauf könnten noch einige Konjunkturdaten für Bewegung sorgen. Im Fokus stehen dabei insbesondere Einkaufsmanager-Indizes für den Dienstleistungssektor aus der Eurozone, Großbritannien und den USA.

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