Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG



VW muss stärker sparen - Einstellungsstopp und «jeden Euro umdrehen»

WOLFSBURG: Volkswagen muss beim Personal noch stärker sparen und will den Kostendruck für klarere Schwerpunkte im Umbau zu E-Mobilität und Digitalisierung nutzen. «Der Vorstand fährt wegen Corona und Liquiditätssicherung einen Einstellungsstopp bis mindestens Ende des Jahres», sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der VW-Firmenzeitung «Mitbestimmen». Der neue Kernmarkenchef Ralf Brandstätter sagte, Auslieferungen und Umsatz brächen vielfach weg. «Daher haben wir uns entschieden, zunächst einmal keine neuen Menschen an Bord zu holen.» Der Manager, der Konzernchef Herbert Diess kürzlich in der Leitung der VW-Hauptmarke abgelöst hatte, betonte, grundsätzlich gelte im Unternehmen die Beschäftigungssicherung weiter bis zum Jahr 2029.


Bahn bestellt 30 neue ICE bei Siemens - eine Milliarde Euro

BERLIN: Die Deutsche Bahn hat 30 neue Hochgeschwindigkeitszüge beim Technikkonzern Siemens bestellt. Der eine Milliarde Euro schwere Auftrag umfasst Züge der ICE-3-Reihe, von denen die ersten Ende 2022 auf die Schiene kommen sollen, wie beide Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilten. 13.000 zusätzliche Sitze sollen dann zur Verfügung stehen. Zudem sichert sich die Bahn eine Option auf 60 weitere Fahrzeuge. Die neuen Züge sollen zunächst auf Strecken zwischen Nordrhein-Westfalen und München eingesetzt werden. «In den nächsten Jahren wächst die gesamte DB-Flotte im Fernverkehr um 20 Prozent», teilte Bahn-Chef Richard Lutz mit. «Auch wenn die Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie stark zurückgegangen ist, spricht auf längere Sicht alles für die klimafreundliche Schiene.»


Apple muss doch keinen Rekord-Steuerbetrag in Irland nachzahlen

LUXEMBURG: Im Streit um eine Rekord-Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro für Apple in Irland hat die EU-Kommission eine Schlappe vor Gericht erlitten. Das EU-Gericht in Luxemburg annullierte die Nachforderung der Kommission aus dem Jahr 2016. Die Kommission habe nicht nachweisen können, dass Steuervereinbarungen von Apple in Irland aus den Jahren 1991 und 2007 eine ungerechtfertigte staatliche Beihilfe darstellten, wie die Richter am Mittwoch erläuterten. Die Entscheidung ist allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der Schlusspunkt in dem politisch aufgeladenen Konflikt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Streit in nächster Instanz vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) weitergeht. Die Kommission hat zwei Monate Zeit, Berufung einzulegen.


Corona-Krise: Einzelhandel erwartet lange Durststrecke

BERLIN: Der Einzelhandel in Deutschland rechnet angesichts der Corona-Krise mit einer langen Durststrecke. Voraussichtlich werde erst 2022 wieder das Umsatzniveau des Vorkrisenjahres 2019 erreicht, sagte am Mittwoch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. «Der Einzelhandel wird sich erholen, aber es wird eine langsame Erholung sein, nicht das schnelle Aufleben des Konsums.» Genth malte ein düsteres Bild der aktuellen Lage in den deutschen Fußgängerzonen und Shopping-Centern. Die Verbraucher seien im Krisenmodus: Die Sparquote steige, der private Konsum breche weg. Viele Verbraucher hätten angesichts der drohenden Rezession ihr Einkaufsverhalten grundlegend verändert.


Bundesregierung will Stahlindustrie bei Umbruch helfen

BERLIN: Die Bundesregierung will die angeschlagene deutsche Stahlindustrie mit Tausenden von Jobs unterstützen. Hintergrund ist neben der Corona-Krise auch die angespannte Lage auf den Weltmärkten sowie die schwierige Umstellung auf eine klimafreundlichere Produktion. Eine langfristig starke, international wettbewerbsfähige und klimaneutrale Stahlindustrie am Standort Deutschland sei für die Zukunft des Landes von «herausragender Bedeutung», heißt es in einem Handlungskonzept Stahl. Es soll an diesem Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden und lag der Deutschen Presse-Agentur vor. In dem Papier wird auf die schwierige Lage der Branche verwiesen. Seit 2010 sei die Stahlproduktion in Deutschland um rund 10 Prozent gesunken, die Zahl der Beschäftigten um rund 4000 auf 86.000.


Neue Regeln sollen Steuerbetrug in der EU stoppen

BRÜSSEL: Die EU-Kommission will Steuerschlupflöcher bei Geschäften auf Amazon und anderen Digitalplattformen stopfen. Dazu schlug die Brüsseler Behörde am Mittwoch einen automatischen Datenabgleich der EU-Staaten vor. Dies ist Teil eines Pakets gegen Steuervermeidung, das auch einige Erleichterungen für Steuerzahler bringen soll. «Wir müssen ehrlichen Bürgern und Unternehmen beim Steuerzahlen das Leben leichter machen und schwieriger für Betrüger und Steuerhinterzieher», erklärte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Jährlich gingen in der EU rund 130 Milliarden Euro an Einnahmen verloren - durch Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und Umsatzsteuerbetrug über Grenzen hinweg. Zwischen den EU-Staaten gibt es zudem immer wieder Konflikte, weil einige Regierungen Unternehmen extrem günstige Konditionen bieten, um sie ins Land zu locken oder dort zu halten.


Bafin verdächtigt Wirecard-Ex-Chef Braun des Insiderhandels

FRANKFURT/MAIN: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin verdächtigt Ex-Wirecard-Chef Markus Braun des unerlaubten Insiderhandels angesichts eines millionenschweren Aktienverkaufs kurz vor dem Insolvenzantrag des Unternehmens. Diesen Verdacht habe die Behörde der Staatsanwaltschaft München angezeigt, bestätigte eine Bafin-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage entsprechende Berichte. Es geht demnach um den Verkauf von Wirecard-Aktien im Volumen von 6,6 Millionen Euro am 24. Juni, also einen Tag, bevor Wirecard einen Insolvenzantrag eingereicht hat. Über seinen Anwalt wies Braun den Vorwurf zurück. Weitere Aktienverkäufe von Braun werden der Bafin-Sprecherin zufolge ebenfalls geprüft. Braun war am 19. Juni zurückgetreten, später kündigte das Unternehmen seinen Anstellungsvertrag außerordentlich.


Impfstoff-Hoffnung treibt Dax auf neues Corona-Hoch

FRANKFURT/MAIN: Angetrieben von neuer Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff hat der Dax am Mittwoch ein neues Hoch seit dem Viruscrash im Februar erklommen. Am Nachmittag stieg er um 1,83 Prozent auf 12.929,64 Punkte. In diesem Umfeld ging es am Mittwoch auch für den MDax der mittelgroßen deutschen Werte kräftig um 1,61 Prozent auf 27.120,56 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stieg außerdem um gut zwei Prozent auf 3389,79 Zähler. In New York zeichnete sich für den Dow Jones Industrial ein 1,6 Prozent höherer Start ab. Der Euro ist am Mittwoch über der Marke von 1,14 US-Dollar auf den höchsten Stand seit etwa vier Monaten gestiegen. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,1443 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1375 Dollar festgesetzt.

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