Nachrichten aus der Wirtschaft am Donnerstag

Members of Alliance90/The Greens (Buendnis90/Die Gruenen) party, Oliver Krischer. Archive photo: epa/FELIPE TRUEBA
Members of Alliance90/The Greens (Buendnis90/Die Gruenen) party, Oliver Krischer. Archive photo: epa/FELIPE TRUEBA

Angebot für Studierende bei 49-Euro-Ticket geplant

AACHEN: Beim 49-Euro-Ticket für Busse und Bahnen in ganz Deutschland soll es auch ein Angebot für Studierende geben. Der Vorsitzende der Länder-Verkehrsminister, Oliver Krischer (Grüne) aus Nordrhein-Westfalen, sagte am Donnerstag nach einer Konferenz in Aachen, zur Einführung des Tickets am 1. Mai solle zunächst eine «Upgrade-Lösung» angeboten werden. Das bedeutet, dass Studierende ausgehend vom Betrag ihres Semestertickets nur die Differenz bis zum Preis von 49 Euro für das Deutschlandticket bezahlen müssten.


London und Brüssel besiegeln Nordirland-Kompromiss förmlich

LONDON: Die britische Regierung und die EU-Kommission wollen den Ende Februar geschlossenen Kompromiss im Streit um die Brexit-Regeln für Nordirland am Freitag endgültig besiegeln. Dazu werden der britische Außenminister James Cleverly und EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic in der britischen Hauptstadt zusammentreffen, wie das Außenministerium in London in der Nacht zum Freitag mitteilte.

Das britische Unterhaus hatte dem als Windsor-Rahmen bezeichneten Kompromiss am Mittwoch mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Auch der Europäische Rat hatte die Einigung in dieser Woche abgesegnet. Das Abkommen war Ende Februar von Premierminister Rishi Sunak und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen aus der Taufe gehoben worden. Es soll den Streit um die als Nordirland-Protokoll bezeichneten Brexit-Regeln für die britische Provinz beenden.

Beide Seiten wollen die Brexit-Querelen hinter sich bringen und die Kooperation wieder verstärken. «Ich freue mich auf weitere effektive Zusammenarbeit mit der EU in Schlüsselthemen wie Sicherheit und Energie», sagte Cleverly der Mitteilung zufolge. London hofft auch darauf, wieder ins Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon aufgenommen zu werden. Ganz oben auf der Agenda der Briten steht auch der Wunsch, mithilfe der EU und ihrer Mitgliedstaaten die irreguläre Einwanderung über den Ärmelkanal zu stoppen.

Während sich London und Brüssel nun einig sind, ist der Streit in Nordirland noch nicht beendet. Die größte protestantisch-unionistische Partei DUP lehnt das Protokoll trotz der Nachbesserungen weiterhin ab und blockiert eine Regierungsbildung in dem Landesteil.


EU-Gipfel sieht noch immer Risiken bei Energieversorgung

BRÜSSEL: Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten sehen weiterhin das Risiko von Energieengpässen. Zwar habe sich die Situation in der EU verbessert, hieß es in einer am Donnerstag beim EU-Gipfel verabschiedeten Erklärung. Dennoch sollten die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten für die nächste Heizperiode vorsorgen. Sie forderten Unternehmen zudem auf, die neue Plattform für gemeinsame Gaseinkäufe zu nutzen.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine und infolge stark gestiegener Energiepreise hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Gasspeicher in diesem Jahr koordiniert zu füllen. Die geballte Marktmacht der EU soll für niedrigere Preise sorgen. Außerdem soll damit vermieden werden, dass sich die EU-Staaten wie im vergangenen Jahr gegenseitig überbieten.

Die jüngst von der Kommission vorgeschlagene Reform des europäischen Strommarktes solle nach dem Willen der Staats- und Regierungschefs bis Ende des Jahres beschlossen werden. Der Kommissionsvorschlag sieht eine Entlastung vor allem durch langfristige Verträge für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Atomkraft vor.


Gegen Krise und Konkurrenz: EU-Gipfel will Bürokratieabbau für Firmen

BRÜSSEL: Mit Bürokratieabbau und besserem Zugang zu bestehenden Fördermitteln will die EU ihre Wirtschaft gegen Konkurrenz aus Ländern wie China stärken. Zudem sollen damit Probleme wie Fachkräftemangel und der Klimawandel weniger Auswirkungen auf Unternehmen haben, wie aus einer am Donnerstag beschlossenen EU-Gipfelerklärung hervorgeht. Darüber hinaus drängen die Staats- und Regierungschefs darauf, dass dies sozial gerecht geschehe. Die Europäische Union werde ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen und dabei niemanden zurücklassen, heißt es in der Erklärung.

Geopolitische Spannungen, hohe Energiepreise, unterbrochene Lieferketten, Fachkräftemangel, Klimawandel und andere Probleme haben Unternehmen in Deutschland und Europa zuletzt zugesetzt. Hinzu kommt Druck etwa aus China oder den USA, die zuletzt große Subventionsprogramme für ihre Wirtschaft auf den Weg gebracht haben.

In der EU sind staatliche Eingriffe in die Wirtschaft deutlich stärker geworden. So waren etwa zu Beginn der Corona-Pandemie eigentlich strenge Regeln für staatliche Geldspritzen an Unternehmen gelockert worden, um diese vor der Pleite zu bewahren. Auch um die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - etwa hohe Energiepreise - abzufedern, durften die EU-Länder ihren Firmen verstärkt finanziell unter die Arme greifen.


Dax schließt kaum verändert

FRANKFURT/MAIN: Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag gegen die weltweite Zinserhöhungsspirale immun gezeigt. Nach dem kleinen Schritt der US-Notenbank Fed zeichnet sich Experten zufolge aber ein Ende des aktuellen Zinszyklus ab. Der Dax machte dank einer festen Eröffnung an der Wall Street zwischenzeitlich größere Verluste wett und schloss 0,04 Prozent tiefer bei 15.210,39 Punkten. Der MDax stieg letztlich um 1,49 Prozent auf 27.263,98 Zähler. Der Euro profitierte über Nacht von der Spekulation auf ein Ende der Zinsspirale in den USA. Zuletzt wurden 1,0884 US-Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt, deren Referenzkurs am Mittwoch von der Europäischen Zentralbank (EZB) auf 1,0785 Dollar festgesetzt wurde. Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag gefallen. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 2,23 Prozent am Vortag auf 2,28 Prozent. Während der Rentenindex Rex um 0,12 Prozent auf 125,93 Punkte zulegte, stagnierte der Bund-Future mit 136,34 Punkten auf Vortagsniveau.


«Verdächtige» Abgaswerte in neuer Diesel-Analyse - Streit über Daten

BERLIN: Der internationale Umweltforschungsverbund ICCT hat bei einer übergreifenden Analyse von Tests und Studien aus mehreren Jahren einen deutlich zu hohen Abgasausstoß vieler Dieselautos in Europa festgestellt. Anlass der zusammenfassenden «Neubewertung» waren Urteile des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zu sogenannten Abschalteinrichtungen - die Reinigung darf nur noch heruntergefahren werden, wenn konkrete Technikschäden und Sicherheitsrisiken drohen.


Agrarminister treffen auf Proteste von Landwirten und Fischern

BÜSUM: «Auflagen-Flut = Einkommens-Ebbe», «Özdemir: Lös die Tierwohlbremse» oder «Das Land zwischen den Meeren bald ohne Krabbenkutter»? - Hunderte Landwirte und Fischer haben am Donnerstag im schleswig-holsteinischen Büsum anlässlich der Agrarministerkonferenz erneut gegen die Agrarpolitik und befürchtete Einschnitte in der Krabbenfischerei protestiert. Dutzende Kutter lagen dicht gedrängt in dem kleinen Nordseehafen, am Ufer standen zahlreiche Traktoren - am Mittwoch waren nach Polizeiangaben etwa 400 Trecker und 60 Kutter nach Büsum gekommen. Unter anderem der von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) geplante Umbau der Tierhaltung zu weniger Tieren im Stall und das von der EU-Kommission geplante Verbot von Grundschleppnetzen in Schutzgebieten macht vielen Sorgen.


Speicherverband sieht Winter als beendet an - Füllstand 63,9 Prozent

BERLIN/BONN: Für die Betreiber der deutschen Gasspeicher ist der Winter beendet. «Vor dem Hintergrund ansteigender Temperaturen können wir den Winter mittlerweile als abgeschlossen ansehen», sagte der Geschäftsführer des Gasspeicherverbandes Ines, Sebastian Bleschke, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Derzeit fänden auch schon wieder kleinere Einspeicherungen statt.


Hohe Inflation: Fed erhöht Zinsen weiter - Bank of England zieht nach

WASHINGTON/LONDON: Trotz der Turbulenzen im Finanzsektor haben nach der Fed in den USA auch andere Notenbanken ihre Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation weiter gestrafft. Die Bank of England hob den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent an, wie sie am Donnerstag in London mitteilte. Es ist bereits die elfte Zinserhöhung seit Ende 2021, als der Zins noch knapp über der Nulllinie lag. Inzwischen hat er einen 15-jährigen Höchststand erreicht. Höher war das Zinsniveau zuletzt in der Finanzkrise 2008. Den künftigen Kurs ließ die Bank of England aber weitgehend offen und kündigte für Mai eine umfassende Bewertung der Wirtschaftslage an.


Deutschland ausgebremst - Warnstreiks legen Verkehr lahm

BERLIN: Am kommenden Montag steht Deutschland weitgehend still - auf der Schiene, auf Flüssen und an Flughäfen: Die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben für diesen Tag zu einem großangelegten bundesweiten Warnstreik im Verkehrssektor aufgerufen. Betroffen sind der Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene, nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft, wie beide Gewerkschaften am Donnerstag in Berlin mitteilten.


Eurokurs gestiegen - EZB-Referenzkurs: 1,0879

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Donnerstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0879 (Mittwoch: 1,0785) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9192 (0,9272) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88523 (0,87925) britische Pfund, 142,87 (143,13) japanische Yen und 0,9969 (0,9960) Schweizer Franken fest.


Kostensteigerungen belasten Ergebnis von Medizinkonzern B.Braun

KASSEL/MELSUNGEN: Gestiegene Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik haben das Ergebnis des Medizintechnik-Herstellers B.Braun im Geschäftsjahr 2022 deutlich belastet. Der Überschuss sank auf 211,7 Millionen Euro nach 300,1 Millionen Euro im Vorjahr. Grund dafür seien hohe Aufwendungen für die Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit, sagte die Vorstandsvorsitzende Anna Maria Braun am Donnerstag in Melsungen. Hinzu gekommen seien außerplanmäßige Abschreibungen für eingestellte Projekte.

Dennoch stieg der Umsatz 2022 währungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Fast alle Regionen und weite Teile des Portfolios hätten zugelegt, sagte Braun. Gestiegen sei insbesondere die Nachfrage nach Knie- und Hüftimplantaten sowie chirurgischen Instrumenten und Nahtmaterial, da weltweit nach der Corona-Pandemie wieder mehr planbare Operationen erfolgten. Rückläufig war der Umsatz etwa bei Masken und Handschuhen.

«Mit der Ergebnissituation sind wir nicht zufrieden», sagte Braun. Das Unternehmen, das unter anderem Kanülen, Nährlösungen, chirurgische Instrumente und Pflaster herstellt, habe mit weltweiten Maßnahmen zur Verbesserung seiner Profitabilität frühzeitig gegengesteuert. So habe es seine Produktivität, Strukturen und Prozesse kritisch geprüft und in der Folge auch gezielt Arbeitsplätze abgebaut - die Zahl der Mitarbeiter sank demnach von 66.778 auf 65.055 (Stand 31. Dezember 2022). «Damit haben wir unser Ergebnis stabilisiert - auch wenn Preiserhöhungen und Kostensenkungen die negativen Effekte nicht vollständig kompensieren konnten.»

Für dieses Jahr geht der Medizintechnik-Hersteller, der in Deutschland fast 15.800 Menschen beschäftigt, von einer positiven Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus. Gleichzeitig erwartet der Konzern, dass das aktuell hohe Preisniveau bei Rohstoffen, Energie und Logistikdienstleistungen kurz- bis mittelfristig anhalten wird. «Daher wird B.Braun die bereits 2022 begonnenen strukturellen Anpassungen 2023 fortsetzen und intensivieren», sagte Braun.


Sánchez will mit Xi über Vermittlung im Ukraine-Krieg sprechen

MADRID: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez will Ende des Monats bei einem Besuch in Peking die Chancen auf eine Vermittlung Chinas im Ukraine-Krieg ausloten. Dies kündigte Präsidentschaftsminister Félix Bolaños am Donnerstag im Fernsehsender RTVE an. Peking könne bei der Vermittlung zwischen Kiew und Moskau eine «sehr wichtige Rolle spielen». Bolaños fügte hinzu: «Dieser Konflikt muss unbedingt beendet werden, und Russland muss anerkennen, dass es sich um eine völlig ungerechtfertigte Aggression handelt.»

China hatte zum Ukraine-Krieg ein Positionspapier veröffentlicht, das im Westen auf Enttäuschung stieß. Staats- und Parteichef Xi Jinping war zu Beginn dieser Woche zu Besuch in Moskau und unterzeichnete dabei auch ein Abkommen über strategische Zusammenarbeit. Über Kontakte zur Führung in Kiew wurde nichts bekannt. Sánchez hält sich am 30. und 31. März in Peking auf. Spanien hat in der zweiten Hälfte des Jahres den Vorsitz innerhalb der EU.


Ölpreise geben leicht nach

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 76,17 US-Dollar. Das waren 52 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 59 Cent auf 70,31 Dollar.

Der Erdölmarkt ist nach wie vor angeschlagen. In den vergangenen Wochen wurde der Markt durch die Bankturbulenzen in den USA und Europa belastet. Die Rohölpreise waren Anfang dieser Woche auf 15-monatige Tiefstände gefallen. Seither hat sich die Lage an den Märkten wieder etwas entspannt.

Die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed vom Vorabend hatte zunächst keine großen Auswirkungen auf den Ölmarkt. Die Fed hatte ihren Leitzins weiter angehoben und sich mit Blick auf die Zukunft eher vage positioniert. Zwar deutete Fed-Chef Jerome Powell die Möglichkeit weiterer Zinsstraffungen an. Analysten sprachen jedoch davon, dass der Zinsgipfel in den USA bald oder sogar schon jetzt erreicht sein könnte.


Euro legt weiter zu und notiert über 1,09 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Donnerstagmorgen seine deutlichen Kursgewinne vom Vorabend nach US-Notenbankentscheidung leicht ausgebaut. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0915 US-Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Damit nähert sich der Euro wieder dem Mehrmonatshoch von Anfang Februar knapp über der Marke von 1,10 Dollar an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch deutlich tiefer auf 1,0785 Dollar festgesetzt.

Der Euro konnte von der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed vom Vorabend profitieren. Zwar hob die Zentralbank ihren Leitzins wie allgemein erwartet weiter an. Allerdings gab sie sich mit Blick auf die Zukunft vorsichtiger. Analysten deuteten die Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell als Möglichkeit, dass der Zinsgipfel in den USA bald oder schon jetzt erreicht sein könnte.

Am Donnerstag folgen mehrere Notenbanken auf die Fed-Sitzung. Unter anderem treffen die britischen Währungshüter ihre Zinsentscheidung. Nachdem sich die Inflation laut jüngsten Zahlen wieder verstärkt hat, wird mit einer weiteren Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet. Neben der Bank of England entscheiden die Notenbanken der Schweiz, Norwegens und der Türkei über ihren Kurs.

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