Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Ein Trader arbeitet vor Computerbildschirmen an der Börse der Deutschen Boerse in Frankfurt. Foto: epa/Armando Babani
Ein Trader arbeitet vor Computerbildschirmen an der Börse der Deutschen Boerse in Frankfurt. Foto: epa/Armando Babani

Dax knickt weiter ein

FRANKFURT/MAIN: Die zunehmenden Corona-Neuinfektionen in vielen Ländern und die Furcht vor erneuten Lockdowns haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag verunsichert. Der Dax verlor am Nachmittag 0,61 Prozent auf 12.775,98 Punkte. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel stieg um 0,15 Prozent auf 27.855,74 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,1 Prozent auf 3239 Punkte ein. Der Euro legte weiter zu und wurde zuletzt mit 1,1816 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1785 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,62 am Vortag auf minus 0,63 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 146,54 Punkte. Der Bund-Future büßte 0,09 Prozent auf 175,95 Punkte ein.


Weltraumbahnhof Nordsee? - Ministerium prüft Startplattform

BREMEN/BERLIN: In der Nordsee könnte nach Einschätzung des Industrieverbandes BDI schon in etwas mehr als einem Jahr erstmals eine kleine leichte Trägerrakete von einer mobilen Startplattform in den Weltraum geschossen werden. «Das ist keine Frage der technischen Machbarkeit. Wenn die Politik das «Go» gibt, könnte der erste Start Ende 2021 erfolgen», sagte BDI-Experte Matthias Wachter. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft derzeit ein vom BDI vorgelegtes Konzept für eine Startplattform für «Microlauncher-Raketen». Präferiertes Modell wäre ein umgebautes Spezialschiff. Als Basis- und Logistikhafen für den «offshore-Weltraumbahnhof» in der Nordsee ist Bremerhaven im Gespräch. Von dort wären es rund 460 Kilometer bis zu Startposition im äußersten Westen der deutschen Außenwirtschaftszone.


Kreditwirtschaft: Trend zu bargeldlosem Bezahlen hält schon länger an

FRANKFURT/MAIN: Die Corona-Krise hat nach Einschätzung der Kreditwirtschaft den Trend zum bargeldlosen Bezahlen lediglich beschleunigt. «Der Anstieg im ersten Halbjahr ist nicht allein auf Corona zurückzuführen, sondern ist Teil eines Trends», sagte Matthias Hönisch vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. «Seit 2016 die Möglichkeit eingeführt wurde, mit der Girocard kontaktlos zu bezahlen, beobachten wir einen deutlichen Anstieg bargeldloser Transaktionen.» Mittlerweile erfolge jede zweite Kartenzahlung kontaktlos.


Altmaier pocht erneut auf Sonntagsöffnungen in der Corona-Krise

BERLIN: In der Corona-Krise will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen neuen Anlauf nehmen, um mehr Sonntagsöffnungen von Geschäften zu erreichen. Das habe er bereits nach dem «Lockdown» im März und April angeregt, sagte der CDU-Politiker am Dienstag nach einem Treffen zum Thema Ladensterben und Innenstädte. Es sei mit dem Koalitionspartner SPD «leider Gottes» nicht zu vereinbaren gewesen. Eine einheitliche Regelung für das Weihnachtsgeschäft sei nach wie vor anzustreben. Wenn es auf Bundesebene keine Einigung gebe, wünsche er sich, dass Bundesländer vorangingen.


Lufthansa fliegt auch im Sommer Milliardenverlust ein

FRANKFURT/MAIN: Der Einbruch des Flugverkehrs hat der Lufthansa auch im Sommer einen Milliardenverlust eingebrockt. Trotz Ausweitung des Flugangebots im Juli und August belief sich der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal auf 1,26 Milliarden Euro, wie der in der Krise vom Staat gerettete Konzern am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Im zweiten Quartal hatte sich das Minus allerdings noch auf 1,7 Milliarden Euro belaufen. Dank der Staatshilfen zeigte sich das Management zuversichtlich, dass der Lufthansa-Konzern auch weiteren Belastungen durch die Corona-Pandemie standhalten kann. Ende September verfügte der Konzern den Angaben zufolge über flüssige Mittel von 10,1 Milliarden Euro.


Verband: Erneute Senkung der Heringsfangmenge trifft Fischer hart

HAMBURG/BRÜSSEL: Die Halbierung der Fangmenge für Hering 2021 ist nach Ansicht des Deutschen Fischerei-Verbandes eine Katastrophe. Die Quote werde damit im vierten Jahr in Folge gesenkt, sagte ein Sprecher am Dienstag. Seit 2017 sei sie um 94 Prozent reduziert worden. Die Senkung gehe einseitig zu Lasten der deutschen Fischer. Als positiv wertete der Verband die leichte Erhöhung der Dorschfangquote. Die EU-Fischereiminister legen jedes Jahr die zulässigen Gesamtfangmengen fest. Die EU-Kommission macht Vorschläge auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen, in denen der Zustand einzelner Bestände untersucht wird. Die Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten dann als nationale Quoten verteilt.


Papierhersteller Fripa sieht kein Grund für Hamsterkäufe

MILTENBERG: Für Hamsterkäufe von Klopapier und Co gibt es aus Sicht des Hygienepapierherstellers Fripa keinen Grund. «Deutschland ist mit Hygienepapier sehr gut versorgt, die Lieferketten funktionieren», sagte Verkaufsleiter Jürgen Fischar am Dienstag. Die Verbraucher müssten sich keine Sorgen machen, Produzenten wie Fripa, Essity und Sofidel arbeiteten auch in der Pandemie. «Es wird keine Unterversorgung geben, solange sich der Verbraucher normal verhält.» Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge will sich rund jeder zehnte Verbraucher in Deutschland in den kommenden Wochen verstärkt mit Toilettenpapier, Nudeln und anderen Waren des täglichen Gebrauchs eindecken. Fast zwei Drittel (64 Prozent) schlossen derartige Hamsterkäufe dagegen ausdrücklich aus.


Umweltverbände: Fangstopp für Hering und Dorsch hätte kommen müssen

HAMBURG: Deutschen Umweltverbänden reicht die von den EU-Fischereiministern beschlossene Kürzung der Fischfangmengen für die Ostsee im Jahr 2021 nicht aus. «Ein sofortiger Fangstopp für Hering und Dorsch für die nächsten Jahre wäre richtig gewesen», sagte der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Die EU sollte vor allem den handwerklichen Küstenfischern Überbrückungsfinanzierungen zahlen und sie auch bevorzugt mit Quoten ausstatten, wenn wieder mehr Fischerei möglich sei. Greenpeace machte die Trawler der «Industrieflotten» hauptsächlich für die Überfischung in der Ostsee verantwortlich.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish nannten die Entscheidung der EU-Fischereiminister einen ersten Schritt in Richtung nachhaltige Fangquoten. Sie kritisierten jedoch, dass den Empfehlungen von Wissenschaftlern für eine Null-Quote für westlichen Hering und östlichen Dorsch nicht gefolgt wurde. Damit würden diese Bestände weiter überfischt. Der Dorsch der östlichen Ostsee hat auch noch für Vorpommerns Fischer Bedeutung. Zudem müssten Lebensräume, Nahrungsgrundlagen und Laichplätze besser gesichert werden. Die Fischerei müsse besser überwacht und kontrolliert werden.

Der WWF bewertete die Einigung der Fischereiminister zwar weitgehend positiv, bemängelte aber ebenfalls, dass kein Fangstopp für den westlichen Hering verhängt wurde. «Der Bestand ist mittlerweile so klein, dass er sich verdoppeln müsste, um rein rechnerisch eine Überlebenschance zu haben. Dafür wäre nicht nur ein Fangstopp in der Ostsee nötig, sondern auch in der Nordsee, wo er mitgefangen werde.


Studien: Europas Arbeitsmarkt stabilisiert sich, aber Kaufkraft sinkt

NÜRNBERG: Europas Arbeitsmarkt ist nach dem Absturz in der Corona-Krise dabei, sich zu stabilisieren. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg legte am Dienstag erstmals ein Arbeitsmarktbarometer vor, das sich aus Informationen von Arbeitsverwaltungen aus 15 Ländern speist. Dabei werde mit 98,7 Punkten fast der Mittelwert von 100 erreicht, der eine neutrale Entwicklung an den Arbeitsmärkten bedeutet. «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Europa stabilisiert sich, aber die Krise ist noch nicht überstanden», erklärte IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber, der das Projekt gemeinsam mit dem Europäischen Netzwerk der öffentlichen Arbeitsverwaltungen initiiert hat.

Dennoch müssen die Europäer in diesem Jahr mit weniger Geld auskommen. Im Durchschnitt sei die Kaufkraft jedes Europäers um 773 Euro im Vergleich zu 2019 gesunken, teilte das Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK als Ergebnis einer Studie mit. Die höchste Kaufkraft haben die Einwohner Liechtensteins mit mehr als 64.000 Euro, die niedrigste die Ukrainer mit 1700 Euro. Deutschlands liegt mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 22.388 Euro auf Rang acht und deutlich über dem Durchschnitt von knapp 14.000 Euro. Die GfK hatte für die Studie 42 Länder Europas untersucht.

Auffallend sind vor allem die starken Spannen: Ein Liechtensteiner hat im Schnitt 37mal soviel Geld zur Verfügung wie ein Ukrainer. Hinzu kommt, dass die Spitzenverdiener aus Liechtenstein und Schweiz auch am wenigstens Einbußen durch die Corona-Krise hinnehmen mussten. Liechtenstein liegt beim Negativ-Einfluss von Corona um 85 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt, die Schweiz 74 unter dem Mittel. Deutschland liegt um 22 Prozent besser als der Durchschnitte, während etwa Norwegen, Island sowie alle einkommensschwächeren Länder überdurchschnittlich hart von Corona getroffen wurden.


EU-Landwirtschaftskommissar: «Entscheidender Moment» für Agrarpolitik

LUXEMBURG: EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski hat vor unzureichenden Umweltvorgaben bei der EU-Agrarreform gewarnt. Der Pole sprach am Dienstag im Brüsseler Europaparlament von einem «entscheidenden Moment». «Wir brauchen eine starke Gemeinsame Agrarpolitik um sicherzustellen, dass die europäische Landwirtschaft unseren Bauern und Bürgern weiterhin wirtschaftlich, ökologisch und sozial nützt.» Dies beinhalte größere Umwelt- und Klimaambitionen als bisher.

Das Europaparlament stimmt diese Woche seine Linie für die 2018 von der EU-Kommission vorgeschlagene Reform ab. Zugleich wollten sich am Dienstag die EU-Agrarminister auf eine Position einigen. Anschließend könnten beide Seiten Verhandlungen miteinander aufnehmen.

Im Europaparlament zeichnet sich ein Kompromiss der drei größten Fraktionen ab - den Christdemokraten, den Sozialdemokraten und den Liberalen. Demnach sollen unter anderem in Säule eins 30 Prozent der Direktzahlungen für sogenannte Öko-Regelungen reserviert sein. Dies sind Umweltvorgaben, die über die verpflichtenden Anforderungen hinausgehen, und die die EU-Staaten anbieten müssen. Erfüllt ein Landwirt sie, bekommt er zusätzliches Geld. Mindestens fünf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche eines jeden Betriebs müssten für sogenannte nicht-produktive Flächen genutzt werden.


Ölpreise geben nach - Opec ohne neue Entscheidungen

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag im frühen Handel nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 42,40 US-Dollar. Das waren 22 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 20 Cent auf 40,86 Dollar.

Die Zeit, um ein neues US-Konjunkturpaket noch vor der Wahl im November zu beschließen, wird knapp. Die Sprecherin der Demokraten im US-Parlament, Nancy Pelosi, hat eine Einigungsfrist gesetzt, die in Kürze ausläuft. Staatliche Unterstützung könnte die Nachfrage nach Rohöl anregen, deren Ausblick vor dem Hintergrund der wieder stark steigenden Corona-Infektionszahlen ungewiss erscheint.

Beim Treffen der Ölminister des Ölkartells Opec am Montag wurde zudem keine neue Entscheidung zu der für Beginn des kommenden Jahres geplanten Produktionsausweitungen getroffen. Marktbeobachter rechneten zuletzt damit, dass die Opec ihre aktuellen Förderkürzungen angesichts der schwachen Nachfragesituation entgegen den Planungen zunächst beibehalten wird. Das entscheidende Treffen in großer Runde ist für Ende November geplant.


Euro bei knapp 1,18 US-Dollar

FRANKFURT/MAIN: Der Euro hat am Dienstag weiter in der Nähe der Marke von 1,18 US-Dollar notiert. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1780 Dollar und damit in etwa so viel wie am späten Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,1785 Dollar festgesetzt.

Der Euro wurde zuletzt vor allem durch die Entwicklung der Corona-Pandemie getrieben. Verschärft sich die Lage in Europa, kommt das oft dem US-Dollar zugute. Allerdings breitet sich das Virus mittlerweile auch in den USA wieder stärker aus. Weitere größere Finanzmarktthemen sind die stockenden Verhandlungen in den USA über ein neues Konjunkturpaket und das Ringen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union um ein Handelsabkommen nach dem Brexit.

Konjunkturdaten stehen am Dienstag nur wenige an, die für größere Kursbewegung an den Finanzmärkten sorgen könnten. Allenfalls Zahlen vom US-Immobilienmarkt könnten stärkere Beachtung auf sich ziehen. Namhafte Zentralbanker halten sich mit öffentlichen Auftritten weitgehend zurück.

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