Nachrichten aus der Wirtschaft am Dienstag

Das Ölfeld ist das drittgrößte auf dem norwegischen Kontinentalschelf. Foto: epa/Carina Johansen
Das Ölfeld ist das drittgrößte auf dem norwegischen Kontinentalschelf. Foto: epa/Carina Johansen

Norwegens Regierung stoppt Streik auf Öl- und Gasfeldern

OSLO: Angesichts der Sorge um die Gasversorgung in Europa hat sich die norwegische Regierung in den Streik von Mitarbeitern auf Öl- und Gasplattformen in der Nordsee eingeschaltet. Die Regierung will eine Einigung im Tarifstreit der Gewerkschaft Lederne und der Arbeitgeberorganisation Norsk olje og gass erzwingen, wie es in einer Mitteilung am Dienstagabend hieß. Auf Aufforderung von Arbeitsministerin Marte Mjøs Persen hätten die Parteien erklärt, dass sie den Streik beenden werden, damit alle so bald wie möglich die Arbeit wieder aufnehmen könnten.

«Es ist unverantwortlich, die Gasproduktion in so großem Umfang einzustellen wie es dieser Streik in den nächsten Tagen zur Folge haben könnte», erklärte die Ministerin. «Die angekündigte Eskalation ist kritisch in der aktuellen Situation, sowohl mit Blick auf die Energiekrise als auch auf die geopolitische Situation, in der wir mit einem Krieg in Europa stehen.» Norwegen müsse alles tun, um dazu beizutragen, die Energiesicherheit in Europa und den europäischen Zusammenhalt gegen Russlands Kriegsführung aufrechtzuerhalten, hieß es in der Mitteilung weiter.

Nach gescheiterten Lohnverhandlungen waren am Dienstag 74 Mitarbeiter auf drei norwegischen Öl- und Gasplattformen in einen Streik getreten. Der Energiekonzern Equinor stoppte infolge des Ausstands die Produktion auf den Feldern Gudrun, Oseberg Sør und Oseberg Øst. Am Mittwoch wollten weitere 117 Mitarbeiter die Arbeit niederlegen. Für Samstag war eine erneute Ausweitung des Streiks geplant. «Mit dem angekündigten Streik ab dem 9. Juli würde mehr als die Hälfte der täglichen Gasexporte Norwegens ausfallen», teilte die Regierung mit.

«Grundsätzlich sind die Parteien selbst dafür verantwortlich, eine Lösung in solchen Fällen zu finden», erklärte Ministerin Marte Mjøs Persen. «Aber wenn der Konflikt so große gesellschaftliche Konsequenzen für ganz Europa haben kann, habe ich keine andere Wahl als in den Konflikt einzugreifen.»


Bulgarien: Mehrwertsteuer auf Brot und Mehl entfällt für ein Jahr

SOFIA: In Bulgarien entfällt angesichts der steigenden Inflation für ein Jahr die Mehrwertsteuer auf Brot und Mehl. Die Maßnahme ist Teil eines Entlastungspaket für Verbraucher, die entsprechenden Änderungen des Staatsetats 2022 wurden am Dienstag im Staatsanzeiger veröffentlicht. In dem Paket enthalten ist auch ein Tankrabatt von umgerechnet 0,13 Euro (0,25 Lewa) pro Liter Benzin und Diesel der günstigsten Sorten. Die billigeren Treibstoffe sollen ab Samstag verkauft werden. Die Ermäßigung gilt nur für Privatpersonen, die Autos, Motorräder oder Mofas besitzen, nicht aber für Firmen. Tankstellen, die sich an der Aktion beteiligen, bekommen die Preisdifferenz vom Staat zurückerstattet.

Die Inflationsrate in dem EU-Land stieg im Mai amtlichen Angaben zufolge auf 15,6 Prozent im Vergleich zu Mai 2021. In Deutschland lag die Inflationsrate im selben Monat dem Statistischen Bundesamt zufolge bei 7,9 Prozent.


Spanien erhöht Militärausgaben um eine Milliarde Euro

MADRID: Angesichts des Ukraine-Konflikts erhöht Spanien die Militärausgaben im kommenden Jahr um gut eine Milliarde Euro. Das sei am Dienstag im Kabinett beschlossen worden, teilte die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez wenige Tage nach der Ausrichtung des Nato-Gipfels in Madrid mit. Dies entspricht einer Anhebung der Militärausgaben um rund 7,7 Prozent. Nach Nato-Angaben gab das Land zuletzt gut 13 Milliarden Euro für Verteidigung aus. Die neuen Mittel seien «zur Deckung der durch den (russischen) Einmarsch in die Ukraine verursachten außerordentlichen Ausgaben der Streitkräfte» nötig, hieß es im Regierungskommuniqué.

Der Anteil der Militärausgaben Spaniens am Bruttoinlandsprodukt des Landes beträgt rund ein Prozent. Die von den USA und der Nato geforderte Mindestmarke von zwei Prozent des BIP soll Spanien nach Aussagen von Sánchez im Jahr 2029 erreichen. Die von der Minderheitsregierung geplante Erhöhung der Ausgaben im nächsten Jahr muss nicht vom Parlament gebilligt werden. Sie soll dem Beschluss zufolge aus dem Reservefonds des Staatshaushalts bestritten werden.


Rubel verliert rund zehn Prozent an Wert gegenüber Dollar und Euro

MOSKAU: Nach einer monatelang anhaltenden Aufwertung ist der russische Rubel an der Moskauer Börse deutlich eingebrochen. Gegenüber dem Dollar und dem Euro verlor die russische Landeswährung am Dienstag rund zehn Prozent. Auf die drei vergangenen Handelstage hochgerechnet lag der Verlust nach Angaben der Nachrichtenagentur RBC sogar bei rund 20 Prozent.

Am Ende des Börsentags kostete der Dollar mehr als 61 Rubel, der Euro mehr als 63 Rubel. Im Tagesverlauf lagen die Leitwährungen zeitweise sogar mehr als 62 beziehungsweise 64 Rubel. Das ist der höchste Stand seit Anfang Mai. Allerdings ist der Rubel damit immer noch deutlich teurer als vor Kriegsbeginn im Februar. Hintergrund der Aufwertung waren massive Beschränkungen im Devisenhandel und die Sanktionen, die insbesondere Russlands Importe beschränkten. Damit war in Moskau auch die Nachfrage nach Euro und Dollar gesunken.

Die jetzt erfolgte Abwertung begründen Experten mit der Lockerung der Devisenpolitik durch die Zentralbank und der Erwartung, dass die Zentralbank an der Börse auch die Devisenkäufe wieder aufnimmt. Wichtig für die weitere Entwicklung des Rubels ist auch der Import an Verbrauchsgütern, der laut Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow zuletzt wieder leicht zugenommen hatte.


Klimaschützer: Union soll gegen grünes Label für Atom und Gas stimmen

STRAßBURG: Im Kampf gegen den Klimawandel drängt Fridays for Future die Christdemokraten im Europaparlament dazu, geschlossen gegen ein grünes Label für Atom- und Gasenergie zu stimmen. «Ich fordere Manfred Weber als Vorsitzenden der EVP auf, diesen Schritt auch für die ganze Fraktion der europäischen Konservativen offiziell mitzugehen», sagte die Aktivistin Luisa Neubauer der Deutschen Presse-Agentur.

Sie hob hervor, dass sich bereits einzelne Unionsabgeordnete gegen das Vorhaben ausgesprochen haben. So betonten Peter Liese (CDU) und Markus Ferber (CSU), dass der Markt nicht auf der Suche nach Gas und Atomkraft sei. Während sich die beiden dagegen ausgesprochen haben, Gas- und Atomenergie bei einer entscheidenden Abstimmung im EU-Parlament am Mittwoch vorübergehend als nachhaltig einzustufen, sind ihre Parteifreunde im Europaparlament weniger eindeutig. Grüne und Sozialdemokraten werden wohl gegen den Vorschlag stimmen.

Konkret geht es um die sogenannte Taxonomie - ein Klassifikationssystem, das private Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten lenken und so dem Kampf gegen den Klimawandel helfen soll. Für Unternehmen ist die Taxonomie relevant, weil sie die Investitionsentscheidungen von Anlegern beeinflusst und damit zum Beispiel Auswirkungen auf Finanzierungskosten von Projekten haben könnte.

Erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff und Energieeffizienz seien billiger als Gas und Atom, so Neubauer. Den Vorschlag zur Taxonomie abzulehnen, sei auch wichtig, weil es die schärfste Waffe der EU gegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine sei. Sollte sich eine ausreichende Mehrheit gegen den Vorschlag finden, würde die Regelung nicht in Kraft treten.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0290

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Dienstag gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0290 (Montag: 1,0455) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9718 (0,9565) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85845 (0,85960) britische Pfund, 139,77 (141,51) japanische Yen und 0,9932 (1,0037) Schweizer Franken fest.


Dax tief im Minus - Konjunktursorgen lösen Kursrutsch aus

FRANKFURT/MAIN: Die Furcht vor einem wirtschaftlichen Abschwung hat am Dienstag den deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt. Der deutsche Leitindex Dax war zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit November 2020 abgesackt und knickte zuletzt noch um 2,34 Prozent auf 12.474,40 Punkte ein. Der MDax der mittelgroßen Werte sackte um 3,49 Prozent auf 24.616,28 Zähler ab. Der Euro fiel auf das tiefste Niveau seit knapp 20 Jahren und notierte zuletzt bei 1,0292 US-Dollar. Der Dollar kostete damit 0,9565 (0,9592) Euro. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 1,19 Prozent am Vortag auf 1,14 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,32 Prozent auf 134,37 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,88 Prozent auf 150,75 Punkte.


Ackerbauern hoffen auf gutes Jahr - Schweinehalter in der Krise

MÜNCHEN: Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben in der deutschen Landwirtschaft ein erhebliches Einkommensgefälle zwischen Ackerbauern und Tierhalten zur Folge: Ackerbauern können trotz rasant gestiegener Kosten zumindest auf ein gutes Jahr hoffen, während insbesondere die Schweinehalter in einer sehr schwierigen Lage sind. «Wir gehen davon aus, dass die Ackerbaubetriebe im Schnitt ein sehr gutes Jahr haben werden, weil die starken Produktpreissteigerungen zur Ernte 2022 höher sind als die ebenfalls deutlichen Kostensteigerungen», sagt Frank Offermann am bundeseigenen Thünen-Institut in Braunschweig


Umfrage: Festnetz-Telefon wieder beliebter

HEIDELBERG: Zum Telefonieren greifen wieder mehr Bundesbürger auf das Festnetz zurück. Wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox ergab, nutzen 81 Prozent der Befragten einen stationären Anschluss. 2021 hatte der Anteil in der gleichen Umfrage bei 73 Prozent gelegen. Die Befragten waren zwischen 18 und 69 Jahre alt. Nach Einschätzung des Verivox-Experten Jens-Uwe Theumer liegt die Entwicklung daran, dass bei vielen Menschen der Handyempfang daheim unzureichend sei. «Die Mobilfunkversorgung lässt vor allem in Innenräumen weiter zu wünschen übrig.»


Fluggesellschaft SAS beantragt Gläubigerschutz in den USA

STOCKHOLM: Die angeschlagene skandinavische Fluggesellschaft SAS hat Gläubigerschutz in den USA beantragt. Der Antrag sei Teil eines Plans für den Geschäftsumbau und erfolge freiwillig nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Es handle sich um ein Verfahren zur finanziellen Restrukturierung unter gerichtlicher Aufsicht. Betrieb und Flugpläne seien nicht betroffen, erklärte das Unternehmen. Allerdings streiken bei SAS nach gescheiterten Tarifverhandlungen die Piloten, wodurch die Hälfte der Flüge gestrichen werden muss.


Handel rechnet in diesem Jahr mit real schrumpfenden Umsätzen

BERLIN: Angesichts der dramatisch gestiegenen Energiekosten und der schlechten Verbraucherstimmung rechnet der Einzelhandel in Deutschland in diesem Jahr inflationsbereinigt mit schrumpfenden Umsätzen. «Die steigende Inflation schmälert die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden massiv», sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Dienstag in Berlin. Aufgrund der hohen Inflation würden die Umsätze des Einzelhandels zwar auch in diesem Jahr nominal um 3 Prozent auf 607 Milliarden Euro steigen. Inflationsbereinigt bedeute dies jedoch ein Umsatzeinbußen von zwei Prozent.


Elf Prozent weniger Neuzulassungen - Chipmangel belastet Autobranche

BERLIN/FLENSBURG: Materialengpässe und Lieferschwierigkeiten belasten die deutsche Autoindustrie weiter: Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden knapp 1,24 Millionen Neufahrzeuge zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Dienstag mitteilte. Das waren demnach elf Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch der jahrelang kräftig gestiegene Absatz von Elektroautos gerät inzwischen immer wieder ins Stocken.


Viel Wind und Sonne: Ökostromanteil steigt auf 49 Prozent

BERLIN: Kräftiger Wind im Winter und viel Sonne im Frühling haben den Ökostromanteil in Deutschland steigen lassen. Erneuerbare Energien deckten im ersten Halbjahr 49 Prozent des Stromverbrauches, wie vorläufige Berechnungen des Branchenverbandes BDEW und des Stuttgarter Forschungsinstitutes ZSW ergaben. Das sind 6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Mit Abstand wichtigste Ökostromquelle sind demnach Windräder an Land, deren Anteil von 17 auf 21 Prozent stieg. Solaranlagen legten von 10 auf 12 Prozent zu, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen hervorgeht.


Kabinett beschließt Instrument zur Weitergabe von Preissprüngen

BERLIN: Die Bundesregierung hat ein neues Instrument beschlossen, damit starke Preissprünge auf dem Gasmarkt an die Kunden weitergeben werden können. Das soll aber möglichst verhindert werden. Deswegen wurden Voraussetzungen geschaffen, damit der Staat angeschlagene Energieunternehmen mit staatlichen Hilfen retten kann. Das Kabinett brachte in einem schriftlichen Umlaufverfahren entsprechende Gesetzesänderungen auf den Weg, wie das Wirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte. Dazu gehört auch, dass der «Instrumentenkasten» für mögliche Maßnahmen zum Energiesparen erweitert wird.


Merz: Union fordert Exitstrategie für Staatsbeteiligung an Gasfirmen

BERLIN: Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat eine Exitstrategie für eine mögliche Staatsbeteiligung zur Stützung von angeschlagenen Gasfirmen angemahnt. Zu den entsprechenden Plänen der Ampel-Regierung habe die Unionsfraktion noch keine abgeschlossene Meinung, da von der Regierung noch keine abgeschlossenen Texte vorlägen, sagte Merz am Dienstag vor einer Sitzung der Abgeordneten von CDU und CSU in Berlin. Man verschließe sich aber Entscheidungen nicht, sondern wolle ernsthaft darüber diskutieren.

Nötig sei bei einer Staatsbeteiligung etwa auch eine Exitstrategie, forderte Merz. «Man muss dann nicht nur reingehen in die Unternehmen, sondern einen klaren Plan haben, wie man da wieder rauskommt.» Es dürfe auch nicht von vornherein damit gerechnet werden, «dass man das profitabel tun kann als Staat. Der Staat hat nicht die Aufgabe, mit Unternehmensbeteiligungen in der Krise auch noch Geld zu verdienen.» Vielmehr müsse der Staat eine klare Strategie beim Zweck einer solchen Beteiligung haben und dazu, wie man so schnell wie möglich wieder aus der Beteiligung herauskomme. «Bevor wir das nicht sehen, werden wir auch nicht zustimmen», sagte Merz.

Der Unionsfraktionschef kritisierte, die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP sei mit dem russischen Krieg in der Ukraine selbst in schweres Fahrwasser geraten. Viele Antworten würden von der Regierung spät gegeben, einige zu spät. Die Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien nochmals ehrgeizig nach oben zu setzen, ohne die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, sei Schönwetterpolitik und habe mit seriöser Planung kaum etwas zu tun.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hatte zuvor die Einführung eines befristeten «Bürgerbasispreises» für Gas verlangt, um die Versorgung der Privathaushalte zu sichern. Mit einem solchen von der Bundesregierung zu entwickelnden Basispreis werde letztlich ein Deckel auf einen Grundbedarf pro Haushalt und Person festgelegt.


Habeck warnt vor Dominoeffekten auf Energiemärkten

BERLIN: Wirtschaftsminister Robert Habeck hat im Falle einer Verschärfung der Gaskrise vor Dominoeffekten auf Energiemärkten gewarnt. Der Grünen-Politiker sprach am Dienstag in Berlin von einer angespannten Situation. «Wir werden nicht zulassen, dass wir einen systemischen Effekt im deutschen und europäischen Gasmarkt bekommen, weil dann Dominoeffekte eintreten und von einer Unternehmenspleite andere Branchen oder gar die Versorgungssicherheit insgesamt erfasst wird.»

Das Kabinett brachte gesetzliche Änderungen auf den Weg, um angeschlagene Energiefirmen wie Uniper stützen zu können. Hintergrund der Probleme ist, das Russland Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 stark gedrosselt hat.

Habeck sagte: «Die Mengen an Gas, die zu vergleichsweise günstigen Verträgen aus Russland bestellt wurden, kommen teilweise nicht.» Die Verträge, die Energieversorger aber mit Stadtwerken oder der Industrie haben, müssten bedient werden. Die Energieunternehmen müssten nun auf dem Spotmarkt Gas zu immens hohen Preisen nachkaufen und würden so ins Minus geraten. «Das ist das Problem. Dieses Minus können Unternehmen eine Zeit lang aushalten, aber sicherlich nicht grenzenlos.»


Curevac klagt gegen Biontech - Vorwurf der Patentrechtsverletzung

Tübingen (dpa/lsw) - Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hat in Deutschland eine Klage gegen den Corona-Impfstoff-Hersteller Biontech SE und zwei Tochterunternehmen eingereicht. Das Unternehmen spricht von Patentrechtsverletzung. Wie Curevac am Dienstag weiter mitteilte, fordert es eine «faire» Entschädigung für die Verletzung einer Reihe der geistigen Eigentumsrechte aus mehr als zwei Jahrzehnten Pionierarbeit in der mRNA-Technologie, die bei der Herstellung und dem Verkauf des Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) verwendet wurden. Die Klage wurde vor dem Landgericht Düsseldorf erhoben.

Curevac strebt nach eigener Aussage keine einstweilige Verfügung an und beabsichtigt auch nicht, rechtliche Schritte einzuleiten, die die Produktion, den Verkauf oder den Vertrieb von Comirnaty behindern könnten. Das Präparat des Tübinger Unternehmens Curevac ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff - wie die von Biontech/Pfizer und Moderna (USA). Von Biontech war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.


Monopolkommission sieht Wettbewerbsprobleme auf Ölmarkt

BERLIN: Ein Beratergremium der Bundesregierung sieht auf dem Ölmarkt grundsätzliche Wettbewerbsprobleme. Diese seien schon vor der aktuellen Energiekrise und der Einführung des Tankrabatts deutlich gewesen, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, am Dienstag. Je mehr Algorithmen zum Einsatz kämen, desto mehr stiegen die Preise. In welcher Höhe der aktuelle Tankrabatt an die Bürger weitergegeben worden sei, müsse weiter untersucht werden.

Auch Wirtschaftsstaatssekretär Sven Giegold betonte, die Wirkung der Energiesteuersenkung lasse sich noch nicht abschließend bewerten. Man wolle sich nicht nur anschauen, ob die Steuersenkung weitergegeben worden sei, sondern auch welche Gewinnmargen die Konzerne gemacht hätten. Der moralische Druck der Bevölkerung auf die Ölkonzerne sei maximal hoch gewesen.


Europäischer Gaspreis steigt auf Viermonatshoch

FRANKFURT/MAIN: Die Furcht vor zunehmenden Angebotsengpässen hat die Gaspreise in Europa auf einen viermonatigen Höchststand getrieben. Am Dienstag stieg der richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden bis auf rund 175 Euro je Megawattstunde. Das ist der höchste Stand seit März. Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Preisanstieg um etwa acht Prozent.

Ausschlaggebend bleibt das knappe Angebot. Russland hat seine Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 in den vergangenen Wochen um etwa 60 Prozent verringert. Russland begründet dies mit technischen Problemen. Westliche Staaten sehen eine politische Reaktion auf die Sanktionen, die sie wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine erlassen haben.

Zurzeit herrscht Sorge, dass Russland die regelmäßige Wartung von Nord Stream 1 nutzen könnte, um den Gashahn komplett abzudrehen. Die Wartung der Pipeline beginnt am 11. Juli und nimmt normalerweise knapp zwei Wochen in Anspruch.

Ein weiteres Angebotsproblem könnte sich in Norwegen ergeben, wo Öl- und Gasarbeiter streiken. Zurzeit sind offenbar noch keine größeren Auswirkungen auf die Lieferungen ins europäische Ausland festzustellen. Sollte sich der Streik ausweiten oder länger dauern, dürfte sich das auch auf die Lieferungen auswirken.


Produktion auf norwegischen Öl- und Gasfeldern wegen Streiks gestoppt

OSLO: Ein Streik von Mitarbeitern auf norwegischen Öl- und Gasplattformen in der Nordsee könnte vorübergehend Folgen für die Versorgung Europas haben. Der Energiekonzern Equinor stoppte am Dienstag infolge des Ausstands die Produktion auf den Feldern Gudrun, Oseberg Sør und Oseberg Øst.

Nach gescheiterten Lohnverhandlungen hätten zunächst 74 technische Mitarbeiter ihre Arbeit niedergelegt, sagte der Vorsitzende der Arbeitnehmerorganisation Lederne, Audun Ingvartsen, der Deutschen Presse-Agentur. Am Mittwoch sollen demnach weitere 117 Mitarbeiter auf drei weiteren Feldern in den Streik treten. Auch hier muss nach Angaben von Equinor die Produktion unterbrochen werden.

Nach Angaben der Arbeitgeberorganisation Norsk olje og gass könnten nach der Ausweitung des Streiks 13 Prozent der gesamten Gasproduktion Norwegens betroffen sein. «Der Streik wird zu einem Verlust der Ölproduktion von 130.000 Barrel am Tag und einem Verlust der Gasproduktion von 292.000 Barrel Öläquivalent am Tag führen», teilte die Organisation mit.

Ingvartsen sagte, er hoffe, dass es schnell zu Gesprächen komme: «Wir müssen dieses Mittel nutzen, um die Arbeitgeber aufzuwecken. Sie müssen sehen, was passiert, wenn sie nicht mit uns reden.» Gibt es keine baldige Einigung, könnten nach seinen Angaben ab dem 9. Juli weitere 191 Mitarbeiter auf drei großen Plattformen streiken.


Onlinehändler Shop Apotheke mit deutlichem Umsatzplus

SEVENUM: Eine starke Nachfrage nach verschreibungsfreien Medikamenten treibt den Onlinehändler Shop Apotheke an. Der Umsatz habe im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 15 Prozent auf 287 Millionen Euro zugelegt, teilte das Unternehmen am Dienstag nach vorläufigen Berechnungen mit. Zum Ende des ersten Halbjahres habe die Zahl der aktiven Kunden bei 8,6 Millionen gelegen, was einem Plus von 1,5 Millionen im Jahresvergleich entspreche. Die Aktie legte im frühen Handel um mehr als zehn Prozent zu.

Die Online-Apotheke konnte ihren Umsatz mit verschreibungsfreien Medikamenten im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 11,2 Prozent steigern. Für das Geschäftsjahr 2022 bestätigte der Vorstand die Prognose. Der Konzern peilt bei den nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein Umsatzplus von 15 bis 25 Prozent an.

Große Hoffnungen hatte sich Shop Apotheke auf die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts gemacht. Als der ursprünglich für den Jahreswechsel vorgesehene Start verschoben wurde, geriet das Unternehmen wie seine Rivalen an der Börse unter Druck. Konzernchef Stefan Feltens ist laut Mitteilung jedoch zuversichtlich, dass die Einführung des elektronischen Rezepts in den kommenden Monaten bundesweit vorangetrieben wird.


Goldbestand von Anlegern bei Deutscher Börse weiter gewachsen

FRANKFURT/MAIN: Die Goldbestände von Anlegern bei der Deutschen Börse haben in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf Rekordniveau weiter zugelegt. Zum 30. Juni waren 242 Tonnen des Edelmetalls eingelagert, wie die Deutsche Börse am Dienstag mitteilte. Zum Jahreswechsel waren es noch 237,6 Tonnen.

Neues Gold legt der Frankfurter Marktbetreiber immer dann in seinen Tresor, wenn Anleger die Xetra-Gold-Anleihe erwerben. Für jeden Anteilschein wird ein Gramm des Edelmetalls hinterlegt. Ein solches börsengehandeltes Wertpapier auf Gold-Basis bietet auch die Börse Stuttgart an («Euwax Gold»).

Unter anderem als Schutz vor Inflation greifen Anlegerinnen und Anleger zu Gold. Das Edelmetall verliert seinen Wert auch in Krisenzeiten nie ganz. «Die Unsicherheit an den Märkten wird erstmal bestehen bleiben, deshalb rechnen wir weiterhin mit wachsendem Interesse an Gold», prognostizierte Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH, der Emittentin von Xetra-Gold. Der für Anleger von der Deutschen Börse verwahrte Goldschatz hatte Ende Juni 2022 einen Gesamtwert von 13,5 Milliarden Euro.


Ölpreise legen zu

SINGAPUR: Die Ölpreise haben am Dienstag zugelegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 113,74 US-Dollar. Das waren 24 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,98 Dollar auf 110,47 Dollar. Der Vergleich beim WTI-Preis bezieht sich auf den Freitag, da am Montag wegen eines Feiertags in den USA kein Settlement stattfand.

Die zuletzt dominierenden Rezessionssorgen sind an den vergangenen Tagen etwas in den Hintergrund getreten. Die Hoffnung, dass China seine strikte Corona-Politik lockere, stütze den Markt etwas, sagten Händler. Das weitere Vorgehen der Chinesen sei aber schwer vorhersehbar. China ist der größte Rohölimporteur der Welt.

Zuletzt haben jedoch Sorgen um die Entwicklung der Weltkonjunktur die Ölpreise belastet. Die hohe Inflation und die Zinserhöhungen wichtiger Notenbank dürften die wirtschaftliche Entwicklung dämpfen und so auch die Nachfrage nach Rohöl. Die Erdölpreise sind deshalb in den vergangenen Wochen tendenziell gefallen - allerdings von hohem Niveau aus. Seit Jahresbeginn sind die Preise um rund 40 Prozent gestiegen. Grund ist vor allem der Krieg Russlands gegen die Ukraine.


Australiens Notenbank strafft Geldpolitik weiter

SYDNEY: Die Notenbank Australiens stemmt sich mit einer weiteren deutlichen Zinserhöhung gegen die stark steigende Inflation. Der Leitzins werde um 0,5 Prozentpunkte auf 1,35 Prozent erhöht, teilte die Notenbank am Dienstag in Sydney mit. Damit steigt der Zinssatz auf den höchsten Stand seit Mai 2019.

In der Corona-Krise hatte die Zentralbank den Zinssatz bis auf 0,10 Prozent gesenkt, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu bekämpfen. Im Mai dieses Jahres erhöhte die Notenbank dann zum ersten Mal wieder den Leitzins - damals noch um 0,25 Prozentpunkte und jetzt zum zweiten Mal hintereinander um jeweils einen halben Prozentpunkt. Damit erhöht die Notenbank erstmals in ihrer Geschichte den Leitzins in dieser Höhe direkt hintereinander.

Trotz der Zinserhöhung gaben der Kurs des australischen Dollar und die Renditen auf Staatsanleihen etwas nach. Experten werteten einige Aussagen als Zeichen dafür, dass die Notenbank erste Anzeichen für das Erreichen des Höhepunkts beim Inflationsanstieg sieht.

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