Tamilen-Familie ist wieder frei

​Nach Regierungswechsel  

Premierminister Anthony Albanese winkt bei seiner Ankunft in Makassar. Foto: epa/Lukas Coch
Premierminister Anthony Albanese winkt bei seiner Ankunft in Makassar. Foto: epa/Lukas Coch

BILOELA: Australiens neuer Premierminister Anthony Albanese hat kurz nach der Amtsübernahme eines seiner Wahlversprechen eingelöst: Eine tamilische Familie, deren Schicksal jahrelang auch international Schlagzeilen machte, ist wieder frei. Die Familie Murugappan durfte am Mittwoch nach langer Abschiebehaft nach Biloela im Bundesstaat Queensland zurückkehren, wo sie bis zum Beginn ihrer Odyssee vor vier Jahren gelebt hatte. Am Morgen bestiegen Nades und Priya Murugappan mit ihren beiden in Australien geborenen Töchtern Kopika und Tharnicaa ein Flugzeug in Perth in Richtung Osten.

Tharnicaa, die am Sonntag fünf Jahre alt wird, kann damit erstmals einen Geburtstag in Freiheit feiern. «Meine Familie und ich sind so glücklich, unsere Rückreise zu unserer Gemeinde Biloela anzutreten», freute sich Mutter Priya vor dem Abflug.

Mit ihrem Mann war sie vor zehn Jahren per Boot aus Sri Lanka geflohen, wegen der Nachwehen des dortigen Bürgerkriegs. Ab 2014 durften die beiden sich in Biloela niederlassen, um den Ausgang ihres Asylverfahrens abzuwarten. Sie fanden Arbeit, bekamen zwei Kinder, waren in die Gesellschaft integriert. Aber dann wurde das Asylgesuch abgelehnt und auch ein befristetes Visum lief im März 2018 aus.

Zunächst wurde die Familie in Abschiebehaft nach Melbourne geflogen. Im August 2019 wurde sie ohne Vorwarnung in ein Flugzeug verfrachtet - bevor dieses wegen eines neuen Gerichtsbeschlusses auf halber Strecke nach Sri Lanka kehrt machte und nach Australien zurückkehrte.

Schließlich wurden die vier in ein Haftzentrum auf der abgelegenen Weihnachtsinsel gebracht. Sie waren dort die einzigen Insassen. Selbst Inselbewohner waren geschockt. Als Tharnicaa schwer krank wurde, willigten die Behörden schließlich ein, sie mit ihrer Mutter nach Perth ausfliegen zu lassen. Der Vater und die Schwester durften erst einige Zeit später folgen.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Demonstrationen für die Murugappans. Hunderttausende unterzeichneten Petitionen. Vor allem die Initiative «Home to Bilo» kämpfte unermüdlich für ein Bleiberecht der vier. Beobachter sagen, die Geschichte der Familie sei beispielhaft für die umstrittene Asylpolitik Australiens, besonders unter der konservativen Vorgängerregierung.

In Biloela war eine Willkommensfeier geplant. Dort dürfen sich die vier nun mit einem Überbrückungsvisum rechtmäßig aufhalten, bis ihr Einwanderungsstatus endgültig geklärt ist.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.