Konservativer Bukele wird jüngster Präsident

Foto: epa/Rodrigo Sura
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SAN SALVADOR (dpa) - Erstmals seit Jahrzehnten gelingt es einem Kandidaten, das vorherrschende Zwei-Parteien-System in dem mittelamerikanischen Land zu durchbrechen. Ob er seine Vorhaben umsetzen kann, ist aber ungewiss.

Im Wahlkampf warb er mit dem Kampf gegen Korruption und Gewalt - nun ist Nayib Bukele zum neuen Präsidenten von El Salvador gewählt worden. Bukele von der konservativen Großen Allianz der Nationalen Einheit (GANA) konnte nach dem vorläufigen Endergebnis 53 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, wie die Wahlkommission am Montag auf Twitter mitteilte. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador löst den linken Präsidenten des Landes, Salvador Sánchez Serén, ab. Mit 37 Jahren wird Bukele der bislang jüngste Staats- und Regierungschef des mittelamerikanischen Landes.

«Wir können mit ganzer Sicherheit bekanntgeben, dass wir die Präsidentschaft in der ersten Runde gewonnen haben», wurde Bukele von seiner Partei auf Twitter zitiert. Er hatte sich gegen den von der rechten Partei Arena aufgestellten Unternehmer Carlos Calleja (42) sowie den ehemaligen Außenminister Hugo Martínez (51) von der regierenden Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) durchgesetzt. In den vergangenen Wahlen trugen FMLN und Arena das Rennen um Präsidentschaftsposten unter sich aus - kein Kandidat einer dritten Partei war stark genug, um das anzufechten.

Eine ursprünglich für den 10. März angesetzte Stichwahl dürfte damit nicht mehr nötig sein. Die Amtsübernahme ist für den 1. Juni vorgesehen. Allerdings wird Bukele ohne Mehrheit im Parlament regieren müssen: Dort verfügt seine Partei über nur 11 der insgesamt 84 Sitze, da das Parlament unabhängig vom Regierungschef gewählt wird. «Politische Analysten sagen, dass er praktisch keine Chance haben wird, großartig etwas auszurichten», sagte Inés Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin für das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche (Adveniat).

Neben der Bekämpfung von Korruption und Gewalt will Bukele sich für neue Stellen einsetzen, mit Großprojekten wie einem neuen Flughafen. «Er sagt, wenn nicht geklaut wird, wenn es keine Korruption im Land gibt, dann reicht es für alle. Er tritt für soziale Gerechtigkeit an. Allein sein Regierungsprogramm ist in vielen Punkten nicht eindeutig», so Adveniat-Referentin Klissenbauer.

El Salvador ist eines der ärmsten Länder Lateinamerikas. Nach Angaben der Weltbank lebte 2016 gut ein Drittel der Bevölkerung in Armut, rund zehn Prozent in extremer Armut. Bandenkriminalität macht den Menschen dort das Leben schwer. Der Staat mit rund 6,3 Millionen Einwohner hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Jährlich fliehen Tausende Menschen in Richtung USA.

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