El Salvador kämpft gegen Banden

Einer der gefährlichsten Orte der Welt? 

Mutmaßliche Bandenmitglieder werden nach einer Sicherheitsoperation von der Polizei vorgeführt. Archivfoto: EPA-EFE/RODRIGO SURA
Mutmaßliche Bandenmitglieder werden nach einer Sicherheitsoperation von der Polizei vorgeführt. Archivfoto: EPA-EFE/RODRIGO SURA

SOYAPANGO: Mächtige Jugendbanden haben El Salvador zu einem der gefährlichsten Orte der Welt gemacht. Der populistische Präsident Bukele will die Gangs nun um jeden Preis in die Knie zwingen. Aber Menschenrechtsaktivisten schlagen Alarm.

Eine ganze Stadt wird abgeriegelt: Mit einem Großeinsatz gehen Militär und Polizei in El Salvador derzeit gegen die mächtigen Jugendbanden in dem mittelamerikanischen Land vor. Tausenden Einsatzkräfte suchten am Wochenende die Stadt Soyapango nach Gangmitgliedern ab. 8500 Soldaten und 1500 Polizisten seien an der Operation im Großraum der Hauptstadt San Salvador beteiligt, teilte Präsident Nayib Bukele mit.

«Die einfachen Bürger haben nichts zu befürchten und können ihr Leben normal fortführen», schrieb der populistische Staatschef auf Twitter. «Das ist ein Einsatz gegen Kriminelle, nicht gegen ehrliche Bürger.»

Auf einem von der Regierung veröffentlichten Video war zu sehen, wie schwerbewaffnete Einsatzkräfte in die Stadt einrückten, Wohngebiete durchkämmten, Häuser durchsuchten und Verdächtige festnahmen. «Unser Ziel ist klar: Wir werden nicht ruhen, bis wir diese terroristischen Gruppen komplett ausgelöscht haben», teilte die Regierung mit.

Nach einer Welle der Gewalt in dem Land mit sechs Millionen Einwohnern rief die Regierung im März den Ausnahmezustand aus. Seitdem geht die Regierung des konservativen Präsidenten Bukele mit großer Härte gegen die Banden vor. Mehr als 56.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden verhaftet, die Mordrate ging zuletzt deutlich zurück.

In den ersten Tagen des Dezembers beispielsweise wurde nach Angaben der Polizei in El Salvador kein Tötungsdelikt registriert. 2018 gab es allein am 2. Dezember laut der offiziellen Statistik 15 Morde.

Aktivisten prangern allerdings Menschenrechtsverletzungen an. So sollen junge Männer teilweise festgenommen werden, nur weil sie bestimmte Tätowierungen oder einen speziellen Harrschnitt tragen oder in von Gangs kontrollierten Vierteln wohnen. «Als angebliche Maßnahme gegen die Banden begehen die salvadorianischen Behörden weit verbreitete und eklatante Menschenrechtsverletzungen und kriminalisieren in Armut lebende Menschen», sagte die Regionalchefin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas.

Durch den Notstand wurden zudem eine Reihe von Grundrechten ausgesetzt, etwa die Versammlungsfreiheit und das Fernmeldegeheimnis. Außerdem wurden Gesetze verschärft - allein die Mitgliedschaft in einer Bande soll mit 20 bis 30 Jahren Haft bestraft werden. «Wir werden unseren Einsatz fortsetzen, bis wir auch den letzten Verbrecher aus dieser Stadt herausgeholt haben», sagte Verteidigungsminister Francis Merino Monroy am Wochenende in Soyapango.

Jugendgangs - die sogenannten Maras - kontrollieren in El Salvador ganze Stadtviertel und sind in Schutzgelderpressung und Drogenhandel verwickelt. Die Mara Salvatrucha und Barrio 18 sind die zwei mächtigsten Verbrechersyndikate, die in dem mittelamerikanischen Land für den Großteil der Gewaltkriminalität verantwortlich gemacht werden. Die Gangstergruppen wurden in den 1980er Jahren in den USA von salvadorianischen Migranten gegründet. Auch in den Vereinigten Staaten sind die Banden weiterhin aktiv.

Die Gewalt zwischen den verfeindeten Banden und gegen die Bevölkerung machte El Salvador vor einigen Jahren zu einem der gefährlichsten Länder der Welt.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 05.12.22 13:20
Bei den unendlichen Gewalttaten der jugendlichen Terroristen, darf man es wohl als hinnehmbar und vertretbar ansehen, wenn bei der Bekämpfung dieser Banden, wenn einige Männer wegen des Verdachts festgenommen und danach freigelassen wurden. Auch die Chefin von Amnesty International dürfte das anerkennen. Das Grundrechte ausgesetzt wurden, ist nun mal der normale Zustand, der sich aus einem Notstand ergibt.