Inhaftierter Aktivist: Familie sieht kaum Fortschritte

Der prominente ägyptische Demokratieaktivist Alaa Abdel-Fattah steht während einer Gerichtsverhandlung in Kairo hinter Gittern. Foto: epa/Khaled Elfiqi
Der prominente ägyptische Demokratieaktivist Alaa Abdel-Fattah steht während einer Gerichtsverhandlung in Kairo hinter Gittern. Foto: epa/Khaled Elfiqi

KAIRO/GENF: Vier Monate nach dem Hungerstreik des in Ägypten inhaftierten Demokratieaktivisten Alaa Abdel Fattah sieht seine Familie weiterhin kaum Fortschritte. «Wir sind vier Monate ruhig geblieben und sehr wenig ist passiert», sagte seine Schwester Sanaa Saif am Donnerstag bei den Vereinten Nationen in Genf. Ihr Bruder, dessen psychischen Zustand sie als «intakt» beschrieb, wolle notfalls erneut in Hungerstreik treten. Das geplante Datum dafür nannte sie nicht.

Der heute 41 Jahre alte Abdel Fattah zählte zu den Führungsfiguren der Revolution von 2011 in Ägypten, die Langzeitherrscher Husni Mubarak zu Fall brachte. 2013 wurde er beim Protest gegen ein verschärftes Demonstrationsgesetz festgenommen und sitzt seitdem fast durchgehend im Gefängnis. Aus Protest gegen seine Haftbedingungen hatte er monatelang nur rund 100 Kalorien zu sich genommen und dann ganz auf Essen und auch Wasser verzichtet.

Menschenrechtler stellen Ägypten immer wieder ein verheerendes Zeugnis aus. Die Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind dort stark eingeschränkt. Schätzungsweise 60.000 Menschen wurden seit der Machtübernahme von Präsident Abdel Fattah al-Sisi im Jahr 2013 inhaftiert. Die Regierung hat Besserungen angekündigt, etwa im Rahmen einer neuen Strategie für Menschenrechte. Kritikern zufolge gibt es aber keinen politischen Willen, echte Reformen umzusetzen.

Der Fall Abdel Fattah hatte im November die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten überschattet. Den Fall sprachen bei Treffen mit Al-Sisi unter anderem US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an. Die von Unterstützern erhoffte Freilassung bleibt trotz des politischen Drucks und der größeren Aufmerksamkeit aber aus.

Abdel Fattah hatte 2021 durch seine in London geborene Mutter die britische Staatsbürgerschaft erhalten. Die ägyptischen Behörden erkennen diese bisher aber nicht an und verweigern ihm konsularischen Zugang. Sollte sich daran nichts ändern, vermutet Abdel Fattah seiner Schwester zufolge, dass die ägyptischen Behörden «einfach Wege finden werden, seine Haft zu erneuern.»

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