Getürkte Zahlen oder Paradies für Pädophile?

​Die meisten Kunden sind Einheimische

Immer mehr Kinder und Jugendliche landen in der Sexindustrie oder müssen sich als Arbeitssklaven verdingen.
Immer mehr Kinder und Jugendliche landen in der Sexindustrie oder müssen sich als Arbeitssklaven verdingen.

Wie viele sind’s denn nun? 200.000 Minderjährige, wie Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen behauptet? Oder 60.000 Mädchen und Jungen, wie das Thailändische Rote Kreuz vorrechnet? Oder liegt die Thailändische Wohlfahrtsbehörde richtig, die die Zahl der Kinderprostituierten in diesem Land mit bis zu 18.000 angibt? Eines haben aber alle Untersuchungen gemeinsam: Eine drastische Steigerung vergewaltigter Unschuld von jährlich 20 Prozent!

Kinderprostitution ist in Pattaya fast so alt wie das Touristenzentrum. Suchten vor einem Jahrzehnt Minderjährige und Männer Kontakte auf dem Pier und in nahegelegenen Bars, so bieten sich Mädchen und Jungen heute fast im gesamten Stadtgebiet an. Nicht zu öffentlich, aber eindeutig.

Pattayas Tourismusbehörde und Uniformierte verkünden zwar lautstark, sie würden gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern stets und energisch vorgehen, seien dabei aber auf die Mithilfe der Bürger und Urlauber angewiesen.

So mancher Ausländer glaubt eher seinen eigenen Augen und wirft der Polizei Untätigkeit vor. Touristen und Residenten zeigen zum Beispiel auf die Sunee Plaza. Dort, in den Guy-Bars, würden sich Jugendliche anbieten, die mit Sicherheit eher 14 als 18 Jahre alt wären. Ein Deutscher gegenüber dem FARANG: „Wenn Pattaya sein weltweit schlechtes Image aufpolieren will, sollte es zuerst diese Schandflecken im Stadtbild beseitigen.“

Kinderprostitution ist eine Wachstumsindustrie. Nach dem Bericht von Unicef soll die Zahl der Minderjährigen unter den Prostituierten in der Mekong-Region, zu der auch Thailand zählt, bereits ein Drittel aller in der Sexindustrie Be- schäftigten ausmachen. Je jünger die Kinder sind, um so grösser sei die Gefahr, dass sie in diesen Handel gezwungen würden, heisst es weiter in dem Report.

Das Kinderhilfswerk glaubt, dass zwischen 30 und 35 Prozent aller im Sexgeschäft Tätigen in den Ländern Thailand, Kambodscha, Vietnam, Burma, Laos und den südlichen chinesischen Provinzen Yunnnan und Guangxi zwischen 12 und 17 Jahre alt sind.

Die Einnahmen der Sexindustrie in dieser Region sind hoch. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass sie allein in Thailand zwischen 14 und 16 Prozent des Bruttosozialproduktes ausmachen.

Laut Unicef kommen die meisten Prostituierten in Thailand aus den nördlichen und nordöstlichen Provinzen. Und die Zahl der Jugendlichen und Kinder unter ihnen, die aus Burma, Laos, Kambodscha, Vietnam und Yunnan stammen, nimmt ständig zu.

Nach einem anderen Bericht, der von EXPAT International stammt und für den Weltkongress gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern erstellt wurde, ist die Zahl der Prostituierten im Kindesalter in nur einem Jahr, zwischen 1998 und 1999, um ungefähr 20 Prozent gestiegen. „Die Nachfrage nach kindlichen Prostituierten ist sowohl bei Thais als auch bei Ausländern, darunter viele Touristen, nach wie vor hoch“, heisst es in dem Report.

Männer aus Westeuropa führten die Liste der Sextouristen in Pattaya und in Bangkok an. In Südthailand stünden Urlauber aus Malaysia und Singapur an der Spitze.

Die meisten Kunden von jugendlichen Prostituierten sind aber Einheimische, keine Ausländer. Denn Asiaten haben die fixe Idee, dass Sex mit Jungfrauen oder Kindern Energie und sexuelle Potenz sowie Sicherheit vor HIV/Aids beschert.

Auf einer Konferenz in Bangkok wurden jüngst Statistiken aus verschiedenen Ländern über das sexuelle Verhalten von Männern vorgelegt, die zu Prostituierten gehen. Von den Befragten gaben in Grossbritannien 9 Prozent zu, Prostituierte zu besuchen. In Hongkong waren es 14 Prozent, in den USA 16, in Spanien 38, 70 Prozent in Kambodscha und 75 Prozent in Thailand.

Thailand ist sowohl ein Empfänger- als auch ein Transit-und Verschickungsland. Und da sich die thailändische Wirtschaft relativ erfolgreicher entwickelt als die anderer Länder der Region, werden zahlreiche Kinder unter falschen beruflichen Versprechungen ins Land gelockt. Sie kommen aus Laos, Burma, China und Kambodscha - letztere über Koh Kong oder Poipet.

In Asien werden inzwischen jährlich rund 200.000 Minderjährige über Landesgrenzen geschmuggelt. Sie landen in Bordellen oder schuften als Kindersklaven. In Thailand und seinen Nachbarländern sollen es jedes Jahr bis zu 40.000 sein. Nicht selten treibt die Armut Familien dazu, ihre Söhne und Töchter an Händler zu verkaufen.

Von Thailand nach Europa und Amerika

Thailändische Mädchen werden zuerst nach Kambodscha transportiert und von dort nach Europa, Taiwan, Japan, Nordamerika, Südafrika und Australien weitergeleitet.

Und Kinderpornographie ist ein Problem, von dem man erst seit kurzer Zeit Notiz nimmt. Zu ihren Opfern gehören in erster Linie Kinderprostituierte sowie Bettel- und Strassenkinder. Und die gibt’s in Thailands Touristenzentren reichlich.

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