Immer lautere Kritik an EU-Grenzschutzagentur Frontex

Ansicht des neuen Hauptsitzes der Europäischen Agentur für Grenz- und Küstenwache (Frontex) in Warschau. Archivfoto: epa/JAKUB KAMINSKI
Ansicht des neuen Hauptsitzes der Europäischen Agentur für Grenz- und Küstenwache (Frontex) in Warschau. Archivfoto: epa/JAKUB KAMINSKI

BRÜSSEL/BERLIN: Die EU-Staaten wollen die Außengrenzen Europas stärker schützen und bauen die Grenzschutzagentur Frontex massiv aus. Doch gegen die Behörde werden heftige Vorwürfe erhoben.

Die Kritik an der EU-Grenzschutzagentur Frontex wird immer lauter. Dabei geht es um mögliche illegale Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen, aber auch um Ermittlungen der EU-Antibetrugsbehörde Olaf gegen Frontex. Die Organisation Pro Asyl verlangte am Wochenende, bis zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe alle deutschen Beamten aus der EU-Grenztruppe zurückzuziehen. Die Grünen und das UN-Flüchtlingswerk UNHCR fordern bessere Kontrollen gegen Grundrechtsverletzungen.

«UNHCR ist beunruhigt und alarmiert über die Zunahme von Berichten über Zurückweisungen und «Pushbacks» von Flüchtlingen und Asylsuchenden an Europas Land- und Seegrenzen», sagte UNHCR-Vertreterin Katharina Lumpp der Deutschen Presse-Agentur.

Medienberichten zufolge haben griechische Grenzschützer mehrfach Boote mit Migranten zurück in Richtung Türkei getrieben. Flüchtlingsorganisationen kritisieren, dass Frontex-Beamte dies nicht verhindert hätten. Frontex-Chef Fabrice Leggeri hat diese Vorwürfe im Dezember im Innenausschuss des EU-Parlaments zurückgewiesen.

Lumpp sagte, das UNHCR habe «wiederholt auf Mängel im Frontex-Meldeverfahren für solche schwerwiegenden Vorfälle hingewiesen». Frontex sei aufgefordert worden, ein zuverlässiges Melde- und Überwachungssystem für Grundrechtsverletzungen einzurichten. «Vorfälle von Zurückschiebungen und Gewalt gegenüber Schutzsuchenden wären nicht nur inakzeptabel, sondern auch rechtswidrig», betonte Lumpp. UNHCR begrüße den Vorschlag der EU-Kommission für unabhängige nationale Überwachungsmechanismen.

Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt sagte der dpa, nötig seien mehr Einsicht in Frontex-Unterlagen für das EU-Parlament sowie eine schärfere interne Prüfung durch die EU-Staaten. «Frontex braucht Mechanismen, bei denen Vorfälle nicht verdeckt werden, bei denen Ungereimtheiten aufgedeckt werden und nicht hingenommen.»

Zu den Berichten über die illegale Zurückweisung von Geflüchteten durch nationale Grenzschützer an den EU-Außengrenzen sagte Marquardt: «Frontex hat systematisch weggeschaut.» Durchgriffsrechte seien nicht genutzt worden. Dies führe dazu, dass Menschen das verbriefte Recht zum Stellen eines Asylantrags verweigert werde.

Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt nannte Frontex «eine Persiflage einer rechtsstaatlichen Polizei». Zur Kritik an Frontex-Chef Leggeri sagte er, der Austausch einer Person an der Spitze wäre nur ein «Alibihandeln»: «Wir fordern einen Totalabriss.» Die EU-Kommission und die EU-Staaten hätten seit Jahren Kenntnis der illegalen Praktiken, ohne zu handeln, kritisierte Burkhardt. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) müsse dafür sorgen, dass deutsche Polizeibeamte «nicht in kriminelle Machenschaften einer EU-Agentur involviert werden».

Auch die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, forderte, Frontex müsse «neu aufgestellt werden». Die EU-Staaten hätten Frontex in den vergangenen Jahren mit «immer mehr Mitteln und Kompetenzen aufgeblasen, aber auf eine Kontrolle dieser wildwüchsigen Grenzagentur verzichtet», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bis 2027 soll die Behörde von ehemals rund 1500 Beamten auf eine ständige Reserve mit bis zu 10.000 Beamten ausgebaut werden.

Helge Lindh, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion, sagte der dpa, Leggeri sei ein Symptom für Frontex. «Die Fehlkonstruktion von Frontex hat ihn geboren. Frontex muss sich unter Druck der EU und Deutschland neu erfinden.»

Am Freitagabend hatte das ZDF-«Magazin Royale» von Jan Böhmermann auch berichtet, dass Frontex-Mitarbeiter sich entgegen eigener Angaben mit Waffenlobbyisten getroffen hätten, die nicht im EU-Transparenzregister verzeichnet seien. Dieser Vorwurf müsse ebenfalls aufgeklärt werden, sagte Grünen-Politiker Marquardt.

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Bernd Wendland 08.02.21 00:43
Jedes Jahr verlassen 150.000 Deutsche ihre Heimat
Wenn die "Grün/-innen" fordern, "Frontex" müsse "neu aufgestellt werden", bedeutet das letztlich nur, dass eine Behörde geschaffen werden soll, die nicht illegale Einwanderung verhindert, sondern diese, im Gegenteil, fördert, wobei diese "Gutmenschen" völlig verkennen, dass sie mit dem Einlass weiterer Millionen von "Fachkräften" (O-Ton Grüne), sprich von potentiellen Arbeitslosen ohne eine adäquate Ausbildung für den hiesigen Arbeitsmarkt, den Sozialstaat für die Bürger der EU-Länder, die Jahrzehnte lang in ihre Sozialkassen eingezahlt haben, völlig ruinieren. Schon jetzt hat Deutschland 700.000 abgelehnte Asylbewerber im Land, die nicht abgeschoben, sondern geduldet werden. Und 300.000 abgelehnte Asylbewerber sind derzeit vor Gericht gezogen, um ihr Bleiberecht einzuklagen, was die deutsche Justiz völlig überfordert, sodass viele andere Straf- und Zivilverfahren teils auf unabsehbare Zeit hinaus nicht bearbeitet werden können. Schon jetzt kostet die Anwesenheit aller "Asylsuchenden" die deutschen Steuerzahler pro Jahr rund 40 Milliarden Euro, während hiesige Rentner im Müll nach Pfandflaschen buddeln und Arbeitslose bei den Suppenküchen anstehen müssen. In Bremen z.B. lebt jeder vierte Einwohner unterhalb der Armutsgrenze (obwohl es den Deutschen laut Kanzlerin Merkel "noch nie so gut ging wie heute"). Wo soll das enden? Ich kann jungen Menschen nur raten, Deutschland den Rücken zu kehren und das zu tun, was die Asylbewerber machen, nämlich schleunigst auszuwandern.
Rene Amiguet 07.02.21 13:07
Kassieren
Diese FRONTEX will doch hauptsächlich einfach von der EU kassieren. Das machen einige Mitgledsländer ja auch. Die EU wird sich wohl erst dann darum kümmern wenn der EURO Nachschub so gegen die Versiegung neigt.