Kennen sie diese Familien? Familie „Nimm“ ist nicht so sehr beliebt. Viele haben ihr schon den Rücken gekehrt, wütend, traurig oder total enttäuscht. Sie hält immer die Hände auf, immer bereit zu nehmen, obwohl es ihr an nichts mangelt. Ein Geschenk ist ihnen oftmals nicht einmal ein Dankeschön wert.
„Frau Nimm“ hat die Blumen, die ich ihr beim letzten Treffen überreichte, achtlos beiseitegelegt und sich dem Fernsehen gewidmet. „Herr Nimm hat mein Buchgeschenk gar nicht erst ausgepackt sondern mit den Worten entgegen genommen: „Oje, schon wieder ein Buch“. Es sind nur geringe Kleinigkeiten, die ich mitbringe, aber sie sind sorgfältig ausgesucht. Von den „Nimms“ erwarte ich schon längst kein Wort des Dankes mehr. Mir fallen schon lange keine guten Worte mehr für diese Nassauer mehr ein. Scham ist ihnen fremd. Andere Charaktereigenschaften fehlen ihnen leider auch.
Natürlich werde ich immer wieder gefragt, warum ich den Kontakt zu diesen Leuten nicht abbreche. Der Grund: Ich will endlich den Moment erleben, wenn sie einsehen, dass sie sich asozial verhalten. Ich möchte sie wieder herausholen aus dem Teufelskreis. „Herr Nimm“ war, als ich ihn vor fast 30 Jahren kennenlernte, ein sympathischer Mann. Ich war sein Trauzeuge, sein bester Freund. Seine Veränderung fand schleichend während unserer Freundschaft statt. Einen ersichtlichen Grund dafür habe ich nie entdecken können.
Wir treffen uns mal wieder zum Dinner. Sie kommen, sie essen, sie trinken, sie sind reizende Gäste und halten mich wahrscheinlich nur für blöd. Bevor es ans Zahlen geht, entschuldigt sich „Herr Nimm“ und verschwindet in der Toilette. Als er zurückkommt und sieht, dass ich bezahlt habe, ruft er: „Aber diesmal wollte ich doch zahlen“. Ich klopfe ihm auf die Schulter: „Du bist das nächste Mal dran.“ Aber wer weiß, ob es ein nächstes Mal geben wird.
Im Grunde sind die „Nimms“ arme Leute. Sie tun mir leid. Sie betrügen sich selbst um das Glück ihres Lebens. Wären sie blind, wüssten sie, was ihnen entgeht. Wären sie taubstumm, dann würden sie die Eingriffe in ihre Lebensqualität begreifen. Aber als egoistische, immer nur nehmende „Nimms“ merken sie nichts. Für mich sind sie die am meisten zu Bedauernden.
Sie wissen nichts vom Glück des Gebens. „Familie Gib“ freut sich, wenn sie anderen eine Freude machen kann. Es macht sie glücklich, zu sehen, wenn andere sich freuen. Und sie wissen, alle Freude, alles Glück, das sie hergeben kehrt irgendwie zu ihnen zurück. Geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Die „Familie Gib“ lebt in einfachen Verhältnissen, aber in großer Zufriedenheit. Sie schenkt Liebe und bekommt Liebe zurück.
Die Zeit eilt dahin. Bei der „Familie Nimm“ kann ich nicht die leiseste Veränderung bemerken. Und da kommen mir dann leise Zweifel. Sollte ich wirklich mal ein ehrliches Gespräch mit ihnen führen? Dann muss sich die Spreu vom Weizen trennen.
Ich fürchte, das Gespräch wird nichts ändern. Wir werden nicht länger Freunde sein können mit dieser Einstellung. Und dass ich ihre Lebensweise übernehme wird ja nicht einmal derjenige glauben, der bisher jeden Blödsinn geglaubt hat.
Pattaya hat sich, seit ich 1985 erstmals hier war, zur Großstadt entwickelt. Viele arme Leute aus dem Isaan sind auf der Suche nach Brot und Lohn hier gelandet, und viele Farangs haben sich angesiedelt, um hier in Frieden ihren Lebensabend zu verbringen.
Darunter natürlich auch viele vom Typ „Nimm“. Man erkennt ihn nicht leicht. Er kann sehr freundlich oder unterhaltsam sein.
Zu welchem Typ gehören Sie?