Eingefrorenes Russland-Geld für Aufrüstung der Ukraine

Russische Zentralbank in Moskau am 4. März 2014. Foto: Yuri Kochetkov/epa/dpa
Russische Zentralbank in Moskau am 4. März 2014. Foto: Yuri Kochetkov/epa/dpa

BRÜSSEL: Die EU will der Ukraine mit massiven Militärhilfen zu einem Sieg im Krieg gegen Russland verhelfen. Nun gibt es einen brisanten Plan, wie die Unterstützung trotz knapper Kassen verstetigt werden soll.

Die EU will milliardenschwere Zinserträge aus eingefrorenem Vermögen der russischen Zentralbank zur Finanzierung von Militärhilfen für die Ukraine nutzen. Vertreter der Mitgliedstaaten verständigten sich am Mittwoch in Brüssel nach wochenlangen Verhandlungen auf einen Plan dafür, wie die derzeitige belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Allein dieses Jahr sollen bis zu drei Milliarden Euro zusammenkommen.

Nach Kommissionsangaben sind rund 210 Milliarden Euro der russischen Zentralbank in der EU eingefroren. Das in Brüssel ansässige Finanzinstitut Euroclear hatte zuletzt mitgeteilt, 2023 rund 4,4 Milliarden Euro an Zinsen eingenommen zu haben.

Der Kompromiss mit den neutralen Staaten

Den Vorschlag zur indirekten Verwendung russischer Gelder für die Ukraine hatten EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der EU-Außenbeauftragte den Regierungen der EU-Staaten im März übermittelt. Er sieht vor, dass 90 Prozent der nutzbaren Zinserträge aus der Verwahrung russischer Zentralbank-Gelder in den EU-Fonds für die Finanzierung militärischer Ausrüstung und Ausbildung geleitet werden sollen. Die restlichen 10 Prozent sollen für direkte Finanzhilfen für die Ukraine genutzt werden.

Schwierig waren die Verhandlungen unter anderem, weil neutrale Staaten wie Österreich sich nicht direkt an der Lieferung von Waffen und Munition beteiligen wollen - für sie wurde nun vereinbart, dass die Zinserträge zum Teil auch für andere Finanzhilfen verwendet werden. Zudem gab es Diskussionen darüber, wie viel Geld Euroclear für seinen Aufwand einbehalten darf. Der Betrag reduzierte sich im Lauf der Verhandlungen von 3 Prozent auf 0,3 Prozent. Es ist in der EU das mit Abstand wichtigste Institut, das Vermögenswerte der russischen Zentralbank verwahrt.

Das Risiko der direkten Nutzung der Zentralbank-Gelder

Die russischen Zentralbank-Gelder durch einen Enteignungsbeschluss direkt zu nutzen, ist bislang nicht geplant. Als ein Grund dafür gelten rechtliche Bedenken und wahrscheinliche Vergeltungsmaßnahmen. Moskau hatte die EU bereits im vergangenen Jahr davor gewarnt, das Eigentum des russischen Staates oder russischer Bürger zu konfiszieren. Denkbar wäre es beispielsweise, dass dann auch in Russland tätige Unternehmen aus EU-Ländern zwangsenteignet werden. Zudem könnte eine direkte Nutzung der russischen Vermögenswerte auch dazu führen, dass andere Staaten und Anleger das Vertrauen in den europäischen Finanzplatz verlieren und Vermögen aus der EU abziehen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die EU zuletzt mehrfach aufgefordert, die Risiken in Kauf zu nehmen. Es sei angemessen, sowohl die Gewinne als auch die Vermögenswerte selbst zu nutzen, um den russischen Terror zu stoppen, sagte er zuletzt in einer Videoansprache beim EU-Gipfel im März. Russland müsse sich der tatsächlichen Kosten des Krieges und der Notwendigkeit eines gerechten Friedens bewusst sein.

Die Kosten des Krieges

Der stellvertretende ukrainische Regierungschef Olexander Kubrakow hatte die von Russland verursachten Kriegsschäden zuletzt auf 500 Milliarden Euro beziffert und sich dabei auf Zahlen der Weltbank, der Europäischen Union und der Vereinten Nationen berufen.

Bevor der aktuelle Plan der EU umgesetzt werden kann, muss die Vereinbarung vom Mittwoch noch einmal vom Rat der EU-Mitgliedstaaten bestätigt werden. Dies gilt allerdings als Formalie. Die belgische Ratspräsidentschaft betonte am Mittwoch noch einmal, dass bereits seit Längerem auch die gesetzlichen nationalen Steuern auf die außerordentlichen Euroclear-Gewinne der Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Konkret werde es für das Geschäftsjahr 2024 um einen Betrag von schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro gehen, teilte ein Sprecher mit.

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Jürgen Franke 11.05.24 19:00
Für einige Menschen beginnt eben
das Weltgeschehen erst am 24.2.22. Dass die Russen in Kuba Waffen lagern wollten und die Amis, ohne UN Mandat Kriege vom Zaune gebrochen haben, wofür sie sich vor der UN entschuldigt haben, wird verdrängt.
Hans-Dieter Volkmann 11.05.24 15:40
Michael 11.05.24 11:00
Mit anderen Worten: "DIese Menschen gehen mich nichts an, aber wirklich nichts." Ja, so denkt Putin auch.
Ling Uaan 11.05.24 13:10
Khun Michael – dieser Krieg geht uns nix an
Im Prinzip nicht, aber leider sind wir da nun mal reingezogen worden und nun mitten drin. Isso. Aber gerade wir deutschen sollten doch da nach Lösungen suchen und nicht wieder auf den Endsieg setzen.

Auch der Krieg in Gaza geht uns nix an und auch da sind wir mitten drinnen. Auch die Konflikte in Myanmar und der Sahelzone und Sudan gehen uns nix an und da können wir uns auch raushalten. Aus Mali haben wir uns Gott sei Dank zurückgezogen. Und sollte die VRC mal Taiwan überfallen werden wir uns da wohl auch nicht raushalten können, obwohl uns das nun auch nix angeht.

Uups, hier geht es ja um die Zinsen aus dem Vermögen der Russen. Da bin ich jetzt wieder mal ganz schon abgeschweift, gibt bestimmt wieder schimpfe. Egal, so hat halt jeder so seine Sicht der Dinge und das ist auch gut so.
Jörg Obermeier 11.05.24 12:30
MICHAEL 11.05.24 11:00
Dann hoffe ich mal, dass Sie analog zu Bystron auch genauso gut bezahlt werden. Aber sicher doch, oder? Ansonsten wären Sie ja nur so ein nützlicher Idi für den Putler und das will Ihnen ja bestimmt niemand unterstellen.
MICHAEL 11.05.24 11:00
@Rolf W. Schwake 11.05.24 10:50
Mit Verlaub, dieser Krieg geht uns nichts an, aber wirklich gar nichts.
MICHAEL 11.05.24 11:00
@Rolf W. Schwake 11.05.24 10:50
Und wenn du es anders siehst, dann melde dich doch als Freiwilliger. Geh an den Donbas und helfe der Ukraine. Niemand wird dich daran hindern.
Rolf W. Schwake 11.05.24 10:50
Mit Verlaub ...
... Einige scheinen nicht verstehen zu wollen, worum es hier geht: Am 24.02.2022 haben russische Truppen einen verbrecherischen Angriffskrieg begonnen, der durch 2 UN-Resolutionen als solcher bezeichnet wurde, nicht mehr und nicht weniger. Es geht nicht um Afghanistan, Vietnam, Korea, Napoleon, Varus o.ä.! Man sollte beim Thema bleiben, wenn man einen Kommentar schreibt! Das scheinen allerdings einige Kommentatoren nicht so recht zu verstehen. SCHADE DRUM.
Ling Uaan 10.05.24 13:30
12,3 Milliarden Euro Kosten durch die Bundeswehr
Plus 2,48 Milliarden Euro Kosten durch das Auswärtige Amt
Plus 2,46 Milliarden Euro Kosten durch das Entwicklungsministerium
Plus x,y Milliarden Euro Kosten des Bundesnachrichtendienstes, x,y da geheim
Also mindestens 17,3 Milliarden Euro, Quelle: Zeit Online v. 5.10.2021

Und dann musste das Land fluchtartig verlassen werden, was aber nur durch militärischen Flankenschutz der Taliban so halbwegs gut gelang.

Wir erinnern uns, am Hindukusch sollte die Demokratie verteidigt werden. Und nach der Flucht der NATO ist bei uns die Demokratie dennoch nicht zusammengebrochen …

Und jetzt werden die Demokratie und „unsere Werte“ angeblich im Donbas verteidigt, und wenn das dann mal schief gegangen sein wird, dann wird IMHO bei uns bestimmt auch nichts zusammenbrechen, außer vielleicht der Bundeshaushalt.
Jürgen Franke 10.05.24 12:50
Michael, hat hat wenig Sinn, sich
mit diesem Thema hier auseinanderzusetzen. Dieser Krieg hat eine Vorgeschichte, die jeder kennt, die jedoch bewußt nicht beachtet wird, damit Putin als Verbrecher bezeichnet werden kann. Alle Kriege der Amis, einschließlich Vietnam oder Afghanistan, waren gerechte Kriege und von der UN akzeptiert, obwohl sie Millionen Menschenleben gekostet haben. Afghanistan hat Deutschland 12 Milliarden Euro Steuergeld gekostet.
michael von wob 10.05.24 12:00
@ Rolf W.Schwake
Jedes Wort zum Viilakerp. ist Perlen für die Säue !
Rolf W. Schwake 10.05.24 11:32
Entzug bei "Missfallen", Ingo Kerp???
Herr Kerp, was Sie da wieder einmal behaupten, ist eine solch einseitige Voreingenommenheit, mich erinnert es an einen Vergleich von einem russischen Bären mit einer europäischen Maus: Einen über 2 Jahre dauernden verbrecherischen Angriffskrieg zu führen, den man eigentlich "im Spaziergang als Blitzkrieg gewinnen wollte", fast billionenhohe Schäden zu verursachen, tägliche Kriegsverbrechen schrecklichster Art zu begehen, vor allem gegen Zivilpersonen und zivile Infrastrukturen der Ukraine, erst höchst kriminell mit "grünen Männchen", später - nachdem die Weltgemeinschaft kaum reagiert hat - auch mit regulären Truppen, ständiges Lügen und Betrügen, das Brechen von abgeschlossenen Verträgen, abgegebenen Garantiezusagen und ratifiziertes UN-Recht, das alles bestätigt durch zwei UN-Resolutionen mit überwältigenden 2/3el Mehrheiten, die ständigen Cyberangriffe auf alles mögliche, auch Abhören fremder Gespräche, vor allem aber das ständige Drohen mit dem möglichen Einsatz von Atomwaffen, fremde Länder gegeneinander ausspielen und aufwiegeln, sich in fremde Wahlen einmischen, das eigene Volk knechten und unterdrücken, fast sämtliche Menschrechte mit Füßen treten - so als gäbe es keine UNO, keine UN-Charta, keine UNO-Vollversammlung u.v.m., und das Ganze dann mit "Missgefallen der Weltgemeinschaft" zu bewerten, zeugt von einem wahrhaft abstrusen Charakter. Wie schizophren muss man denken, um auf solche Begründungen zu kommen? Das können anscheinend nur Sie, Herr Kerp!
Monruedee Kanhachin 09.05.24 20:00
Herr N
Ganz normaler Zinssatz
Harald N.. 09.05.24 19:30
4,4 Mrd. Zins von 211 Mrd. Einlagen
Das ist wohl derzeit die schlechteste Verzinsung die es gibt.
Ingo Kerp 09.05.24 15:10
Auch wenn es nur die Zinsen sind, die Mitteilung an die Finanzmärkte ist, legt man Geld in der EU an, wird einem im Falle des Mißfallens, der zustehende Zinsbetrag des eingefrorenen Geldes entzogen. Da dürfte es wohl mit Sicherheit eine Gegenreaktion aus RUS geben,die eine Zugriffsmoeglichkeit für sich daraus ableitet und EU Firmen / Gelder blockiert oder gar konfisziert.