TALLINN: In Estland soll Estnisch in den kommenden Jahren schrittweise zur alleinigen Sprachen im Schulunterricht werden. Das Parlament in Tallinn stimmte am Montag für entsprechende Änderungen des Bildungsgesetzes, die die Regierung eingebracht hatte . Demnach soll im dem baltischen EU- und Nato-Land mit einer großen russischstämmigen Minderheit der Übergang vom Schuljahr 2024/2025 an erfolgen. Die seit Jahren diskutierte Reform hat wiederholt Vorbehalte von Vertretern der Minderheit hervorgebracht, die gut ein Viertel der rund 1,2 Millionen Einwohner Estlands ausmacht.
Estnisch ist die einzige offizielle Amtssprache in dem an Russland grenzenden Baltenstaat, der nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion war. Für Angehörige der vor allem in der Hauptstadt Tallinn und im Osten des Baltenstaats lebenden russischen Minderheit gab es spezielle Schulen, in denen ein Teil des Unterrichts auf Russisch gelehrt werden konnte.
«Wir möchten, dass alle Kinder in Estland, unabhängig von ihrer Muttersprache, die Möglichkeit haben, eine qualitativ hochwertige Bildung auf Estnisch zu erwerben. Dies stellt sicher, dass die gesamte Gesellschaft Estnisch beherrscht und es einen gemeinsamen Informationsraum gibt, dessen Notwendigkeit offensichtlich ist, um die imperialistischen Interessen Russlands zu verstehen und ihnen entgegenzutreten», sagte Bildungsminister Tõnis Lukas.
Die Umstellung der Unterrichtssprache soll zunächst in Kindergärten und den Klassen 1 und 4, in den darauffolgenden Jahren dann auch in anderen Jahrgangsstufen und Bildungseinrichtungen erfolgen. Gegner der Reform argumentierten, dass es nicht genügend Lehrer und Lehrmaterialien gebe, um die Änderungen umzusetzen.