Eine Schönheit, die aber sehr gefährlich ist

Hübsche Blüten, dekorative runde Früchte, aber man hüte sich vor ihrem Kern

Frisch sind die Kugeln von einer appetitlichen grünen Haut umgeben, man würde am liebsten reinbeißen... Fotos: hf
Frisch sind die Kugeln von einer appetitlichen grünen Haut umgeben, man würde am liebsten reinbeißen... Fotos: hf
Das Holzgeflecht schützt den Kern vor Eichhörnchen.
Das Holzgeflecht schützt den Kern vor Eichhörnchen.

Zuerst bringt die Cerbera odollam hübsche, filigrane Blüten von weißer Farbe hervor. Später dann bilden sich runde, grüne Kugeln, die äußerlich an Mangos erinnern. Und die glänzenden Blätter sind auch hübsch anzusehen.

Kein Wunder wird dieser Baum, der auch auf salzigen, miesen Böden bestens gedeiht, heutzutage gerne als Zierpflanze verwendet. Man begegnet dem Baum mittlerweile überall in Thailand. Der Pong-Pong-Baum, alias Milchbaum, alias Schellenbaum, alias Meermango stammt ursprünglich aber aus Indien und Madagaskar.

Ein Baum für Verbrechen aller Art

Ich habe meine ersten Bäume dieser Art im Rabbit Resort Pattaya gesehen und war begeistert von den vielen grünen Kugeln, habe deshalb meine minderjährigen Neffen, die dort mit ihrer Mutter logierten, zu einem (kleinen) Verbrechen angestiftet: Sie haben für mich im Schutze der Dunkelheit ein paar der so begehrlichen Kugeln geklaut.

Aber, wie so oft im Leben, hat sich das Verbrechen nicht ausbezahlt, aus diesen Samen wuchs nichts, was auch mit meiner Ahnungslosigkeit zu tun hatte: Ich habe sie zu tief eingegraben.

Eine neue Pflanze ist aus dem Holzgeflecht gewachsen.
Eine neue Pflanze ist aus dem Holzgeflecht gewachsen.

Beobachtet man den natürlichen Ablauf im Feld, ist das meistens eine ganz genaue Pflanzanleitung. Normalerweise fallen diese grünen Kugeln irgendwann auf den Boden, die grüne Haut wird braun und vermodert schließlich. Ein Holzgeflecht kommt zum Vorschein, in dessen Mitte sich ein Samen befindet, der so gut geschützt ist vor hungrigen Eichhörnchen und anderen Nussliebhabern. In der Regenzeit bilden sich unten Wurzeln aus und ein noch kleiner Stamm mit Blättern wächst aus dem Holzgeflecht nach oben.

Ein Gewächs für Mord und Selbstmord

Doch nicht nur das Holzgeflecht schützt den Kern, den großen, weißen Samen, vor Vielfraßen aller Art, dieser Kern ist auch hochgiftig. Deshalb lautet der populärste und eingängigste Name der Cerbera odollam Selbstmordbaum. Besonders in Indien verlassen viele hoch verschuldete Kleinbauern mittels Kernen des Selbstmordbaums diese Welt. Ein Kern genügt bereits und führt innerhalb von etwa sechs Stunden zum Herzstillstand.

Doch auch für Mord wird der giftige Kern häufig verwendet, weil er zum einen hochwirksam, zum anderen aber nur schwer nachweisbar ist. Versteckt wird der zerkleinerte Kern gerne in süßen oder auch sehr scharfen Speisen. Wiederum ist Indien auch bei dieser Art des Mordens führend, wo Schwiegermütter gerne die Schwiegertöchter um die Ecke bringen, die sich nicht wie Leibeigene behandeln lassen wollen. Dass so ein Kern zufällig im Essen landet, ist ausgeschlossen, es braucht schon eine erhebliche kriminelle Energie, ihn aus dem schützenden Holzgeflecht heraus zu arbeiten…

Auch die rote Version liefert fantastisch frische Blätter.
Auch die rote Version liefert fantastisch frische Blätter.

Mindestens so schön wie die Cerbera odollam ist die Cerbera manghas, deren Blüten rosa, Blätter und Früchte rot sind. Und ihre Kerne sind genau gleich giftig wie beim Original. Wir haben im Discovery Garden Pattaya auf einen grünen Selbstmordbaum einen roten aufgepfropft, so dass der Baum zur einen Hälfte rote, zur anderen Hälfte grüne Blätter und Früchte produziert.

Das sieht ganz toll aus, eine gewisse Vorsicht wird dennoch anzuraten sein…


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957[at]gmail.com oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook.

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