UDON THANI: Thailands Urlauber zieht es vor allem an die Küsten, doch wer hätte gedacht, dass es auch mitten im Landesinneren ein Meer gibt? Es erstreckt sich rund 40 Kilometer südöstlich von Udon Thani und nennt sich „Nong Han Kamphawapi“ – auf Deutsch: das „Meer der rosaroten Seerosen“. Erst vor kurzem vom Tourismus entdeckt, fasziniert es als nur eines von vielen Naturwundern und etlichen weiteren Attraktionen, die im Nordosten des Königreiches locken.
Die Provinz Udon Thani im thailändischen Nordosten offenbart ein wahres Naturjuwel, das erst kürzlich von der Tourismuswelt entdeckt wurde: Das „Talay Buadaeng“ oder „Red Lotus Lake“ genannt, offiziell bekannt als Nong Han Kumphawapi. Die Thailändische Tourismusbehörde (TAT) lädt sowohl Einheimische als auch internationale Reisende ein, dieses farbenprächtige Naturwunder zu erleben, das nur einmal im Jahr in der Winterzeit seine ganze Pracht entfaltet.
Der sieben Kilometer lange und drei Kilometer breite Süßwassersee liegt nur etwa 40 Kilometer südöstlich der Provinzhauptstadt Udon Thani. Die Einheimischen nennen die Stadt kurz „Udon“. Der beste Zeitraum, um dieses rosafarbene Blütenmeer zu bewundern, erstreckt sich von Dezember bis Ende Februar. In diesen Monaten verwandelt sich der See in eine bezaubernde Szenerie, die jeden Besucher in ihren Bann zieht.
Trotz seiner geringen Tiefe von nur etwa 1,5 Metern erstreckt sich der See über eine Fläche von 22.500 Rai und ist damit ein bedeutendes Feuchtgebiet. Hier finden zahlreiche Fischarten, Vögel, Wildtiere und andere Wasserlebewesen einen Lebensraum. Zugleich dient der Nong Han Kumphawapi den Menschen als wichtige Frischwasserquelle.
Mythische Schlacht der Nagas
Die lokale Folklore verleiht dem See eine zusätzliche Dimension, indem sie ihn mit einer tragischen Liebesgeschichte zwischen Prinz Phadaeng und Prinzessin Nang Ai verknüpft. Der Legende nach ist er der zentrale Schauplatz der Geschichte von Prinz Phadaeng und Prinzessin Nang Ai. Nang Ai war berühmt für ihre Schönheit und sie hatte viele Verehrer, die um ihre Hand anhielten. Deshalb beschloss ihr Vater einen Wettkampf in Form eines Raketenfestivals auszurichten, um den Sieger zum Ehemann zu küren. Magische Verwandlungen, Mord und Rache prägen die Legende sowie zwei mythische Naga-Schlangen, die nach einer heftigen Schlacht erschienen waren und einen Fluss zum Überlaufen brachten. Aus dem überschwemmten Gebiet wurde schließlich der Nong-Han-See. Für thailändische Besucher hat er deshalb eine hochromantische Bedeutung.
Blütenzauber nur am Morgen
Besucher haben die Gelegenheit, „Red Lotus Lake“ in den Morgenstunden zwischen 06.00 und 11.00 Uhr zu erleben. Im Dorf Ban Diam können Boote für 300 bis 500 Baht gechartert werden, die die Gäste etwa eineinhalb Stunden lang durch das Naturwunder führen. Es empfiehlt sich, die etwas teurere Variante zu wählen, da die Boote mit einem Dach ausgestattet sind, das vor der intensiven Sonne schützt.
Fußabdruck des Erleuchteten
Ein Höhepunkt des Ausflugs ist der Zwischenstopp an einer kleinen Insel im See, auf der sich der Inseltempel Wat Ban Diem bzw. Wat Mahathat Thep Chinda befindet. Hier findet man auch den Fußabdruck Buddhas. Diese Pilgerstätte ist jedes Jahr im Januar der Austragungsort des „Red Lotus Sea Festivals“.
Da der Besuch des „Talay Buadaeng“ in der Blütezeit äußerst beliebt ist, kann es an Wochenenden, Feiertagen und vor allem am Valentinstag lebhaft zugehen. Die Anfahrt von der Provinzhauptstadt Udon Thani zum Nong Han Kumphawapi erfolgt über die Mittraphap Road (Highway 2) in südlicher Richtung bis zur Abzweigung auf die Landstraße 1071, der man bis zum „Talay Buadaeng“ (maps.app.goo.gl/YiBqTx4qQ9nSsef2A) folgt.
Lotus oder Seerose?
Einheimische behaupten, dass die zartrosa Blüten, die das Wasser des „Red Lotus Lake“ schmücken, in Wirklichkeit tropische Seerosen sind. Tatsächlich weisen diese Blumen eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Lotusblüten auf und können leicht miteinander verwechselt werden. Während Lotusblätter und -blüten üblicherweise nur einige Zentimeter über die Wasseroberfläche hinausragen, präsentieren sich Seerosenblätter und -blüten normalerweise direkt auf dem Wasser schwimmend. Eine Ausnahme bilden hier die tropischen Seerosen, deren Blätter zwar auf der Wasseroberfläche treiben, jedoch ihre Blüten beeindruckende 15 Zentimeter darüber erheben – genau so, wie es am „Red Lotus Lake“ beobachtet werden kann.
Auf den Spuren der Nagas
Amphoe Ban Dung in der Provinz Udon Thani birgt einen Ort voller Legenden und Geheimnisse – den Wat Kham Chanot, auch bekannt als Wat Sirisuttho. Dieser buddhistische Tempel inspirierte nicht nur 2007 den thailändischen Horrorfilm „The Screening“, sondern ist auch umgeben von Geschichten über mythische Schlangen, die in seinem Gewässer leben sollen.
Die Überlieferung erzählt von gigantischen Nagas, Halbgöttern in Schlangengestalt, die nachts aus dem See auftauchen und das Tempelgelände durchstreifen. Doch nicht alle Legenden sind schaurig – eine erzählt von zwei freundlichen Nagas, Opa Naga Pu Si Suttho und Oma Naga Si Pathumma, die das Ufer als ihr Zuhause betrachten. Für Besucher, die den Tempel besichtigen und um die kleine Insel spazieren, wird diese mystische Legende lebendig. Das Wat Kham Chanot ist besonders bekannt für die Tradition, den Nagas Opfergaben zu bringen, um ihre Gunst zu gewinnen. Die umliegenden Chanot-Bäume, auch Taraw-Palmen genannt, gelten als Glücksbringer für die Lottozahlen, wenn die Gebete an die Nagas erhört werden.
Bevor Besucher die Insel betreten, ist es Brauch, den Nagas Opfer darzubringen – sei es in Form von Ringelblumen oder kunstvollen Naga-Skulpturen aus Bananenblättern, begleitet von einer Spende für den Tempelerhalt. Anschließend bittet man sie um einen Gefallen und verspricht im Gegenzug eine bestimmte Handlung, sollte der Wunsch in Erfüllung gehen. Dabei stehen finanzielle Belohnungen, insbesondere Lottogewinne, hoch im Kurs.
Die Insel erreicht man über eine Brücke, bewacht von imposanten siebenköpfigen Naga-Statuen. Bevor man die heilige Stätte betritt, sind das Ausziehen der Schuhe und das Abnehmen der Kopfbedeckung Pflicht. Ein schlangenähnliches Geländer schmückt die Brücke, über das die Gläubigen ihre Hände streichen, was Glück bringen soll. Auf der Insel angekommen, begeben sich die Pilger auf die Suche nach Glückszahlen, indem sie die Rinde der Chanot-Bäume untersuchen. Beim Verlassen des Tempels erwarten die Besucher zahlreiche Lotterielosverkäufer, die auf die Verheißungen der Nagas setzen (Google Maps: maps.app.goo.gl/i2oCgDvw3EDVNJFK9).