Boeing-Flugverbote dürften auch Versicherer Talanx belasten

Foto: epa/Sebastian Gollnow
Foto: epa/Sebastian Gollnow

HANNOVER (dpa) - Die Hannover-Rück-Mutter Talanx hat trotz hoher Schäden 2018 erneut mehr Geld verdient. Das Unternehmen zählt zu den wirtschaftsstärksten Firmen im Lande. Fürs laufende Jahr werden jedoch erneut Belastungen erwartet - auch durch die Luftfahrt.

Der Versicherungskonzern Talanx erwartet durch den Boeing-Absturz in Äthiopien eine Belastung seiner Großschadenbilanz mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. «Das wird schon ein größerer Luftfahrtschaden werden», sagte am Montag der für die Rückversicherung zuständige Vorstand Ulrich Wallin, betonte aber: «Wir glauben, dass der Schaden netto gut zu verkraften ist.» Als Rückversicherer ist die Talanx-Tochter Hannover Rück an allen Luftfahrtbereichen beteiligt, so auch bei Boeing.

«Der Unfall wird es wohl mit einem niedrigen zweistelligen Betrag auf unsere Großschadenbilanz schaffen», erklärte Talanx-Vorstandschef Torsten Leue bei der Vorlage der Geschäftszahlen 2018. Die Beteiligung wird erwartet bei der Produkthaftpflicht von Boeing sowie auch für die Airline-Schäden durch den Ausfall von Flugzeugen, die durch behördliche Flugverbote am Boden bleiben müssen.

Im Vorjahr kam der Konzern beim Umbau seines stark belasteten Industriegeschäfts voran. Bis Anfang März seien knapp 90 Prozent der bis 2020 geplanten Preiserhöhungen mit den jeweiligen Kunden vereinbart worden, teilte das Unternehmen mit. Die Sparte hatte zuletzt vor allem mit Großschäden in der Feuerversicherung zu kämpfen. Die Bruttoprämien in dem Segment legten 2018 von 4,5 auf 4,7 Milliarden Euro zu, das Ergebnis brach jedoch von 91 Millionen Euro im Vorjahr auf ein Minus von 16 Millionen Euro ein.

Insgesamt bekräftigte Talanx seine Gewinnprognose für 2019. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Großschäden im Rahmen der Erwartungen blieben. Das eingeplante Budget dafür wurde 2019 leicht angehoben: bei der Hannover Rück stieg er von 825 Millionen auf 875 Millionen Euro. Leue peilt fürs laufende Jahr weiter eine deutliche Gewinnsteigerung des Talanx-Konzerns auf rund 900 Millionen Euro an. Die ersten Monate rechtfertigten diese Erwartungen. Die Eigenkapitalrendite soll von 8 auf rund 9,5 Prozent gesteigert werden, die Dividende mindestens auf Vorjahresniveau bleiben.

Zudem soll die Zahl der Bruttoprämien um rund vier Prozent steigern. «Wir wollen uns mehr fokussieren: dort, wo wir sehr gut sind, wollen wir auch mehr machen», sagte Leue. Bei der digitalen Transformation des Unternehmens gelte es auch, die zur Verfügung stehenden Daten stärker zu nutzen.

2017 hatten schwere Naturkatastrophen am Talanx-Gewinn genagt. Im vergangenen Jahr stieg der Überschuss um fünf Prozent auf 703 Millionen Euro. Allerdings schlugen auch diesmal Katastrophen wie die Waldbrände in Kalifornien oder Starkregen in Kolumbien zu Buche. Auch die Industrieversicherung gehörte 2018 wegen Großschäden zu den Sorgenkindern des Konzerns, der seinen Anteilseignern zum sechsten Jahr in Folge seit seinem Börsengang mit 1,45 Euro je Aktie (2017: 1,40 Euro) eine höhere Dividende als im Vorjahr zahlen will. Profitale Auslandsmärkte aus Talanx-Sicht waren - mit Ausnahme der Industrieversicherung - Polen, Italien, Brasilien und Chile.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.