Bandenmitglieder setzen Haus von Haitis Polizeichef in Brand

Ein Löschfahrzeug neben dem Nationalen Gefängnis in Port-au-Prince, nachdem ein Feuer ausgebrochen ist. Foto: epa/Johnson Sabin
Ein Löschfahrzeug neben dem Nationalen Gefängnis in Port-au-Prince, nachdem ein Feuer ausgebrochen ist. Foto: epa/Johnson Sabin

PORT-AU-PRINCE: Im Krisenstaat Haiti haben mutmaßliche Bandenmitglieder angeblich das Privathaus des Polizeichefs geplündert und in Brand gesteckt. Das teilte die Polizeigewerkschaft am Donnerstag auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter, mit. Der mächtige Bandenchef Jimmy Chérizier alias «Barbecue» habe Polizeichef Frantz Elbé erst kürzlich gedroht, weil er ihn für einen Unterstützer des vor wenigen Tagen zurückgetretenen Interims-Premierministers Ariel Henry hielt, berichtete die Zeitung «Gazette Haiti». Daraufhin habe Elbé sein Haus verlassen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die mächtigen Gangs in dem bitterarmen Karibikstaat ließen die Gewalt zuletzt eskalieren, befreiten zahlreiche Häftlinge aus den Gefängnissen und verhinderten Henrys Rückkehr von einer Auslandsreise. Der Interims-Regierungschef kündigte daraufhin seinen Rücktritt an. Politische Parteien, zivilgesellschaftliche Gruppen und die Privatwirtschaft sollen nun Vertreter für einen sogenannten Präsidialrat auswählen. Dieser soll dann wiederum eine neue Übergangsregierung ernennen, Wahlen organisieren und den Einsatz einer multinationalen Truppe zur Unterstützung der haitianischen Polizei vorantreiben.

Die Krise in Haiti hat dramatische Ausmaße erreicht. Inzwischen haben die Banden laut UN rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind etwa 362.000 Haitianer innerhalb des Landes vertrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leidet unter akutem Hunger. Bereits seit Anfang 2020 hat Haiti kein beschlussfähiges Parlament mehr. Nach dem Mord an Staatschef Jovenel Moïse im Juli 2021 wurden die Präsidenten- und Parlamentswahlen wegen der Sicherheitslage immer wieder verschoben und bis heute nicht nachgeholt.

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