Banden in Haiti greifen reiche Viertel an - Zehn Tote

In einer Straße in Port-au-Prince deckt ein Mann den Körper einer Person auf dem Boden zu. Foto: epa/Johnson Sabin
In einer Straße in Port-au-Prince deckt ein Mann den Körper einer Person auf dem Boden zu. Foto: epa/Johnson Sabin

PORT-AU-PRINCE: Im Krisenstaat Haiti greift die Gewalt zunehmend auch auf die bislang weitgehend friedlichen Viertel der Oberschicht über. Bandenmitglieder rückten am Montag in die Viertel Laboule und Thomassin im Süden der Hauptstadt Port-au-Prince vor, wie mehrere örtliche Medien übereinstimmend berichteten. Sie hätten mehrere Häuser und eine Bankfiliale geplündert. Als die Polizei die Viertel wieder unter Kontrolle gebracht habe, seien mindestens zehn Leichen auf den Straßen gefunden worden, hieß es in den Berichten.

Die Krise in Haiti ist in den vergangenen Wochen immer weiter eskaliert. Die mächtigen Banden des Karibikstaats verhinderten zuletzt die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Henry trat daraufhin zurück. Derzeit verfügt Haiti über keine funktionierende Regierung. Ein Präsidialrat aus Vertretern verschiedener Parteien und gesellschaftlicher Gruppen soll nun vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.

Inzwischen haben die Banden nach Angaben der Vereinten Nationen rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nach UN-Angaben sind etwa 362.000 Haitianer innerhalb des Landes vertrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leidet unter akutem Hunger.

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Helge Fitz 19.03.24 17:35
Haiti zeigt dramatisch, wohin Deutschland in den kommenden zehn Jahren abrutschen wird.
Auch ohne Erdbeben und Wirbelstürme.
Ingo Kerp 19.03.24 12:10
Die bisher friedlichen Viertel, in denen es noch was zu plündern gab, sind jetzt auch überfallen und sicherlich weitestgehend ausgeraubt. 80% des Inselstaates haben die Rebellen jetzt übernommen. Ob sich einer von denen bewußt ist, was die von ihnen geschaffene Lage für sie und das Land bedeutet, wissen sie wohl ebenso wenig wie ihr Anführer, der ehem. Polizist Jimmy Chérizier mit dem Nickname "Barbecue". International ins Abseits geraten, ohne zuständige Regierung, darf man annehmen, das Haiti auf der Leiter der ärmsten Länder noch weiter runterrutscht, obschon das kaum moeglich ist, so weit sind sie schon unten.