Besorgnis über Truppenaufmarsch Aserbaidschans

Mann raucht neben einem Poster, das aserbaidschanische Soldaten im Military Trophy Park zeigt. Foto: epa/Maxim Shipenkov
Mann raucht neben einem Poster, das aserbaidschanische Soldaten im Military Trophy Park zeigt. Foto: epa/Maxim Shipenkov

ERIWAN/BAKU: Die Ex-Sowjetrepublik Armenien im Kaukasus ist besorgt wegen des großen Aufmarsches aserbaidschanischer Truppen an ihren Grenzen. Die Lage sei äußerst gespannt, sagte der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan bei einer Kabinettssitzung am Donnerstag in Eriwan. Auf der anderen Seite in Aserbaidschan nannte das Außenministerium in Baku wiederum die Konzentration armenischer Truppen an der Grenze die größte Bedrohung für die Stabilität der Region.

Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan sind seit langem verfeindet, wobei nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre zunächst Armenien die Oberhand hatte. In einem zweiten Krieg 2020 siegte das mit Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft hochgerüstete Aserbaidschan und eroberte eigenes Territorium zurück.

In kürzeren Militäraktionen danach besetzte Baku auch etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet. Das Außenministerium von Armenien verlangte in einer Mitteilung vom Mittwochabend, dass Aserbaidschan diese Gebiete räumt. Baku erwiderte, dass Armenien immer noch acht aserbaidschanische Dörfer besetzt halte.

Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. «Infolge der Ereignisse in der Ukraine haben sich die Möglichkeiten Russlands verändert», sagte Regierungschef Paschinjan in einem Interview mit dem US-Medium «Politico». Sein Land wolle künftig vermeiden, von äußeren Beschützern abhängig zu sein.

Größter Zankapfel zwischen Eriwan und Baku ist die Enklave Berg-Karabach, die zu Aserbaidschan gehört, aber von Armeniern bewohnt wird. Baku blockiert seit Monaten die Verbindung der etwa 120.000 Karabach-Armenier nach Armenien. In dem Gebiet fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten. «Die humanitäre Lage in Berg-Karabach ist schwierig», sagte Paschinjan. Auch ein Hilfskonvoi des russischen Roten Kreuzes, der erstmals wieder Lebensmittel gebracht habe, ändere daran nichts, wurde er in Medienberichten zitiert.

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