Afghanistan-Treffen der UN in Doha begonnen

Die Kinder spielen mit Luftballons in der Hauptfußgängerzone Souq Waqif im Zentrum von Doha. Foto: epa/Diego Azubel
Die Kinder spielen mit Luftballons in der Hauptfußgängerzone Souq Waqif im Zentrum von Doha. Foto: epa/Diego Azubel

DOHA/KABUL: Die Taliban hoffen seit ihrer Machtübernahme im August 2021 auf internationale Anerkennung. Ein hochrangiges UN-Treffen findet nun ohne sie statt.

In der katarischen Hauptstadt Doha hat ein hochrangiges Afghanistan-Treffen begonnen. Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft kamen am Sonntag bei der Veranstaltung in dem Golfemirat zusammen, wie eine UN-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Organisiert wird das zweitägige Treffen von den Vereinten Nationen. Auch UN-Generalsekretär António Guterres nimmt teil.

Bei den Beratungen soll laut der UN unter anderem diskutiert werden, wie internationale Staaten ihre Beziehungen zu den Taliban auf eine koordinierte und strukturierte Weise gestalten können. Bisher hat kein einziges Land weltweit die Taliban-Herrschaft offiziell anerkannt. In einigen Staaten wie China, Russland, Pakistan oder Iran haben jedoch Botschafter der Taliban ihre Arbeit aufgenommen. Bereits in der Vergangenheit war Katar Gastgeber von Afghanistan-Gesprächen.

Menschenrechtler kritisierten die Konferenz vorab und forderten UN-Generalsekretär Guterres dazu auf, Frauenrechte auf die Agenda zu setzen. Die ehemalige Vize-Präsidentin des afghanischen Parlaments, Fausia Kufi, schrieb in einem Meinungsartikel, die Konferenz könne ein Erfolg sein, «wenn ein sinnvoller Dialog zwischen allen Seiten geführt wird». Sie forderte, sämtliche Teile der afghanischen Gesellschaft zu berücksichtigen.

In einem am Freitag veröffentlichten Quartalsbericht der UN hieß es, dass sich mehr als die Hälfte der Afghaninnen unsicher fühle, wenn sie das Haus ohne männlichen Begleiter verließen. Grund seien vor allem Schikanen seitens der Sicherheitskräfte der Taliban. Rund zwei Drittel der befragten Frauen äußerten zudem die Befürchtung, dass eine internationale Anerkennung der Taliban-Herrschaft ihre Lage weiter verschärfen könnte.

Die Taliban lehnten ihre Teilnahme an dem Treffen ab, indem sie erklärten, dass ihre Bedingungen nicht erfüllt worden seien. Wiederholt hatten die Islamisten in der Vergangenheit gefordert, als alleiniger Vertreter Afghanistans anerkannt zu werden. Viele Menschen haben daran aber Zweifel. Im Zuge ihrer Machtübernahme haben die Taliban Frauen- und Freiheitsrechte drastisch eingeschränkt. Ihre Regierung ist äußerst autoritär.

Mitte August 2021 hatten die Taliban noch vor dem vollständigen Abzug der US-Truppen wieder die Macht in Afghanistan an sich gerissen. In den Wochen zuvor hatten sie immer mehr Bezirke des Landes eingenommen. Sie versprachen anfangs, moderater zu regieren, allerdings wurde ihre Herrschaft zuletzt immer dogmatischer. Die humanitäre Lage im Land gilt als prekär. Westliche Botschaften haben Afghanistan verlassen.

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Ling Uaan 19.02.24 12:50
Die Taleban haben immer gesagt dass sie einen Islamischen Staat auf Basis der Scharia errichten werden. Auch haben sie gesagt dass sie die Menschen- und Frauenrechte respektieren werden.

Aber wenn die Taleban das sagen, meinen sie natürlich die Menschen- und Frauenrechte UND Pflichten wie sie in der Scharia stehen und nicht entsprechenden UN bzw. westlichen Werte.

Das ist nicht so schwer zu verstehen, wer es nicht versteht, will es wohl auch nicht verstehen. Den gleichen Eindruck habe ich auch bei vielen Kommentaren und Berichten zur Hamas.
Ingo Kerp 19.02.24 12:20
Die Taliban hoffen auf intern. Anerkennung. Nun ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Das gilt auch für die Menschen in AFG die gehofft hatten, das sich die Taliban an die freiheitlichen Zusagen halten würden, die sie vor 2021 abgegeben hatten, bzw. direkt nach Abzug der westl. Truppen. Seitdem haben die Taliban das Leben der Bevoelkerung täglich mit irren Vorgaben beschnitten und eingeengt. So erlangt man keine Anerkennung.