Katar liefert Medikamente für israelische Geiseln

In Khan Yunis im südlichen Gazastreifen steigt nach israelischen Luftangriffen Rauch auf. Foto: epa/Haitham Imad
In Khan Yunis im südlichen Gazastreifen steigt nach israelischen Luftangriffen Rauch auf. Foto: epa/Haitham Imad

DOHA/GAZA: Dutzende im Gazastreifen festgehaltene Geiseln sind der israelischen Regierung zufolge chronisch krank. Im Zuge eines Abkommens sollen sie nun Medikamente bekommen.

Nach einer von Katar vermittelten Übereinkunft zwischen Israel und der islamistischen Hamas sollen die israelischen Geiseln im Gazastreifen Medikamente erhalten. Zudem würden Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung in den abgeriegelten Küstenstreifen gebracht, teilte das katarische Außenministerium mit.

Im ägyptischen Küstenort Al-Arisch landeten am Mittwoch zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern aus Katar und Frankreich, wie ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds bestätigte. Es handle sich um Essen und Medizin. Israelischen Medien zufolge soll ein Teil der Medizin für die Geiseln bestimmt sein. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte zuvor mitgeteilt, die in Frankreich gekauften Medikamente würden am Mittwoch an Bord von zwei katarischen Militärflugzeugen nach Ägypten geflogen. Von dort aus sollen sie demnach in den Gazastreifen geschafft werden.

Wie der Sender Al-Dschasira unter Berufung auf das französische Außenministerium berichtete, sollten 45 Geiseln Medikamente für die Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen erhalten. Demnach solle die Medizin für circa drei Monate reichen. Ein israelischer Regierungssprecher teilte mit, ein Drittel der verbliebenen 132 Geiseln im Gazastreifen sei chronisch krank sei.

Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter), die Islamistenorganisation habe mehrere Bedingungen für das Abkommen gestellt. Unter anderem fordere die Hamas, dass für jede für die Geiseln bestimmte Kiste mit Medikamenten im Gegenzug Tausend Kisten mit Arzneimitteln geliefert werden, die den palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen zugute kommen sollen. Marsuk zufolge besteht die Hamas außerdem darauf, dass Katar - und nicht Frankreich - die Medikamente bereitstelle.

Weiterhin sei Bedingung, dass Israels Armee die Medikamenten-Lieferungen nicht inspiziere. Die für die Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde werde die Lieferungen, die in fünf Lastwagen transportiert werden sollen, jedoch prüfen, berichtete das Nachrichtenportal «Times of Israel». Zuvor spekulierten israelische Medien darüber, ob die Lieferungen kontrolliert würden oder nicht.

Israel besteht normalerweise darauf, alle Hilfslieferungen zu kontrollieren, ehe sie in das palästinensische Küstengebiet gebracht werden, da befürchtet wird, dass Waffen geschmuggelt werden können.

Über die Versorgung chronisch kranker Geiseln mit notwendigen Medikamenten war wochenlang zuvor verhandelt worden. Die Hamas befürchtet laut Al-Dschasira, dass die Medizin vorab so präpariert werden könnte, dass sie verfolgbar wäre und Israel damit herausfinden könnte, wo sich die Geiseln befinden.

Bei dem Überfall und Massaker der islamistischen Hamas und anderer Palästinenserorganisationen auf Israel am 7. Oktober wurden israelischen Regierungsangaben zufolge 253 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Derzeit werden in dem Küstenstreifen noch 132 Menschen festgehalten. Israel geht davon aus, dass 27 von ihnen nicht mehr leben.

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