Leider müssen nun auch wir Bäume fällen

Unser größter Baobab stürzt überraschend um, zum Glück wird dabei niemand erschlagen

Die Seitenarme des vielleicht 30 Meter hohen Baums liegen schon am Boden, der Stamm steht noch. Fotos: hf
Die Seitenarme des vielleicht 30 Meter hohen Baums liegen schon am Boden, der Stamm steht noch. Fotos: hf

Das war knapp: Unser größter Baobab ist über Nacht einfach umgekippt. Wäre er etwas anders gefallen, hätte er das Haus unserer Nachbarn zerstören und bis zehn Personen töten können. Wir müssen dringend handeln.

In der letzten Folge der Gartengeschichten habe ich davon geschwärmt, dass die Regenzeit endlich doch noch eingetroffen ist. Sie hat aber leider auch negative Folgen, denn sie weicht den vormals steinharten Boden auf. Etliche Bäume mit flachen Wurzeln waren bereits umgekippt, was uns nicht besonders aufgeregt hat. Aber beim tonnenschweren, riesigen Baobab ist das alles etwas anders. Es besteht akuter Handlungsbedarf.

Wir rufen den Super-Holzfäller herbei

Wir hatten diesen einzigartigen Holzfäller aus der Nachbarschaft in Huay Yai früher schon engagiert. Er sah sich die Sache an. Etwa zehn Bäume wollte ich weghaben, die unser Haus und diejenigen der Nachbarn erheblich beschädigen oder gar zerstören könnten, falls sie plötzlich umkippen. Lange überlegte der fähige Mann. 25.000 Baht wollte er für diese Arbeit schließlich haben. Das ist ein ordentlicher Betrag, aber mit dem Meister der Kettensäge handelte ich keinen Moment und akzeptierte die sicher hohe Summe sofort.

Die tolle Palme aus Brasilien liegt bereits gefällt am Boden.
Die tolle Palme aus Brasilien liegt bereits gefällt am Boden.

Zuerst fällte er die Baobabs in der Nähe der Straße, die jetzt schon ein Auto hätten zerstören können, wenn sie im falschen Moment auf die Fahrbahn gefallen wären. Vergleichsweise war das noch kinderleicht. Hätten wir aber damit noch zwei, drei Jahre zugewartet, wäre die Aufgabe unendlich schwieriger geworden, da diese afrikanischen Riesenbäume dann fast unendlich rasch wachsen, wenn sie einmal gut verwurzelt sind, was bei den betreffenden Exemplaren der Fall war.

Schon schwieriger war der Pachira-insignis-Baum, ein Riesengewächs aus Venezuela, vielleicht zehn Jahre alt, mit mächtigen Seitenarmen. Unser Fachmann des Baumfällens bestieg den Baum, wie immer barfuß und schnitt von oben nach unten nach und nach die Seitenarme ab. Bei diesem Baum quälten den Mann schon die roten Ameisen bei seiner harten Arbeit, vergleichsweise aber noch in halbwegs erträglichem Maß.

St.-Paulo-Palmen müssen auch weg…

Dann kamen die schönen Fischgrat-Palmen an die Reihe. Vor vielleicht zwölf Jahren habe ich Samen davon aus der brasilianischen Stadt St. Paulo mitgebracht. Auch sie, inzwischen mindestens zwanzig Meter hoch und tonnenschwer, standen direkt an der Mauer zum einen Nachbarn. Wären sie einfach umgestürzt, möchte ich mir die Folgen lieber nicht vorstellen…

Noch stehen hier ein paar Strünke, aber nicht mehr lange.
Noch stehen hier ein paar Strünke, aber nicht mehr lange.

Wie immer erkletterte unser Mann die Riesenpalmen barfuß, schnitt die riesigen Blätter mit einem Fuchsschwanz von Hand ab. An den mehr oder weniger kahlen Stamm spannte er ein Seil, um ihn beim Fallen in eine Richtung zu lenken, wo er keinen Schaden anrichten sollte. Das ging aber leicht schief, indem der fallende Stamm auf ein Metalltor krachte und es völlig zerstörte. Das nehme ich dem genialen Holzfäller in keiner Weise übel.

Sein letzter Streich war der gegen dreißig Meter hohe Din-Pet-Baum, 16-jährig und viel zu nahe an unserem Haus. Behände erklomm er diesen Riesen wie immer barfuß, stöhnte wie eine geschundene Kreatur ob der aggressiven roten Ameisen und schnitt den so großen Baum von oben nach unten Schritt um Schritt weg.

Der Mann von vierzig Jahren mit überaus muskulösen Armen und nur etwa 1.50 Meter groß war jeden Moment bei seiner Arbeit in Lebensgefahr.

Trotz der Baumverluste haben wir eine enorme Glücksträne gehabt!


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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