Rettungsschiffe von Behörden festgesetzt

Sea-Eye 4 (C) mit Migranten an Bord. Foto: EPA-EFE/Cesare Abbate
Sea-Eye 4 (C) mit Migranten an Bord. Foto: EPA-EFE/Cesare Abbate

LAMPEDUSA: Die italienischen Behörden haben die beiden deutschen Seenotretterschiffe «Mare*Go» und «Sea-Eye 4» vorübergehend festgesetzt. Die Crews der beiden Hilfsorganisationen brachten am Freitag mehrere Bootsmigranten nach Italien. Mit ihren Rettungseinsätzen hätten sie aber gegen ein Gesetz der Rechtsregierung in Rom verstoßen, teilte die italienische Küstenwache am Freitag mit. Es besagt, dass nach einem Rettungseinsatz sofort ein Hafen anzusteuern ist, anstatt mehrere Rettungen durchzuführen. Man muss sich zudem der Hafenzuweisung der Behörden fügen.

«Mare*Go» hatte nach eigenen Angaben 37 Mittelmeer-Migranten aus Seenot gerettet. Sie landeten auf Lampedusa, obwohl die Behörden ihr den sizilianischen Hafen von Trapani zugewiesen hatte. Ihr Schiff sei angesichts der langen Fahrt nach Trapani nicht in der Lage gewesen, die Geretteten zu versorgen. «Deshalb haben wir beschlossen, Lampedusa anzusteuern», schrieb die Organisation bei Twitter.

Das Schiff «Sea-Eye 4» der gleichnamigen Hilfsorganisation hingegen brachte am Freitagvormittag 49 Menschen nach Ortona in den Abruzzen. Die Crew hatte nach eigenen Angaben am vergangenen Sonntag 17 Personen und am Mittwoch 32 Personen aus seeuntauglichen Holzbooten gerettet - und somit mehr als einen Einsatz unternommen. Nach der ersten Rettung hätte die «Sea-Eye 4» umgehend Ortona ansteuern müssen, hieß es von der Küstenwache.

Beide Hilfsorganisationen verstießen somit nach Angaben der Küstenwache gegen jenes Gesetz, das die Festsetzung eines Schiffes sowie hohe Geldstrafen vorsieht. Rom hatte mit diesem Gesetz das Vorgehen gegen private Seenotretter verschärft. Diese kritisieren immer wieder, dass sie an der Rettung von Menschen in Seenot gehindert werden.

In einer Mitteilung von Sea-Eye am Freitagabend hieß es, die Küstenwache habe die «Sea-Eye 4» für 20 Tage festgesetzt. Das Schiff habe die Anfahrt auf Ortona abgebrochen, weil es einen Notruf von einem Boot mit über 400 Menschen in der maltesischen Such- und Rettungszone gegeben habe. Der zusätzliche Rettungseinsatz sei für Sey-Eye alternativlos gewesen, da kein staatlicher Akteur die Koordinierung des Seenotfalls bestätigte und Malta seit vielen Monaten keine Seenotfälle von schutzsuchenden Personen in der maltesischen Such- und Rettungszone koordiniere.

In Italien wird wegen der zuletzt hohen Migrationszahlen über die Mittelmeerroute über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert. Nach offiziellen Zahlen des Innenministeriums in Rom erreichten seit Beginn des Jahres mehr als 50.000 Migranten Italien auf Booten - im Vorjahreszeitraum waren es rund 19.600.

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