Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Sunday Times»: Myanmars Nachbarn schauen ungerührt zu

LONDON: Die Londoner Sonntagszeitung «Sunday Times» kritisiert die Reaktion asiatischer Staaten auf den Militärputsch in Myanmar:

«Während sich der Putschistenführer am vergangenen Wochenende am Tag der Streitkräfte des Landes brüstete, schoss seine Armee wahllos auf Demonstranten und unschuldige Passanten. (...) Als der General dinierte, wurden 150 Menschen von seinen Truppen getötet. Bislang sind 555 Menschen ermordet worden, viele Kinder, und 3000 wurden verhaftet.

Was kann getan werden? Großbritannien und die USA haben Sanktionen gegen mit dem Militär verbundene Unternehmen verhängt - allerdings noch nicht gegen Myanmars Öl- und Gaskonzern - und sie finanzieren die Sammlung von Beweisen für die Gräueltaten. Aber Myanmars Nachbarn ziehen nicht mit. China und Indien nahmen an den Feierlichkeiten des vergangenen Wochenendes teil und zeigen sich ungerührt. China blockiert sogar eine robustere Resolution des UN-Sicherheitsrates. Die Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) klammert sich an ihr Prinzip der Nichteinmischung. Die Welt schaut zu und Länder, die das Gemetzel stoppen könnten, tun nichts.»


«NZZ am Sonntag»: Beim Iran-Atomabkommen drängt die Zeit

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» kommentiert die geplanten Gespräche über die Rettung des Iran-Atomabkommens und eine mögliche Rückkehr der USA:

«US-Präsident Donald Trump war 2018 aus dem Vertragswerk ausgestiegen und hatte Iran mit harten Sanktionen belegt, worauf Iran wieder damit begann, Uran anzureichern. (...) Trumps Strategie des maximalen Drucks hat nicht nur dazu geführt, dass Iran näher an der Herstellung von Nuklearwaffen ist als vorher, sie hat die beiden Länder an den Rand eines Krieges gebracht.

Die Aufnahme von indirekten Gesprächen zwischen der Administration von Joe Biden und Iran dient der Deeskalation, sie sollte Teheran aber auch dazu bringen, sich wieder an die Vertragsbedingungen zu halten. Die Zeit drängt auf beiden Seiten. Im Juni stehen in Iran Wahlen an, bei denen die Hardliner an die Macht kommen könnten. Auch Biden steht unter Druck, Teheran nicht zu sehr entgegenzukommen. Dennoch gibt das angekündigte Treffen Hoffnung. Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.»


«Sonntagszeitung»: Milliardenverluste in der Finanzbranche immer möglich

ZÜRICH: Die Schweizer «Sonntagszeitung» kommentiert die Probleme bei der Großbank Credit Suisse (CS):

«Die CS-Krise führt mit aller Deutlichkeit vor Augen, dass Milliardenverluste in der Finanzbranche jederzeit möglich sind. Sie sind wie ein ständig wiederkehrender Albtraum. Und weil das so ist und immer so bleiben wird, brauchen die Banken dicke Eigenkapitalpolster, um große Verluste auffangen zu können. Denn nichts zerstört das Vertrauen mehr als Zweifel über die Stabilität einer Bank.

Deshalb wäre eine Abschwächung des Swiss Finish - also einer im Vergleich zu anderen Finanzplätzen strengeren Regulierung - der falsche Weg. Doch leider ist genau das geschehen. Nationalbank und Finma (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) haben die Eigenkapitalvorschriften im März 2020 gelockert. Durch die Maßnahmen (Aufhebung des antizyklischen Kapitalpuffers und eine weniger strenge Leverage Ratio) sollte Kapital freigesetzt werden, um in der Pandemie die Wirtschaft mit genügend Liquidität zu versorgen. Ob diese Lockerungen auch Anreize schuf, im Investmentbanking größere Risiken einzugehen, werden die Regulatoren zu prüfen haben.»

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