Ukrainekrieg: Neueste Meldungen am Freitag

Foto: epa/dpa Fotomontage
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NATO-Chef: Chinas Hilfe für Russland entscheidend im Ukraine-Krieg

BERLIN: Chinas Unterstützung für Moskau ist im russischen Angriffskrieg nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg «entscheidend». «China sagt, es wolle gute Beziehungen mit dem Westen unterhalten. Zur gleichen Zeit heizt Peking aber den Krieg in Europa an. Man kann nicht beides haben», sagte Stoltenberg der «Welt am Sonntag». Es gebe eine eindeutige Zunahme der Verkäufe von Maschinenteilen, Mikroelektronik und anderen Technologien, die Moskau nutze, um Raketen, Panzer und Flugzeuge für den Einsatz gegen die Ukraine zu produzieren. «Chinas Unterstützung ist für den russischen Angriffskrieg entscheidend», sagte Stoltenberg weiter.

China liefert seinem Verbündeten Russland - soweit bekannt - keine Waffen und keine Munition. Andere Exporte aus China nach Russland haben jedoch infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten internationalen Sanktionen gegen Moskau deutlich zugenommen. Darunter befinden sich nach Ansicht westlicher Experten auch häufig sogenannte «Dual Use»-Güter, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden können.

Zum Kampfgeschehen in der Ukraine sagte Stoltenberg der Zeitung: «Die Ukraine hat Rückschläge auf dem Kriegsschauplatz wegen Mangel an Munition und Waffen hinnehmen müssen. Es ist aber noch nicht zu spät für die Ukraine zu siegen.» Die Nato-Staaten müssten Kiew mehr Waffen und Munition schicken, wozu auch Flugabwehrsysteme und weitreichende Waffen gehörten, forderte Stoltenberg.


Selenskyj: Haben «Kampfkontrolle» in Gebiet Charkiw wieder hergestellt

CHARKIW: Nach der jüngsten russischen Offensive hat die ukrainische Armee laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mittlerweile die Kontrolle über die Grenzregion im östlichen Gebiet Charkiw zurückerlangt. «Unseren Kämpfern ist es nun gelungen, die Kampfkontrolle über das Grenzgebiet zu übernehmen, wo die russischen Besetzer eingedrungen sind», sagte Selenskyj nach einem Besuch in Charkiw in seiner abendlichen Videoansprache am Freitag. Selenskyjs Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.

Charkiw, das an Russland grenzt, ist eine der am schwersten getroffenen Regionen des nunmehr über zwei Jahre währenden Angriffskriegs gegen die Ukraine. Vor zwei Wochen starteten die russischen Streitkräfte dort im Grenzgebiet eine Bodenoffensive und besetzten mehrere ukrainische Dörfer. Die vordersten russischen Truppenteile stehen derzeit weniger als 20 Kilometer vom Rand der gleichnamigen Gebietshauptstadt Charkiw entfernt.


US-Regierung kündigt weitere Militärhilfe für Ukraine an

WASHINGTON: Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe zur Verfügung. Ein neues Paket mit einem Umfang von 275 Millionen US-Dollar (rund 253 Millionen Euro) umfasse unter anderem Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars sowie Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter, teilte das US-Außenministerium am Freitag mit.

Es handelt sich demnach um die fünfte von US-Präsident Joe Biden genehmigte Tranche, seit der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hat. Die Hilfe voriger Pakete sei bereits an der Front angekommen, hieß es weiter. Die neue Unterstützung werde «so schnell wie möglich» geliefert, damit das ukrainische Militär sein Land verteidigen und die Menschen in der Ukraine beschützen könne, hieß es weiter.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren haben die USA nach Pentagon-Angaben bereits militärische Hilfe in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar für Kiew bereitgestellt.


Briten: Russland setzt Einheiten aus Afrikakorps in der Ukraine ein

LONDON: Russland hat nach britischer Einschätzung Soldaten aus seinem Afrikakorps abgezogen und an die Front in der Ukraine geschickt. In den vergangenen Wochen seien Einheiten neben regulären russischen Streitkräften und Strafeinheiten während der Offensive in Wowtschansk im Norden Charkiws im Einsatz gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag auf der Plattform X mit.

Der Afrikakorps des russischen Verteidigungsministeriums sei im Dezember 2023 entstanden und bestehe aus mehr als 2000 regulären Soldaten und Offizieren sowie aus erfahrenen Söldnern, von denen viele vorher in der Gruppe Wagner gedient hätten, schrieben die Briten. Truppen des Afrikakorps seien zuvor höchstwahrscheinlich in Syrien, Libyen, Burkina Faso und Niger eingesetzt worden.

Das russische Verteidigungsministerium habe im April in Vorbereitung auf die Offensive mit ziemlicher Sicherheit Einheiten an die ukrainische Grenze verlegt, teilte London mit. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass Russland seinen Krieg gegen die Ukraine mit Ressourcen verstärkt, die zuvor Afrika zugewiesen waren.»

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.


Mutmaßlicher Spion für Russland verhaftet

BUKAREST: Ein Rumäne ist wegen Verdachts der Spionage für Russland verhaftet worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Bukarest am Freitag mit. Der Mann habe seit dem Jahr 2022 an der Grenze Rumäniens nahe der Stadt Tulcea militärische Einrichtungen sowie Transporte von Truppen und Militärtechnik der rumänischen Armee sowie anderer Nato-Staaten ausspioniert, fotografiert und diese Daten an die russische Botschaft in Bukarest übermittelt. Ein Untersuchungsrichter habe bereits verfügt, dass der rumänische Staatsbürger für zunächst 30 Tage in Untersuchungshaft kommt.

Die Ermittlung führte die Sondereinheit der rumänischen Staatsanwaltschaft, DIICOT, die für organisiertes Verbrechen und Terrorismus zuständig ist, zusammen mit dem Inlandsgeheimdienst SRI und dem Nachrichtendienst der Armee des Nato- und EU-Landes. Hausdurchsuchungen beim Tatverdächtigen hätten mehrere Beweise erbracht, teilte DIICOT weiter mit.

Tulcea liegt am Donaudelta, in 7,5 Kilometer Luftlinie von der ukrainischen Grenze entfernt. Verkehrsverbindungen in die Ukraine gibt es von dort aus unter anderem über die Donau.


«de Volkskrant»: Im Ukraine-Krieg verschieben sich «rote Linien»

AMSTERDAM: Die niederländische Zeitung «de Volkskrant» analysiert am Freitag den Kriegsverlauf in der Ukraine:

«Die meisten Militärexperten sehen die kommenden Monate als eine gefährliche Zeit an, da ukrainische Schwächen auf russische Vorteile treffen werden, von denen zumindest einige allerdings temporär sind. Russland beschießt die Ukraine vor allem mit überholten alten Waffen. Wenn diese nun zur Neige gehen, könnte sich das militärische Gleichgewicht wieder verschieben. Vor allem, wenn die westliche Waffenproduktion endlich wieder anzieht. Ähnliche Ungewissheit herrscht bei anderen wichtigen Faktoren, wie dem Engagement des Westens und den roten Linien, die er sich selbst auferlegt hat. Letztere haben sich während des Krieges regelmäßig verschoben, und das scheint sich jetzt zu wiederholen. Ukrainische Bitten, US-Waffen auch für Angriffe auf militärische Ziele jenseits der Grenze zuzulassen, waren bisher auf taube Ohren gestoßen. Doch nach seinem jüngsten Besuch in Kiew hat US-Außenminister Antony Blinken seine Meinung geändert, wie die «New York Times» berichtet. Auch im US-Kongress werden Stimmen laut, diese restriktive Maßnahme aufzuheben.

Bewegung gibt es auch in anderen Bereichen. So liefern die USA jetzt ATACMS-Raketen, mit denen die gesamte Krim getroffen werden kann. Und seit der französische Präsident Emmanuel Macron öffentliche Erklärungen abgegeben hat, wonach er die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht ausschließt, gewinnt das Konzept der «strategischen Ambiguität» auch in anderen europäischen Ländern an Boden.»

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