Neue Gefechte in palästinensischem Lager

​Trotz Waffenruhe 

Palästinenser evakuieren ihre Häuser nach Zusammenstößen zwischen Anhängern der Fatah-Bewegung und rivalisierenden Gruppen im palästinensischen Flüchtlingslager Ain el-Hilweh in Sidon. Foto: epa/Wael Hamzeh
Palästinenser evakuieren ihre Häuser nach Zusammenstößen zwischen Anhängern der Fatah-Bewegung und rivalisierenden Gruppen im palästinensischen Flüchtlingslager Ain el-Hilweh in Sidon. Foto: epa/Wael Hamzeh

BEIRUT: Trotz einer vereinbarten Waffenruhe haben sich auch am Dienstag Mitglieder der Palästinenserorganisation Fatah und anderer islamistischer Gruppen in einem Flüchtlingslager im Libanon bewaffnete Gefechte geliefert. Das bestätigte der örtliche Parlamentarier und Hauptverhandlungsführer, Osama Saad, der Deutschen Presse-Agentur. Nach Aussagen von Journalisten vor Ort wurde bei den Kämpfen auch ein Gebäude beschossen, in dem Journalisten Unterschlupf suchten.

Mindestens sieben Menschen waren bei den Gefechten in dem Lager nahe der Küstenstadt Sidon bis Montagabend ums Leben gekommen. Ob es am Dienstag weitere Tote gegeben hat, war zunächst nicht bekannt. Es soll außerdem Dutzende Verletzte gegeben haben, wie das nahe gelegene Krankenhaus Al-Hamshari mitteilte.

Auslöser der Gefechte im Lager Ain al-Hilwah war ein mutmaßliches Attentat auf den Fatah-Kommandeur Abu Aschraf al-Armuschi. Laut Saad soll es «eine eingehende Untersuchung» zu der Ermordung geben.

Die Gewalt war am Samstagabend ausgebrochen und setzte sich bis zum Montag fort. Die Beteiligten haben laut Medienberichten und Augenzeugen unter anderem mit Maschinenpistolen und Scharfschützengewehren geschossen. Mindestens 2000 Menschen seien nach Aussagen des Roten Halbmondes seit Beginn der Gefechte aus dem Lager geflohen.

Ain al-Hilwah im Süden des Landes ist mit rund 80.000 Einwohnern das größte palästinensische Flüchtlingslager im Libanon. Die meisten Bewohner sind Flüchtlinge des ersten arabisch-israelischen Krieges im Jahr 1948 sowie deren Nachkommen. Andere palästinensische Bewohner wurden im libanesischen Bürgerkrieg (1975-90) dorthin vertrieben. In den vergangenen Jahren kamen außerdem Palästinenser aus Syrien wegen des dortigen Bürgerkriegs hinzu. 2015 scheiterte in dem Camp ein Anschlag auf einen Sicherheitsbeauftragten der Fatah.

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