Gesetz zu Tötung von acht Bären pro Jahr

Der Vorsitzende der Provinz Trient, Maurizio Fugatti. Foto: epa/Alessandro Di Meo
Der Vorsitzende der Provinz Trient, Maurizio Fugatti. Foto: epa/Alessandro Di Meo

TRIENT: Seit knapp einem Jahr streitet man im Trentino, ob gefährliche Bären abgeschossen werden sollen. Nun hat der Landtag ein umstrittenes Gesetz abgesegnet, das bis zu acht Tötungen pro Jahr ermöglicht.

Der Landtag der norditalienischen Provinz Trentino hat ein umstrittenes Gesetz abgesegnet, das die Tötung von bis zu acht Bären pro Jahr ermöglicht. Die Abgeordneten stimmten am Montagabend nach einer mehrstündigen Debatte dem Gesetzentwurf zu, der nach Angaben der Landesregierung der Eindämmung der Bärenpopulation in der bei Urlaubern beliebten Region dient. Immer wieder kommt es im Trentino zu ungewollten Begegnungen zwischen Menschen und Bären in den Wäldern der bergigen Gegend.

Bereits zuvor war es dem Provinzpräsidenten Maurizio Fugatti von der rechten Lega-Partei möglich, den Abschuss von «Problembären» anzuordnen - allerdings mit bürokratischen Hürden. Das neue Gesetz ermöglicht es dem Präsidenten, unkomplizierter bis zu acht problematische und gefährliche Tiere für den Abschuss freizugeben. Von den maximal acht pro Jahr darf es sich nur um zwei erwachsene Weibchen, zwei erwachsene Männchen sowie vier Jungtiere handeln. Diese Höchstquote gilt jeweils für die Jahre 2024 und 2025.

Die Bärenpopulation im Trentino hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebreitet. Derzeit werden dort etwa 100 ausgewachsene Braunbären vermutet. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2022 waren es noch 85. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen. Im April vergangenen Jahres wurde ein junger Jogger von der Bärin JJ4, genannt Gaia, attackiert und getötet. Seitdem hat sich die Debatte um die Bären zugespitzt.

Die Forderungen nach der Tötung von «Problembären» wurden nach dem aufsehenerregenden Vorfall immer lauter. Dagegen hielten jedoch Tierschutzverbände. Angesichts des neuen Gesetzes hat sich der Ton verschärft. Fugatti und andere Provinzvertreter werden inzwischen bedroht - zum Teil mit dem Tod. Und auch Mitarbeiter des Forstkorps und des Wildtierdienstes erhalten Drohanrufe und -briefe.

Zahlreiche Anhänger von Tierschutzverbänden fanden sich während der Debatte am Montag vor dem Landtag in Trient ein und protestierten gegen das Gesetz. Aktivisten breiteten auf der Besuchertribüne im Innern ein Spruchband aus und versuchten, die Debatte zu stören.

Als problematisch gelten schon Bären, die sich Ortschaften sowie Menschen im Wald nähern. Nach Angriffen oder sogenannten Scheinangriffen, die zur Abschreckung dienen, gelten Bären als gefährlich. Die Behörden haben 18 Kategorien aufgestellt, um das Verhalten der Tiere zu bewerten. Das neue Gesetz soll jedoch nicht so angewendet werden, dass die Höchstquote zwangsläufig erfüllt werden muss. Es soll von Fall zu Fall entschieden werden.

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