Freiheitliche Demokratien müssen sich weiterentwickeln

​Steinmeier  

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen mit der slowakischen Präsidentin Caputova in Bratislava teil. Foto: epa/Jakub Gavlak
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen mit der slowakischen Präsidentin Caputova in Bratislava teil. Foto: epa/Jakub Gavlak

BRATISLAVA: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die freiheitlichen liberalen Demokratien angesichts ihrer Anfechtung von innen wie von außen zur Weiterentwicklung aufgerufen. In der Debatte um die Zukunft der Demokratie müsse es um mehr gehen als eine weitgehend statische Verteidigung dessen, was man einst als richtig erkannt habe, sagte er am Donnerstag in Bratislava. «Es geht vielmehr darum, dass wir gemeinsam eine überzeugende Idee von der Demokratie der Zukunft entwickeln. Wir dürfen diese Veränderung nicht nur defensiv betrachten, sondern müssen auch die Idee der Demokratie selbst als dynamische Entwicklung verstehen.»

Steinmeier war am Vormittag zu einem Kurzbesuch in die slowakische Hauptstadt geflogen. In einer Diskussionsveranstaltung der internationalen Denkfabrik Globsec sagte er, die innere Festigkeit der Demokratien werde derzeit auf die Probe gestellt. «Zu den Anfechtungen von außen durch autoritäre Gegenmodelle, deren Faszination tief in unsere eigenen Gesellschaften hineindringen, treten Angriffe aus dem Inneren, die uns nicht kalt lassen dürfen. Angriffe auf unseren demokratischen öffentlichen Raum.»

Steinmeier betonte die Bedeutung von Vertrauen zwischen Bürgern und Staat als fundamentale Voraussetzung für das Funktionieren von Demokratie. «Gerade die vergangenen Monate haben uns gezeigt, wie kostbar, aber auch wie zerbrechlich dieses Vertrauen sein kann - etwa im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie.» Die Folgen davon zeigten sich auf den Straßen von Bratislava ebenso wie auf denen von Berlin.

Der Bundespräsident stellte sich demonstrativ hinter die Medien, deren Mitarbeiter vor allem bei Protesten gegen die staatliche Corona-Politik immer wieder angefeindet oder gar angegriffen werden. Man brauche «starke, vertrauenswürdige, unabhängige Medien, die informieren, aufklären, einordnen», betonte er. «Deren Funktionieren nicht darauf angelegt ist, die tägliche Empörungsspirale immer noch eine Umdrehung weiterzudrehen.»

Es müsse klar sein: «Wer Journalisten angreift und freien Medien den Mund verbietet, wer Universitäten drangsaliert und aus Ministerien und Parteizentralen heraus die öffentliche Meinung diktieren will, der legt die Axt an das Vertrauen in unsere demokratische Öffentlichkeit und untergräbt die Demokratie», warnte Steinmeier.

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Volker Picard 03.09.21 16:30
Ich stimme Herrn Steinmeier
zu 100 % zu, wenn es um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Medien geht. Leider erleben wir oft in der Politik das krasse Gegenteil. Welcher normale Bürger hat denn die seltsame Politik "wir schaffen das" wirklich ernst genommen? Es hätte dann ja auch noch ergänzt werden müssen: Wir schaffen das, Killer ins Land zu lassen, unsere Rücklagen zu vernichten und die Bürger abzuschreiben. Diese politisch völlig ausgerastete, unlogische Politik (es ging ja nicht darum, wirklich armen Bürgern aus vielen islamistischen Ländern zu helfen) mit Milliardenvernichtung, umgebrachten Menschen, Engagement in der Kriminalität, es war politisch so naiv, man darf wirklich nicht darüber nachdenken.