Sea-Watch: Leiche eines Migranten trieb zwei Wochen im Mittelmeer

Denkmal für Vittorio Emanuele II in Rom. Foto: Freepik/Max4e
Denkmal für Vittorio Emanuele II in Rom. Foto: Freepik/Max4e

ROM: Mit dem Foto eines toten Migranten, der im Mittelmeer eingeklemmt an einem Gummiboot hängt, sorgt die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch in Italien für Aufmerksamkeit. Der leblose Körper trieb rund zwei Wochen im Mittelmeer, wie Sea-Watch auf Twitter berichtete. Die Zeitung «La Repubblica» nahm die Aufnahme am Donnerstag auf den Titel, Fernsehsender zeigten das Bild.

In einem Video im Netz berichtete Neeske Beckmann, Leiterin für Luftaufklärung, dass der Körper am 29. Juni vom Flugzeug «Seabird» gesichtet worden sei. «Wir wissen nicht, was dort passiert ist», sagte sie. Private Gruppen wie Sea-Watch beobachten Bootsmigranten aus der Luft und mit Schiffen, um im Notfall zu helfen.

Die Behörden seien informiert worden, um zu klären, ob bei dem mutmaßlichen Unglück Menschen gerettet werden könnten, und den Körper zu bergen, so Beckmann. Die zuständige Stelle in Libyen sei eingeschaltet worden, zudem Behörden in Malta und Italien, hieß es in der Zeitung. Dennoch hätten die Teams von Sea-Watch die Leiche in zwei Wochen noch drei Mal aus der Luft ausgemacht, sagte Beckmann.

«Wenn die Körper nicht geborgen und identifiziert werden und die Angehörigen nicht über den Tod informiert werden, damit sei trauern können, worauf sie ein Recht haben, und wenn diese Toten nicht zur Ruhe gebettet werden, zeigt das, dass das letzte bisschen Würde, das die EU noch übrig hatte, mit diesen Menschen im Mittelmeer ertrunken ist», sagte Beckmann.

Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, sagte, das Foto zeige, dass die «Debatte über die Seenotrettung unmoralisch und abstoßend» sei. Die Rettung sei «absolute Pflicht», betonte er in der «Repubblica».

Insgesamt gab es nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex im ersten halben Jahr 2020 rund 36.400 illegale Grenzübertritte in die Europäische Union. Italien verzeichnete im laufenden Jahr rund 9770 ankommende Migranten.

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