Iran bleibt beim Atom-Ultimatum

Foto: epa/Ho
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TEHERAN (dpa) - Der Iran hält ungeachtet der Bitten europäischer Staaten an seinem schrittweisen Ausstieg aus dem Atomabkommen fest, wenn die anderen Partner das Abkommen weiterhin nicht umsetzen. «Das ist das Mindeste, was wir machen können, denn die Seele des internationalen Atomabkommens wurde gebrochen», sagte Präsident Hassan Ruhani bei einer Kabinettssitzung am Mittwoch.

«Seele» des Abkommens sei die Öffnung der Wirtschaftskanäle zwischen dem Iran und der Außenwelt im Gegenzug für die Garantie, dass das iranische Atomprogramm friedlich sei. Genau dies sei nicht passiert, sagte der Präsident.

Der Iran habe auch nach dem einseitigen Ausstieg der USA ein Jahr lang seine Verpflichtungen im Atomdeal weiter erfüllt, sagte Ruhani. Dies wurde mehrmals von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA bestätigt. Trotzdem hätten die USA Sanktionen gegen das iranische Volk verhängt und damit «Wirtschaftsterrorismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit» begangen. «Unsere Vertragspartner können uns nun keine Vorwürfe machen, nur weil wir adäquat auf einen Vertragsbruch und diese Sanktionen reagieren», sagte der Kleriker.

Die fünf verbliebenen Vertragspartner - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland - sollten laut Ruhani nun endlich zeigen, dass sie ein von ihnen unterzeichnetes Abkommen auch umsetzten könnten. «Sobald das passiert, werden auch wir wieder hundertprozentig zum Wiener Atomabkommen von 2015 zurückkehren», sagte Ruhani nach Angaben seines Webportals.

Wenn die Vertragspartner bis zum 7. Juli nicht die wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens für den Iran sicherstellen, will Teheran mit der zweiten Phase des Teilausstiegs aus dem Abkommen beginnen. Dann will der Iran die Beschränkung der Urananreicherung aufheben und Uran höher anreichern als die im Abkommen vereinbarte Obergrenze von 3,67 Prozent. Das wäre nach Meinung von Beobachtern das Ende des Wiener Abkommens.

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Ingo Kerp 20.06.19 12:00
Es will scheinen, als wenn die Iraner die übrigen Unterzeichner des A-Abkommens jetzt zwischen die Stühle setzten. RUS und CHN werden sich sicherlich einigermaßen unbeeindruckt von Trump'schen Erpressungen zeigen. Speziell die Deutschen mit ihrer Autoproduktion in den USA sind jetzt in der Klemme. Lassen sie sich, der Geschäfte wegen, von Trump erpressen oder halten sie einen Vertrag ein, den sie untezeichnet haben. Was siegt? Moral, Ethik und Vertrauen oder der schnoede Mammon?