Sozialdemokraten in Schweden vorn

Rechtspopulisten stark

Foto: epa/Johan Nilsson
Foto: epa/Johan Nilsson

STOCKHOLM (dpa) - Jetzt werden die Sozialdemokraten sogar in ihrem Vorzeigeland Schweden abgestraft. Dafür feiern die Rechtspopulisten einen historischen Erfolg.

Die Sozialdemokraten sind bei der Parlamentswahl in Schweden einer Katastrophe zwar entgangen, haben aber deutlich an die Rechtspopulisten verloren. Die Partei von Regierungschef Stefan Löfven wurde am Sonntag erneut stärkste Kraft, das rot-grüne Lager kommt laut einer ersten Prognose nach Schließung der Wahllokale aber nicht auf eine stabile Regierungsmehrheit. Die einwanderungskritischen Schwedendemokraten dagegen fuhren demnach das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein und wurden zweitstärkste Partei. Die Regierungsbildung dürfte enorm schwierig werden.

Damit setzt sich auch in Schweden der Rechtsruck fort, der seit der Flüchtlingskrise 2015 fast alle Wahlen in Europa geprägt hat. Erneut wurden vor allem die Sozialdemokraten abgestraft, ähnlich wie vor einem Jahr in Deutschland und wie in Italien und Österreich. In nur noch 6 der 28 EU-Staaten führten zuletzt klassische Mitte-links-Parteien die Regierung: in Rumänien, Portugal, der Slowakei, in Malta, Spanien - und eben in Schweden. Nun muss die Partei, die Westeuropa geprägt hat wie kaum eine andere, auch in ihrem Vorzeigeland große Verluste einstecken.

Der Prognose des Fernsehsenders SVT zufolge erreichten die Sozialdemokraten 26,2 Prozent - und fuhren damit das schlechteste Ergebnis in mehr als 100 Jahren ein. Wer Schweden künftig regieren kann, scheint völlig unklar: Der rot-grüne Block aus Sozialdemokraten, Grünen und der sozialistischen Linkspartei kommt auf 39,4 Prozent. Das zweite große Lager, eine liberal-konservative Vier-Parteien-Allianz unter Führung der Moderaten, erreicht 39,6 Prozent.

Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten kommen der Prognose zufolge auf 19,2 Prozent - damit machen sie die Regierungsbildung extrem schwierig: Keiner der traditionellen Blöcke will eine Koalition mit der für ihre rechtsextremistischen Wurzeln und strenge Einwanderungspolitik kritisierten Partei eingehen.

Es bliebe eine Minderheitsregierung, die in Schweden zwar normal ist, die bei Abstimmungen im Parlament aber auf die Zustimmung der Rechtspopulisten angewiesen wäre. Das wollen die traditionellen Parteien eigentlich verhindern, denn es würde den Schwedendemokraten, ähnlich wie den dänischen Rechtspopulisten, die Macht geben, als Mehrheitsbeschaffer die eigene Politik mit durchzudrücken.

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Dracomir Pires 11.09.18 09:38
Irreführender Titel
Falscher kann man eine Schlagzeile nicht machen. Es müsste heissen "Sozialdemokraten bös abgestraft" ODER "Rechte legen markant zu".
Norbert Kurt Leupi 10.09.18 17:43
Krisenpartei ,die SOZIS
Die Krise der Sozial-Demokratie hat nun auch Schweden erreicht , zwar nicht hart ,aber dennoch wurde sie durchgeschüttelt ! Wer zu unflexibel ist , wird heutzutage vom Wähler abbestraft ! Der Niedergang der immer "unsozialeren " Pseudo-Sozialisten findet Fortsetzungen ! Die Sozis in ganz Europa kämpfen mit dem Zeitgeist ! Das einstige Mandat ist aufgebraucht und auch " Dank Merkels Flüchtlingsflut ", die ganz Europa überschwemmt hat , versetzt den SP`lern den Todesstoss ! Ein anderer Grund ist auch das " Davonlaufen der Arbeiter " aus den Arbeiterparteien ! Ein Wesensmerkmal der heutigen Krise der Sozialdemokratie ist aber auch die mangelnde Flexibilität ! Das Progressive der Genossen ist erstarrt ! Warten wir also auf das nächste Verschwinden von " Sozialisten " aus den noch 6 übriggebliebenen Länder Europas , wo sie noch am Ruder sind , und das Verstummen der " Internationale " ! Vorwärts nimmer - abwärts immer ... !
Jürgen Franke 10.09.18 16:07
Es ist zu hoffen, dass die zwei
Landtagswahlen in Deutschland, Hessen und Bayern, ebenso deutlich für die AfD ausfallen, wie in Schweden, damit die arroganten Hinweise über einen Koalitionsausschluss mit der AfD aufhören, denn der Wähler entscheidet das.
Ingo Kerp 10.09.18 15:35
Die schwedischen Ängste der Bevoelkerung gleichen den deutschen Ängsten, was die sog. Migration anbelangt. Jetzt hat die sozialistische Partei ihre Quittung bekommen und die Schwedendemokraten sind als drittstärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen. Das dürfte wohl auch bald einem Wahlergebnis der AfD ähnlich sehen. Die Frage ist, wie lange wird die AfD mit ihren Millionen Wählern in DE von den anderen Parteien noch ignoriert?
judax judaxsa 10.09.18 15:21
Danke Merkel
Und das alles wegen Merkels Fehlentscheidung