PHUKET: Die Zeiger ticken, der Countdown läuft – und Reisende aus aller Welt schauen gespannt auf Phuket. Die Urlaubsinsel im Süden Thailands ist das erste Reiseziel des Landes, dass sich am 1. Juli im Rahmen des „Phuket Sandbox“-Modells für internationale Touristen mit vollständiger Covid-19-Impfung öffnet. Ein kniffliger Drahtseilakt: Trotz offener Tore zum Paradies soll die angriffslustige Corona draußen bleiben.
Mit vielen traumhaften Stränden, türkisblauen Meeresfluten und exotischen Inseljuwelen genießt Thailand bei Reisenden aus aller Welt den Ruf als Sehnsuchtsziel in Südostasien. Als eines der letzten Länder schloss das Königreich Ende März 2020 als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus seine Grenzen für internationale Besucher, gefolgt von einem strengen Lockdown. Nach 15-monatiger Abschottung öffnet sich mit Phuket am 1. Juli 2021 das erste Touristenziel des Landes wieder für Touristen – mit vielen Auflagen und Überwachung im Rahmen des „Phuket Sandbox“-Modells.
Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt „Phuket Sandbox“ sind für die am Boden liegende thailändische Tourismusindustrie von besonderer Bedeutung. Sie haben großes Gewicht bei der Entscheidungsfindung, wann und wie die finale Öffnung Thailands für den internationalen Tourismus umgesetzt werden könnte. Die rigorose Abschottung Thailands erwies sich zwar als effektive Waffe im Kampf gegen Corona, jedoch forderte sie einen hohen Preis. Die Schließung der Landesgrenzen führte zum Zusammenbruch der thailändischen Tourismusindustrie. Sie trägt mehr als ein Fünftel zur gesamten Wirtschaftsleistung bei und ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Thailand steckt seitdem in einem tiefen Dilemma: Die Angst der Bevölkerung vor dem Virus ist genauso groß wie die Angst vor einem weiteren Lockdown, der die Wirtschaft noch stärker belasten würde. Mit der „Phuket Sandbox“ soll deshalb die Öffnung des Landes erst im kleinen Maßstab erprobt werden, bevor sich das ganze Land wieder für Besucher öffnet.
Abgeschottetes Urlaubsgebiet
Der Begriff „Sandbox“ (Sandkasten) steht für ein vom Rest des Landes abgeschottetes Gebiet (Phuket), das geimpfte ausländische Besucher aus Ländern mit einem geringen bis mittleren Covid-19-Risiko ohne Quarantäne besuchen dürfen. Die Anreise muss direkt aus dem Ausland auf dem Luftweg nach Phuket erfolgen, Zubringerflüge aus Bangkok sind bisher nicht vorgesehen. Bei der Hotelwahl müssen sich die „Sandbox“-Touristen mit dem (stets wachsenden) Angebot an „ASQ Plus“-Unterkünften begnügen – was den Gesundheitsbehörden eine bessere Überwachung der Urlauber ermöglicht. Denn als Vorsichtsmaßnahme müssen die Touristen 14 Tage in der „Phuket Sandbox“ bleiben, bevor sie zu anderen Zielen im Land weiterreisen dürfen. Das bedeutet nicht: „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ Damit den Behörden nach dem Verlassen des „Sandkastens“ kein Urlauber verloren geht, müssen sie sich zur Nutzung der Smartphone-App „ThailandPlus“ während ihres gesamten Aufenthaltes im Land verpflichten. Sie dient der Personenrückverfolgung im Covid-19-Notfall und steht für Android-Geräte im Google Play Store sowie für iOS-Geräte im App Store kostenlos zum Download bereit. Soweit die Theorie.
„Inselquarantäne“ schreckt Urlauber ab
Denn je näher der Starttermin der „Phuket Sandbox“ rückt, desto mehr regen sich in der Tourismusbranche der Insel Zweifel an der Praxistauglichkeit des Konzepts. Besonders die Erhöhung der vorgeschriebenen Aufenthaltsdauer von sieben auf 14 Tage, die „Sandbox“-Touristen auf Phuket verbringen müssen, bevor sie (nach drei Covid-19-Abstrichtests) die Inselprovinz verlassen dürfen, steht in der Kritik. Branchenkenner befürchten, dass Touristen das „Sandbox“-Modell deshalb als „Insel-Quarantäne“ auffassen könnten. Sie appellieren an die Regierung, an der ursprünglich vorgesehenen Sieben-Tage-Regel festzuhalten, die Touristen den Besuch anderer Landesteile ermöglichen würde. Dass die Kritik nicht unberechtigt ist, beweist nun eine gewaltige Stornierungswelle, mit der sich das Programm nur wenige Tage vor seinem Start konfrontiert sieht. Die Zahl der ausländischen Touristen, die ursprünglich im Juli Phuket besuchen wollten, hat sich nach der Bekanntgabe der neuen Regelung um mehr als die Hälfte reduziert. Dass sie erst zwei Wochen auf der Insel bleiben müssen, bevor sie weiterreisen dürfen, ist mit ihren Reiseplänen unvereinbar.
Sandkastensicherheit
Mit dem „Phuket Sandbox“-Modell feiert auch das neue SHA Plus-Siegel der „Amazing Thailand Safety and Health Administration“ (SHA) seine Premiere. Mit dem Zusatz „Plus“ wird bestätigt, dass mehr als 70 Prozent des Hotelpersonals eine vollständige Covid-19-Impfung im Rahmen des staatlichen Impfprogramms Phuket Must Win erhalten hat. Es ist eine Erweiterung des SHA-Siegels, das bescheinigt, dass Touristenbetriebe alle vorgeschriebenen Covid-19-Schutzmaßnahmen befolgen. Die Tourism Authority of Thailand (TAT) weist auch auf den symbolischen Wert des „SHA Plus“-Siegels hin: Phukets Bereitschaft zur Wiedereröffnung der Insel. Derzeit gibt es auf Phuket 1.389 Tourismusbetriebe, die mit dem „SHA“-Zertifikat“ ausgezeichnet wurden, darunter befinden sich bereits mehr als 300 „SHA Plus“-Unterkünfte. Bis zum Öffnungstermin am 1. Juli 2021 wird ihre Anzahl weiter steigen, parallel zum Fortschritt der staatlichen Impfkampagne. Hotels können das „SHA Plus“-Siegel unter www.ภูเก็ตต้องชนะ.com beantragen, wenn 70 Prozent ihrer Mitarbeiter vollständig geimpft sind.
Zur Erleichterung der Urlaubsvorbereitung und Vereinfachung der Datenerfassung hat die TAT in Zusammenarbeit mit der Phuket Tourist Association, der Thai Hotels Association (Southern Chapter) und der Southern Digital Economy Promotion Agency (North Southern Region) das SHA Plus Booking Authentication System, kurz SHABA, entwickelt. Es dient „Sandbox“-Touristen als Bestätigungsmechanismus bei der Reservierung einer „SHA Plus“-Unterkunft, unabhängig davon, ob sie über ein Onlineportal, ein Reisebüro oder direkt bei einem „SHA Plus“-Hotel getätigt wurde. Die Reservierung des „Sandbox“-Urlaubers wird vom Hotel in das SHABA-Buchungssystem eingetragen, damit eine offizielle Buchungsnummer und ein QR-Code generiert werden können. Die „SHABA“-Plattform ist mit der bereits existierenden Plattform Entry Thailand verbunden, die Touristen die Vorbereitung auf den „Sandbox“-Urlaub vereinfachen soll.
Sandkastenregeln
Für den quarantänefreien Aufenthalt in Phuket im Rahmen des „Sandbox“-Programms müssen nachfolgende Voraussetzungen erfüllt sein:
• Vollständig geimpfte Reisende (Seit mehr als 14 Tagen vollständig geimpft, aber nicht länger als ein Jahr) aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Covid-19-Risiko.
• Kleinkinder im Alter unter 6 Jahren benötigen weder eine Impfung noch einen Testnachweis. Sie müssen jedoch in ständiger Begleitung ihrer geimpften Eltern sein.
• Kinder im Alter zwischen 6 bis 18 Jahren müssen sich nach ihrer Ankunft einen Covid-19-Test unterziehen.
• Anerkannt werden nur Impfachweise über ein erhaltenes Vakzin, das von der thailändischen Food and Drug Administration (FDA) oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugelassen ist (Covid-19-Impfstoffe mit FDA-Zulassung: AstraZeneca, Sinovac Biotech, Johnson & Johnson und Moderna).
• Ständige Nutzung der Smartphone-App „ThailandPlus“ ab der Ankunft.
• Buchung einer Unterkunft mit „SHA Plus“-Zertifikat für die ersten 14 Tage des Aufenthalts auf Phuket (Reisenden, die weniger als 14 Tage in Phuket bleiben wollen, wird dies gestattet, wenn sie anschließend in ihr Herkunftsland zurückreisen oder in andere Länder weiterreisen).
• Ein negativer RT-PCR-Covid-19-Test (nicht älter als 72 Stunden bei Abflug) ist Voraussetzung für die Einreise.
• Touristen müssen 14 Tage* auf Phuket bleiben, bevor sie bevor sie die Inselprovinz verlassen dürfen (*die vorgeschriebene Pflichtaufenthaltsdauer ist Änderungen unterlegen und wird vom Thailändischen Ministerium für öffentliche Gesundheit in regelmäßigen Abständen der Virussituation angepasst).
• Befolgung der DMHTTA-Regeln (Abstand halten, Nasen-Mund-Schutz tragen, Hände regelmäßig desinfizieren, Temperaturkontrolle, Covid-19-Tests und Nutzung der mobilen Tracking-App).