Papst Franziskus: Eindringlicher Appell an Europa

Papst Franziskus trifft Portugals Premierminister in der Apostolischen Nuntiatur in Lissabon. Foto: epa/Miguel A. Lopes / Pool
Papst Franziskus trifft Portugals Premierminister in der Apostolischen Nuntiatur in Lissabon. Foto: epa/Miguel A. Lopes / Pool

LISSABON: In seiner ersten großen öffentlichen Rede während seines Portugal-Besuchs hat Papst Franziskus einen eindringlichen Appell an Europa gerichtet, gemeinsam die Probleme der Welt zu lösen. In einer Ansprache vor Vertretern der portugiesischen Regierung und Zivilgesellschaft mahnte er am Mittwoch im Kulturzentrum von Belém in Lissabon mehr Handeln an und forderte erneut Friedensbemühungen.

Angesichts von Kriegen und Konflikten sowie dem dadurch ausgelösten Leid und der Migration übte der Pontifex Kritik an Europa, das es an Anstrengungen zur Lösung der Probleme der Welt mangeln lasse. «Wohin steuerst du, Europa, wenn du der Welt keinen Friedenskurs vorschlägst, keine kreativen Wege, um den Krieg in der Ukraine zu beenden und die vielen Konflikten, die die Welt mit Blut beflecken?», fragte er. Vor allem sei das Fehlen eines mutigen Friedenskurses spürbar. Es werde zudem mehr Geld in Waffen investiert, als in die Zukunft der Kinder.

Europa müsse sich außerdem seinen Problemen stellen, sagte Franziskus. Er kritisierte den Umgang mit Migranten an den Außengrenzen und im Mittelmeer, den Geburtenrückgang sowie die Diskussionen über die Sterbehilfe. Zusätzlich scheine es ihm, dass die «weltweiten Ungerechtigkeiten, die Kriege, die Klima- und Migrationskrisen schneller voranschreiten als die Fähigkeit und oft auch der Wille, diesen Herausforderungen gemeinsam entgegenzutreten», so Franziskus.

Er träume stattdessen von einem «Europa als dem Herzen des Westens», das seinen Einfallsreichtum dafür einsetzt, um Kriegsherde zu löschen und Hoffnungslichter zu entzünden. Der Kontinent könne ein Treiber für die weltweite Öffnung sein, die auf der Welt gebraucht werde. Die Welt brauche Europa, «das wahre Europa», als Brückenbauer und Friedensstifter. Der Weltjugendtag der Katholiken in Lissabon sei eine Gelegenheit, etwas gemeinsam aufzubauen.

Die Gemeinsamkeit spielt für Franziskus in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Er nannte drei «Baustellen der Hoffnung», die Fragen der Umwelt, Zukunft und der Geschwisterlichkeit umfassen, an denen man gemeinsam arbeiten müsse. Er forderte etwa Anstrengungen zum Klimaschutz, Bemühungen gegen weniger Geburten sowie die Förderung des Sinns für Gemeinschaft unter den Menschen.

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