Nicht mehr nur Musen

15. Juni: Die TV-Doku «Frauen erobern das Kunstbusiness»

Yasmin Afschar mit Künstlerin in der 3sat-Doku
Yasmin Afschar mit Künstlerin in der 3sat-Doku "Frauen erobern das Kunstbusiness", die am 15. Juni bei 3sat zu sehen ist. Foto: SRF, First Hand Films/Zdf/dpa

BERLIN: Ob Leonardo da Vinci, Pablo Picasso oder auch Damien Hirst: Die prominenten und teuren Künstler wohl nicht nur der westlichen Welt waren und sind meistens männlichen Geschlechts. Ebenso wie die Mehrzahl der Museumsleiter und Galeristen, Auftraggeber, Mäzene und Sammler. Diesen Zustand zu ändern, schicken sich - in Zeiten auch gesetzlich verankerter Gleichberechtigung - seit etwa zehn bis 15 Jahren erfolgreich Künstlerinnen, Kunsthistorikerinnen und engagierte Freundinnen kreativer Gestaltung an.

Die so entstehenden Veränderungen in der Szene schildert die 1991 geborene Schweizer Filmemacherin Sarah Rathgeb in ihrer Doku «Frauen erobern das Kunstbusiness», zu sehen am Samstag um 22.00 Uhr auf 3sat. «Frauen existierten hauptsächlich als Musen», heißt es in dem Beitrag eingangs über die früheren Macht-Verhältnisse bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

In Interviews und bei ihrer Arbeit präsentiert Rathgeb dagegen heute höchst aktive und wirksame weibliche Persönlichkeiten wie Yasmin Afschar (39), Interimsleiterin der Kunsthalle Mainz, und das Duo Karolina Dankow und Marina Olsen, Betreiberinnen der Zürcher Galerie Karma – die einst aus einem Dachboden-Projekt hervorging und inzwischen über eine Filiale in New York verfügt. Die Politikwissenschaftlerin und Geschäftsführerin Andreja Hribernik (46) vom Kunsthaus Graz, das bei seiner Gründung 2003 fest in männlicher Hand war, sowie die intim auf den weiblichen Körper blickende Fotokunst der verstorbenen Hannah Villiger (1951-1997) werden ebenfalls vorgestellt. Und einige andere.

Welche Eindrücke und Ergebnisse vermag die Doku dabei zu vermitteln? Abgesehen von der reinen steigenden Anzahl von Frauen im Kunstbetrieb nehmen die Befragten andere Auswahlkriterien der durch sie an die Öffentlichkeit gebrachten Werke in Anspruch. Und einen anderen Führungsstil - sie betonen Austausch, Zusammenhalt und, wie Afschar es formuliert, «Komplizenschaft bei der Arbeit». Hierarchien würden abgebaut, dafür werde vielfältiger auf die Welt geblickt. Und in den Exponaten werden nicht zuletzt Unterdrückung, Diskriminierung und Fremdbestimmung durch falsch verstandene Männlichkeit offengelegt. Einige Ausstellungsmacherinnen sehen in der Kunst von Frauen überdies eine größere Nähe zu Natur und Natürlichkeit - wie etwa in Verwendung von Materialien wie Wolle und Stoff.

Bei alledem wirkt Rathgebs knapp einstündige Sendung sehr informativ und dabei unterhaltsam. Zugleich erscheint sie aber auch einseitig wohlwollend und parteinehmend - und damit durchaus unkritisch. Männer kommen jedenfalls nicht zu Wort.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.