Schirach-Klassiker auf 3sat - die Reihe «Schuld»

19. Juni

Kronberg (Moritz Bleibtreu) kommt zu seinem Mandanten ins Gefängnis in Rio in dieser Szene der zweiten Staffel der ZDF-Serie
Kronberg (Moritz Bleibtreu) kommt zu seinem Mandanten ins Gefängnis in Rio in dieser Szene der zweiten Staffel der ZDF-Serie "Schuld". Foto: Julia Terjung/Zdf/dpa

BERLIN: Wer im TV-Publikum nichts mit Fußball anfangen kann, hat es in diesen Wochen nicht leicht. Man guckt oft einsam und bekommt als Alternative zu den Übertragungen der Europameisterschaft viele Wiederholungen vorgesetzt. Ein paar Juwelen sind allerdings darunter. Dazu gehört die Reihe «Schuld» nach Kurzgeschichten des Bestsellerautors Ferdinand von Schirach. Die sechs Folgen liefen erstmals 2014, die Wiederholung beginnt an diesem Mittwoch um 22.25 Uhr auf 3sat.

Gleich im ersten Fall sehen wir ein wohlhabendes Ehepaar, das sich zunehmend langweilt und sich selbst nicht mehr genug ist. Daher beschließt die Anwältin Lissy Paulsberg (Bibiana Beglau), mit anderen Männern zu schlafen - im Beisein ihres Gatten Thorsten (Devid Striesow), der sie dabei filmen soll. Das geht auch zunächst gut, bis sich herausstellt, dass einer der einbestellten Herren namens Sven (Matthias Matschke) ein früherer Klassenkamerad von Thorsten ist. Der gehörnte Ehemann schaut einer zunehmenden Demütigung zunächst hilflos zu - und greift dann zu einem schweren Quarz-Aschenbecher.

Der Fall des versuchten Totschlags landet vor Gericht, wo Thorsten von Anwalt Friedrich Kronberg (Moritz Bleibtreu) vertreten wird. Wie das ausgeht, sei hier nicht verraten - aber Kronberg bleibt die durchgehende Figur in allen weiteren Fällen. Sämtliche Episoden sind mit Schauspielern wie Hans-Michael Rehberg, Jörg Hartmann, Anna Maria Mühe, Alina Levshin und Adrian Topol beklemmend gut besetzt.

Regie führten abwechselnd Maris Pfeiffer und Hannu Salonen. Die letzte Folge «Volksfest» ist im Buch die erste. Sie erzählt neben dem abgrundtief bösen Fall einer Massenvergewaltigung auch den Werdegang des Anwalts Kronberg.

Ferdinand von Schirach hat selbst 20 Jahre lang als Strafverteidiger gearbeitet. «Nach all diesen Jahren habe ich begriffen, dass die Frage, ob der Mensch gut oder böse ist, eine ganz und gar sinnlose Frage ist», sagte der Autor dem ZDF anlässlich der Erstausstrahlung vor zehn Jahren. «Der Mensch kann ja alles sein, er kann komponieren, bauen und erfinden; er kann aber auch Kriege führen, vergewaltigen und morden. Es ist immer der gleiche Mensch, dieser strahlende, verzweifelte, geschundene Mensch».

Genau das wird deutlich: Während einst beim Schirach-Format «Verbrechen» die Taten im Mittelpunkt standen, so geht es hier vor allem um deren Beurteilung. Die Folgen im Film - etwa «Ausgleich» und «Schnee» - sind teilweise sehr anders als die im Buch, doch auch sie lassen sich viel Zeit für die Figuren und die menschlichen Dramen, allein störend wirken die recht unnötigen Objekteinblendungen von Tatwerkzeugen oder Kameras.

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