Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Tote in Somalia bei Gewalt zwischen Regierung und Opposition

MOGADISCHU: In Somalias Hauptstadt Mogadischu sind mindestens vier Menschen bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und oppositionellen Milizen getötet worden. Sie starben nach Angaben der örtlichen Polizei am Sonntag bei einem Gewaltausbruch mit Schüssen in der Hauptstadt des ostafrikanischen Staats, der sich nach einer verschobenen Wahl in einer schweren Krise befindet. Kämpfe brachen zwischen Sicherheitskräften, Milizengruppen und persönlichen Beschützern des Oppositionellen Abdishakur Warsame aus.

Ein weiterer Oppositioneller, der frühere Präsident Hassan Sheikh Mohamud, schloss sich mit einem früheren Warlord zusammen, um sich im Norden der Stadt in Stellung zu bringen. Mohamud wird von einer Fraktion der somalischen Armee unterstützt, die sich abspaltete, nachdem der amtierende Präsident Mohamed Abdullahi Farmajo am 12. April seine Amtszeit durch ein neues Wahlgesetz um zwei Jahre verlängert hatte. Farmajos Amtszeit war im Februar abgelaufen, die Wahlen aber aufgrund von Streit etwa um Wahlprozedere verschoben worden. Unter anderem die EU hatte die Entscheidung kritisiert.

Farmajo beschuldigt die Opposition, das Land entlang ethnischer Linien spalten zu wollen. Die Opposition dagegen wirft Farmajo vor, seine Macht durch eine illegitime Regierung zementieren zu wollen.


Prognose: Vereinte Opposition bei Parlamentswahl vorne

TIRANA: Bei der Parlamentswahl in Albanien liegt die vereinte Opposition laut einer Prognose vorne.

Das berichtete der TV-Sender Ora News am Sonntagabend in Tirana auf der Basis von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe. Zwar wurden demnach die regierenden Sozialisten mit 46 Prozent wieder die relativ stärkste Kraft. Die oppositionellen Demokraten folgten ihnen aber mit 44 Prozent dicht auf den Fuß, während die mit ihnen verbündete Sozialistische Bewegung für Integration auf 6 Prozent kam. Es wird nun von der konkreten Mandatsverteilung abhängen, ob der sozialistische Ministerpräsident Edi Rama eine dritte Amtszeit in Folge antreten kann.


Nobelpreis-Gipfel sucht nach Schritten in nachhaltigere Zukunft

STOCKHOLM: Die Nobelstiftung versammelt am Montag (ab 9.15 Uhr) Nobelpreisträger sowie andere Spitzenkräfte aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur zu einem virtuellen Gipfel zur Zukunft der Erde. Bei dem ersten Nobelpreis-Gipfel «Unser Planet, unsere Zukunft» soll drei Tage lang nach Schritten gesucht werden, mit denen die Welt noch in diesem Jahrzehnt in eine nachhaltigere und wohlhabendere Zukunft für alle geführt werden kann. Wenige Tage nach dem Online-Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden geht es darum, Maßnahmen im Kampf gegen Klimakrise und Artenverlust zu koordinieren, Ungerechtigkeit zu verringern und Technologien voranzubringen.

Zum Auftakt am Montagvormittag sprechen unter anderen der britische Umweltschützer und Dokumentarfilmer David Attenborough sowie der Friedensnobelpreisträger und Klimaschützer Al Gore. Am Dienstag stehen dann auch eine Rede von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ein Interview mit dem Dalai Lama an.

Mitorganisiert wird die Online-Konferenz unter anderem vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dessen Direktor Johan Rockström machte vorab klar, dass der Gipfel zu einem wichtigen Zeitpunkt komme. «Wir haben noch neun Jahre Zeit - bis 2030 - um die globalen Emissionen um die Hälfte zu reduzieren, damit wir zumindest die Chance haben, die Weltwirtschaft bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen zu bringen», erklärte er.


Nuklearkatastrophe von Tschernobyl jährt sich zum 35. Mal

MOSKAU: Die Ukraine gedenkt am Montag der Opfer der verheerenden Explosion im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986. Größere Veranstaltungen zum 35. Jahrestag sind wegen der Corona-Pandemie aber nicht geplant. Das Unglück gilt als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Es gab Tausende Tote und Verletzte. Landstriche um die Atomruine wurden gesperrt. Ungeachtet der Katastrophe ist eine Abkehr von der Atomenergie aber weder in der Ukraine noch im Nachbarland Russland je ein größeres Thema gewesen.

Heute organisieren Reiseanbieter Touren in die Sperrzone. Immer wieder sorgen dort auch Wald- und Flächenbrände für Aufsehen, bei denen radioaktive Teilchen aus dem Boden wieder aufgewirbelt werden. Die Ukraine will das Gebiet zunehmend wirtschaftlich nutzen. Im Juli soll dort ein Atommüllzwischenlager in Betrieb gehen.


Steinmeier trifft Macron im Pariser Élyséepalast

PARIS: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Montag (13.15 Uhr) in Paris seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron im Élyséepalast treffen.

Später ist eine Gesprächsrunde mit Vertretern der französischen Zivilgesellschaft vorgesehen. Es ist erst die zweite Auslandsreise Steinmeiers seit Beginn der Corona-Pandemie. Im vergangenen September hatte er sich bei einem eintägigen Besuch in Mailand mit seinem italienischen Kollegen Sergio Mattarella getroffen.


Protest in Paris gegen Urteil im Fall von ermordeter Jüdin

PARIS: Mehr als 25.000 Menschen haben in Paris und anderen Orten Frankreichs gegen eine Entscheidung der französischen Justiz im Fall der vor vier Jahren ermordeten Jüdin Sarah Halimi protestiert. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unter Berufung auf das Innenministerium. Auch vor der französischen Botschaft in Tel Aviv demonstrierten Hunderte Menschen gegen das Urteil, wie örtliche Medien meldeten.

Halimi war Anfang April 2017 im Pariser Osten misshandelt und vom Balkon ihrer Wohnung geworfen worden. Das Kassationsgericht hatte jüngst als höchstes Gericht des Landes bestätigt, dass es gegen den mutmaßlichen Täter, der laut Medien in der Psychiatrie behandelt wird, keinen Prozess geben wird. Der Mann soll bei der Tat unter Rauschgifteinfluss gestanden haben.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte im Sender BFMTV an, dass eine Straße der Hauptstadt den Namen von Sarah Halimi tragen werde. Justizminister Éric Dupond-Moretti stellte für den kommenden Monat einen Gesetzesentwurf in Aussicht, um die Rechtslücke, die im Fall Halimi deutlich geworden sei, zu schließen. «Diese tragische Geschichte, die uns alle geprägt hat, wird unser Recht voranbringen», teilte er via Twitter mit.


Bund hat über 100 Millionen Euro an Thomas-Cook-Geschädigte gezahlt

BERLIN: Eineinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch des Reisekonzerns Thomas Cook hat der Bund nach eigenen Angaben bislang etwa 103 Millionen Euro an geschädigte Kunden ausgezahlt. Die Summe verteilt sich auf rund 74.000 Fälle, wie ein Sprecher des Justizministeriums am Sonntag in Berlin mitteilte. Demnach steht bei 32.000 weiteren die Zahlung noch aus (Stand: 20. April). Dem Ministerium zufolge dürften Betroffene, die sich auf einem speziellen Portal registriert haben, das Geld im Wesentlichen bis zum 30. Juni bekommen. Über die Zahlen hatte zuvor der «Mannheimer Morgen» berichtet.

Die deutsche Thomas Cook geriet 2019 in den Sog der Pleite der britischen Mutter und beantragte Insolvenz. Das Unternehmen sagte gebuchte Reisen ab, auch wenn sie ganz oder teilweise bezahlt worden waren.

Die Bundesregierung erstattet Pauschalreisenden jenen Teil ihrer Ausgaben, den weder der Schweizer Versicherungskonzern Zurich noch Dritte ausgleichen. Voraussetzung ist, dass Kunden ihre Ansprüche zuvor beim Insolvenzverwalter gemeldet und bei der Versicherung geltend gemacht haben. Zurich sprang nur teilweise ein, weil die Versicherungssumme nicht ausreichte.


Italienische Küstenwache bringt Boot mit 100 Menschen in Sicherheit

ROM: Die italienische Küstenwache hat mehr als 100 in Seenot geratene Menschen in Sicherheit gebracht. Wie die Behörden am Sonntag mitteilten, hatten sie das Schiff vom Typ eines Fischerbootes bereits am Samstag in italienischen Hoheitsgewässern im Mittelmeer ausfindig gemacht. An Bord seien ungefähr 30 Menschen, darunter auch Minderjährige gesichtet worden.

Wegen stürmischer See und schlechten Wetters liefen mehrere Patrouillenboote zur Rettung aus. Bei Ankunft wurde klar, dass mindestens 100 Menschen an Bord waren. Die Küstenwache nahm das Boot ins Schlepptau und brachte es in den Hafen der kalabrischen Stadt Roccella Ionica an der Südküste Italiens.

Ob es sich bei den Menschen um Flüchtlinge handelte und woher das Schiff kam, teilte die Küstenwache nicht mit. Eine Anfrage blieb zunächst unbeantwortet. Am vergangenen Donnerstag hatte der Fall eines gekenterten Migranten-Schlauchbootes nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis für Aufsehen und Kritik gesorgt. Dabei sollen nach Angaben der privaten Rettungsorganisation SOS Mediterranee Dutzende Menschen ums Leben gekommen sein.

Von Seiten privater Seenotretter wurden Vorwürfe laut, die Behörden hätten von dem in Seenot geratenen Boot gewusst, jedoch die Hilfe verweigert. Die libysche Küstenwache wies diese Vorwürfe am Samstag laut Nachrichtenagentur Ansa zurück.


MI6-Chef: Geheimdienst beobachtet Klimabemühungen anderer Länder

LONDON: Der britische Geheimdienst MI6 schaut anderen Staaten bei ihrem Kampf gegen die Klimakrise auf die Finger. Man helfe dabei zu prüfen, ob andere bei ihren Klimaschutzversprechen «fair spielen», sagte Geheimdienstchef Richard Moore in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit Times Radio. Wie das funktioniere, sagte er nicht. Die Klimakrise sei «der oberste Tagesordnungspunkt der internationalen Außenpolitik für dieses Land und den Planeten».

Moore hatte im Oktober die Führung des MI6 übernommen, der nicht zuletzt durch die James-Bond-Filme internationale Bekanntheit erlangt hat. In dem Interview sprach er auch über das komplizierte Verhältnis zu China, das ein Land mit «ganz anderen Werten» sei und der größte Treibhausgasproduzent der Erde. Dabei brauche es die richtige Balance, um zum einen angemessen auf die Lage in Hongkong zu reagieren sowie die akademische Freiheit und geistiges Eigentum Großbritanniens zu verteidigen, zum anderen aber auch eine «positive Beziehung» zu den Chinesen zu pflegen.

Der Klimawandel sei in der Hinsicht ein gutes Beispiel, sagte Moore. «Leute verschreiben sich Verpflichtungen zum Klimawandel, und es ist vielleicht unser Job sicherzustellen, dass das, was sie wirklich tun, das widerspiegelt, wozu sie sich verpflichtet haben.» Weiter sagte er: «Es ist unser Job, Licht an Orte zu bringen, wo Menschen das vielleicht nicht wollen.»


US-General Miller: Abzug aus Afghanistan faktisch eingeleitet

KABUL: Die USA und Nato haben nach fast 20 Jahren den Prozess ihres Abzugs aus Afghanistan mit örtlichen Maßnahmen faktisch eingeleitet. Das erklärte der General der US- und Nato-Streitkräfte in Afghanistan, General Austin Scott Miller, am Sonntag vor Journalisten in Kabul. Das offizielle Datum werde der 1. Mai sein, sagte Miller. Gleichzeitig habe man «durch das Ergreifen von Maßnahmen vor Ort» bereits damit begonnen.

US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche angekündigt, die US-Truppen bis zum 11. September nach Hause zu holen. Nach den USA hatte auch die Nato entschieden, die Truppen abzuziehen. Mittlerweile ist ein Vorziehen des Abzugs auf den 4. Juli im Gespräch. Beides sind symbolische Daten: Am 11. September 2001 waren die Al-Kaida-Anschläge in den USA und der 4. Juli ist der an die Unabhängigkeit 1776 erinnernde Nationalfeiertag der USA.

Miller sagte am Sonntag, man werde einen geordneten Abzug organisieren. Das heiße, dass alle Stützpunkte und weitere Ausrüstung den afghanischen Sicherheitskräften übergeben würden.

Nach offiziellen Angaben waren zuletzt 2500 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Darüber hinaus befinden sich auch noch rund 18.000 US-Vertragskräfte, sogenannte «Contractors», in dem Land, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Die Nato hat noch rund 7500 Soldaten im Land, darunter rund 1100 aus Deutschland.


14-Jähriger in London erstochen - Gleichaltrige unter Mordverdacht

LONDON: In London ist ein 14-Jähriger mutmaßlich von anderen Jugendlichen erstochen worden. Wie die Londoner Polizei am Sonntag mitteilte, haben die Ermittler Anschuldigungen wegen Mordes sowie des Besitzes einer Angriffswaffe gegen einen ebenfalls 14 Jahre alten Jungen erhoben. Darüber hinaus habe es eine vierte Festnahme im Zusammenhang mit der Tat gegeben: Ein 15-Jähriger sei am Samstag wegen Mordverdachts in Polizeigewahrsam genommen worden. Zuvor waren zwei weitere 15-Jährige festgenommen worden.

Das minderjährige Mordopfer war am Freitagnachmittag vor einer Pizzeria im Osten Londons angegriffen worden. Er starb anschließend an seinen Stichverletzungen. Etliche Blumensträuße wurden in Gedenken an den Jungen am Tatort abgelegt. Hintergründe der Tat blieben am Wochenende weiter unklar. Die Polizei hoffte darauf, dass Augenzeugen den Vorfall beobachtet haben und Informationen liefern können. Laut Polizei hatte der Junge mutmaßlich einen E-Scooter bei sich, als er angegriffen wurde.


Sieben Zivilisten durch Regierungskräfte getötet

KABUL: Bei zwei Zwischenfällen in Afghanistan sind mindestens sieben Zivilisten durch Regierungskräfte getötet worden. Das bestätigten lokale Behördenvertreter am Sonntag. Demnach wurden im Bezirk Dschalriz der zentralen Provinz Wardak mindestens vier Mitglieder einer Familie bei einem Luftschlag der afghanischen Luftstreitkräfte getötet.

Weitere mindestens drei Zivilisten wurden im Bezirk Saidabad der gleichen Provinz getötet, als ein privates Haus von einer Mörsergranate getroffen wurde. Der Beschuss sei von einem Kontrollposten der Regierung erfolgt, hieß es von einem Provinzrat. Als Zeichen des Protests gegen die Tötungen hätten am Sonntag Hunderte Demonstranten die Überlandstraße zwischen Kabul und Kandahar blockiert, hieß es weiter.

Wardak gilt mittlerweile als Hochburg der militant-islamistischen Taliban. Immer wieder gibt es Berichte, dass bei Operationen der afghanischen Sicherheitskräfte dort Zivilisten getötet oder verwundet werden.

Trotz laufender Friedensgespräche der Regierung mit den Taliban dauert die Gewalt in Afghanistan an. Die Nato hatte vergangene Woche entschieden, ihre Truppen nach 20 Jahren aus dem Land abzuziehen. Die USA haben offiziell den 11. September als Abzugstermin genannt, es ist inzwischen aber auch ein Vorziehen auf den 4. Juli im Gespräch. Deutschland ist der zweitgrößte Truppensteller nach den USA, derzeit sind noch 1100 Soldaten dort.


Papst gedenkt toter Bootsmigranten - Priesterweihe im Petersdom

ROM: Papst Franziskus hat der in der vergangenen Woche vor der Küste Libyens ums Leben gekommenen Bootsmigranten gedacht. Dies sei ein Moment der Schande, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor Hunderten Gläubigen, die bei frühlingshaftem Wetter auf den Petersplatz gekommen waren. Diese Menschen hätten zwei Tage um Hilfe gefleht, die nie gekommen sei. Er wolle für sie, aber auch für diejenigen beten, die helfen könnten, es aber vorzögen, in die andere Richtung zu blicken, erklärte der 84-Jährige.

Die private Hilfsorganisation SOS Mediterranee hatte am Donnerstag berichtet, mit ihrem Schiff «Ocean Viking» an einer Unglücksstelle auf rund zehn Leichen und ein Schlauchboot gestoßen zu sein. Den Angaben zufolge sollen auf dem gekenterten Boot 130 Menschen gewesen sein. Der Vorfall hatte für Kritik an der libyschen Küstenwache und der EU gesorgt. Die libysche Küstenwache hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, man sei trotz widriger Wetterbedingungen im Einsatz gewesen.

Franziskus, der gleichzeitig auch Bischof von Rom ist, weihte am Sonntag außerdem neun Priester für das Bistum Rom. Die neun Männer lagen während der Zeremonie wie üblich zeitweise flach auf dem Boden vor dem Altar im gut gefüllten Petersdom. Laut Teilnehmerangaben feierten ungefähr 1000 Gläubige die Messe mit. Es war seit langem wieder ein größerer Gottesdienst, nachdem wegen der Corona-Pandemie bereits die Osterfeiern stark eingeschränkt waren. Franziskus mahnte die neuen Mitglieder der Priestergemeinde, eine Einheit zu sein und nicht übereinander zu tratschen.


Ministerin nimmt britischen Premier Johnson nach Vorwürfen in Schutz

LONDON: Nach den weitreichenden Vorwürfen des britischen Ex-Regierungsberaters Dominic Cummings erhält Premierminister Boris Johnson Rückendeckung aus seinem Kabinett. Ihr sei versichert worden, dass bei einer umstrittenen Renovierung von Johnsons Dienstwohnung alle Vorschriften vollständig eingehalten worden seien, sagte die Ministerin für internationalen Handel, Liz Truss, am Sonntag bei Sky News. Johnson habe die Kosten für den Umbau aus eigener Tasche übernommen und sich komplett an die Regeln gehalten. Sie antwortete jedoch nicht darauf, woher er das Geld gehabt habe.

Die führende Oppositionspartei Labour forderte am Sonntag erneut, dass der Fall umgehend untersucht werden müsse. Johnson müsse offenlegen, woher das Geld für den Umbau stamme, sagte Vize-Parteichefin Angela Rayner der BBC.

Johnsons früherer Chefberater Cummings, der seinen Posten im Streit im Dezember verlassen hatte, hatte zuvor in einem langen Eintrag auf seinem Blog mehrere Vorwürfe gegen Johnson erhoben. Unter anderem hatte er angedeutet, dass der Premier geplant habe, Spender seiner Konservativen Partei insgeheim für die Renovierung der Amtswohnung in Downing Street 11 aufkommen zu lassen. Johnson müsse am Montag im Parlament erklären, was passiert sei, forderte Rayner.


Tschechiens Präsident Zeman warnt im Streit mit Moskau vor Hysterie

PRAG: Nach einer Woche des Schweigens hat sich der tschechische Präsident Milos Zeman zum Streit seines Landes mit Russland geäußert. In einer Fernsehansprache warnte der 76-Jährige am Sonntag vor «jeder Form von Hysterie». Zuvor hatte die Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis russische Geheimdienst-Agenten für Explosionen in einem Munitionslager vor mehr als sechs Jahren verantwortlich gemacht. Zeman sprach von einem «Verdacht» und plädierte dafür, weitere Polizeiermittlungen abzuwarten.

Bei dem Zwischenfall in Vrbetice im Osten Tschechiens waren zwei Menschen gestorben. Zeman zählte zwei Ermittlungshypothesen auf: Entweder erhärte sich der Verdacht gegen Russland oder es stelle sich heraus, dass es sich um einen Unfall beim unsachgemäßen Umgang mit Munition gehandelt habe. «Ich hoffe, dass wir die Wahrheit erfahren werden», sagte der Präsident. Er schloss auch nicht aus, dass die Affäre in Wirklichkeit ein «Geheimdienstspiel mit ernsten Folgen für unser innenpolitisches Leben» gewesen sein könnte.

Der Kreml bestreitet die Vorwürfe der Prager Regierung vehement. Prag und Moskau wiesen gegenseitig Diplomaten aus. Zeman wird als russlandfreundlich eingeschätzt. Im November 2017 hatte ihn sein Kollege Wladimir Putin in Sotschi empfangen. Oppositionspolitiker kritisierten, dass Zeman in seiner Rede die Arbeit der Geheimdienste in Zweifel gezogen und Desinformation betrieben habe.

Zeman steht seit März 2013 an der Spitze seines Landes. Als Präsident hat er zwar fast nur repräsentative Aufgaben, gilt aber als wichtiger Meinungsmacher in dem Nato- und EU-Mitgliedstaat.


Feuer am höchsten Berg Nordirlands eingedämmt

LONDON: Am höchsten Berg von Nordirland hat über das Wochenende ein großer Flächenbrand gewütet. In den Mourne Mountains rund um den knapp 850 Meter hohen Slieve Donard waren streckenweise mehr als 100 Feuerwehrleute und weitere Einsatzkräfte damit beschäftigt, die am Freitagmorgen entstandenen Flammen in dem teils unwegsamen Gelände in den Griff zu bekommen.

Die nordirische Feuer- und Rettungsbehörde (NIFRS) erklärte den Brand knapp 50 Kilometer südlich von Belfast am Samstag zunächst zu einem schwerwiegenden Zwischenfall, stufte ihn am frühen Sonntagnachmittag nach Fortschritten bei der Brandbekämpfung aber wieder zurück. Zu dem Zeitpunkt waren noch 40 Feuerwehrkräfte vor Ort im Einsatz. Die Behörde hoffte, den Einsatz innerhalb einiger Stunden abschließen zu können. Nordirlands Gesundheitsminister Robin Swann dankte der Feuerwehr dafür, unermüdlich und unter extremen Bedingungen daran gearbeitet zu haben, den Brand unter Kontrolle zu bringen.

Der nordirische Umweltminister Edwin Poots sprach zuvor von schrecklichen Schäden, die das Feuer auf einer großen Fläche und vor allem der Tier- und Pflanzenwelt zugefügt habe. Es könne Jahre dauern, bis sich das Gebiet davon erholt habe. Nach Behördenangaben handelte es sich um einen der größten Flächenbrände, die das zu Großbritannien zählende Nordirland in den vergangenen Jahren erlebt hat. Die Brandursache ist bislang unklar.


Vor Parlamentswahl: Armeniens Regierungschef Paschinjan tritt zurück

MOSKAU: Der Ministerpräsident der Südkaukasus-Republik Armenien, Nikol Paschinjan, hat wie angekündigt seinen Rücktritt erklärt. Bis zur vorgezogenen Parlamentswahl am 20. Juni werde er geschäftsführend im Amt bleiben, sagte Paschinjan am Sonntag in einer Fernsehansprache. Die Neuwahlen sollen das Land aus einer innenpolitischen Krise führen. Seit dem Ende der jüngsten Kämpfe um Berg-Karabach im November steht Paschinjan in seiner Heimat erheblich unter Druck.

Viele Armenier machen Paschinjan für Gebietsverluste im Krieg gegen Aserbaidschan verantwortlich. Sie haben bei Massenprotesten immer wieder seinen Rücktritt gefordert. In dem Krieg vom 27. September bis 9. November hatte sich das Nachbarland Aserbaidschan weite Teile des Anfang der 1990er Jahre verlorenen Gebiets in Berg-Karabach zurückgeholt. Mehr als 6000 Menschen starben bei den Auseinandersetzungen.

Um das armenische Parlament aufzulösen, muss der Regierungschef zurücktreten. Paschinjan, der vor allem in ländlichen Regionen weiter als beliebt gilt, will im Juni erneut um das Amt kandidieren. Dagegen protestiert die Opposition immer wieder.


Grüne überholen Union

BERLIN: Die Grünen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge die Unionsparteien in der Wählergunst überholt. Im «Sonntagstrend» des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der «Bild am Sonntag» legen die Grünen um 6 Prozentpunkte zu und kommen auf 28 Prozent. Das ist der Zeitung zufolge der höchste Grünen-Wert in der Geschichte des «Sonntagstrends». Die Union verliert 2 Punkte und liegt nun bei 27 Prozent. Auch die SPD büßt 2 Punkte ein und rutscht ab auf 13 Prozent - dem schlechtesten Wert seit August 2019. Linkspartei (7 Prozent) und AfD (10 Prozent) verlieren jeweils einen Punkt, die FDP bleibt bei 9 Prozent.

Kantar hat 1225 Menschen im Zeitraum vom 15. bis zum 21. April befragt. Am vergangenen Montag hatte der Grünen-Bundesvorstand Parteichefin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert. In der Union hat sich CDU-Chef Armin Laschet nach einem Machtkampf gegen den CSU-Vorsitzenden Markus Söder als Kanzlerkandidat durchgesetzt. Finanzminister Olaf Scholz steht schon länger als Kanzlerkandidat der SPD fest.

Bei einer Kanzler-Direktwahl hätte Baerbock gute Karten, wie eine weitere Umfrage ergab. Laut einer Insa-Befragung für die «Bild am Sonntag» würden 30 Prozent Baerbock direkt wählen, Scholz käme auf 20 Prozent und Laschet auf 18 Prozent.

Scholz bezeichnete in der «Bild am Sonntag» dennoch das Rennen als «völlig offen» und sprach seinen Mitkonkurrenten die Eignung für das Kanzleramt ab. «Deutschland ist eines der größten und erfolgreichsten Industrieländer der Welt. Es sollte von jemandem geführt werden, der Erfahrung im Regieren hat, der nicht nur regieren will, sondern das auch wirklich kann», sagte der Vizekanzler. «Ich bin der Kanzlerkandidat, der über die notwendige Erfahrung und Kenntnisse für diese Aufgabe verfügt. Das unterscheidet mich von meinen Wettbewerbern», fügte Scholz hinzu. Er rief zugleich Laschet auf, er solle «klar sagen, ob er sich traut, ohne sicheren Rückfahrschein in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Es geht um das wichtigste Amt im Land. Lauwarm geht da nicht.»


Viele Tote und Verletzte bei Explosion in Krankenhaus in Bagdad

BAGDAD: Bei einer Explosion und einem anschließenden Großbrand in der Corona-Station eines Krankenhauses in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind in der Nacht zum Sonntag mehrere Personen getötet und verletzt worden.

Nach Medienberichten waren in der Abteilung Sauerstoffflaschen explodiert, anschließend breitete sich in der Station ein Großbrand aus. Erste Berichte sprachen von zehn bis 20 Toten und mindestens ebenso vielen Verletzten bei dem Zwischenfall im Al-Khatib-Krankenhaus.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.