Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Ukrainische Großoffensive in Donezk gescheitert

MOSKAU: Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. «Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war», teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit.

Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt, darunter auch das Gebiet Donezk.


US-Luftwaffe fängt Kleinflugzeug nahe Washington ab - Absturz

WASHINGTON: Kampfjets der US-Luftwaffe haben am Sonntag ein Kleinflugzeug nahe der US-Hauptstadt Washington abgefangen. Der Pilot des Kleinflugzeugs vom Typ Cessna Citation sei nicht ansprechbar gewesen und habe nicht auf die Ansprachen der Behörden reagiert, teilte das nordamerikanische Luftverteidigungskommando Norad mit. An dem Einsatz gegen 15.20 Uhr (Ortszeit) seien F-16-Kampfjets beteiligt gewesen. Kurze Zeit später sei das Kleinflugzeug bei Montebello im Bundesstaat Virginia, südlich von Washington, abgestürzt, teilte die US-Luftfahrtaufsicht FAA mit. Die Maschine sei in Elizabethton im Bundesstaat Tennessee gestartet und hätte in Long Island in New York landen sollen.

Norad teilte mit, den Kampfjets sei die Erlaubnis erteilt worden, mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen. Auch seien Leuchtraketen zum Einsatz gekommen, «um die Aufmerksamkeit des Piloten abzulenken». Unklar war zunächst, ob es an Bord einen medizinischen Notfall gegeben hatte und der Pilot deshalb nicht reagierte - und ob das Kleinflugzeug Beschränkungen des Luftraums über Washington und Umgebung verletzt hatte. Nach CNN-Informationen befanden sich an Bord des Kleinflugzeugs vier Menschen, zu denen zunächst keine Details bekannt waren. Die Maschine sei nicht vom Militär abgeschossen worden, berichtete CNN unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person.

Am Sonntagnachmittag hatte ein lauter Knall viele Menschen in Washington und in den angrenzenden Bundesstaaten Virginia und Maryland aufgeschreckt. Es war ein explosionsartiges Geräusch zu hören. Die Behörde, die in der Stadt Annapolis unweit von Washington Notfälle koordiniert, teilte mit, dass es sich dabei um einen Überschallknall gehandelt habe. Ein solcher ist zu hören, wenn sich ein Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft bewegt.


Lage in kanadischen Waldbrand-Gebieten entspannt sich leicht

MONTREAL: Nach wochenlangen schweren Waldbränden in Kanada sehen die Behörden eine leichte Entspannung der Lage. Rund um Halifax an der Ostküste des Landes seien laut der zuständigen Behörde für Bodenschätze alle Feuer unter Kontrolle, berichtete das kanadische Fernsehen CBC am Sonntag. Auch im ebenfalls in Nova Scotia gelegenen südlich angrenzenden Shelborne County sei man optimistisch, die Lage bald vollständig zu kontrollieren, hieß es weiter. Erste Evakuierte könnten wieder in ihre Häuser zurück.

In der Provinz Québec im Nordosten des Landes seien dagegen am Sonntag noch 143 Feuer aktiv gewesen, nicht alle davon könnten gleichzeitig bekämpft werden, sagte der Minister für öffentliche Ordnung, François Bonnardel. Betroffen war eine Fläche von etwa 183.000 Hektar - das entspricht mehr als der doppelten Fläche von Berlin. Die Provinz Québec ist knapp fünf Mal so groß wie Deutschland und hat rund 8,5 Millionen Einwohner.

Premierminister Justin Trudeau hatte am Samstag auf Twitter angekündigt, Mitglieder der kanadischen Streitkräfte bei der Bekämpfung der Brände einzusetzen. Vergangene Woche hatten kanadische Medien berichtet, dass auch rund 1200 internationale Feuerwehrleute ins Land reisten, um die Brände zu bekämpfen.


Angriff auf Wohnung - mindestens fünf Tote

GUAYAQUIL: Unbekannte haben in einer Wohnung in der ecuadorianischen Millionenstadt Guayaquil mindestens fünf Menschen erschossen. Acht Verletzte seien in Krankenhäuser gekommen, teilte ein Polizeisprecher am Sonntag (Ortszeit) vor Journalisten mit. Zeugen zufolge seien drei Täter auf einem Motorrad vorgefahren. Eines der Todesopfer sei ein Polizist gewesen. Die Hintergründe waren zunächst unklar.

In sozialen Medien wurden Videos verbreitet, die blutüberströmte Menschen, zwischen Stühlen auf dem Boden liegend, vor dem Haus im Stadtteil Isla Trinitaria zeigen. Örtliche Medien berichteten, dort sei ein Geburtstag gefeiert worden.

Das südamerikanische Land leidet unter einer Welle der Gewalt, die vor allem Banden von Drogenschmugglern zugeschrieben wird - die Hafenstadt Guayaquil, die bevölkerungsreichste Ecuadors, ist davon besonders betroffen. Die Mordrate von rund 25 Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und eine der höchsten Lateinamerikas.


Überschallknall schreckt Menschen in Washington und Umgebung auf

WASHINGTON: Ein lauter Knall hat am Sonntag viele Menschen in der US-Hauptstadt Washington DC und den angrenzenden Bundesstaaten Virginia und Maryland aufgeschreckt. Die Behörde, die in der Stadt Annapolis unweit von Washington Notfälle koordiniert, teilte mit, dass es sich dabei um einen Überschallknall handelte. Ein solcher ist zu hören, wenn sich ein Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft bewegt. Nach Angaben der Behörde wurde er durch einen vom US-Verteidigungsministerium genehmigten Flug verursacht. Weitere Informationen gab es zunächst nicht.

Die «Washington Post» berichtete unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen, dass der Vorfall im Zusammenhang mit dem Absturz eines Kleinflugzeuges in Virginia steht. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA teilte mit, dass gegen 15.30 Uhr (Ortszeit) - kurz nach dem Knall - ein Kleinflugzeug vom Typ Cessna Citation bei Montebello im Bundesstaat Virginia, südlich von Washington, abgestürzt sei. Es habe sich auf dem Weg von Elizabethton im Bundesstaat Tennessee nach Long Island in New York befunden. Die «Washington Post» berichtetet, das Kleinflugzeug habe nicht auf die Ansprache der Behörden reagiert. Das Pentagon äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.


Selenskyj: Mindestens 485 Kinder seit Kriegsbeginn getötet

KIEW: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mindestens 485 Kinder getötet worden. Es handele sich dabei ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Sonntag. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher. Selenskyj verwies zudem auf die mehr als 19.500 ukrainische Kinder, die aus besetzten Gebieten nach Russland deportiert worden seien. Bislang sei es erst in rund 370 Fällen gelungen, die «kleinen Ukrainer» zurückzuholen, sagte der Staatschef.

Russland hat das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Mit Blick auf Berichte über Deportationen ukrainischer Kinder hatte Mitte März dieses Jahres der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Russlands Präsident Wladimir Putin und die russische Beauftragte für Kinderrechte, Maria Lwowa-Belowa, erlassen. Der juristische Vorwurf lautet auf «Kriegsverbrechen».


Kradfahrer prallt gegen Brückengeländer - schwere Verletzungen

SCHLECHING: Ein 26-jähriger Motorradfahrer ist auf der Bundesstraße 307 nahe der österreichischen Grenze gegen ein Brückengeländer geprallt und schwer verletzt worden. Sofort nach dem Unfall am Sonntagvormittag seien mehrere Ersthelfer zur Hilfe geeilt und hätten sich um den zunächst bewusstlosen Motorradfahrer gekümmert, teilte die Polizei mit. Er wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht.

Der Unfall passierte in Schleching im Landkreis Traunstein, nahe der Grenze zu Tirol. Der Biker kam in einer Linkskurve aus bisher unbekannten Gründen nach rechts von der Fahrbahn ab. Dabei touchierte er den Randstein und krachte gegen das Brückengeländer. Er wurde dabei von seinem Fahrzeug geworfen. Das Krad rutschte etwa 50 Meter weiter über die Fahrbahn und kam auf der Gegenspur zum Liegen. Die Bundesstraße war rund eine Stunde komplett gesperrt.


Faeser zu Ministertreffen in Belgien: Bekämpfung des Drogenschmuggels

BERLIN/ANTWERPEN: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Minister aus fünf weiteren EU-Staaten beraten an diesem Montag in Antwerpen über gemeinsame Anstrengungen zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Im Fokus der Gespräche, an denen neben Regierungsvertretern aus Deutschland und dem Gastgeber Belgien auch Ministerinnen und Minister aus Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden teilnehmen, steht der internationale Drogenhandel.

Durch gemeinsames Handeln wollten die sechs Staaten der Koalition nach Angaben der Gastgeber verhindern, dass Kriminelle ihre Aktivitäten, wenn der Fahndungsdruck an einem Ort steigt, einfach von einem europäischen Hafen in den nächsten verlegen. Bei einem Treffen in Amsterdam im vergangenen Oktober hatten sich die sechs Staaten auf einen Aktionsplan verständigt. Dieser sieht zur Unterbindung des Drogenimports nach Europa unter anderem Kooperationen mit den USA sowie mit Karibik-Staaten und Balkan-Ländern vor.


80 Migranten aus Türkei über Grenzfluss nach Griechenland gelangt

ATHEN: An der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland sind am Sonntag etwa 80 Migranten über den Grenzfluss Evros in die EU gelangt, darunter zahlreiche Kinder. Nach Angaben der griechischen Behörden wurden sie auf einer kleinen Insel entdeckt, die zu Griechenland gehört, und dann in Sicherheit gebracht. Die Regierung in Athen bat das Nachbarland, weitere illegale Einreisen zu verhindern. Nach Medienberichten warten auf der türkischen Seite des Flusses Hunderte Menschen auf eine Gelegenheit, in die EU zu kommen.

Griechenland hatte bereits am Donnerstag 138 Migranten aufgenommen, die auf einer kleinen Flussinsel festsaßen. Die türkischen Behörden hätten sie gewähren lassen, hieß es seitens des griechischen Grenzschutzes.

Die griechische Regierung will wegen der Migration die Grenze im Nordosten des Landes fast vollständig abriegeln. Ein 35 Kilometer langer Zaun entlang des Evros wird zurzeit um 80 Kilometer verlängert. Der Grenzschutz verhinderte vergangenes Jahr nach eigenen Angaben mehr als 250.000 illegale Einreisen über den Fluss. Viele Migranten kommen aus Konfliktregionen wie Syrien, Afghanistan und Pakistan.


Mexiko wählt Gouverneure - historischer Machtwechsel möglich

TOLUCA: Ein Jahr vor der Präsidentenwahl haben in Mexiko wichtige Regionalwahlen begonnen. Insgesamt sind rund 15 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, am Sonntag die Gouverneure der Bundesstaaten México und Coahuila neu zu bestimmen. In beiden regiert die Partei der Institutionellen Revolution (PRI) seit 94 Jahren ununterbrochen.

In dem an die Hauptstadt grenzenden Bundesstaat México, der bevölkerungsreichsten der 32 Regionen des lateinamerikanischen Landes, ist nach Umfragen allerdings ein Sieg der Partei Morena des linksnationalistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador gegen ein Oppositionsbündnis zu erwarten. Damit würde Morena (Movimiento Regeneración Nacional - Bewegung Nationaler Erneuerung) ihre Favoritenrolle bei der Präsidentenwahl am 2. Juni 2024 festigen. Der beliebte López Obrador darf sich laut Verfassung dabei nicht zur Wiederwahl stellen - Morenas Kandidat steht noch nicht fest.

Für die Oppositionsparteien ist es ein Test, ob sie sich mit vereinten Kräften gegen die nationale Regierungspartei durchzusetzen können. Die PRI, die von 1929 bis 2000 Mexiko autoritär regierte, würde bei einer Niederlage im Bundesstaat México eine historische Hochburg verlieren. In der Region leben rund 13,5 Prozent der etwa 126 Millionen Einwohner Mexikos. Beide Kandidatinnen sind Frauen - die Siegerin wird die erste Gouverneurin des Bundesstaates.

Im kleineren Coahuila in Nordmexiko lag hingegen der gemeinsame Kandidat der PRI und weiterer Parteien in den Umfragen in Führung. Dort werden auch lokale Abgeordnete gewählt.


Nato-Generalsekretär: Schweden hat Forderungen der Türkei erfüllt

ISTANBUL: Im Streit um Schwedens Aufnahme in die Nato hat das Land nach Ansicht von Generalsekretär Jens Stoltenberg alle Anforderungen der Türkei erfüllt. «Schweden ist seiner Verpflichtung nachgekommen», sagte Stoltenberg am Sonntag nach einem Treffen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan in Istanbul. Angesichts von Sicherheitsbedenken der Türkei habe es auch seine Gesetzgebung angepasst. Das Treffen mit Erdogan bezeichnete Stoltenberg als «produktiv». Am 12. Juni solle es weitere Gespräche mit der Türkei und Schweden geben.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Schweden vor einem Jahr gemeinsam mit Finnland die Aufnahme ins westliche Verteidigungsbündnis beantragt. Finnland wurde Anfang April als 31. Mitglied willkommen geheißen, Schweden fehlt dagegen weiterhin die Zustimmung aus der Türkei und auch aus Ungarn. Die Türkei begründet ihre Blockade mit einem unzureichenden Vorgehen gegen kurdische «Terrororganisationen» in dem skandinavischen Land.

In Schweden sind nun seit Donnerstag neue Terrorgesetze in Kraft. Demnach ist es strafbar, sich an einer Terrororganisation zu beteiligen, eine solche Beteiligung zu finanzieren oder anderweitig zu unterstützen. An einer Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze wurde seit Jahren gearbeitet. Stockholm hofft, dass die neue Gesetzgebung entscheidend zur Lösung des Streits mit der Türkei beitragen kann. Die Allianz trifft sich im Juli zu einem Gipfel. Erdogan war vor einer Woche in einer Stichwahl als Präsident bestätigt worden. Stoltenberg nahm an seiner Vereidigung teil.


Stadt Leipzig verbietet für Sonntag angekündigte Demonstration

LEIPZIG: Nach Auseinandersetzungen zwischen Linksradikalen und der Polizei hat die Stadt Leipzig eine für Sonntagabend angemeldete Demonstration verboten. «Grund dafür sind die Erfahrungen von Samstagabend», sagte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Ausschreitungen im Süden Leipzigs waren mehrere Beamte und Demonstrierende verletzt worden. Nach Angaben der Polizei waren knapp 30 Menschen unter anderem wegen des Vorwurfs des schweren Landfriedensbruchs festgenommen worden.

Grundlage für das Verbot der Demonstration ist nach Angaben der Stadt eine für Samstag und Sonntag geltende Allgemeinverfügung. Diese verbietet Versammlungen, die Bezug zum Urteil gegen die Linksextremistin Lina E. nehmen. Die in Leipzig wohnende 28-Jährige und weitere Mitangeklagte wurden am vergangenen Mittwoch in Dresden wegen Gewalttaten verurteilt. Anschließend wurde landesweit zu Solidaritätsdemonstrationen aufgerufen. Der Schwerpunkt lag in Leipzig. Die für Sonntagabend angekündigte Demo sollte sich gegen Polizeigewalt richten.

Die sächsischen Landtagsabgeordneten Juliane Nagel und Marco Böhme (beide Linke) bezeichneten das Verbot als «skandalös»: «Schon gestern wurden Grundrechte außer Kraft gesetzt. Wir appellieren an den Oberbürgermeister und die Polizeiführung, die Stadt Leipzig nicht weiter zur grundrechtsfreien Zone zu machen», erklärten sie am Sonntag.


Rumänischer Präsident mit Franz-Werfel-Menschenrechtspreis geehrt

FRANKFURT/MAIN: Der rumänische Präsident Klaus Iohannis ist für seinen Einsatz für Minderheitenrechte mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis des Zentrums gegen Vertreibungen ausgezeichnet worden. Der 63-Jährige erhielt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am Sonntag vor rund 500 Gästen in der Frankfurter Paulskirche.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker. «Iohannis gehört für mich zu jenen aus Mitteleuropa kommenden Staatsmännern, die über ihre Zeit hinaus wirken werden, weil er sich gerade für die Rechte von Minderheiten immer wieder prominent stark macht», sagte Juncker einer Mitteilung zufolge. «Er ist ein würdiger Preisträger.»

Die nach dem Schriftsteller Franz Werfel (1890­1945) benannte Auszeichnung wird von der Stiftung mit Sitz im hessischen Wiesbaden alle zwei Jahre verliehen. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderen der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller («Atemschaukel»). Iohannis ist der elfte Preisträger.


Demos an Geburtstag von Kremlgegner Nawalny - Festnahmen

MOSKAU: Anlässlich des 47. Geburtstags des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny haben Menschen in Russland und verschiedenen anderen Ländern für dessen Freilassung demonstriert. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch veröffentlichte am Sonntag auf Twitter Fotos unter anderem aus Japan, Australien und Georgien. Auch in Berlin war eine Kundgebung angekündigt. In russischen Städten wurden laut Bürgerrechtlern bis zum Abend 90 Demonstranten festgenommen, mehr als die Hälfte von ihnen in der Hauptstadt Moskau.

Nawalny ließ ausrichten, er sei guter Laune, obwohl er natürlich lieber bei seiner Familie wäre als im Straflager 260 Kilometer nordöstlich von Moskau. «Aber das Leben funktioniert so, dass gesellschaftlicher Fortschritt und eine bessere Zukunft nur dann erreicht werden können, wenn eine bestimmte Anzahl von Menschen bereit ist, den Preis für ihr Recht auf ihre Überzeugungen zu zahlen», schrieb er. «Und ganz sicher wird der Tag kommen, an dem das Aussprechen der Wahrheit und das Eintreten für Gerechtigkeit in Russland etwas Alltägliches und Ungefährliches sein wird.»

Der prominenteste Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin sitzt als politischer Gefangener seit mehr als zwei Jahren wegen angeblichen Betrugs im Gefängnis. Verurteilt wurde er bislang zu neun Jahren Haft. In einem bald beginnenden neuen Prozess drohen ihm bis zu 30 weitere Jahre. Nawalny hatte 2020 nur knapp einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt, für den im Westen der russische Staat verantwortlich gemacht wird. Er wird seit Monaten fast durchgängig in eine zwei mal drei Meter kleine Isolationszelle gesteckt. Menschenrechtler sprechen von Folter.


Polizei: In Leipzig 50 Beamte verletzt - 30 Festnahmen

LEIPZIG: Bei den Ausschreitungen von Linksradikalen in Leipzig sind nach Angaben der Polizei etwa 50 Polizisten verletzt worden. Zudem habe es auch Verletzte aufseiten der Demonstranten gegeben, sagte Polizeipräsident René Demmler am Sonntag - die genaue Zahl konnte er aber nicht beziffern. Ermittlungen laufen bei der Polizei etwa wegen schweren Landfriedensbruchs und wegen Angriffen auf Polizisten. Es habe fast 30 Festnahmen gegeben, bei denen nun Haftantrag geprüft werde, teilte Demmler mit. Zudem seien zwischen 40 und 50 Personen in Gewahrsam genommen und bis Sonntagmittag wieder entlassen worden.

Die Stadtverwaltung und die Polizei verteidigten ihr Vorgehen. «Wir müssen leider erleben, dass auch bei einer friedfertig angekündigten Demonstration sich Gewalttäter darunter mischen, dass sie instrumentalisiert wird und es im Ergebnis dann zu Gewaltausbrüchen kommt», sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Es sei daher richtig gewesen, zwei andere Demonstrationen zuvor zu untersagen. Er dankte der Polizei für ihre Arbeit. So sei es möglich gewesen, trotz der «fürchterlichen Vorkommnisse» die Stadt lebensfähig zu halten.

Polizeipräsident Demmler sprach von «viel sinnloser, extremer Gewalt». Es sei daher erforderlich gewesen, auch durch Stärke zu deeskalieren. Demmler betonte, dass keine Versammlung aufgelöst wurde. Es sei eine Stunde lang mit dem Versammlungsleiter versucht worden, eine stationäre Kundgebung zu erreichen. Bei der Demonstration unter dem Motto «Die Versammlungsfreiheit gilt auch in Leipzig» mit rund 1500 Teilnehmern waren am Samstag nach einem friedlichen Beginn Steine, Flaschen und ein Brandsatz auf Polizisten geworfen worden. Die Polizei kesselte rund 1000 der Demonstranten ein und sprach von «massiven Ausschreitungen».


Indischer Bahnminister: Signalfehler wohl Grund für Bahnunglück

NEU DELHI: Die Ursache des schweren Bahnunglücks in Indien ist laut dem Bahnminister nach ersten Erkenntnissen wohl ein Fehler beim elektrischen Signal gewesen. «Wir haben die Ursache des Vorfalls und die Verantwortlichen gefunden», sagte Bahnminister Ashwini Vaishnaw der indischen Nachrichtenagentur ANI am Sonntag. Die Untersuchungen dauerten noch an.

Am Samstag versprach Premierminister Narendra Modi, die Schuldigen für das Unglück mit Hunderten Toten und Verletzten schwer zu bestrafen. Mehrere Oppositionspolitiker warfen der Regierung nach dem Unfall vor, nicht genügend in die Bahnsicherheit investiert zu haben und forderten Vaishnaw zum Rücktritt auf. Dieser wiederum sagte, jetzt sei nicht die Zeit für politische Diskussionen.

Am Sonntag hatten die Behörden die Totenzahl leicht nach unten korrigiert. Es seien 275 Menschen umgekommen und nicht 288, wie am Samstag mitgeteilt worden sei, sagte der Verwaltungschef des Bundesstaats Odisha, Pradeep Kumar Jena, der Agentur ANI. Einige Leichen seien demnach zuvor zweimal gezählt worden. Bislang seien zudem 88 Tote identifiziert worden. Behörden hätten Listen und Fotos der Verstorbenen zum Zwecke der Identifikation auf verschiedene Regierungswebsites hochgeladen. Angehörige sollten sie nicht mit Kindern anschauen, hieß es.


Polizei rechnet mit weiteren Störungen in Leipzig

LEIPZIG: Die Polizei rechnet mit weiteren Störaktionen in Leipzig und setzt nach den Krawallen der vergangenen Tage ihren Einsatz fort. Dabei verwies sie in einer Mitteilung auch auf einen Demonstrationsaufruf für Sonntagabend. Am Samstagabend hatte sie nach Auseinandersetzungen mit Demonstranten rund 1000 Menschen eingekesselt. Die Maßnahmen hierzu hätten bis in die Morgenstunden angedauert, hieß es: «Kurz nach 5.00 Uhr stellten die Bearbeitungstrupps die letzte Identität fest.»

Den Angaben zufolge wurden bei den Einsätzen in der Stadt etwa zwei Dutzend Polizisten verletzt, zwei von ihnen seien daraufhin nicht mehr dienstfähig gewesen. Eine genaue Zahl der Menschen, die in Gewahrsam oder festgenommen wurden, wurde nicht genannt.


Libanesische Ermittler prüfen Vorwürfe gegen Botschafter in Paris

BEIRUT: Der Libanon will einen Untersuchungsausschuss nach Paris entsenden, um mögliche Ermittlungen in Frankreich gegen den libanesischen Botschafter zu prüfen. Die Ermittler würden mit den französischen Behörden in Kontakt treten, «um zu klären, was in den Medien berichtet wurde und was dem libanesischen Außenministerium nicht über diplomatische Kanäle mitgeteilt wurde», teilte das Ministerium am Samstagabend mit.

Verschiedene Medien hatten am Wochenende berichtet, dass gegen den Botschafter unter anderem wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung ermittelt wird. Er steht in Frankreich unter diplomatischer Immunität, die nur vom libanesischen Staat aufgehoben werden kann.

Libanons Außenministerium sei «bestrebt, verantwortungsbewusst mit dem vorgelegten Fall umzugehen und so den Ruf und die Position des (libanesischen) Staates zu schützen», hieß es weiter.


Irans Religionsführer: Proteste wurden vom Ausland gesteuert

TEHERAN: Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei hat erneut «ausländische Mächte» für die landesweiten Proteste im Herbst verantwortlich gemacht. Auch seien die Demonstrationen von Teilen der weltweiten iranischen Gemeinschaft angefeuert worden, «die ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben», sagte Chamenei. Der 84-Jährige sprach in seiner Rede am Sonntag von Unruhen, nicht von Protesten, und von Verrat durch Teile der weltweiten iranischen Gemeinschaft.

«Die Menschen, die von hier fortgegangen sind, wurden zu Söldnern und Agenten der Politik von Irans Feinden», sagte der Religionsführer vor Tausenden Anhängern. Chamenei hielt die Rede anlässlich des 34. Todestags von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini in dessen Mausoleum im Süden der Hauptstadt Teheran. Seit Jahrzehnten hätten sich große Mächte gegen den Iran versammelt, sagte Chamenei weiter. «Der Unterschied ist, dass die iranische Nation heute stärker ist, und sie (die Feinde) schwächer geworden sind.»

Die landesweiten Proteste im Herbst, ausgelöst vom Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini, stürzten die Islamische Republik in die schwerste politische Krise seit Staatsgründung. Sittenwächter hatten Amini Mitte September wegen angeblicher Verstöße gegen die islamischen Kleidungsregeln festgenommen, wenige Tage später starb sie in einem Krankenhaus.

Während sich die Proteste zu Beginn noch gegen die Kopftuchpflicht richteten, forderten Demonstrantinnen und Demonstranten später einen Sturz des gesamten Systems. Inzwischen ist wieder Alltag eingekehrt im Iran. Viele Frauen leisten jedoch weiter zivilen Ungehorsam, etwa indem sie die Kopftuchpflicht ignorieren.


Verkehrsunfall mit Bus in Süditalien - ein Toter, mehrere Verletzte

VALLESACCARDA: Nach einem schweren Verkehrsunfall mit einem Bus in der Nähe der süditalienischen Stadt Neapel gibt es einen Toten und 14 Verletzte. Der Unfall, in den ein Reisebus mit 38 Fahrgästen sowie fünf Autos verwickelt waren, ereignete sich am frühen Sonntagmorgen auf der Autobahn A16 in Richtung Neapel, wie die italienische Feuerwehr mitteilte. Bei den Rettungsarbeiten barg die Feuerwehr demnach den leblosen Körper eines Mannes. Bei dem Toten handelt es sich um einen der Autofahrer.

Den ersten Erkenntnissen zufolge kam es zwischen drei Fahrzeugen zu einem Unfall. Der Bus stieß dann gegen eines der Autos, kippte um und rutschte schließlich eine Böschung herunter. Der genaue Hergang des Unfalls auf der Höhe der Gemeinde Vallesaccarda in der Provinz Avellino werde allerdings noch untersucht.

Ein Kranwagen der Feuerwehr hob den Bus an, um zu prüfen, ob weitere Menschen betroffen sind. Die Verletzten, die aus dem Bus befreit werden konnten, wurden in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht. Der Bus gehörte italienischen Medienberichten zufolge der Flotte eines großen Fernbusunternehmens an und fuhr von der apulischen Stadt Lecce in Richtung Rom.


Erdbeben der Stärke 4,5 erschüttert Westiran

TEHERAN: Ein Erdbeben der Stärke 4,5 hat den Westens Irans erschüttert. Das Beben ereignete sich am Sonntagfrüh nahe der Provinzhauptstadt Kermanschah, wie die Staatsagentur IRNA unter Berufung auf das Geophysik-Institut der Universität Teheran mitteilte. Laut der US-Erdbebenwarte (USGS) ereignete sich das Beben mit einer Stärke von 4,5 in einer Tiefe von zehn Kilometern. Berichte über Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht.

In den vergangenen Monaten hatten Erdbeben im Nordwesten unweit der Grenze zur Türkei Schäden verursacht, Hunderte Menschen wurden verletzt. Beben im Iran wecken auch Erinnerungen an die schweren Erdbeben Anfang Februar in der Türkei und im Norden Syriens. Immer wieder kommt es zu Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen.


Zugunglück: Biden drückt Menschen in Indien sein Mitgefühl aus

WASHINGTON/NEW YORK: Nach dem schweren Zugunglück in Indien mit mindestens 288 Toten und Hunderten Verletzten hat auch US-Präsident Joe Biden sein Mitgefühl ausgedrückt. «Jill und ich sind nach der tragischen Nachricht über das tödliche Zugunglück in Indien untröstlich», sagte Biden am Samstag (Ortszeit) laut einer Mitteilung des Weißen Hauses in Washington auch im Namen der First Lady. Der Präsident und seine Frau seien in Gedanken bei den Menschen in Indien.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher Stéphane Dujarric nach dem Unglück «zutiefst betrübt». Der Generalsekretär kondoliere sowohl den Angehörigen der Opfer wie auch den Menschen in Indien und ihrer Regierung, hieß es in einer Stellungnahme aus New York.

Bei dem Unfall am Freitag in einer ländlichen Gegend gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata waren laut Behörden im Bundesstaat Odisha drei Züge beteiligt. Örtlichen Medienberichten zufolge soll ein Passagierzug zuerst entgleist sein, ein anderer Passagierzug soll in dessen liegengebliebene Waggons gerast sein. Auch ein Güterzug soll beteiligt gewesen sei. Was sich genau ereignete war zunächst noch unklar. Premierminister Narendra Modi hatte am Samstag Hilfe für die Opfer und schwere Strafen für die Verantwortlichen angekündigt.


CDU weist Vorschlag von CSU-Vize zu EU-Seenotrettung zurück

BERLIN: Die Unionsfraktion im Bundestag lehnt die Forderung des CSU-Vizevorsitzenden Manfred Weber nach einer Neuauflage des europäischen Flüchtlingshilfseinsatzes im Mittelmeer ab. «Die Wiederaufnahme der staatlichen Seenotrettung würde das falsche Signal setzen», sagte Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) dem «Tagesspiegel» zum Vorschlag des Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei im Europaparlament. «Je mehr Schiffe im Mittelmeer zur Rettung unterwegs sind, desto mehr Menschen machen sich mit seeuntauglichen Booten auf den gefährlichen Weg und bringen sich in Lebensgefahr.»

Weber hatte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag) gesagt: «Ich würde mir wünschen, dass Europa wieder gemeinsam Verantwortung übernimmt, wie wir es schon einmal hatten.» Im Mittelmeer Leben zu sichern und Leben zu retten sei die erste Aufgabe für die Europäer - und dies sei eine staatliche Aufgabe, nicht eine von Nichtregierungsorganisationen. Auch die Bundespolizei möge sich beteiligen. Weber betonte allerdings, dass Leben zu retten nicht automatisch heiße, Zugang nach Europa zu bekommen.

Seit Monaten versuchen sehr viele Menschen, von Nordafrika aus über die gefährliche Mittelmeerroute Süditalien zu erreichen. Offiziellen Zahlen aus Rom zufolge schafften dies seit Januar mehr als 50.000 Migranten. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) kamen dabei mehr als 980 Personen ums Leben oder werden seither vermisst.

Von Mai 2015 bis Juni 2019 hatte sich die Bundeswehr im Zuge des EU-Marineeinsatzes «Operation Sophia» im Mittelmeer an der Seenotrettung Schiffbrüchiger beteiligt. Grund für das Aus der Operation war, dass sich die Mitgliedstaaten nicht auf ein System zur Verteilung geretteter Migranten einigen konnten.


Mindestens 25 Tote bei Angriffen auf Dörfer in Nigeria

LAGOS: Unbekannte Bewaffnete haben offiziellen Angaben zufolge im westafrikanischen Nigeria mindestens 25 Menschen getötet. Bei dem Angriff auf Dörfer im Bezirk Katsina-Ala im zentralen Bundesstaat Benue seien zahlreiche weitere Zivilisten verletzt worden, sagte der Sprecher der Bezirksregierung von Katsina-Ala, Tsar Tartor, am Samstag. Auch Dutzende Häuser seien demnach in Brand gesteckt worden. Die Polizei bestätigte die Angriffe.

Im Zentrum und im Norden von Afrikas bevölkerungsreichstem Staat mit rund 220 Millionen Einwohnern kommt es immer wieder zu Angriffen von Banditen, die Dörfer plündern, Vieh stehlen sowie Menschen töten und entführen. Im Nordosten des Landes dagegen ereignen sich oft Anschläge und Angriffe von islamistischen Terrorgruppen wie Boko Haram.


Scholz: «Schlechte-Laune-Partei» wie AfD profitiert von Unsicherheit

HAMBURG: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht als Grund für den Umfrage-Höhenflug der AfD vor allem die Unsicherheit in krisenhaften Zeiten. Auch angesichts des Erfolgs rechtspopulistischer Parteien in anderen europäischen Ländern stelle sich für ihn die Frage «Warum gibt es solche Schlechte-Laune-Parteien?», sagte er am Samstagabend bei der Veranstaltung «Lange Nacht der Zeit» in Hamburg. «Wir leben in einer Zeit der Umbrüche, in der ganz viele Bürgerinnen und Bürger in unseren Ländern nicht so sicher sind, ob die Zukunft auf ihrer Seite ist und ob sie eine haben.» Das schaffe Unsicherheit «und Resonanz für Parteien, die schlecht gelaunt das Vergangene loben».

Um den Populisten entgegenzutreten, «müssen wir dafür Sorge tragen, dass Europa, dass unsere Länder, eine Zukunft haben, an die man glauben kann». Es gehe nicht zuletzt um die Frage, «was eine Gesellschaft zusammenhält. Das Thema des Respekts», sagte der Kanzler. «Wenn wir es nicht fertigkriegen, Gleichwertigkeit zu empfinden» für unterschiedliche Berufs- und Lebenswege in einer offener gewordenen Gesellschaft, «dann werden wir viel Resonanzraum haben für die Trumpisten, die Brexiteers oder eben für die AfD».

Die AfD hatte im ARD-«Deutschlandtrend» zuletzt mit 18 Prozent mit der SPD gleichgezogen. Eine Insa-Erhebung für die «Bild am Sonntag» sieht die Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird, sogar bei 19 Prozent - ebenfalls gleichauf mit der SPD.


Rechtsextreme NPD benennt sich in Die Heimat um

BERLIN: Die rechtsextreme NPD hat sich umbenannt und heißt nun Die Heimat. Das beschloss ein Parteitag am Samstag im sächsischen Riesa mit einer Mehrheit von 77 Prozent, wie die Partei mitteilte. Mit dem Namen bezieht sie sich auf einen Heimatbegriff, der nicht-ethnische Deutsche und in Deutschland lebende Zuwanderer oder Ausländer ausschließt. Die Heimat-Partei soll den «Widerstand» gegen die Politik der «Etablierten», wie es hieß, besser vernetzen.

Nach Zahlen des Verfassungsschutzes für das Jahr 2021 ist sie mit etwa 3150 Mitgliedern zwar zahlenmäßig die stärkste rechtsextreme Partei in Deutschland, allerdings mit deutlich sinkender Tendenz - so wie seit Jahren schon bei den Wählerzahlen. Angesichts auch interner Konflikte sei ein «Ende des personellen, finanziellen und strukturellen Erosionsprozesses» nicht abzusehen, hieß es im Verfassungsschutzbericht von vor einem Jahr.


US-Präsident unterzeichnet Schuldengesetz

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat das Gesetz zur zeitweiligen Aussetzung der staatlichen Schuldenobergrenze in den USA unterzeichnet. Das teilte das Weiße Haus am Samstag in Washington mit. Der Kongress hatte zuvor für das Vorhaben gestimmt und so einen unmittelbar drohenden Zahlungsausfall verhindert. Biden musste das Gesetz nun noch mit seiner Unterschrift in Kraft setzen.

Das Gesetz sieht vor, dass die Schuldenobergrenze bis 2025 ausgesetzt wird. Sie lag zuletzt bei rund 31,4 Billionen Dollar (etwa 29,1 Billionen Euro). Zugleich werden die staatlichen Ausgaben in den kommenden zwei Jahren beschränkt.

Erst nach langer Zitterpartie und erbitterten parteipolitischen Kämpfen einigten sich Bidens Demokraten mit den Republikanern auf einen Kompromiss. Ohne diesen wäre der Regierung laut Finanzministerium am Montag das Geld ausgegangen. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft hätte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen können.


Zehntausende Serben protestieren erneut gegen Gewalt und Regierung

BELGRAD: Zehntausende Menschen haben am Samstag in Belgrad zum fünften Mal gegen Gewalt und gegen die Führung von Staatspräsident Aleksandar Vucic demonstriert. Der Vorplatz des Parlaments sowie hinführende Straßen waren voller Demonstranten, wie direkte Videoübertragungen des Portals «n1info.rs» zeigten. Anschließend begann die Menge einen Marsch durch die Stadt, der auch den Amtssitz von Vucic zum Ziel hatte.

Anlass des Protests waren zwei Amokläufe vor einem Monat. Die Demonstranten prangerten an, dass Vucic-treue private Fernsehsender Gewalt und Mafia-Kriminalität beschönigten. Damit werde ein Klima erzeugt, das Gewalt begünstige. Zum Protest aufgerufen hatten liberale und linke Oppositionsparteien sowie Bürgerbewegungen.

Am 3. Mai hatte ein 13-Jähriger in einer Belgrader Schule neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Einen Tag später schoss ein 21-Jähriger in einem Dorf bei Belgrad auf Menschen und tötete acht. Die beiden Vorfälle, die nicht unmittelbar miteinander zusammenhingen, erschütterten die serbische Gesellschaft zutiefst.


Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten in Leipzig

LEIPZIG: Bei einer Demonstration am Alexis-Schumann-Platz in Leipzig ist es am Samstagnachmittag zu Krawallen gekommen. Es gab Böllerschüsse, Steine, Flaschen und ein Brandsatz wurden auf Polizisten geworfen. Der Platz wurde durch die Polizei geräumt, Demonstranten wurden eingekesselt. Das berichteten dpa-Reporter vor Ort. Der Veranstalter habe die Demonstration aufgelöst, sagte ein Polizeisprecher.

Rund 1000 Teilnehmer hatten sich laut Polizeiangaben am Samstagnachmittag dort zu einer Demonstration versammelt. Angemeldet waren 100 Demonstranten. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, über dem Platz kreiste ein Polizeihubschrauber. Die Polizei ließ die Teilnehmer zunächst nicht weiter laufen und forderte, Vermummungen abzunehmen.

Bundesweit war in linken Kreisen zu Solidaritätsdemonstrationen in Leipzig mobilisiert worden. Anlass ist das Urteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte wegen Überfällen auf vermeintliche oder tatsächliche Neonazis, bei denen mehrere Menschen teils schwer verletzt wurden.


USA schicken Regierungsvertreter zu Gesprächen nach China

WASHINGTON: Inmitten schwer belasteter Beziehungen zwischen den USA und China schickt die US-Regierung hohe Vertreter zu Gesprächen nach Peking. Der für Ostasien und den Pazifik zuständige Abteilungsleiter im US-Außenministerium, Daniel Kritenbrink, werde von Sonntag an zuerst in China und anschließend in Neuseeland sein, teilte das US-Außenministerium am Samstag mit. Bei den Gesprächen in Peking solle es um wichtige Fragen zum Verhältnis der beiden Großmächte gehen. Auch eine Vertreterin des Nationalen Sicherheitsrates der USA werde daran teilnehmen.

Die US-Regierung zeigt sich derzeit äußert besorgt über den Mangel an Kommunikation mit China - und warnte in dieser Woche nach einem Vorfall mit Militärflugzeugen beider Länder über dem Südchinesischen Meer vor Missverständnissen zwischen den Streitkräften, die leicht eskalieren könnten. Für Streit sorgen auch Chinas Rückendeckung für Russlands Krieg in der Ukraine und Drohungen gegen Taiwan. Außerdem hält der Handelskonflikt zwischen den beiden Ländern an. Seit der Affäre um mutmaßliche chinesische Spionageballons im Februar und der Absage eines Besuchs von US-Außenminister Antony Blinken in China kommt der Dialog nicht wieder in Gang.

China lehnte auch den Wunsch Washingtons nach einem Treffen der Verteidigungsminister ab. Die USA hatten um eine Begegnung ihres Ressortchefs Lloyd Austin mit General Li Shangfu am Rande des Shangri-La-Sicherheitsdialogs an diesem Wochenende in Singapur gebeten. Dennoch gibt es offenbar auf anderer Ebene Kontakte. So reiste übereinstimmenden Berichten zufolge etwa der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, im Mai zu vertraulichen Gesprächen nach Peking.


«Wir alle sind Lettland»: Tausende feiern bunte Pride-Parade in Riga

RIGA: Begleitet von vereinzelten Gegenprotesten haben in der lettischen Hauptstadt Riga Tausende Menschen für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und queeren Menschen (LGBTQ) demonstriert. Die überwiegend jungen Teilnehmer der «Riga Pride»-Parade am Samstag schwenkten Regenbogenflaggen und forderten auf Schildern mehr Toleranz und gleiche Rechte in dem baltischen EU-Land. Der zweistündige Straßenumzug unter dem Motto «Wir alle sind Lettland» war der Höhepunkt des mehrtägigen «Riga Pride»-Festivals. Homosexualität ist in dem Land im Nordosten Europas weiterhin oft ein Tabuthema und stößt auf Vorbehalte.

Nach Angaben der Veranstalter nahmen über 5000 Menschen an dem durch zahlreiche Einsatzkräfte gesicherten bunten Marsch durch die Rigaer Innenstadt teil. Zwischenfälle gab es anders als bei früheren Veranstaltungen nicht. «Das war der spektakulärste Marsch, den Riga bisher erlebt hat», sagte «Riga Pride»-Mitorganisator Kaspars Zalitis dem lettischen Rundfunk. «Die lettische Gesellschaft ist viel offener und integrativer geworden.»

Gleichgeschlechtliche Ehen sind in Lettland nicht erlaubt, auch eine gesetzliche Regelung für eingetragene Partnerschaften gibt es bislang nicht. In der diesjährigen Rainbow-Europe-Rangliste der Organisation ILGA Europe landete der Baltenstaat auf Platz 37. Die rechtliche Situation für LGBTQ-Menschen war demnach innerhalb der EU nur in Polen, Rumänien und Bulgarien schlechter.

Fortschritte und ein weiteres Umdenken in der Bevölkerung erhofft sich die lettische LGBTQ-Gemeinde durch die jüngst erfolgte Wahl von Edgars Rinkevics zum Staatspräsidenen. Rinkevics hatte sich 2014 zu seiner Homosexualität bekannt - bei der Parade zeigte er sich wie viele andere lettische Spitzenpolitiker aber nicht.


Gewalt im mexikanischen Chiapas - sieben Menschen erschossen

POLHÓ: Im südmexikanischen Chiapas sind sieben Menschen erschossen und drei weitere verletzt worden. Bewaffnete hätten am Freitag in der Ortschaft Polhó Menschen angegriffen, die dort vor Gewalt Zuflucht gesucht hätten, teilte die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mit. Sie eröffneten demnach das Feuer in einem Lagerhaus, in dem Familien untergekommen waren, die vergangenes Jahr vor einem Landkonflikt in der nahe gelegenen Gemeinde Santa Martha geflohen waren.

Medien berichteten unter Berufung auf einen lokalen Aktivisten, bei den Tätern solle es sich um Mitglieder einer bewaffneten Gruppe namens «Los Ratones» (Die Mäuse) handeln.

Im Bundesstaat Chiapas, der an Guatemala grenzt und einen hohen indigenen Bevölkerungsanteil hat, werden einige Gemeinden de facto von autonomen Räten unter der Führung der Zapatistischen Streitkräfte der Nationalen Befreiung (EZLN) regiert. Der stets vermummte «Subcomandante Marcos» machte den bewaffneten Aufstand der linken indigenen Rebellengruppe 1994 international bekannt.

Vergangenen Mittwoch hatten die Zapatisten schriftlich gewarnt, angesichts von Kämpfen zwischen Paramilitärs, kriminellen Kartellen und Selbstverteidigungsgruppen, an denen auch die lokale und nationale Regierung beteiligt seien, stehe Chiapas am Rande eines Bürgerkriegs. Das Schreiben wurde von Hunderten Menschen unterzeichnet - darunter der Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón («Roma», «Gravity»), die mexikanischen Schauspieler Gael García Bernal und Diego Luna sowie der US-Intellektuelle Noam Chomsky.


Hund tötet in England 72-jährige Frau

BEDWORTH: Eine 72 Jahre alte Frau in England ist von einem Hund angegriffen und getötet worden. Ein 52 Jahre alter Mann und eine 49-jährige Frau wurden festgenommen wegen des Verdachts auf Besitz eines verbotenen Kampfhundes und eines Tieres, das außer Kontrolle ist, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Der Vorfall spielte sich am Freitag in dem Ort Bedworth nahe Coventry ab. Die festgenommene Frau sei wegen Verletzungen durch den Hund in ein Krankenhaus gebracht worden. Diese seien aber nicht lebensgefährlich, hieß es weiter. Der Hund wurde sichergestellt und in eine Einrichtung gebracht. «Das war ein tragischer Einzelfall und eine vollständige Untersuchung ist nun im Gange, um die Umstände aufzuklären», sagte ein Polizeisprecher.

In Großbritannien kommt es immer wieder zu Vorfällen mit Hunden, bei denen Menschen verletzt oder sogar getötet werden. Erst am Mittwoch wurden ein sieben Jahre alter Junge und zwei Männer in London von einem Schäferhund angegriffen und verletzt. Die Mutter eines Zehnjährigen, der im vorvergangenen Jahr von einem Hund totgebissen wurde, wirbt inzwischen öffentlich für eine Verschärfung der Gesetze zur Hundehaltung in dem Land. Seit dem Tod des Jungen im November 2021 wurden in Großbritannien der Nachrichtenagentur PA zufolge 15 Menschen von Hunden getötet. Beinahe 22.000 Menschen wurden demnach allein im vergangenen Jahr von Hunden verletzt.

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