Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Organisation: Dutzende Bootsmigranten vor Küste Libyens ertrunken

ROM: Vor der Küste Libyens sind nach Angaben der Hilfsorganisation SOS Mediterranee Dutzende Bootsmigranten im Mittelmeer ertrunken. Das Rettungsschiff «Ocean Viking» sei nach stundenlanger Suche am Donnerstag an der Unglücksstelle nordöstlich von Tripolis eingetroffen, teilte die Organisation in der Nacht zu Freitag mit. An Bord des Schlauchbootes sollen demnach rund 130 Flüchtlinge gewesen sein.

In den vergangenen Tagen hatte SOS Mediterranee nach eigenen Angaben mehrere Notrufe zu in Seenot geratenen Booten erhalten, die jedoch mehrere Stunden entfernt lagen. Die Crew der «Ocean Viking» machte sich auf die Suche, blieb jedoch erfolglos. «Seit unserem Eintreffen vor Ort haben wir keine Überlebenden finden können, stattdessen mindestens zehn Leichen in der Nähe des Wracks ausfindig gemacht», sagte die Such- und Rettungskoordinatorin der «Ocean Viking», Luisa Albera.

Zuletzt waren in der vergangenen Woche bei einem Schiffsunglück mit einem Migrantenboot vor der tunesischen Küste mindestens 41 Menschen ums Leben gekommen. Im Zentralen Mittelmeer sind in diesem Jahr nach UN-Angaben bislang knapp 360 Menschen gestorben. Viele Flüchtlinge versuchen mit der Fahrt in kleinen Booten über das Mittelmeer Italien zu erreichen. Die privaten Rettungsaktionen sind politisch umstritten.


Nawalnys Team: Kremlgegner wurde in Zivilkrankenhaus untersucht

MOSKAU: Der in einem Straflager in Hungerstreik getretene Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach Angaben seines Teams zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses gebracht worden. Untersucht worden sei er in der Stadt Wladimir östlich von Moskau, schrieb der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow am Donnerstagabend bei Twitter. «Es wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt.» Ergebnisse waren zunächst nicht bekannt.

Unabhängige Ärzte, zu denen Nawalnys persönliche Medizinerin zählt, appellierten danach in einem von Medien veröffentlichten Brief an den 44-Jährigen, er solle seinen Hungerstreik sofort beenden. Sollte er weiter keine Nahrung zu sich nehmen, würde das seine Gesundheit weiter schädigen und im schlimmsten Fall zum Tode führen. Die Ärzte haben nach eigenen Angaben die Untersuchungsergebnisse ausgewertet. Die Untersuchungen seien demnach bereits am Dienstag durchgeführt worden.

Nawalnys Team fordert eine unabhängige medizinische Versorgung des im Straflager inhaftierten Kremlgegners. Er ist seit mehr als drei Wochen im Hungerstreik, um das durchzusetzen. Am Sonntag war er bereits in ein anderes Straflager mit Krankenstation verlegt worden.

Der Politiker klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Wie es ihm tatsächlich geht, lässt sich unabhängig nicht überprüfen. Erst am Mittwoch hatten Unterstützer bei landesweiten Protesten einen Zugang von unabhängigen Ärzten zu Nawalny gefordert.


Pentagon-Chef warnt vor Sicherheitsrisiken durch Klimawandel

WASHINGTON: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat eindringlich vor den globalen Sicherheitsrisiken durch den Klimawandel gewarnt. «Der Klimawandel macht die Welt unsicherer und wir müssen handeln», sagte Austin am Donnerstag bei dem von US-Präsident Joe Biden einberufenen Klimagipfel. «Die Klimakrise ist eine zutiefst destabilisierende Kraft für unsere Welt.» Austin fügte hinzu: «Heute kann keine Nation dauerhafte Sicherheit finden, ohne sich mit der Klimakrise auseinanderzusetzen. In unserem Beruf sind wir mit allen möglichen Bedrohungen konfrontiert, aber nur wenige von ihnen verdienen es wirklich, als existenziell bezeichnet zu werden.» Auf die Klimakrise treffe eine solche Bezeichnung aber zu.

Austin verwies auf das schmelzende Eis in der Arktis und den zunehmenden Wettbewerb um Ressourcen und Einfluss in der Region. In Afrika und Zentralamerika wiederum würden Millionen Menschen wegen steigenden Temperaturen und Wetterextremen von Dürre, Hunger und Vertreibung bedroht, sagte er. Im Pazifik gefährdeten der steigende Meeresspiegel und häufigere und stärkere Stürme die Menschen. «Während Familien auf der Suche nach Sicherheit ihr Leben riskieren, macht die Massenmigration sie anfällig für Ausbeutung und Radikalisierung, was alles die Stabilität untergräbt.»

Der Klimaschutz erschwere auch die Aufgabe der Streitkräfte, betonte Austin. In den USA und auf der ganzen Welt habe die Klimakrise «erhebliche Schäden verursacht und Menschen in Gefahr gebracht, was es uns erschwert, unseren Auftrag zur Verteidigung der Vereinigten Staaten und unserer Verbündeten zu erfüllen».

Biden hatte 40 Staats- und Regierungschefs zu dem zweitägigen Online-Klimagipfel eingeladen. Das Treffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow unterstreichen.


Zweite Amtszeit für Steiner als Leiter des UN-Entwicklungsprogramms

NEW YORK: Achim Steiner bleibt vier weitere Jahre Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP.

Der 1961 in Brasilien in eine deutschstämmige Familie hineingeborene Steiner, der seit 2017 in der Position tätig ist, sei von der UN-Vollversammlung für eine zweite Amtszeit bestätigt worden, teilten die Vereinten Nationen am Donnerstag mit. Der hochrangigste Deutsche bei den UN hatte zuvor unter anderem die Naturschutzorganisation IUCN und das UN-Umweltprogramm geleitet. Das UNDP arbeitet mit Regierungen weltweit zusammen und hilft ihnen beispielsweise dabei, die UN-Entwicklungsziele zu erreichen.


Russland und Belarus wollen bei Verteidigung enger zusammenarbeiten

MOSKAU: Russland und sein Nachbarland Belarus wollen bei der Verteidigung enger zusammenarbeiten. «Es gibt lebenswichtige Dinge, die einfach verstärkt werden müssen - dazu gehört die Sicherheit und die Verteidigung unseres Unionsstaates», sagte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko der Staatsagentur Belta zufolge bei einem Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin in Moskau. «Und wir werden Linien ziehen, die niemand überschreiten sollte.»

Zuvor hatte bereits Putin den Westen vor dem Überschreiten einer «roten Linie» gewarnt. «Wo sie verläuft, das werden wir in jedem konkreten Fall selbst entscheiden», hatte er am Mittwoch bei seiner Rede an die Nation gesagt. Auch Lukaschenko drohte mit «angemessenen Reaktionen», ohne aber konkret dabei zu werden.

Die beiden verbündeten Länder haben in einem Vertrag über einen Unionsstaat eine enge Kooperation in verschiedenen Bereichen verabredet. Die beiden Präsidenten sprachen sich wiederholt für eine vertiefte Zusammenarbeit aus. «Es gibt noch viel zu tun, aber es wurde auch viel getan», sagte Putin. Lukaschenko kündigte die Verabschiedung weiterer Vereinbarungen an.

Erst im vergangenen Spätsommer hatte Russland nach Beginn der Massenproteste in Belarus seinem Nachbarn für den Fall einer Eskalation der Lage auch Sicherheitskräfte als Unterstützung zugesichert. Putin und Lukaschenko haben sich wiederholt getroffen. Lukaschenko hatte in der Vergangenheit aber stets Befürchtungen zurückgewiesen, Russland könnte sich das Nachbarland einverleiben.


Papst auf Online-Klimagipfel: Müssen nach vorne blicken

ROM: Papst Franziskus hat die Teilnehmer des von US-Präsident Joe Biden ausgerichteten Online-Klimagipfels dazu aufgerufen, nach vorne zu blicken. Der Klimawandel sei eine Herausforderung, die alle auch noch nach der Corona-Pandemie beschäftigen werde, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einer Videobotschaft am Donnerstag. Für die Natur müsse Verantwortung übernommen werden und man müsse dafür sorgen, die Umwelt sauberer zu machen und mehr zu schützen.

Franziskus lobte die Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs, die Biden zu einem zweitägigen Online-Gipfel zusammengebracht hatte. Das Spitzentreffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen stärkerer Klimaschutzmaßnahmen unterstreichen und gilt als wichtige Vorbereitung für die Klimakonferenz in Glasgow. Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll.


Putin bereit zu Treffen mit Selenskyj - aber in Moskau

MOSKAU: Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich zu einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj bereit gezeigt - allerdings nicht wie von Selenskyj vorgeschlagen in der Ostukraine, sondern in der russischen Hauptstadt Moskau. «Wenn es um die Entwicklung der beidseitigen Beziehungen geht, dann bitte. Wir empfangen den Präsidenten der Ukraine zu jeder für ihn angenehmen Zeit in Moskau», sagte Putin am Donnerstag laut Agentur Interfax.

Vor dem Hintergrund der angespannten Situation in der Ostukraine hatte Selenskyj dem Kremlchef zuvor ein Treffen im Konfliktgebiet Donbass vorgeschlagen. «Ich bin bereit, weiter zu gehen und Ihnen ein Treffen an jedem Punkt des ukrainischen Donbass vorzuschlagen, wo Krieg herrscht», sagte der 43-Jährige auf Russisch in einer Ansprache. Sollte Selenskyj die Probleme im Donbass besprechen wollen, müsse er sich allerdings mit den Führern der ostukrainischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk treffen, sagte Putin.

Seit etwa sieben Jahren werden Teile der Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von prorussischen Aufständischen kontrolliert. Nach UN-Schätzungen sind seit Ausbruch des Konflikts 2014 mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Ein 2015 vereinbarter Friedensplan liegt auf Eis.


US-Repräsentantenhaus stimmt für Hauptstadtbezirk als 51. Bundesstaat

WASHINGTON: Das US-Repräsentantenhaus hat mit der Mehrheit der Demokraten dafür gestimmt, dem Hauptstadtbezirk Washington den Status eines Bundesstaates zuzuerkennen. 216 Abgeordnete unterstützten am Donnerstag das Vorhaben, Washington als 51. Bundesstaat in die Vereinigten Staaten aufzunehmen. 208 Abgeordnete votierten dagegen. Kein Republikaner in der Parlamentskammer stimmte für den Vorstoß der Demokraten. Im Senat - der zweiten Kammer im Kongress - hat der Gesetzesentwurf wenig Aussichten auf Erfolg, weil dafür auch mehrere Stimmen der Republikaner notwendig wären.

Der Hauptstadtbezirk («District of Columbia») entsendet derzeit nur einen nicht stimmberechtigten Vertreter ins Repräsentantenhaus. Im Senat sind der Bezirk und seine Bewohner gar nicht vertreten. Die Hauptstadt-Bewohner beklagen seit langem, dass sie Steuern zahlen, ohne mit Stimmrecht im Parlament vertreten zu sein - ein entsprechender Slogan («Taxation without Representation») prangt sogar auf Nummernschildern von Fahrzeugen, die in Washington zugelassen sind. US-Präsident Joe Biden - ein Demokrat - unterstützt den Vorstoß, Washington zum Bundesstaat zu machen.

Die Republikaner sind gegen eine Anerkennung Washingtons als 51. Bundesstaat, weil das die Verhältnisse im Kongress zu ihren Ungunsten verschieben würde. Der Hauptstadtbezirk stimmt regelmäßig mit überwältigender Mehrheit für die Demokraten - und würde aller Voraussicht nach zusätzliche Abgeordnete und Senatoren der Demokraten in die beiden Kongress-Kammern entsenden. Hauptstadt-Bürgermeisterin Muriel Bowser rief am Donnerstag alle Senatoren dazu auf, das Vorhaben zu unterstützen, um «die Entmündigung von mehr als 700.000 in Washington lebenden Amerikanern» zu beenden.

Der Gesetzesentwurf sieht für den dann 51. US-Bundesstaat den Namen «Staat Washington, Douglass Commonwealth» vor. Damit würde zum einen dem ersten US-Präsidenten George Washington Tribut gezollt, aber auch dem früheren Sklaven Frederick Douglass, der im 19. Jahrhundert einer der prominentesten Aktivisten für die Abschaffung der Sklaverei war.


Versuchter Terroranschlag in New York 2017: Lebenslänglich für Täter

NEW YORK: Nach einem versuchten Terroranschlag nahe dem New Yorker Times Square im Dezember 2017 ist der Täter zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das legte Richter Richard Sullivan am Donnerstag an einem Gericht in Manhattan fest. Bereits im November 2018 hatte eine Jury den Mann unter anderem des illegalen Waffenbesitzes, Terrorverdachts und der terroristischen Bedrohung für schuldig befunden.

Die Jury sah es als erwiesen an, dass der damals 27-Jährige im Dezember 2017 versucht haben soll, sich zur Hauptverkehrszeit an einem Montagmorgen in einem unterirdischen Verbindungstunnel zwischen dem Busbahnhof Port Authority und der U-Bahn-Station Times Square mit einer selbstgebauten Rohrbombe in die Luft zu sprengen. Der aus Bangladesch in die USA eingewanderte Mann sei von der Terrororganisation Islamischer Staat zu der Tat inspiriert worden und habe alleine gehandelt, befand das Gericht.

Laut den Gerichtsunterlagen bestand die Bombe aus einem mit Sprengstoff gefüllten Metallrohr. Um sie zu zünden, nutzte der Täter demnach Weihnachtsbaumbeleuchtung, eine Verkabelung sowie eine Neun-Volt-Batterie. Den Sprengsatz trug er an seinem Körper. Der Mann erlitt bei der Explosion Brand- und Schnittverletzungen an Händen und Oberkörper, wurde festgenommen und ins Krankenhaus gebracht. Drei Passanten wurden leicht verletzt.


Escazú-Abkommen soll Umweltaktivisten in Lateinamerika schützen

SANTIAGO DE CHILE: Am Tag der Erde ist in Lateinamerika das regionale Escazú-Abkommen über Umweltschutz und Menschenrechte in Kraft getreten. «Das ist weltweit das erste Regionalabkommen, das explizit Umweltaktivisten schützt», sagte die Leiterin der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal), Alicia Bárcena, bei der Feierstunde am Donnerstag. Nachdem Mexiko Ende vergangenen Jahres den Vertrag als elfter Staat ratifiziert hatte, konnte das Abkommen nun in Kraft treten. Die Regelungen des Vertrags könnten künftig beispielsweise auch in Lieferkettengesetze in Europa einfließen.

Das Escazú-Abkommen gilt als wegweisend bei der Durchsetzung von Umweltschutz und Menschenrechten. Es schreibt Informationspflichten bei Umweltkonflikten, Klagerechte der von Ressourcenausbeutung betroffenen Menschen und Schutzmechanismen für Umweltaktivisten fest. In der Region kommt es bei Großprojekten in den Bereichen Bergbau, Landwirtschaft und Energiegewinnung immer wieder zu heftigen Konflikten zwischen Unternehmen, staatlichen Stellen und der Bevölkerung. Die meisten Morde an Umweltschützern werden nach einer Erhebung der Nichtregierungsorganisation Global Witness in Lateinamerika verübt.

Allerdings gibt es in der Region auch Kritik an dem Abkommen. Chile trieb die Verhandlungen zunächst entscheidend voran, scherte unter dem konservativen Präsidenten Sebastián Piñera später allerdings aus und unterzeichnete den Vertrag aus Angst vor einem Souveränitätsverlust schließlich nicht. Auch Peru ratifizierte das Abkommen nicht, weil die Regierung befürchtete, dass für die Wirtschaft des südamerikanischen Landes wichtige Bergbau- und Infrastrukturprojekte künftig verhindert werden könnten.


Kunsthistorikerin Steiner neue Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau

DESSAU-ROßLAU: Die promovierte Kunsthistorikerin Barbara Steiner aus Österreich ist neue Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau.

Sie wurden aus 32 internationalen Bewerberinnen und Bewerbern vom Stiftungsrat ausgewählt, teilte der Stiftungsratsvorsitzende, Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU), am Donnerstag mit. Steiner, 1964 geboren, tritt die Stelle zum 1. September 2021 an. Sie folgt Claudia Perren. Die Architektin hatte die Stiftung Bauhaus Dessau zum 31. Juli 2020 auf eigenen Wunsch verlassen. Sie wurde Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK FHNW) in Basel. Steiner ist seit Mitte 2016 den Angaben nach Direktorin des Kunsthauses Graz (Österreich).


Europarats-Gremium ermahnt Türkei zu mehr Demokratie

STRAßBURG: Gut einen Monat nach dem Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats das Land zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufgerufen. Die Versammlung fordere ein Ende von Gesetzen und Praktiken, die demokratischen Standards zuwider liefen, hieß es in einer am Donnerstag verabschiedeten Resolution. Gewaltenteilung müsse gewährleistet, die Meinungs- und Pressefreiheit wiederhergestellt werden.

Das Straßburger Gremium nannte die Aufkündigung der Istanbul-Konvention durch die Türkei einen Rückschritt. Man hoffe, dass die Türkei die 2011 vom Europarat ausgearbeitete Vereinbarung wieder einbinden werde. Kritik äußerte das Gremium auch am Umgang der Türkei mit Oppositionellen. Es scheine, dass diese routinemäßig dem Entzug ihrer parlamentarischen Immunität ausgesetzt seien. Auch über Schritte hin zu einem Verbot der oppositionellen, pro-kurdischen Partei HDP zeigte sich die Parlamentarische Versammlung besorgt.

Zur Parlamentarischen Versammlung kommen viermal im Jahr Abgeordnete der 47 Staaten des Europarats zusammen. Der Europarat mit Sitz in Straßburg wacht über den Schutz der Menschenrechte in seinen Mitgliedsländern. Er ist kein Organ der Europäischen Union.


Biden: Mehr Investitionen in Klimaschutz zahlen sich aus

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat die Industriestaaten zur Mobilisierung von Finanzen für den Klimaschutz aufgerufen und auch zusätzliche Zahlungen seines Landes angekündigt. «Es ist eine Investition, die sich für uns alle auszahlen wird», sagte Biden am Donnerstag bei seinem Online-Klimagipfel mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs. «Gute Ideen und gute Absichten sind nicht gut genug. Wir müssen sicherstellen, dass die Finanzierung da sein wird, sowohl öffentlich als auch privat.» Beim Klimaschutz gehe es auch um Fragen wie internationale Sicherheit und regionale Stabilität.

Biden kündigte an, dass die USA ihre finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer zur Bekämpfung des Klimawandels ausweiten. Das Weiße Haus veröffentlichte am Donnerstag einen «Internationalen Klima-Finanzierungsplan», den ersten einer US-Regierung. Der Plan sieht unter anderem vor, die US-Mittel für Entwicklungsländer zur Reduzierung von deren Treibhausgasen zu verdoppeln. Die US-Mittel, die Entwicklungsländern zur Anpassung an den Klimawandel helfen sollen, sollen verdreifacht werden. Diese beiden Ziele sollen - ausgehend von den Jahren 2013 bis 2016 - bis 2024 erreicht werden.

Der Plan sieht neben zahlreichen weiteren Maßnahmen auch internationale Anstrengungen vor, öffentliche Investitionen in nicht-erneuerbare Energien zurückzufahren. Private Investoren sollen außerdem darin bestärkt werden, in klimafreundliche Optionen zu investieren. In dem Papier heißt es: «Wenn der Plan erfolgreich ist, wird er dazu beitragen, dass die Entwicklungsländer auf der ganzen Welt besser in der Lage sind, die Klimakrise zu bewältigen, mit erheblichen Vorteilen für ihre Gemeinden und Regionen sowie für die Vereinigten Staaten.»


Maas beginnt Balkanreise: Gespräche im Kosovo und in Serbien

BERLIN: Bundesaußenminister Heiko Maas bricht am Donnerstag zu einer zweitägigen Reise ins Kosovo und nach Serbien auf. In Pristina, der Hauptstadt des Kosovos, wird er zunächst unter anderem die neue Staatspräsidentin Vjosa Osmani und Ministerpräsident Albin Kurti treffen. Beide sind erst seit wenigen Wochen im Amt. Osmanis Vorgänger Hashim Thaci war im November 2020 zurückgetreten, weil er sich vor dem Kosovo-Sondertribunal in Den Haag wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Unabhängigkeitskrieg der Kosovo-Albaner gegen Serbien verantworten muss.

Das überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 nach einer Nato-Intervention von Serbien losgelöst und 2008 für unabhängig erklärt. Serbien hat dies bis heute nicht anerkannt und erhebt weiterhin Anspruch auf das Territorium des von Deutschland und den meisten anderen EU-Ländern, nicht aber von Russland und China anerkannten Staates.

Das Kosovo ist wie Bosnien-Herzegowina potenzieller EU-Beitrittskandidat. Mit Serbien, Montenegro, Albanien und Nordmazedonien verhandelt die EU bereits über eine Mitgliedschaft. Kroatien und Slowenien sind in die EU aufgenommen worden.


Zwei Tote bei Vulkan auf französischer Insel La Réunion

SAINT-PIERRE: Zwei junge Wanderer sind laut örtlichen Medien im französischen Überseegebiet La Réunion in der Nähe eines derzeit aktiven Vulkans tödlich verunglückt. Die Leichen der beiden 19-jährigen Studenten wurden am Donnerstag von Gendarmen gefunden, wie der Fernsehsender Réunion La Première auf seiner Internetseite berichtete.

Die Todesursache müsse noch untersucht werden, meldete der Sender unter Berufung auf die Staatsanwältin Caroline Calbo. Der Piton de la Fournaise gilt als ein Vulkan, der vergleichsweise häufig ausbricht. Die Insel liegt östlich von Afrika im Indischen Ozean.


Biden setzt Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs fort

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden setzt am Freitag (08.00 Uhr Ortszeit/14.00 Uhr MESZ) mit Spitzenpolitikern aus aller Welt seinen Online-Klimagipfel fort. Am zweiten und letzten Tag des Treffens sollen erneut mehrere Staats- und Regierungschefs zu Wort kommen, darunter die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen, der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta. Der Gipfel gilt als wichtige Vorbereitung der Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die im November in Glasgow stattfinden soll. Thematisch sollen nach Angaben der US-Regierung am Freitag die Bedeutung von Innovation und Technologie für den Kampf gegen die Erderwärmung sowie wirtschaftliche Chancen im Fokus stehen, die damit verbunden seien.

Biden hat den Kampf gegen den Klimawandel zur Priorität erklärt und will ihn ins Zentrum der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik stellen. Die USA wollen mit gutem Beispiel vorangehen und hoffen durch die Setzung eigener ehrgeiziger Klimaziele auf einen Multiplikatoreffekt. Insgesamt nehmen nach Angaben des Weißen Hauses 40 Staats- und Regierungschefs an dem Gipfel teil, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping. Die USA und China sind die weltweit größten Kohlendioxidproduzenten.


Maas warnt Kretschmer vor Instrumentalisierung durch Russland

PRISTINA: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) davor gewarnt, sich bei seinem Besuch in Moskau von der russischen Regierung instrumentalisieren zu lassen. Er hoffe, dass Kretschmer in seinen Gesprächen mit der russischen Führung den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine und die Inhaftierung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny anspreche, «und sich nicht instrumentalisieren lässt», sagte Maas am Donnerstag während seiner Balkan-Reise im Kosovo. «Wenn das der Fall ist, habe ich mit seiner Reise kein Problem, ansonsten schon.»

Kretschmer (CDU) hat sich während seiner Moskau-Reise unter anderem mit dem russischen Gesundheitsminister Michail Muraschko getroffen und mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. In dem Gespräch mit Putin sei es unter anderem um die Bekämpfung der Corona-Pandemie, um den Ukraine-Konflikt und die Situation Nawalnys gegangen, teilte der Kreml anschließend mit.

Maas forderte Russland erneut auf, eine angemessene medizinische Versorgung Nawalnys in der Haft zu gewährleisten und Ärzten seines Vertrauens Zugang zu ihm gewähren.


Äthiopien: Gebiet mit 25.000 Bewohnern in Gewalt bewaffneter Gruppe

ADDIS ABEBA: Im Westen Äthiopiens soll eine bewaffnete Gruppe ein Gebiet mit rund 25.000 Bewohnern an der Grenze zu Sudan in ihre Gewalt gebracht haben. Die Gruppe soll das in der Region Benishangul-Gumuz liegende Gebiet seit Montag vollständig kontrollieren, gab die Äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) auf Facebook bekannt.

Demnach sollen geflüchtete Zivilisten von Plünderungen berichtet haben. Verwaltungsangestellte und die örtlichen Sicherheitskräfte sollen vor der Gruppe geflohen sein. Die EHRC geht auch Berichten nach, wonach Zivilisten getötet und Beamte verschleppt worden sein sollen. Sicherheitskräfte sollen zur Verstärkung der örtlichen Polizei auf dem Weg in das Krisengebiet sein. Derzeit ist unklar, wer genau hinter den Übergriffen steckt.

In dem Gebiet kam es zuletzt immer wieder zu Gewaltausbrüchen: Im Januar starben bei einem Massaker mindestens 80 Zivilisten. In der Region leben viele Mitglieder ethnischer Minderheiten, die in der Vergangenheit immer wieder Opfer von derartigen Angriffen waren. So wurden bei einem ähnlichen Massaker im Dezember mehr als 200 Menschen getötet. Der Sudan sieht auch das in der Region angesiedelte äthiopische Staudamm-Projekt sehr kritisch.


Klimawandel: Südafrikas Präsident für Solidarität mit armen Ländern

JOHANNESBURG/WASHINGTON: Im Kampf gegen die Erderwärmung hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa die reichen Länder aufgefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen. Beim virtuellen Klimagipfel, zu dem US-Präsident Joe Biden 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt geladen hatte, sagte er am Donnerstag: «Es ist ein globales Phänomen, für das Schwellenländer besonders anfällig sind - gerade auf unserem afrikanischen Kontinent.» Ein ungebremster Klimawandel habe das Potenzial, Entwicklungsfortschritte vieler Länder auf dem Kontinent zunichte zu machen und Millionen Menschen weiter in die Armut zu drücken. Die reicheren Länder stünden in der Verantwortung.

«Wir rufen die Industrieländer, die historisch gesehen die größte Verantwortung haben, dazu auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen», forderte der südafrikanische Präsident. Solidarität mit Entwicklungsländern sei im Kampf gegen den Klimawandel ein zentrales Element. Afrikas Emissionen begännen ab 2025 zu sinken, sagte er.

Bis 2030 muss sich allen Experten zufolge weltweit viel mehr tun, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die zehn Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die fatalen Folgen, je nach Region: mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen.


Mutmaßliches Komplott im Königshaus - Jordanien lässt Angeklagte frei

AMMAN: Im Fall der mutmaßlichen Verschwörung im Königshaus von Jordanien hat die Staatsanwaltschaft 16 Angeklagte freigelassen. Das berichtete am Donnerstag die Staatsagentur Petra. Zuvor hatte König Abdullah II. demnach gebeten, dass diejenigen, die bei dem Versuch eines Aufruhrs in die Irre geführt worden seien, zurück zu ihren Familien dürften.

Vor einigen Wochen kam es nach Angaben der Regierung zu einem Komplott, an dem auch der ehemalige Kronprinz Hamsa bin Hussein beteiligt gewesen sein soll. Er bestritt die Vorwürfe und bekräftigte seine Loyalität zu König Abdullah II. Der Regierung zufolge sollen der Prinz und andere an Versuchen beteiligt gewesen sein, das Königreich zu «destabilisieren». Was genau hinter den Vorwürfen steckt, bleibt offen.

Im Zuge der Ermittlungen zu der mutmaßlichen Verschwörung wurden auch Bassim Auadalla, ehemaliger Vorsitzender des Königlichen Gerichts, und Hassan bin Said, Mitglied der Königsfamilie festgenommen. Die Beiden bleiben dem Bericht zufolge weiterhin in Haft.


Regierung warnt Deutsche in Afghanistan vor «erheblichen Gefahren»

BERLIN: Wegen des Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan warnt die Bundesregierung die deutschen Staatsbürger im Land vor «erheblichen Gefahren» und fordert sie auf, das Land zu verlassen. Es könne «zu einer Verschlechterung der allgemeinen Sicherheitslage und einer weiter zunehmenden Gefährdung für ausländische Staatsbürger kommen, insbesondere ab dem 1. Mai 2021», heißt es in den am Donnerstag aktualisierten Reisehinweisen des Auswärtigen Amts. «Wenn Sie sich trotz Reisewarnung in Afghanistan aufhalten, prüfen Sie, ob Ihr Aufenthalt zwingend erforderlich ist und reisen gegebenenfalls aus.»

Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Afghanistan gibt es wegen des Kriegs schon seit vielen Jahren und auch die Aufforderung zur Ausreise war wegen der Anschlagsgefahr schon in früheren Versionen der Reisehinweise enthalten. Die Warnung vor einer zunehmenden Gefährdungslage ist aber neu.

Die Nato hatte vergangene Woche entschieden, ihre Truppen aus Afghanistan nach 20 Jahren abzuziehen. Die USA haben offiziell den 11. September als Abzugstermin genannt, es ist inzwischen aber auch ein Vorziehen auf den 4. Juli im Gespräch. Deutschland ist der zweitgrößte Truppensteller nach den USA, derzeit sind noch 1100 Soldaten dort. Eine verlässliche Zahl, wie viele deutsche Zivilisten noch in Afghanistan sind, gibt es nicht.


So groß wie ein Bleistift: Zwergböckchen im Zoo Bristol geboren

BRISTOL: Die Zoo-Tiere in Bristol haben seit einigen Wochen einen winzigen neuen Mitbewohner: Während des Corona-Lockdowns ist vor knapp einem Monat ein kleines Zwergböckchen auf die Welt gekommen, wie der Zoo in Bristol am Donnerstag mitteilte. Im aufrechten Zustand misst das Tier gerade einmal rund 20 Zentimeter, also etwa so viel wie ein Bleistift.

«Es wird eine Weile dauern, bis wir in der Lage sein werden, das Geschlecht des Kitzes zu bestimmen, weil es so klein und schüchtern ist», sagte Wärterin Paige Bwye einer Mitteilung zufolge. «Aber es schlägt sich wirklich gut, es hat kürzlich angefangen, neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren, wie etwa Süßkartoffel.»

Das Zwergböckchen ist bereits das zweite seiner Art, das in diesem Jahrzehnt in Bristol im Zoo auf die Welt gekommen ist: Ein weibliches Tier namens Missandei wurde 2020 geboren und lebt mittlerweile in einem Zoo in den Niederlanden. Üblicherweise sind die Tiere in Südostasien verbreitet.


Kremlchef Putin: Kampf gegen Klimawandel verbindet die ganze Welt

MOSKAU: Ungeachtet zahlreicher politischer Konflikte zwischen Russland und dem Westen hat Kremlchef Wladimir Putin den Klimaschutz als verbindendes Element bezeichnet. Beim Kampf gegen die Erderwärmung müsse die gesamte Weltgemeinschaft ihre Anstrengungen vereinen, sagte Putin am Donnerstag bei einem von US-Präsident Joe Biden initiierten Online-Klimagipfel. Die Diskussion der 40 Staats- und Regierungschefs zeige, «wie tief wir alle die mit dem Klimawandel verbundene Besorgnis teilen», sagte Putin.

Der Kremlchef hatte seine Teilnahme an dem virtuellen Treffen erst am Montag zugesagt. Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington sind seit langem gespannt. Erst in der vergangenen Woche hatten die USA Sanktionen gegen Russland verhängt und russische Diplomaten ausgewiesen. Moskau reagierte mit der Ausweisung von US-Diplomaten. Zudem sorgte es kürzlich in Moskau für Empörung, dass Biden in einem Interview die Frage bejaht hatte, ob er seinen russischen Kollegen für einen «Killer» halte.

Russland sei bereit, «eine ganze Reihe» gemeinsamer Klimaprojekte anzubieten, sagte Putin nun. Das flächenmäßig größte Land der Erde ist vom Temperaturanstieg besonders betroffen. In Sibirien taut der Permafrostboden, weshalb Wissenschaftler vor der Freisetzung großer Mengen Kohlenstoff warnen. In den vergangenen Sommern gab es zudem größere Waldbrände in Teilen Russlands.


Von der Leyen für gemeinsame Anstrengung beim Klimaschutz

WASHINGTON/BRÜSSEL: Beim Klimaschutz fordert EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen einen weltweiten Kraftakt. «Lasst uns gemeinsam einen neuen globalen Standard für Klimaneutralität setzen», sagte von der Leyen am Donnerstag bei dem von US-Präsident Joe Biden einberufenen Klimagipfel. «Lasst uns zusammenarbeiten für eine gemeinsame Verpflichtung und geeintes Handeln zur Senkung der Emissionen bis 2030.»

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sei die «Lebensversicherung der Menschheit», sagte von der Leyen. Bei der nächsten UN-Klimakonferenz in Glasgow Ende des Jahres müssten alle zeigen, dass sie das verstanden hätten. Die globale Erwärmung nähere sich gefährlich dem im Abkommen erwähnten Grenzwert von 1,5 Grad. «Die Wissenschaft sagt uns: Es ist noch nicht zu spät, aber wir müssen uns beeilen», sagte von der Leyen. «Europa macht das.»

Sie verwies auf das neue EU-Klimaziel für 2030, mindestens 55 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase auszustoßen als 1990. Im EU-Klimagesetz werde zudem in Stein gemeißelt, dass Europa bis 2050 klimaneutral werde. Das bedeutet, dass dann alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden müssen.

Im Juni werde die Kommission mit dem Paket «Fit for 55» Vorschläge zur Umsetzung machen, sagte von der Leyen. Konkret stellte sie bereits eine Ausweitung des Emissionshandels auf weitere Wirtschaftszweige in Aussicht: «Wir werden dafür sorgen, dass der Emissionshandel nicht nur für Energieerzeugung und Industrie funktioniert, sondern auch für Verkehr und Gebäude.»


Macrons Rede bei Klimagipfel unterbrochen - Putin noch nicht bereit

WASHINGTON/PARIS: Einfach das Wort abgeschnitten: Die Rede von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist auf dem virtuellen Klimagipfel in Washington jäh unterbrochen worden. «Vielen Dank, Herr Präsident. Ich übergebe nun das Wort an den Präsidenten Russlands, seine Exzellenz Wladimir Putin», sagte US-Außenminister Antony Blinken inmitten von Macrons Rede am Donnerstag während des Gipfels, zu dem US-Präsident Joe Biden eingeladen hatte. Die Rede wurde auf einem Bildschirm übertragen.

Macron sprach zunächst weiter, dann wurde Präsident Putin zugeschaltet, der aber offenbar noch gar nicht bereit für seine Rede war - und erst nach einiger Zeit zu sprechen begann. Macron bekam dann später allerdings noch eine zweite Chance - seine Rede wurde noch einmal vollständig gezeigt. Aus Élyséekreisen hieß es kurz darauf, es habe ein technisches Problem auf der US-Seite gegeben.

«In den kommenden Wochen und Monaten gibt es nur ein Ziel: beschleunigen», sagte Macron, der aus Paris zugeschaltet war. Im Grunde sei das Jahr 2030 das neue 2050. «Für das Klima zu handeln bedeutet auch, zu regulieren, und zwar auf internationaler Ebene.» Es müsse ein Preis für den Ausstoß von Kohlendioxid festgelegt werden. Man müsse außerdem stärker werden beim Schutz der biologischen Vielfalt - es handele sich aktuell um einen «Kampf für den Planeten».


Tschechien wirft Dutzende russische Diplomaten raus

PRAG: Nach Verstreichen eines Ultimatums an Russland hat Tschechien faktisch die Ausweisung von Dutzenden russischer Diplomaten angekündigt. Der neue Außenminister des Nato- und EU-Mitgliedstaats, Jakub Kulhanek, gab diese Entscheidung am Donnerstag bekannt. Er gab dem Kreml bis Ende Mai Zeit, die Größe seiner diplomatischen Vertretung in Prag auf das Niveau der tschechischen Botschaft in Moskau zu reduzieren. Dort sind nur noch fünf Diplomaten vor Ort. «Tschechien ist ein selbstbewusstes Land und verhält sich demgemäß», sagte der 36 Jahre alte Chefdiplomat.

Zuvor hatte Prag den Kreml erfolglos aufgefordert, die Rückkehr aller ausgewiesenen tschechischen Diplomaten an die Moskauer Botschaft zu ermöglichen. Die Vertretung gilt als kaum noch arbeitsfähig. In Moskau reagierte man verärgert auf das Ultimatum. Der Kreml in Moskau sprach von «Hysterie». Das tschechische Vorgehen sehe man «extrem negativ», sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

Der politische Konflikt begann am Samstag mit schweren Anschuldigungen Tschechiens. Prag wirft russischen Geheimdiensten vor, für Explosionen in einem Munitionslager in Vrbetice im Osten des Landes im Jahr 2014 verantwortlich zu sein. Dabei waren zwei Menschen gestorben. Ministerpräsident Andrej Babis nannte es einen «beispiellosen terroristischen Anschlag».

Ein Kremlsprecher sprach zuletzt von absurden und völlig unbegründeten Anschuldigungen. Beide Länder wiesen bereits am Wochenende gegenseitig Botschaftsangehörige aus - Prag 18 Russen und Moskau 20 Tschechen. Beobachter sprechen vom schwersten Konflikt zwischen beiden Staaten seit Jahrzehnten.


EU-Kommissionsvize begrüßt neues US-Klimaziel

WASHINGTON: EU-Kommmissionsvizepräsident Frans Timmermans hat das neue US-Klimaziel begrüßt. Die US-Regierung hatte in Washington erklärt, die Klimagasemissionen bis 2030 um 50 bis 52 Prozent unter den Wert von 2005 zu bringen. Das sei ein «großartiges Zeichen der US-Unterstützung für den Klimaschutz und ein willkommener Schub für das globale Momentum», schrieb Timmermans auf Twitter. «Dies ist ein entscheidendes Jahrzehnt.»

Die Europäische Union hatte sich am Mittwoch endgültig auf ihr Klimaziel für 2030 verständigt: Bis dahin sollen die EU-Emissionen um mindestens 55 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen.

Die unterschiedlichen Ausgangspunkte - 1990 und 2005 - machen die Ziele schwer vergleichbar. Nach Lesart der EU entspricht ein US-Ziel von minus 50 Prozent gegenüber 2005 einer Reduktion von 43 Prozent im Vergleich zu 1990.


Johnson: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch

LONDON/WASHINGTON: Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Teilnehmer des US-Klimagipfels dazu aufgefordert, ihre Bemühungen im Kampf gegen die Erderwärmung zu verstärken. Großbritannien habe gezeigt, dass es möglich sei, Emissionen zu verringern und trotzdem ein erhebliches Wirtschaftswachstum zu erreichen, sagte Johnson bei der Online-Konferenz der US-Regierung am Donnerstag. Die Erholung von der Coronavirus-Pandemie könne genutzt werden, um in eine grünere Zukunft zu investieren, so der konservative Politiker.

Bereits am Dienstag hatte Johnson angekündigt, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Großbritannien bis 2035 um 78 Prozent im Vergleich zum Niveau der 1990er Jahre reduzieren zu wollen. Das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, könne damit bereits bis 2037 zu zwei Dritteln erreicht werden. Laut Johnson handelt es sich um «das weltweit ambitioniertestes Ziel für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen». Er forderte die Teilnehmer der für November im schottischen Glasgow geplanten UN-Klimakonferenz (COP26) auf, bis dahin ähnliche Verpflichtungen einzugehen.

US-Präsident Joe Biden hatte 40 Staats- und Regierungschefs zu dem Online-Klimagipfel eingeladen. Das Treffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow unterstreichen. Für den zweitägigen Gipfel haben neben Bundeskanzlerin Angela Merkel der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping ihre Teilnahme zugesagt. Die USA und China sind die weltweit größten Kohlendioxidproduzenten.

Bis 2030 muss sich allen Experten zufolge weltweit viel mehr tun, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die zehn Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die fatalen Folgen, je nach Region: mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen. Auch hat die Erde wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in den vergangenen Jahren Billionen Tonnen an Eis verloren.


Xi verspricht auf Klimagipfel eine Verringerung des Kohleverbrauchs

WASHINGTON: China hat eine Verringerung seines Kohleverbrauchs von 2025 an in Aussicht gestellt. Auf dem virtuellen Klimagipfel auf Einladung von US-Präsident Joe Biden sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag, sein Land wolle Kohlekraftwerke «streng kontrollieren». Während des laufenden Fünf-Jahres-Planes bis 2025 solle der Anstieg des klimaschädlichen Kohleverbrauchs «streng begrenzt» und während des folgenden Planes bis 2030 «stufenweise verringert» werden.

Er wiederholte seine Zusage, dass China den Höhepunkt seiner Emissionen vor 2030 anstrebe und Kohlendioxid-Neutralität vor 2060 erreichen wolle. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid ausgestoßen wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden. China habe sich verpflichtet, schneller vom Höhepunkt zur Neutralität zu gelangen, als es vielen entwickelten Länder gelingen könnte, sagte Xi Jinping. «Das erfordert außergewöhnlich harte Anstrengungen.»

China wolle mit der internationalen Gemeinschaft, einschließlich den USA, zusammenarbeiten, um die Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Es müsse der Grundsatz der «gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung» gelten. Demnach müssten Industrieländer den Entwicklungsländern helfen.

China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde sowie der größte Kohleverbraucher und Kohlendioxidproduzent. Während die Regierung wiederholt die Ziele im Kampf gegen den Klimawandel bekräftigt, bemängeln Kritiker aber einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung. Das Land stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle.


Guterres mahnt bei US-Klimagipfel: «Stehen am Rande des Abgrunds»

WASHINGTON: UN-Generalsekretär António Guterres hat von den Staats- und Regierungschefs der Welt mehr konkrete Schritte im Kampf gegen die Klimakrise verlangt. Nötig sei eine globale Koalition für Treibhausgasneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, und beteiligt werden sollte «jedes Land, jede Region, jede Stadt, jedes Unternehmen und jede Branche», sagte Guterres am Donnerstag beim virtuellen Klimagipfel des Weißen Hauses.

Die nächsten zehn Jahre müssten zu einem «Jahrzehnt der Transformation» werden, sagte er. Alle Länder müssten sich ehrgeizigere Ziele setzen, unter anderem brauche es Steuern auf den Ausstoß von CO2. Kohle und Öl dürften nicht mehr subventioniert werden und müssten in den Industrieländern bis 2030 auslaufen. «Wir stehen am Rande des Abgrunds. Wir müssen sicherstellen, dass der nächste Schritt in die richtige Richtung geht», so Guterres.

US-Präsident Joe Biden hatte 40 Staats- und Regierungschefs zu dem Online-Klimagipfel eingeladen. Das Treffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow unterstreichen. Für den zweitägigen Gipfel haben neben Bundeskanzlerin Angela Merkel der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping ihre Teilnahme zugesagt. Die USA und China sind die weltweit größten Kohlendioxidproduzenten.

Bis 2030 muss sich allen Experten zufolge weltweit viel mehr tun, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die zehn Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die fatalen Folgen, je nach Region: mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen. Auch hat die Erde wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in den vergangenen Jahren Billionen Tonnen an Eis verloren.


Japan will Treibhausgase stärker reduzieren als bisher geplant

TOKIO: Japan will seine klimaschädlichen Treibhausgasemissionen stärker drosseln als bislang geplant. Kurz vor Beginn des Klimagipfels unter Leitung der USA an diesem Donnerstag gab Regierungschef Yoshihide Suga bekannt, sein Land wolle die Emissionen bis zum Fiskaljahr 2030/2031 (1. April) um 46 Prozent im Vergleich zum Fiskaljahr 2013 verringern. Bislang hatte Japans Planung eine Reduzierung um nur 26 Prozent vorgesehen. Sein Land wolle eine Vorreiterrolle im Klimaschutz spielen, sagte Suga. Im vergangenen Oktober hatte er angekündigt, die Emissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren.

Auf die Klimaerwärmung zu reagieren stelle kein Hindernis mehr für das Wirtschaftswachstum dar, erklärte Suga damals. «Wir müssen unsere Einstellung ändern», sagte der Regierungschef. Es gehe um Veränderungen in der Industriestruktur und der Wirtschaft, die auch Wachstum anstoßen könnten. Zu diesem Zweck werde Japan versuchen, erneubare Energiequellen so weit wie möglich einzuführen. Die langjährige Politik der Kohleverstromung soll umfassend geändert werden. Zugleich werde Japan seine Atompolitik mit besonderem Fokus auf die Sicherheit vorantreiben, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, sagte Suga.

Japan hatte 2016 das Pariser Klimaabkommen ratifiziert und sich damit zur Einhaltung verbindlicher Klimaziele verpflichtet. Derzeit erzeugt das rohstoffarme Japan Strom überwiegend mit fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Sie dienen als Ersatz für die seit dem Super-Gau in Fukushima vor zehn Jahren überwiegend weiter stillstehenden Atommeiler.

Bis 2030 muss sich allen Experten zufolge weltweit viel mehr tun, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die zehn Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die fatalen Folgen, je nach Region: mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen.


Sechs Verdächtige in Terrorfall kommen aus der U-Haft

KOPENHAGEN: Sechs Verdächtige in einem Terrorfall mit Verbindungen nach Deutschland sind in Dänemark aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die vier Männer und zwei Frauen seien nach mehr als zwei Monaten auf freien Fuß gekommen, weil es keine Grundlage mehr für einen weiteren Gewahrsam gebe, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Ermittlungen liefen weiter, auch die Anschuldigungen gegen die sechs blieben bestehen. Sieben andere Beschuldigte bleiben demnach weiter in U-Haft.

In dem Fall waren im Februar bei einem großen Einsatz gegen die mutmaßlich islamistischen Extremisten 14 Menschen festgenommen worden, 13 in Dänemark und einer in Deutschland. Die 13 Verdächtigen in Dänemark saßen seitdem allesamt in Untersuchungshaft, sieben davon unter konkretem Terrorverdacht. Hintergrund davon sind Vorwürfe, an Terrorplänen in Dänemark oder Deutschland beteiligt gewesen zu sein.

Im Zentrum des Falls stehen drei Brüder aus Syrien. Das Amtsgericht Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt, wo einer der in Dänemark festgenommenen Brüder ansässig war, hatte zuvor Haftbefehl gegen die drei Männer im Alter von 33, 36 und 40 Jahren erlassen. Nach den Festnahmen waren das Bundesinnenministerium und deutsche Sicherheitsbehörden davon ausgegangen, dass sie einen Terroranschlag von erheblichem Ausmaß geplant haben. «Unsere Sicherheitsbehörden haben erneut einen islamistischen Terroranschlag verhindert», hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gesagt.


Tödlicher Brückeneinsturz von Genua: Prozess rückt näher

GENUA: Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem tödlichen Brückeneinsturz von Genua haben die Staatsanwälte in der norditalienischen Stadt ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Verdächtigen würden aktuell über die Vorwürfe informiert, schrieb die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag. Die Ankläger haben nach Angaben der Zeitung «La Repubblica» 69 Verdächtige ausgemacht. Es gehe um den Vorwurf, dass Verantwortliche etwa beim Autobahnbetreiber und in einer Kontrollfirma die Mängel des Bauwerks «systematisch» missachtet hätten, hieß es in den Berichten. Die Betreiber hätten wohl auch Kosten sparen wollen.

Die Behörden ermittelten wegen grober Fahrlässigkeit und vielfachen Totschlags. Am 14. August 2018 war in der Hafenstadt in Ligurien die Morandi-Autobahnbrücke zusammengebrochen. Wagen stürzten in die Tiefe. 43 Menschen starben. Hunderte, die unter der Hochbrücke wohnten, wurden obdachlos. Im August 2020 wurde ein Neubau unter dem Namen San-Giorgio-Brücke eingeweiht. Eine Sprecherin der Opferverbände sagte der dpa am Donnerstag, man hoffe nun auf einen Prozess im Herbst.

In den italienischen Medien waren im Laufe der Untersuchungen wiederholt Vorwürfe gegen damalige Manager der Betreibergesellschaft Autostrade per l'Italia und der Kontrollfirma Spea laut geworden. Es hieß, man habe seit Jahren vom Einsturzrisiko der Brücke gewusst. Die Ansa schrieb nun unter Berufung auf die Ermittler, dass die technische Überwachung der Brücke mangelhaft gewesen sei oder fehlte. Besonders im Fokus stünden mutmaßliche Schäden am Autobahnpfeiler «Nummer 9».

Bereits im November 2020 waren die Behörden in einem Seitenstrang der Hauptuntersuchung gegen mehrere ehemalige oder aktive Manager des Autobahnbetreibers vorgegangen - etwa mit dem Verhängen von Hausarrest.


Deutschland will tschechische Botschaft in Moskau unterstützen

BERLIN/PRAG: Deutschland will Tschechien helfen, seine Botschaft in Moskau nach der Ausweisung zahlreicher Diplomaten und Mitarbeiter weiterzubetreiben. Außenminister Heiko Maas (SPD) bot seinem neuen tschechischen Amtskollegen Jakub Kulhanek am Donnerstag in einem Telefonat Unterstützung an, um die Arbeitsfähigkeit der Botschaft zu sichern. «Die tschechische und die deutsche Botschaft in Moskau stehen hierzu bereits in direktem Kontakt», hieß es dazu aus dem Auswärtigen Amt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Tschechien in einem Telefonat mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis ebenfalls Solidarität zu.

Der diplomatische Konflikt zwischen Tschechien und Russland hatte am Samstag mit schweren Anschuldigungen Tschechiens gegen Moskau begonnen. Prag wirft russischen Geheimdiensten vor, für Explosionen in einem Munitionslager in Vrbetice im Osten des Landes im Jahr 2014 verantwortlich zu sein. Dabei waren zwei Menschen gestorben. Beide Länder wiesen bereits am Wochenende gegenseitig Botschaftsangehörige aus - Prag 18 Russen und Moskau 20 Tschechen. Die tschechische Botschaft gilt nun als kaum noch arbeitsfähig.

Beobachter sprechen vom schwersten Konflikt zwischen beiden Staaten seit Jahrzehnten. Am Donnerstag eskalierte der Konflikt weiter. Nach Verstreichen eines Ultimatums an Russland beschloss Tschechien faktisch die Ausweisung von bis zu 70 russischen Diplomaten und Botschaftsmitarbeitern.


Prinz William: Klima braucht gleichen Erfindergeist wie Impfstoff

LONDON: Prinz William hat beim Kampf gegen den Klimawandel zu einem ähnlichen Erfindergeist aufgerufen wie bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen. «Die Verfügbarkeit von Impfstoffen nach nur einem Jahr ist sowohl ein Triumph für die Wissenschaft als auch ein Sieg der Zusammenarbeit», schrieb William (38) gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer David Attenborough, der Schauspielerin Cate Blanchett und mehreren weiteren Unterstützern in einem Brief für die «Times» (Donnerstag). «Diese Lektionen lassen sich nicht nur auf Pandemien beziehen, sondern auch auf die drängendste Herausforderung der menschlichen Geschichte: den Klimawandel aufzuhalten.»

Mit seinem im vergangenen Jahr ausgerufenen Earthshot-Preis will der Herzog von Cambridge innovative Ideen und Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels fördern. Über zehn Jahre hinweg sollen jeweils fünf Gewinner mit je einer Million Pfund (umgerechnet rund 1,15 Millionen Euro) gefördert werden. Die Unterzeichner des Briefes gehören zur Jury des Preises.


Russlands Verteidigungsminister reist wegen Militärübung zur Krim

MOSKAU: Inmitten erhöhter Spannungen im Ukraine-Konflikt ist Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu auf die 2014 einverleibte Schwarzmeer-Halbinsel Krim gereist. Schoigu habe am Donnerstag die Bereitschaft von Marine und Bodentruppen während einer Militärübung überprüft, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Daran sollen 10.000 Soldaten sowie mehr als 40 Kriegsschiffe beteiligt gewesen sein, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf die Behörde meldete. Einige dieser Einheiten sollten Schoigu zufolge bis Anfang Mai an ihre ständigen Stationierungsorte zurückkehren.

Schon am Dienstag hatten mehr als 20 russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer ein Manöver mit der Luftwaffe abgehalten. In der vergangenen Woche übten Schiffe der ukrainischen Flotte gemeinsam mit Rumänien im Schwarzen Meer etwa die Abwehr von Schnellbooten und die Koordination gemeinsamer Handlungen. Am Samstag will Russland bis Ende Oktober Seegebiete im Schwarzen Meer sperren.

Zuletzt hatten außerdem Truppenaufmärsche auf russischer und ukrainischer Seite nahe dem Konfliktgebiet im Donbass international die Befürchtung ausgelöst, dass die Kämpfe erneut aufflammen könnten. Seit knapp sieben Jahren werden Teile der Gebiete in der Ostukraine entlang der russischen Grenze von moskautreuen Separatisten kontrolliert. UN-Schätzungen zufolge wurden bei den Kämpfen mehr als 13.000 Menschen getötet. Ein 2015 unter Vermittlung Deutschlands und Frankreichs vereinbarter Friedensplan liegt auf Eis.


Südkorea will eigene Klimaschutzziele erhöhen

SEOUL/WASHINGTON: Südkoreas Präsident Moon Jae In hat eine weitere Reduzierung der Treibhausgasemissionen seines Landes angekündigt, um das selbst gesteckte Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen. Innerhalb dieses Jahres werde Südkorea seinen neuen Klimaschutzbeitrag (NDC) für 2030 bei den Vereinten Nationen einreichen, sagte Moon am Donnerstag bei dem von US-Präsident Joe Biden initiierten Online-Klimagipfel.

Moon nannte keine konkrete Zahl, wies jedoch darauf hin, dass Südkorea im vergangenen Jahr sein Ziel bereits erhöht habe. Demnach sollte bis zum Ende des Jahrzehnts das Emissionsniveau von 2017 um 24,4 Prozent verringert werden. «Korea hat 2018 den Gipfel der Treibhausgasemissionen erreicht.» In den darauffolgenden zwei Jahren sei der Ausstoß um mehr als 10 Prozent der Emissionen von 2018 reduziert worden. Südkorea hatte sich im vergangenen Jahr zur CO2-Neutralität bis 2050 bekannt. Dazu würden derzeit «detaillierte Szenarien» ausgearbeitet, sagte Moon.

Zudem kündigte Südkoreas Staatschef jetzt an, die Finanzierung von ausländischen Kohle-Energieprojekten zu stoppen. Unter der jetzigen linksliberalen Regierung hatte Südkorea zehn ältere Kohlekraftwerke im eigenen Land geschlossen und keine Genehmigung mehr für den Bau neuer Kraftwerke, in denen Kohle verbrannt wird, erteilt. Umweltaktivisten in Südkorea fordern, bis 2030 aus der Energiegewinnung durch Kohle komplett auszusteigen.


Nato unterstützt Tschechien im Streit mit Russland

BRÜSSEL: Tschechien hat im Streit mit Russland die Unterstützung der Nato-Partner zugesichert bekommen. «Die Verbündeten bringen ihre tiefe Besorgnis über die destabilisierenden Maßnahmen zum Ausdruck, die Russland weiterhin im euro-atlantischen Raum (...) durchführt», heißt es in einer am Donnerstag in Brüssel veröffentlichen Mitteilung der Nato-Staaten. Man stehe uneingeschränkt solidarisch an der Seite der Tschechischen Republik.

Tschechien hatte zuvor russische Geheimdienste beschuldigt, für Explosionen in einem Munitionslager in Vrbetice im Osten des Landes im Jahr 2014 verantwortlich zu sein. Dabei waren zwei Menschen gestorben. Ein Kremlsprecher sprach zuletzt von absurden und völlig unbegründeten Anschuldigungen.

Infolge des Streits wiesen beide Länder am Wochenende gegenseitig Botschaftsangehörige aus - Prag 18 Russen und Moskau 20 Tschechen. Am Mittwochabend stellte Tschechien Russland zudem ein Ultimatum. Demnach muss der Kreml bis diesen Donnerstagmittag, 12.00 Uhr, die Rückkehr aller 20 ausgewiesenen tschechischen Diplomaten in die Moskauer Botschaft ermöglichen. Andernfalls soll die Zahl der in Prag akkreditierten russischen Diplomaten auf das gleiche Maß reduziert werden. Praktisch würde das die Ausweisung von mehr als 20 weiteren Russen bedeuten.


Vermisste Deutsche tot gefunden

OSLO: In Norwegen sind die Überreste einer jungen Deutschen gefunden worden. Bei der Toten handelt es sich um eine Frau, die vor einem halben Jahr in der Gemeinde List auf Sylt als vermisst gemeldet worden war, wie die Polizei der südnorwegischen Region Agder am Donnerstag mitteilte. Die Überreste seien am 27. März im norwegischen Tvedestrand entdeckt worden. Nach Angaben der Polizeidirektion Flensburg können derzeit keine weiteren Angaben zur Todesursache gemacht werden. Hinweise auf ein mögliches Verbrechen gebe es nicht.

Über das spurlose Verschwinden der jungen Frau hatten im Herbst 2020 mehrere deutsche Medien berichtet. Der Polizei Flensburg zufolge war die damals 22-jährige Frau am 2. Oktober 2020 zuletzt in ihrer Personalwohnung in List gesehen worden. Sie stammte demnach gebürtig aus Rheinland-Pfalz und arbeitete seit kurzem auf Sylt in einem Hotel. Wie der norwegische Rundfunksender NRK berichtete, gehen Polizei und Familie davon aus, dass die Frau an Bord einer Fähre von List nach Dänemark gewesen sei. Was dann geschehen ist, ist demnach unklar.


Menschenrechtsgerichtshof weist Klage zu sterbenskranker Pippa ab

STRAßBURG: Die Mutter der sterbenskranken Pippa ist mit ihrer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gescheitert. Die Beschwerde sei unbegründet und daher nicht zugelassen worden, hieß es vom Gericht. Mit der finalen Entscheidung wurde auch eine einstweilige Maßnahme des Straßburger Gerichtshofs beendet. Diese hatte sicherstellen sollen, dass die Behandlung der fünfjährigen Pippa vorerst nicht eingestellt werde.

Britische Gerichte hatten wiederholt geurteilt, dass Ärzte die lebenserhaltenden Maßnahmen beenden dürfen. Sie haben keine Hoffnung mehr, das Leben des Mädchens zu retten, das seit gut zwei Jahren mit schweren Hirnschäden in einem Londoner Krankenhaus liegt. Pippas Mutter hatte darin einen Verstoß gegen die Rechte ihrer Tochter gesehen. Die Gerichte hätten zudem nicht ausreichend Rücksicht auf das Familienleben der zwei genommen.

Das Menschenrechtsgericht befand nun, dass die britische Justiz die Wünsche der Mutter gebührend und sorgfältig berücksichtigt habe. Die Entscheidungen seien nicht willkürlich gewesen, sie hätten das beste Interesse des Kindes im Blick gehabt. Der Menschenrechtsgerichtshof verwies darauf, dass der High Court in Großbritannien zu dem Schluss gekommen sei, dass die invasive Behandlung Pippas dem Kind keinen Nutzen bringe und eine anhaltende Belastung sei.

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Gemeinsam setzen sie sich für den Schutz der Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten ein. Sie sind keine Organe der Europäischen Union.


Menschenrechtler kritisieren Festnahmen bei Nawalny-Protesten

MOSKAU: Menschenrechtler haben zahlreiche willkürliche Festnahmen bei Protesten gegen die Inhaftierung des Kremlgegners Alexej Nawalny in ganz Russland kritisiert. Zwar habe es bei den Kundgebungen am Mittwoch weniger Polizeigewalt gegeben als bei den Aktionen Anfang des Jahres, teilte die Organisation Human Rights Watch am Donnerstag mit. «Doch das harte Vorgehen der Behörden gegen die Versammlungsfreiheit ist völlig ungerechtfertigt.» Laut dem Bürgerrechtsportal ovdinfo.org wurden bei den nicht genehmigten Demos in insgesamt fast 100 russischen Städten mehr als 1700 Menschen festgenommen.

Trotz Warnungen der Behörden gingen im flächenmäßig größten Land der Erde Zehntausende Menschen auf die Straßen, um ihre Solidarität mit dem in einem Straflager inhaftierten Nawalny zu zeigen. Der 44 Jahre alte Oppositionelle, der im vergangenen Jahr nur knapp einen Giftanschlag überlebte, ist seit drei Wochen im Hungerstreik, um so eine Behandlung von einem unabhängigen Arzt zu erwirken. Er klagt über Rückenschmerzen und Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen.

Vor den Demonstrationen hatte die Polizei mehrere Nawalny-Unterstützer festgenommen und Büroräume seiner Mitarbeiter durchsucht. Für besondere Empörung sorgte das Vorgehen gegen Nawalnys Pressesprecherin Kira Jarmysch, die laut ihrer Anwältin für zehn Tage in Haft muss. Ihr werde vorgeworfen, im Internet zu den nicht genehmigten Protesten aufgerufen zu haben - obwohl sie seit Wochen im Hausarrest sitze und dort gar keinen Zugang zum Internet habe.


Israelis wollen deutschen Drohnenhersteller EMT übernehmen

BERLIN: Das israelische Rüstungsunternehmen Rafael will den kriselnden deutschen Drohnenhersteller EMT aus dem bayrischen Penzberg übernehmen. Das geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Frage des Linken-Abgeordneten Tobias Pflüger hervor. Demnach gibt es aber noch kein grünes Licht für den Erwerb. EMT befindet sich in einem Insolvenzverfahren und saniert sich in Eigenverwaltung. Für die Bundeswehr entwickelt das Unternehmen die Aufklärungsdrohne Luna NG, ein Projekt, bei dem es zu Verzögerungen kam.

Die Firma Rafael Advanced Defense Systems Ltd. habe dem Bundeswehr-Beschaffungsamt «schriftlich mitgeteilt, dass sie eine exklusive Vereinbarung zur Übernahme der Firma EMT Ingenieurgesellschaft Dipl- Ing. Hartmut Euer mbH mit dem derzeitigen Generalbevollmächtigten im Insolvenzverfahren habe», heißt es in der Antwort des Verteidigungsministeriums, die der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag. Und: «Der Erwerb steht unter dem Vorbehalt der noch durchzuführenden Investitionsschutzprüfung.»

Pflüger kritisierte das Vorhaben. «Es handelt sich bei Rafael um einen Rüstungskonzern, der auch Raketen und anderes Kriegsgerät produziert. Der Kauf von EMT birgt deshalb die Gefahr der Aufrüstung des deutschen Drohnenarsenals mit neuen bewaffneten Systemen», erklärte Pflüger. Rafael werde vermutlich die geplante Modernisierung der Luna-Drohnen für das Heer fortführen und die ausstehenden Lieferungen der neuen unbemannten Luftfahrzeuge übernehmen. Die Linke lehne militärische Drohnen auch zur Aufklärung ab.


Erster Nato-Gipfel mit Biden beschäftigt sich mit Russland und China

BRÜSSEL: Die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Staaten werden sich am 14. Juni bei einem Gipfeltreffen mit der als aggressiv wahrgenommenen Politik Russlands und den sicherheitspolitischen Konsequenzen des Aufstiegs Chinas beschäftigen. Wie Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag mitteilte, soll es bei den Spitzengesprächen in der Brüsseler Bündniszentrale zudem um die Reforminitiative «Nato 2030» und Herausforderungen durch Klimawandel, Terrorismus, Cyberangriffe und neue Technologien gehen.

Der Gipfel sei eine einzigartige Gelegenheit, die Nato als Inbegriff der Bindung zwischen Europa und Nordamerika zu stärken, kommentierte Stoltenberg. Entscheidungen zur Reforminitiative «Nato 2030» sollten das Bündnis in die Lage versetzen, die Herausforderungen von heute und morgen anzugehen.

Für die Nato wird es der erste Gipfel mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden sein. Unter dessen Vorgänger Donald Trump war das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und der Nato äußerst angespannt gewesen. Trump hatte ohne Rücksicht auf die Folgen mehrfach Zweifel daran geweckt, ob die USA im Ernstfall ihrer Verpflichtung zum militärischen Beistand nachkommen würden. Hinzu kamen die nicht abgesprochene Ankündigung eines Rückzugs von US-Truppen aus Deutschland und andere Alleingänge. Zum Entsetzen der Alliierten drohte Trump sogar mit dem Nato-Austritt.

Biden dürfte vom Gipfel der sieben großen Wirtschaftsmächte (G7) nach Brüssel reisen. Er wird von Großbritannien vom 11. bis zum 13. Juni in Cornwall in der Küstenstadt Carbis Bay ausgerichtet.


Auseinandersetzungen vor Wahlen - Wahlhelfer erschossen

ELBASAN: Bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten der beiden politischen Lager ist in der albanischen Stadt Elbasan ein Mann erschossen worden. Vier weitere Männer, unter ihnen ein Polizist, erlitten Verletzungen. Der Vorfall ereignete sich bereits am Mittwoch, vier Tage vor den Parlamentswahlen in Albanien.

Bei dem Erschossenen handelte es sich um einen Wahlhelfer der Sozialistischen Partei (PS) von Ministerpräsident Edi Rama. Der mutmaßliche Todesschütze stellte sich anschließend der Polizei, berichteten Medien in der Hauptstadt Tirana. Er gehört der national-konservativen Demokratischen Partei (PD) an, die den Sozialisten immer wieder Wahlbetrug und Verstrickung in die organisierte Kriminalität vorwirft.

Zu der Schussabgabe kam es, als Aktivisten der PD das Fahrzeug mit dem späteren Todesopfer aufhielten. Die Anhänger der Oppositionspartei beschuldigten den 56-Jährigen, Geld verteilt zu haben, um Stimmen für die Wahlen zu kaufen.

Die EU-Vertretung und die US-Botschaft in Tirana forderten die Behörden auf, den Vorfall umfassend aufzuklären. Sie ermahnten die politischen Akteure beider Seiten, Zurückhaltung zu üben. Bei den Wahlen am kommenden Sonntag gilt Ramas PS laut Meinungsumfragen als Favoritin. Umfragen sind in Albanien allerdings nicht immer zuverlässig.


Whisky-Produzent Pernod Ricard rechnet mit mehr Gewinn

PARIS: Die Geschäfte des französischen Whisky- und Wodka-Herstellers Pernod Ricard erholen sich dank der Nachfrage in den USA und China. Zudem wird auch in Indien wieder mehr von den alkoholischen Getränken gekauft. Das Geschäft an Flughäfen, wo Käufer in Duty Free Shops reichlich Spirituosen und Champagner finden, leidet unterdessen weiter unter den globalen Reisebeschränkungen. Die Erlöse sanken zwar in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020/21, aber im dritten Quartal konnte das Unternehmen wieder deutlich mehr umsetzen als im Vorjahr, wie Pernod Ricard am Donnerstag in Paris mitteilte.

Unternehmenschef Alexandre Ricard geht davon aus, dass der Konzern im vierten Quartal den Umsatz noch einmal erhöhen wird. In den ersten neun Monaten fielen die Erlöse im Jahresvergleich um fast vier Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Rechnet man ungünstige Wechselkurseffekte durch die Aufwertung des Euro zum Dollar und zu Schwellenland-Währungen heraus, wäre es ein Zuwachs um 1,7 Prozent gewesen. Im dritten Quartal stiegen die Umsätze um knapp 13 Prozent auf zwei Milliarden Euro.


Mattheitsgefühl und Bettgeh-Aufschieberitis als Trends?

NEW YORK/BERLIN: Experten wie der amerikanische Psychologe Adam Grant warnen vor der in der Pandemie zunehmenden Ermattung als Lebensgefühl.

In der angelsächsischen Welt werden Phänomene oft früher benannt als in der deutschsprachigen. Voriges Jahr lag in den USA und Großbritannien die «Revenge Bedtime Procrastination» als Begriff im Trend - also die Angewohnheit, etwa wegen zu viel Smartphone-Guckens zu spät schlafen zu gehen, auf Deutsch vielleicht am besten als Bettgeh-Aufschieberitis aus Rache am Leben beschrieben. Nun entdeckte die «New York Times» die Mattheit, das Dahindümpeln oder «Languishing», als eine Art Gefühl des Jahres 2021.

Der auch ins Deutsche übersetzte Psychologe Adam Grant («Geben und Nehmen: Warum Egoisten nicht immer gewinnen und hilfsbereite Menschen weiterkommen») schrieb in einem «NYT»-Artikel: Die geistige Ermattung sei in der Corona-Pandemie mit ihren Belastungen und Einschränkungen sozusagen die Leerstelle zwischen Depression und Euphorie - die Abwesenheit des grundsätzlichen Wohlfühlens. Man habe zwar keine echten Symptome einer psychischen Erkrankung, aber eben auch nicht alle Anzeichen für totale psychische Gesundheit. Man funktioniere nicht mit voller Kapazität, könne sich kaum motivieren und konzentrieren - und laufe dabei Gefahr, abzurutschen und womöglich im Kopf ernsthafter krank zu werden, so der Autor.

Grant empfiehlt, dieses Phänomen zu benennen und damit weniger gefährlich für den Betroffenen selbst und die Gesellschaft zu machen. Für viele deutsche Leser dürfte sein Tipp, ehrlich statt aufgesetzt positiv zu sein, kaum verständlich sein, denn hierzulande scheinen Meckern und schlechte Laune und zu viel Ehrlichkeit in Gesprächen eh Standard zu sein. Grant meint aber, man solle auf die Smalltalk-Formel «Wie geht's?» (How are you?) nicht zu standardisiert mit «Great!» oder «Fine» antworten - sondern ruhig mal sagen, dass man ermattet sei.


Lkw-Anschlag von Nizza: Terror-Verdächtiger festgenommen

ROM: Knapp fünf Jahre nach dem verheerenden Lkw-Anschlag im südfranzösischen Nizza mit 86 Toten ist in Italien ein mutmaßlicher Komplize des Attentäters festgenommen worden. Es handelt sich um einen 28-jährigen Albaner, wie die Polizei in der Nacht zu Donnerstag mitteilte. Er solle Waffen an den Attentäter verkauft haben, berichteten italienische Medien. Der mit einem europäischen Haftbefehl Gesuchte sei in der Nähe der Stadt Caserta nördlich von Neapel festgenommen worden.

Italiens Innenministerin dankte am Donnerstag den Ermittlern. Die Festnahme habe auch die Wirksamkeit der internationalen Zusammenarbeit gezeigt, sagte Luciana Lamorgese. In Italien wurde zuletzt Anfang März ein mutmaßlicher Unterstützer der Terroranschläge von 2015 in Paris auf die Konzerthalle Bataclan und das Fußballstadion Stade de France aufgespürt.

Am 14. Juli 2016, dem französischen Nationalfeiertag, war Mohamed Lahouaiej Bouhlel auf der Flaniermeile Promenade des Anglais mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Letztlich gab es 86 Todesopfer, mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Unter den Toten des Attentats waren auch drei Deutsche. Der Gewalttäter wurde nach der Tat erschossen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat damals für sich.

Die südfranzösische Hafenstadt war erst Ende Oktober wieder Schauplatz eines mutmaßlich islamistischen Anschlags geworden: Ein Angreifer tötete in einer Kirche drei Menschen und wurde dann von Polizisten schwer verletzt. Bei Anschlägen kamen in Frankreich in den vergangenen Jahren weit über 250 Menschen ums Leben.


Innenministerium zieht deutsche Polizisten aus Afghanistan ab

BERLIN: Mit dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan sollen auch die verbleibenden deutschen Polizisten, die afghanische Polizeikräfte trainiert haben, abgezogen werden. Die aktuell 20 deutschen Polizistinnen und Polizisten in Kabul sollen das Land schon zum 30. April verlassen, wie das Bundesinnenministerium den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) bestätigte. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zieht damit die Konsequenz aus dem Abzug der internationalen Truppen.

Die Bundespolizei hat seit 2002 den Aufbau einer afghanischen Polizei mit bis zu 200 Kräften unterstützt. Über 80.000 afghanische Polizistinnen und Polizisten wurden demnach aus- und fortgebildet.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Bundeswehr auf Drängen der US-Regierung einen deutlich schnelleren Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan vorbereitet. Das Verteidigungsministerium informierte am Mittwoch die Fachpolitiker im Bundestag, dass die Kräfte der Nato-Mission «Resolute Support» das Land nun bereits zum 4. Juli verlassen könnten.

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