Nachrichten zum Thema Seefahrt am Donnerstag

Der erste stellvertretende Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation und Generaldirektor der staatlichen russischen Atomenergiegesellschaft Rosatom, Alexey Likhachev. Archivfoto: epa/CHRISTIAN BRUNA
Der erste stellvertretende Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation und Generaldirektor der staatlichen russischen Atomenergiegesellschaft Rosatom, Alexey Likhachev. Archivfoto: epa/CHRISTIAN BRUNA

Russland will Öl durch die Arktis gen Osten schicken

MOSKAU: Russland will anstelle der Ostsee künftig verstärkt seine Arktisgewässer für den Ölexport nutzen. «Derzeit arbeiten wir gemeinsam mit russischen Unternehmen an der Umleitung russischen Öls weg von den Ostseehäfen hin auf die Nordostpassage als sicherste und attraktivste Route», sagte der Chef der nationalen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, am Mittwoch auf einer Regierungssitzung unter Leitung von Präsident Wladimir Putin. Die Route entlang der Nordküste Russlands solle mithilfe von Atomeisbrechern ganzjährig befahrbar gemacht werden. Putin bezeichnete den Ausbau der Nordostpassage als strategisches Projekt.

«Die Entwicklung des Nördlichen Seewegs ist zweifellos eine der offensichtlichen strategischen Prioritäten. Wir sollten hier nicht sparen und wegen der Konjunktur irgendwas wegstreichen», sagte der Kremlchef. In Moskau wird die Nordostpassage Nördlicher Seeweg genannt. Er hoffe, dass das Projekt vollständig umgesetzt werde, sagte Putin. Die Umorientierung der Öllieferungen aus den europäischen Häfen hinaus soll Russland widerstandsfähiger gegen westliche Sanktionen machen, die auf Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine folgten.

Die Nordostpassage ist erst durch den Klimawandel und das Abtauen der Eismasse in der Arktis für den Schiffsverkehr interessant geworden. Die kommerzielle Schifffahrt - gerade mit Öltankern - birgt laut Umweltschützern aber auch die Gefahr großer Naturkatastrophen, die das sensible Ökosystem der Arktis nachhaltig schädigen können.


Reeder: Recycling von Schiffen wird sich bis 2032 verdoppeln

HAMBURG/KOPENHAGEN: Mit dem klimafreundlichen Umbau der Schiffsflotten dürften die meist an asiatischen Stränden liegenden Schiffsfriedhöfe in den nächsten Jahren beispiellosen Zulauf bekommen. «In den nächsten zehn Jahren, von 2023 bis 2032, werden voraussichtlich mehr als 15.000 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von über 600 Millionen Tonnen recycelt werden», berichtete der in Bagsværd bei Kopenhagen ansässige internationale Reederverband Bimco am Mittwoch. Nach Angaben von Bimco-Analyst Niels Rasmussen ist das «mehr als das Doppelte der Menge, die in den vorangegangenen zehn Jahren recycelt wurde».

In den vergangenen zehn Jahren wurden nach Bimco-Berechnungen weltweit 7780 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 285 Millionen Tonnen recycelt, mehrheitlich Schiffe, die in den 1990er Jahren gebaut wurden. «In den nächsten zehn Jahren werden Schiffe, die in den 2000er Jahren gebaut wurden, die Hauptquelle für das Recycling sein», schreibt der Verband. «Im Vergleich zu den 1990er Jahren wurde in den 2000er Jahren mehr als doppelt so viel Tragfähigkeit gebaut, was den erwarteten Anstieg des Recyclings vorantreiben wird.» Bimco führt den steigenden Recyclingbedarf zumindest teilweise darauf zurück, dass die die Schifffahrtsindustrie mit strengeren Vorschriften für Treibhausgasemissionen konfrontiert ist.

Der weitaus größte Teil der Tonnage wird laut Verband in den asiatischen Ländern Bangladesch, Indien und Pakistan verschrottet und weiterverarbeitet. Die internationale Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform prangert seit Jahren an, dass es dabei immer wieder zu Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Krankheits- und Todesfällen kommt.

Eigentlich sollte das umweltgerechte und sichere Abwracken längst global geregelt sein. Auf dem Papier gibt es schon seit 2009 ein internationales Abkommen darüber, das von Deutschland 2019 ratifiziert wurde. Allerdings tritt diese sogenannte Hongkong-Konvention erst in Kraft, wenn mindestens 15 Staaten mit 40 Prozent der weltweiten Handelsflotten-Tonnage beigetreten sind. Bimco äußerte sich optimistisch, dass dies bald der Fall sein könne, nachdem auch Bangladesch die Unterzeichnung der Konvention angekündigt habe.

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