Fall der gesunkenen «Estonia» ist abgeschlossen

Staatsanwaltschaft 

Die Fähre
Die Fähre "Estonia" der Reederei Estline (undatiertes Archivfoto). Die «Estonia» war 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. Foto: dpa

STOCKHOLM: 852 Menschen starben, als die «Estonia» 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste sank. Nun, fast 30 Jahre später, ist der Fall für die Staatsanwaltschaft abgeschlossen.

Die schwedische Staatsanwaltschaft hat den Fall der 1994 gesunkenen Ostsee-Fähre «Estonia» für abgeschlossen erklärt. Das geht aus einer Mitteilung der Behörde vom Donnerstag hervor. Demnach will die Staatsanwaltschaft weder die bereits beendeten Ermittlungen zum Untergang des Schiffs wieder aufnehmen noch neue Ermittlungen in Gang setzen.

Die «Estonia» war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, 137 überlebten. Es war die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte. Dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 zufolge war das abgerissene Bugvisier der Fähre die Ursache für den Untergang. Daran wurden aber immer wieder Zweifel geäußert.

Für eine Dokumentation hatte ein schwedisches Filmteam im September 2019 einen Tauchroboter zum Wrack heruntergelassen. Dabei hatten sie unter anderem ein mehrere Meter großes und bis dahin nicht bekanntes Loch im Schiffsrumpf entdeckt. Das hatte die Behörden schließlich dazu veranlasst, neue Untersuchungen in die Wege zu leiten.

Die Staatsanwältin Karolina Wieslander sagte, dass diese Untersuchungen keine Hinweise darauf ergeben hätten, dass eine Straftat begangen worden war. Auch einen Zusammenstoß mit einem anderen Schiff oder eine Explosion im Bug der «Estonia» schloss Wieslander aus.

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Thomas Sylten 16.02.24 21:10
Erschreckend finde ich, wie offensichtlich hier Dinge vertuscht werden, obwohl sie zum Tod vieler hundert Menschen geführt haben - und der öffentliche Aufschrei (Medien!!) komplett ausbleibt: Die vorschnelle Einstellung der internationalen Untersuchungen schon damals, das Verbot unabhängiger Untersuchungen wg. angeblicher Störung der Grabesruhe (geradezu lächerlich abwegig, solange die Ursache nicht geklärt ist), das voreilige Begraben des Wracks unter Beton, um weitere Nachforschungen zu vereiteln (sic!), die prompte strafrechtliche Verfolgung (statt Belobigung, von wegen Zivilcourage und so) des Forschungsteams, die dann doch Bilder eines (wg.des Verbots illegalen) Tauchroboters auswerteten, welche ein bis dahin nicht dokumentiertes riesiges Loch im Rumpf nachwiesen, die auch jetztige Nichtberücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse - jedenfalls wird dieses Loch ja nicht erklärt, nur der (nirgendwo behauptete) Zusammenstoß mit einem anderen Schiff ausgeschlossen -
das alles stinkt derart unübersehbar zum Himmel, und dennoch wird es nicht skandalisiert und aufgedeckt, sondern ein weiteres Mal der Aktendeckel zugeklappt: Derart offenkundige und völlig unwidersprochene Korruption unvorstellbarsten Ausmaßes erschreckt mich zutiefst - in welcher Parallelwelt leben wir eigentlich??
Ingo Kerp 16.02.24 15:33
Das abgerissene Bugvisier war, das ist inzwischen belegt, nicht der Grund für den Untergang. Während es sogar staatl. Verbote gab, das Wrack weiter zu untersuchen, hat man damit, und mit dem willkürlich erklärten Ende der Staatsanwaltschaft nie nachgewiesen, ob sich die seinerzeit vermuteten "gefährlichen Gegenstände" wirklich an Bord befanden.