Nach Lamphun und immer weiter

Ein Trip auf der Straße 106 mit vielen Gelegenheiten zum Abschweifen

Das Phra Nang Chamathewi Monument im Nong Dok Park wurde 1982 vom damaligen Kronprinzen eingeweiht. Sieben Tafeln informieren über die Geschichte von Haripunchai. Fotos: Moos
Das Phra Nang Chamathewi Monument im Nong Dok Park wurde 1982 vom damaligen Kronprinzen eingeweiht. Sieben Tafeln informieren über die Geschichte von Haripunchai. Fotos: Moos

CHIANG MAI: Ein Tagesausflug, perfekt für die Regenzeit! Wenn es morgens in Chiang Mai regnet, ist das kein Grund zu Hause zu bleiben. Die Regenwolken versprühen ihren lokalen Charme sowieso völlig unabhängig von den Vorhersagen. Bei diesem Tagestrip geht es auf der schönsten Straße Thailands nach Lamphun und weiter Richtung Süden, bis zu den Höhlen in den Bezirken Pa Sang und Ban Hong.

Kurze Information, bevor es losgeht: Für diesen Ausflug ist ein individuelles, motorisiertes Vehikel die beste Wahl. Auch festes Schuhwerk gehört mit ins Gepäck oder gleich an die Füße. Die gesamte Fahrt erstreckt sich, mit Hin- und Rückweg von Nong Hoi (Chiang Mai) bis zum weitesten Ziel Ban Hong in der Provinz Lamphun, über 160 Kilometer. Auf jeden Fall kommen zusätzlich Kilometer für eventuelle Zwischenziele hinzu.

Wer Chiang Mai kennt, wird die „Chiang Mai–Lamphun Road“ (106) kennen und lieben. Auf geht’s, immer zwischen den eindrucksvollen Baumriesen, den Yang-Na-Bäumen, entlang. Auf einer Strecke von neun Kilometern säumen mehr als 900 dieser beeindruckenden Giganten die Straße. Besonders im Bereich der neuen Kreuzung mit dem Highway 121 kam es zu zahlreichen Verstümmelungen der Yangs. Hier sieht das ganz schön traurig aus. Aufgrund der Einmaligkeit dieser Allee, und der touristischen Anziehungskraft, hat die Regierung in diesem Jahr neue Regeln per „Royal Gazette“ erlassen: Sämtliche schädigende Aktivitäten an und um diese Bäume herum sind strengstens verboten. Selbst die Höhe, die Farbe sowie der Verwendungszweck neuer Gebäude in dieser Region unterliegen einer strengen Regelung. Die Entscheidungsgewalt über diesen Streckenabschnitt liegt nun in den Händen der thailändischen Regierung.

Durch den farbenfrohen Naga-Eingang gelangt man bequem in die faszinierende Höhle Tham Luang Pha Wiang.
Durch den farbenfrohen Naga-Eingang gelangt man bequem in die faszinierende Höhle Tham Luang Pha Wiang.

Lamphun ist richtig alt

Die kleine Schwester von Chiang Mai ist eine der ältes­ten Städte im Land. Als Chiang Mai im 13. Jahrhundert gegründet wurde, existierte Lamphun bereits sechs Jahrhunderte. Damals war es noch Hariphunchai und die Hauptstadt des Mon-Königreichs. Von Lamphun war erst dann die Rede, als das Städtchen im 13. Jahrhundert dem Lan-Na-Reich zugesprochen wurde. Historisch Interessierte werden hier bereits aufblühen und steckenbleiben. Besonders bei Regen spricht nichts dagegen, den Rest des Tages in Lamphun zu verbringen. Überhaupt gäbe es über diese Stadt mehr zu erzählen als dieser ganze Artikel lang ist. Doch auch ein Zwischenstopp sorgt für Kurzweil. Die 106 führt mitten durch die City. Die Verkehrsführung im Bereich der Innenstadt ist etwas verwirrend. Am besten man nimmt es sportlich und ergattert sich irgendwann einen Parkplatz vor dem Nong Dok Food Market. Ein täglich stattfindender, großer Markt, der von der Klamotte bis zur Karotte so ziemlich alles anbietet. Von hier aus lassen sich die drei historischen Hotspots gut erlaufen: Das Phra Nang Chamathewi Monument mit einer kleinen Parkanlage, das Haripunchai National Museum sowie der eindrucksvolle, berühmte Tempel Wat Phra That Haripunchai.

Weiter Richtung Süden

Die 106 zieht sich einmal längs durch die Provinz Lamphun, bis sie am Ende auf den Highway 1 trifft. Allein diese Strecke ist es wert, einmal in ganz abgefahren zu werden. Immer wieder warten rechts und links interessante Orte, die bisher kaum digitale Fußspuren hinterlassen haben. Dann aber unbedingt eine Übernachtung einplanen.

Hier und jetzt geht´s weiter auf der 106, rechts liegt der Doi Inthanon in der Ferne. Sattgrüne Berge in allen Schattierungen, Regengardienen und Sonnenglitzer wechseln sich ab. In der Regenzeit ein faszinierendes Wetterspektakel. Kurz nach Ban Hong, ein etwas größeres Städtchen, leuchten rechts auf den Bergen zwei Pagoden. Eine in Weiß, die andere in Gold. Abstecher gefällig? Zum Aussichtspunkt Phra Phuttha Bat Samyod sind es von der Straße aus drei Kilometer. Aber ungeübt und mit normalem Auto, besser nicht! Wer mag, kann sich zu Fuß auf den Weg machen. Überflüssig zu erwähnen, dass die Aussicht fantastisch ist! Zu den beiden Pagoden auf den Felsen kommt man wohl nur mit den Fähigkeiten eines Steinbocks.

Unten auf der Straße geht´s dann weiter bis zum Kilometerstein 102. Von dort sind es rund 500 Meter bis zur nächs­ten Kreuzung. Ein großes blaues Schild verweist in Thai auf die Höhle Tham Luang Pha Wiang (ถ้ำหลวงผาเวียง). Hier biegt man links ab und nach drei Kilometern „haben Sie Ihr Ziel erreicht“.

Ab in die Höhle

Die gute Nachricht, auch mit einer milden Ausprägung von Klaustrophobie lässt sich diese Höhle ganz gut erforschen. Aber bevor es soweit ist, bitte feste Schuhe anziehen. Es führt zwar eine Treppe hoch zur Höhle, aber sie geht nur so gerade noch als Treppe durch. Sie ist ziemlich uneben und zum Glück kann man sich an einem Geländer festhalten, wenn der Untergrund etwas schlüpfrig ist. Gerade in der Regenzeit ist das nicht ungewöhnlich. Der Eingang zu den Tham-Luang-Pha-Wiang-Höhlen wird mit zwei farbenfrohen, siebenköpfigen Naga-Figuren markiert. Keine Angst, das ist eine Höhle für Anfänger, kein Kriechgang und keine Lampen sind notwendig. Unter der Woche stromert man hier ganz allein herum. Angenehme Ruhe, um ungestört zu staunen! Der Lichteinfall bietet wunderschöne Einblicke auf die Kunst, die von der Natur geschaffen wurde. Die Felswände zeigen atemberaubende skurrile Formen voller Schönheit. Stalaktiten und Stalagmiten, wie in einem Geologie-Lehrbuch. In einem kleinen abgegrenzten Bereich kann man sogar den Stalagmiten beim Entstehen zuschauen. Wenn man genug Zeit mitbringt. Ein Sonnenstrahl, der auf die eine oder andere Felswand im Inneren fällt, und man schmilzt dahin, weil das so schön ist! Egal, ob geologisch, künstlerisch, fotografisch oder einfach nur neugierig betrachtet, es ist kaum möglich, nicht fasziniert zu sein.

In der Höhle gibt es neun Räume zu bestaunen. Wie weit man hineingehen mag, kann man ja vor Ort selbst entscheiden. In der Gegend liegen vier weitere Höhlen. Wenn man mal eine davon vorsichtig beschnuppern möchte, dann diese. Aufgrund ihrer Größe wird sie auch nur „Tham Luang“ (große Höhle) genannt. Je tiefer man vordringt, desto größer ist die Chance auf ein paar schlafende Fledermäuse zu treffen. Tham Luang Pha Wiang zählt mit zu den eindrucksvollsten Höhlen in Thailand.

Das magische Spiel mit Licht und Schatten in der Tham Luang fasziniert bereits in den ersten Kammern.
Das magische Spiel mit Licht und Schatten in der Tham Luang fasziniert bereits in den ersten Kammern.

Von 08.00 Uhr morgens bis 17.00 Uhr ist der Zugang erlaubt. Vor Corona gab es dort Eingangskontrollen und es wurde ein Eintritt von 10 Baht verlangt. Zurzeit ist es noch sehr einsam, so dass man kaum jemanden findet, dem man das Geld in die Hand drücken könnte. Folglich weiß auch niemand, wer da gerade in den Höhlenzimmern herumirrt. Also immer schön vorsichtig und bei starken Regenfällen besser erst mal in das Stadtleben von Lamphun eintauchen.

Höhlenfreaks können sich vorab online einen Überblick Höhle verschaffen (https://bit.ly/3P02GKx).

Kleiner Loop gefällig?

Zuerst geht es wieder zurück auf die 106 gen Norden. Nach wenigen Kilometern rechts auf die 3021 abbiegen. Man überquert das Flüsschen Mae Li, welches in der Regenzeit gerne mal heftig über die Ufer tritt. Nach kurzer Zeit links auf die 1184 fahren. Die führt dann am Ende automatisch wieder auf die 106 oberhalb von Ban Hong. Gut, was gibt es auf diesem Abschnitt zu erleben? Es ist eine entspannte, landschaftlich schöne Strecke. Wer Tempel mag, wird links und rechts fündig. Wer immer noch nicht genug von Höhlen hat, gelangt auf diesem Weg zu einer weiteren Höhle, der Tham Erawan. Dafür nach 17 Kilometern auf der 1184 links abbiegen. Gut, hier bedarf es einer gewissen Begeisterung für Höhlen. Der Zugang ist schmal. Im Kriechgang mit Lampe und kundiger Begleitung wird es gehen. Die Tham Erawan lässt sich auch von der 106 aus direkt anfahren. Vom Norden kommend bei Pa Sang über die 1184. Der Weg ist ausgeschildert. Am Ende der Fahrstrecke ist ein Fußweg von rund 300 Metern bis zum Eingang zurückzulegen. Wunderschöne Stalaktiten und Stalagmiten hat diese Höhle ebenfalls im Angebot. Ansons­ten gibt dieser kleine Loop die Möglichkeit, wieder Neues zu entdecken oder zumindest die weitläufige, saftig grüne Landschaft zu bewundern.

Je nach Zeitplan und Durchhaltevermögen lässt sich auf dem Rückweg noch das abendliche Treiben in der Provinzhauptstadt genießen. Wenn es ums Essen geht, scheint es jedoch aussichtsreicher die wenigen Kilometer weiter bis nach Chiang Mai zu fahren. In Lamphun spontan ein geöffnetes Restaurant mit verheißungsvollem Menü zu finden, das kann anstrengend werden. Bestimmt gibt es sie, aber das ist dann schon wieder ein eigenes Thema.

Koordinaten & Google Maps

Nong Dok Food Market: 18.5756734,99.0023889. https://goo.gl/maps/9Wx5fXjpfpJ9DwQJA.

Wat Phra That Haripunchai: 18.5756734,99.0023889. https://goo.gl/maps/9JQtfbcFhyMUSpUDA.

Phra Phuttha Bat Samyod: 18.2346785,98.8183434. https://goo.gl/maps/JWjYBBerieFyrZ7Z9.

Tham Luang Pha Wiang: 18.2218679,98.8555189. https://goo.gl/maps/1ZcV8gqfMrsbWU1Q8.

Tham Erawan: 18.3388144,98.8612098. https://goo.gl/maps/DL65AG4kqpPtTziY9.

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