STUTTGART: Mercedes-Benz blickt verhalten auf das laufende Geschäftsjahr. Große Sprünge beim Umsatz und Ergebnis sind nicht zu erwarten. Bei der E-Mobilität schlägt der Konzernchef neue Töne an.
Der Autobauer Mercedes-Benz rechnet angesichts eines schwierigen Marktumfelds mit keinen großen Sprüngen in diesem Jahr. Der Konzernumsatz werde auf dem Niveau des Vorjahres erwartet, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse für das vergangene Jahr mit. Beim operativen Ergebnis (Ebit) rechnet Mercedes in diesem Jahr mit einem Wert leicht unter dem Vorjahresniveau.
Mercedes habe 2023 in einem herausfordernden Umfeld ein sehr solides Ergebnis geliefert, sagte der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 153,2 Milliarden Euro. Doch gestiegene Kosten etwa durch Inflation und Störungen in der Lieferkette bekam das Unternehmen zu spüren. So sank der operative Konzerngewinn um rund vier Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich gab das Konzernergebnis um knapp zwei Prozent auf 14,5 Milliarden Euro nach.
Neue Töne schlug Källenius in Sachen E-Mobilität an. In der Vergangenheit wurde der Konzernchef nicht müde, die Ambitionen des Autobauers diesbezüglich hervorzuheben. So erklärte er gerne, dass Mercedes mit seinen Pkw bis zum Ende dieses Jahrzehnts vollelektrisch sein wolle. Stets mit dem Zusatz versehen, dass dies überall dort gelte, wo es die Marktbedingungen zuließen.
«Strategische Flexibilität»
Am Donnerstag hob Källenius nun die «strategische Flexibilität» des Autobauers beim Verbrenner hervor. Demnach wird Mercedes in der Lage sein, bis weit in die 30er Jahre auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Als Unternehmen brauche man eine doppelte Absicherung, sagte Källenius. Das Tempo der Transformation bestimmten die Marktbedingungen und die Wünsche der Kunden, hieß es. An der «Ambition 2039», der Nachhaltigkeitsstrategie der Stuttgarter, wonach bis 2039 die gesamte Neufahrzeugflotte bilanziell CO2-neutral werden soll, ändert sich laut Källenius nichts.
Greenpeace-Mobilitätsexperte Benjamin Stephan sagte, mit seinem Kurswechsel stehle sich Källenius aus seiner Verantwortung als Chef eines der größten CO2-Verursacher der Republik. Das ursprüngliche Ziel, bis zum Jahr 2030 weltweit weitgehend auf klimaschädliche Verbrenner zu verzichten, habe Mercedes zum einzigen Lichtblick unter den deutschen Autobauern gemacht. «Nun gibt der Mercedes-Chef dieses Klimaziel auf, um bis weit in die 30er Jahre hinein Verbrenner zu bauen. Das kommt einem klimapolitischen Offenbarungseid gleich.» Wenn Mercedes und die deutsche Autoindustrie eine gestaltende Rolle in der Mobilitätswende spielen wollen, dann müssen sie laut Greenpeace «ihren Auftrag annehmen: weg vom Öl, und zwar schnell».
Das Unternehmen geht davon aus, in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts beim Gesamtabsatz bis zu 50 Prozent mit vollelektrischen Autos sowie Plug-in-Hybriden zu erreichen. Auch hier war der Konzern schon mal optimistischer.
Für dieses Jahr rechnet der Konzern jedenfalls nicht mit einem großen Anstieg bei seinen E-Pkw. Diese sollten einen Anteil von 19 bis 21 Prozent ausmachen. 2023 lag der Anteil bei knapp 20 Prozent. In der Pkw-Sparte, also ohne die Vans, verkaufte Mercedes im vergangenen Jahr etwas mehr als zwei Millionen Fahrzeuge. Gut 400.000 davon waren vollelektrisch oder Plug-in-Hybride.
Freuen können sich rund 91.000 Beschäftigte des Unternehmens in Deutschland. Sie sollen auch in diesem Jahr mit dem Entgelt im April eine Prämie von bis zu 7300 Euro erhalten.